StephTV
Till Deaf Do Us Part
Das sind zwei Punkte, die ich notwendigerweise für reformbedürftig halte.Die meiste Aufregung herrscht doch eh immer darüber, dass der VAR so manche idiotische Regel entblößt, die geändert gehört.
Meistens wird ja durchaus Regelkonform entschieden.
Aber wenn dann ein Tor nicht zählt, weil vorm Erzielen des Tores bei der Ballannahme mit der Brust der Ball mit einer Faser den Ärmel des Trikots in Bizepshöhe berührt hat, dann kann man Fußball auch einfach beenden. Bewusst überspitzt.
Es werden durch die jetzige Handhabung Regelgrauzonen aufgedeckt, die vorher, bei rein analoger, menschlicher Entscheidungsgewalt eher keine waren. Das bisherige Regelwerk ist nicht auf eine detaillierte, fernsehunterstützte,Bild-für-Bild-Auswertung gemacht.
Allein, das von dir aufgeführte Beispiel, der (mittlerweile kaum ersichtlichen) Handspielregel ist ein perfektes Beispiel. Hier wird ein Handspiel als unterschiedlich „wertig“ gesehen. Defensives Handspiel (nicht strafbar bei angelegtem Arm, während des Blockens eines Torschusses) hat eine andere Wertigkeit als jedwede Berührung am Arm vor der Erzielung eines Tores. Wie kann ein angelegter Arm einerseits strafbar, andererseits nicht strafbar sein? Wie kann hier zwischen Offensive und Defensive unterscheiden werden? Also ist die Defensive Handlung „mehr Wert“ als die Offensive?
Vor den VAR war es klar im Ermessensspielraum des Refs und hier wurde bestenfalls zwischen Absicht und keiner Absicht unterschieden und nicht zwischen einer strafbareren wertigen und unwerten Situation.
Als Schiedsrichter bist du manchmal dennoch die ärmste Sau. Schon eine geringfügig andere Position zum Geschehen beeinflusst die Sicht auf die Situation und lässt sich anders bewerten, als anders positionierte Menschen. Das soll keine Entschuldigung für alle Fehlentscheidungen sein, sondern eine andere Perspektive ermöglichen. Bspw. entscheidet ein Linienrichter schneller auf „Abseits“, wenn er auch nur einen halben Meter vor dem vorletzten Verteidiger steht, während ein Linienrichter, der einen halben Meter hinter dem vorletzten Verteidiger steht, schneller auf „kein Abseits“ entscheidet. Diese Untersuchungen gab es mal auf einer Schiedsrichterschulung für Trainer im Verband. Klar darf sowas nicht passieren, ist aber - gerade bei schnellen Umschaltsituatonen - menschlich.
Ich finde es allerdings fraglich, warum bei internationalen Spielen eine virtuelle Abseitslinie deutlich schneller gezogen wird, als in der Bundesliga…Seisdrum.
Der für mich unschätzbare Vorteil des Challangesystems wären die begrenzten Einspruchsmöglichkeiten, die Verlagerung der Verantwortung weg von Schiedsrichterteam hin zum Coaching Staff, was strittige Entscheidungen betrifft und die absehbaren, wenigen Spielunterbrechungen (die bei einer Nettospielzeit natürlich wenig bis nicht die Spielzeit beeinflussen, aber das ist ein anderes Thema). Allerdings müssten weiterhin alle Tor auf Regelkonformität geprüft werden, wobei zuvor das Regelwerk präzisiert werden müsste.
Italien scheint das „Challangen“ ja schon zu testen.