Da hab‘ ich also am Wochenende spontan eine Punkteliste rausgehauen, und seitdem ärgere ich mich darüber. Nicht, weil sich die Punkte falsch anfühlen, das kommt gemäß meinen subjektiven Eindrücken schon so hin, aber ich möchte meine teils von Euch gravierend abweichende Meinung ein bisschen darlegen:
1982 Battle Hymns – 10/10
Für mich – zusammen mit Sign oft he Hammer – die beste Manowarscheibe aller Zeiten. Ich liebe diese Dualität, einerseits sind mit Dark Avenger und dem Titelsong zwei makellose Epics auf der Scheibe, blaupausen für alle kommenden Großtaten, und dann gibt es aus der anderen Seite so unverschämt rockende Nummern wie Death Tone und Metal Daze, die später so locker nie wieder aufgetaucht sind. Da hat sich Ross voll ausgelebt. Auch das erste DeMaiosche Basssolo stört meinen Hörfluss nicht. Erwähnen muss ich noch das geschmackvolle Schlagzeugspiel von Donnie Hamzik. Das simplere Schlagzeugspiel der folgenden Alben (sofern die Alben ab einschließlich der Fighting The World einen Schlagzeuger je gesehen haben, ich als Laie mag das nicht beurteilen) gefällt mir weniger gut.
1983 Into Glory Ride – 9/10
Der nächste Schritt in der Entwicklung des Bandsounds. Eric hat die auf dem Debut bereits hervorragende Gesangsleistung nochmal gesteigert. Mit Gates Of Valhalla, Hatred und March For Revenge sind drei reinste Diamanten auf dem Album. Der Sound passt wie die Faust auf’s Auge, Ross ist so wahnsinnig eigenständig, das ist eine fast perfekte Platte. Nur der rock’n’rollige Touch, der den Vorgänger noch ein bisschen eigenständiger macht, geht mir ein wenig ab. Daher „nur“ eine 9.
1984 Hail To England - 9/10
Und – wie wir alle wissen – die nächste Bombe in kürzester Zeit. Empfinde ich stärker als die Into Glory Ride, da die ‚non-Epics‘ knackiger und besser auf den Punkt sind. Die ersten drei Songs sind Granaten, wie man sie besser nicht machen kann, der Titeltrack ist wahrlich königlich, und mit Bridge Of Death beendet der in meinen Ohren düsterste Manowarsong das Album. Aber für eine 10 reicht es nicht. Leider geht mir Black Arrows so dermaßen auf den Sack, dass ich deswegen das Album nicht ohne Ärgernis durchhören kann. Schade. Mussten die das Album strecken, um nicht unter 30 Minuten ins Ziel zu kommen?
1984 Sign Of The Hammer – 10/10
Mein Liebling. Die perfekte Manowarscheibe. Mit All Men Play On Ten und Animals startet die Scheibe wieder wesentlich rockiger als auf den Vorgängern. Das schmeckt manchen anscheinend nicht, da der Einstieg nicht so Bretthart wie auf dem Vorgänger stattfindet, für mich macht das die Scheibe aber noch abwechslungsreicher. Zumal sich mit Thor, The Oath und dem Titeltrack drei perfekte Stücke Edelstahl auf der Platte befinden. Getoppt wird das alles nur von zwei unsterblichen Momenten, Musik, wie sie intensiver nicht sein kann. Die absoluten Höhepunkte des manowarschen Schaffens. Das erhabene Mountains und das eindringliche Guyana. Intensiver haben mich Eric und Ross nie erreicht. Im Gegensatz zum Vorgänger muss ich auch bei Gedudel, sprich Thunderpick, nicht skippen. Gekrönt wird die Scheibe auch vom besten Sound, den Manowar jemals hatten. Besser kann man diesen Stil nicht klingen lassen. Womit wir auch schon beim Hauptproblem sind, das die Band ab jetzt haben wird.
1987 Fighting The World – 7/10
Was für ein Sound. Was für ein mieser Sound. DeMaio entdeckt Trigger und/oder Drumcomputer für sich. Ebenfalls entdecken Manowar ihre käsige Seite, die zukünftig immer stärker betont werden wird. Und ich habe kein Problem damit, sofern die Songs stimmen. Das tut hier beispielsweise der Titeltrack, dessen reduzierte Eingängigkeit mich absolut anspricht, nicht aber Carry On, das ich nur grausam finde. Zusammen mit Blow Your Speakers die bis dahin beiden unnötigsten Manowarsongs. Dadurch, dass ich hier erstmalig Ausschuss finde, der über Dudelsolos hinausgeht, ist die Scheibe für mich merklich schwächer als der Vorgänger. Dennoch sind natürlich 5 absolute Volltreffer vertreten. Objektiv sind 7 Punkte sicher einen zu wenig, aber subjektiv fühlt es sich für mich so an.
1988 Kings Of Metal – 8/10
Für mich das erste Album der „neuen Band“ Manowar, auch wenn Ross hier noch geklampft hat. An ihm kann ich das nicht ausmachen. Den ausladenden Songs fehlt ab jetzt ein wenig das mysthische Element, falls ihr wisst, was ich meine. Dafür sind die Metalsongs ab jetzt griffiger und simpler. Ab jetzt dominiert die Eingängigkeit, es tauchen umfangreichere Chöre statt, Orchestrierungen finden statt. Dass man ab jetzt immer größere Probleme mit der Band bekommt, wenn man Alben im Stil der ersten vier haben möchte, verstehe ich. Mit Hail And Kill hat das Album einen klaren Höhepunkt, mit Wheels Of Fire und Kings Of Metal sehr starke und megaeingängige Songs, mit Heart Of Steel dafür auch Kitsch.
1992 The Triumph Of Steel – 6/10
Nicht meins. Ich finde auf dem Album mit Metal Warriors und Spirit Horse zwei einsame Höhepunkte, viel mehr finde ich hier nicht. Vielleicht bin ich dem Album gegenüber nicht offen genug, weil gerade der Kern der Scheibe, Achilles mit seinen 28 Minuten, mich so gar nicht erreicht. Ich werde mir heute die CD mal rauslegen und nochmal die B-Seite hören, ob ich den dort vertretenen Songs Unrecht getan habe. An den neuen Kollegen, die nur auf dieser Scheibe vertreten waren, liegt es jedenfalls sicher nicht.
1996 Louder Than Hell – 7/10
Viele knackige Songs, die übliche Kitschballade (die mich nicht erreicht), instrumentaler Blödsinn. Ein Stück weit die Gussform der folgenden Alben. Zum letzten Mal bis heute übrigens in gelungenem Soundgewand, hört sich besser als die direkten Vorgänger und Nachfolger an. Eine gute, aber nicht sehr gute Scheibe.
2002 Warriors Of The World – 6/10
Was habe ich mich auf diese Scheibe gefreut. Aber das war zu wenig. Es gibt sieben brauchbare Songs, von denen Call To Arms (sehr starker Opener, besser als jeder Song der beiden 90er-Scheiben) und Swords In The Wind (bester Epic seit der Sign Of The Hammer). Hätte man es bei diesen Songs belassen, hätte ich eine 8-Punkte-CD vor mir. Aber das Streckwerk mit dem vergewaltigten Nessun Dorma, dem Elvisgedönse und dem Instrumentalzeug wertet das ganze spürbar ab.
2002 The Dawn Of Battle – 8/10
Daher war ich umso dankbarer über diese Single. Call To Arms war bekannt, aber mit dem Brecher von Titeltrack und der doomigen Ballade I Believe liefert die Band zwei starke Songs ab. Die aufs Album packen, den Schmodder weg, und ich bin glücklich.
2007 Gods Of War – 9/10
Hier ecke ich wohl am meisten an. Logisch nachvollziehbar ist das selbst für mich nicht. Oben kritisiere ich die unnötigen Instrumentals, die Plastikproduktionen, finde manche Balladen zu kitschig, aber hier finde ich ein Album mit stimmigem Fluss, guten Songs und vielen Höhepunkten. Nach der gelungenen Ouvertüre (klar wäre ein Orchester auf Fleisch und Blut die Krönung gewesen) und dem Intro kommt mit King Of Kings einer der besten Manowarsongs aller Zeiten. Nach der toll gesungenen Überleitung Army Of The Dead kommt mit Sleipnir der nächste Volltreffer, gefolgt von Loki God Of Fire, der dem auch nichts nachsteht. Die Ballade ist erträglich. Dass er großartige Song The Sons Of Odin gleich zwei Intros braucht ist in der Tat nicht nötig. Die folgenden Songs sind ebenfalls alle stark. Trotz den mir zu üppigen Instrumentalparts und dem miesen Sound kann ich dem Album nicht weniger Punkte geben, sorry.
2009 Thunder In The Sky – 8/10
Father ist kacke, The Crown And The Ring in der Metalversion unnötig. Aber was übrig bleibt sind vier richtig starke Songs.
2010 Battle Hymns MMXI – 0/10
Ich besitze sie nicht und erlaube mir mein Urteil nach 2 Durchläufen. Ich verstehe die Intention von Bands, die Alben neu einspielen, wenn sie keine Rechte mehr am Album haben. Ebenfalls verstehe ich, dass eine Band nach so langen Jahren Frühwerke in aktuellem Sound präsentieren möchte. Bei Manowar habe ich damit zwei Probleme. Erstens ist Eric älter geworden. Ich mag seine Stimme auch heute noch ohne Ende, aber er singt tiefer und packt die Screams nicht mehr. Bei neuen Songs stört mich das nicht, aber bei alten Songs, die ich anders kenne, fehlt mir das. Ich denke zum Beispiel an den Falsettpart am Ende von Battle Hymns. Dazu kommt, dass der Sound der Band mittlerweile das organische Element verloren hat. Ich verstehe, was Hugin da erfreut, brauche es selbst aber nicht.
2012 The Lord Of Steel – 9/10
Vorab nochmal zur Wiederholung: die Band, die The Lord Of Steel veröffentlicht hat, ich eine gänzlich andere als die, die für die Alben 1 bis 4 (womöglich für den ein oder anderen 1 bis 6) veröffentlicht hat. Auf dieser Scheibe finde ich ausschließlich simple, eingängige Metalsongs mit griffigen Refrains und gutem Gesang. Ähnlich eigentlich der Louder Than Hell, nur mit stärkeren Songs. Elf Songs, elf Treffer. Kein Intro, kein Instrumentalstück, keine vor Kitsch triefenden Balladen. Es war nicht die richtige Entscheidung, vorab eine ‚Hammer-Version‘ auszukoppeln. Die war schlicht und einfach noch nicht fertig. Songs wurden schlüssig zu Ende komponiert, Eric bringt noch ein paar Screams ein und Kingdom Of Steel ist ein schöner Ausklang.
2014 Kings Of Metal MMXIV – 0/10
Hier gilt dasselbe wie bei der Battle Hymns. Ich brauch das nicht. Eric ist älter, ein Song wie Wheels Of Fire braucht was anderes. Grandios ist natürlich die neue Flaggenparade auf dem Cover, das war ein gelungener Schmunzler.
Hach ja, Manowar. Eine der wenigen ganz großen Lieben. Dass jemand, der mehr Hintergründe bezüglich des Vorgehens von DeMaio kennt oder selbst mit ihm in Konflikt geraten ist, die Musik anders bewertet. Genauso verstehe ich, dass man aufgrund Konzertpreisen, Interviewäußerungen oder Labelpolitik Lust an der Band verliert. Mir persönlich hat das bislang nichts ausgemacht.