MESSERSCHMITT

Ich weiß nicht, du hast in deinen bisherigen Beiträgen nur eine einzige Frage gestellt, und zwar weshalb wir unsere Band Messerschmitt genannt haben. Die Frage hab ich für mein Verständnis eigentlich schon beantwortet. Ich könnte jetzt noch ergänzen, dass ich unabhängig von Ethnie oder Nationalität problemlos auf die Gesellschaft von 70 bis 80% der Menschen verzichten könnte, während die restlichen 20 bis 30% - ebenfalls unabhängig von Ethnie und Nationalität - coole und interessante Typen sind, mit denen ich gerne meine Zeit verbringe. Ich könnte hinzufügen, dass Ethnie und Nationalität grundsätzlich keine Kategorien sind, die irgendeinen Einfluss auf meine Wertschätzung eines Menschen haben. Keine Ahnung, ist es das, was du wissen wolltest? Worauf ich wenig Lust hab, ist, hier mein persönliches politisches Profil öffentlich zu erörtern. Nicht falsch verstehen, ich bin politisch ziemlich interessiert und hab zu einer ganzen Menge an Themen einiges zu sagen, aber ich denke halt nicht, dass unser Bandthread der passende Ort dafür ist. Wie gesagt, wenn du da irgendeine konkrete Frage hast, schick mir einfach ne PN.
Um das abzuschließen:

Mir ging es nicht um irgendwelche persönlichen politischen Einstellungen von Bandmitgliedern. Und für mich ist die Frage abschließend nicht zufriedenstellend beantwortet. Aber sei's drum.
 
Stand nicht Heavy Metal dereinst für Provokation?
Sicher, wobei ich das Wort "dereinst" streichen würde. Provokation war und ist ein Bestandteil dieses Genres, da stimme ich dir zu (@Matty Shredmaster hat wie immer Recht ;))

Für mich ist aber auch immer die Motivation interessant, denn ich glaube es ist wenn überhaupt selten dass jemand nur wegen der Provokation provoziert, meistens denkt man sich ja irgendwas dabei, egal was.
 
Sicher, wobei ich das Wort "dereinst" streichen würde. Provokation war und ist ein Bestandteil dieses Genres, da stimme ich dir zu (@Matty Shredmaster hat wie immer Recht ;))

Für mich ist aber auch immer die Motivation interessant, denn ich glaube es ist wenn überhaupt selten dass jemand nur wegen der Provokation provoziert, meistens denkt man sich ja irgendwas dabei, egal was.
Ich glaube hingegen, dass heutzutage fast jeder vor allem der Provokation wegen provoziert. Irgendwie muss man ja auffallen.

Heavy Metal hat doch schon lange nichts mehr mit Rebellion zu tun und ist in seinem Konservativismus, seiner Uniformierung und letztlich seiner Spießerhaftigkeit insgesamt mehr Mainstream als so manch anderes musikalisches Genre, das man allein aufgrund der weniger harten Musik vielleicht viel eher dort verorten würde.
Wie rebellisch sind ausverkaufte Stadionkonzerte, wie Underground Dutzende verschiedene Sammler-Editionen einzelner Alben, wie individuell Patch-Sammelzwänge? Wieviel Gefährlichkeit ist einer Szene geblieben, die jedes Jahr auf großen Festivals Touristen anzieht wie ein seit Wochen ungeputztes Scheißhaus die Fliegen?

Versteh mich nicht falsch, niemand liebt Metal mehr als ich, und ich will ganz sicher nicht als Nestbeschmutzer dastehen. Aber wenn man mal ehrlich zu sich selbst ist, trägt der Kern der Szene die alten Werte vor sich her wie ein prunkvolles Banner der Erinnerung und will nicht anerkennen, dass niemand sie mehr ernsthaft leben kann.
 
Ich glaube hingegen, dass heutzutage fast jeder vor allem der Provokation wegen provoziert. Irgendwie muss man ja auffallen.

Heavy Metal hat doch schon lange nichts mehr mit Rebellion zu tun und ist in seinem Konservativismus, seiner Uniformierung und letztlich seiner Spießerhaftigkeit insgesamt mehr Mainstream als so manch anderes musikalisches Genre, das man allein aufgrund der weniger harten Musik vielleicht viel eher dort verorten würde.
Wie rebellisch sind ausverkaufte Stadionkonzerte, wie Underground Dutzende verschiedene Sammler-Editionen einzelner Alben, wie individuell Patch-Sammelzwänge? Wieviel Gefährlichkeit ist einer Szene geblieben, die jedes Jahr auf großen Festivals Touristen anzieht wie ein seit Wochen ungeputztes Scheißhaus die Fliegen?

Versteh mich nicht falsch, niemand liebt Metal mehr als ich, und ich will ganz sicher nicht als Nestbeschmutzer dastehen. Aber wenn man mal ehrlich zu sich selbst ist, trägt der Kern der Szene die alten Werte vor sich her wie ein prunkvolles Banner der Erinnerung und will nicht anerkennen, dass niemand sie mehr ernsthaft leben kann.

Leider wahr.
 
Metal hat schon ein paar sehr sympathische Elemente, die auch heute noch ziemlich konträr zur gesamtgesellschaftlichen Tendenz laufen. Was ich zum Beispiel richtig cool finde, ist, dass Metal Shirts und Platten mit wachsendem Alter immer cooler werden. Das ist nicht nur eine willkommene Gegenbewegung zur Junk- und Wegwerf-Gesellschaft, sondern gibt zudem auch wirtschaftlich weniger gut situierten Leuten, die sich nicht ständig das Neuste vom Neuen zulegen können, die Möglichkeit, ohne Prestigeverlust in der Szene unterwegs zu sein. Generell erkennst du auf nem Metal Konzert den finanziellen Stand der Leute nicht an ihren Klamotten. Finde ich super.
Dafür ist Wissen (über die Szene) in viel stärkerem Maße ein Statussymbol, als es in den meisten Teilen der Gesellschaft außerhalb der Szene der Fall ist. Der Mindeslohn-Plackerer, der jede japanische 80er Kultband kennt, erntet definitiv mehr Beifall als der Manager, der außer Maiden, Priest und AC/DC keine Band kennt. Man kann hier natürlich die Frage stellen, ob Status-Hierarchien nicht grundsätzlich ne Sache sind, ohne die die Menschheit besser dran wäre, aber damit würde man schnell ins Utopische abdriften und de facto ist mir Wissen als Währung allemal sympathischer als finanzieller Wohlstand und Erfolg auf der Karriereleiter.
 
Metal hat schon ein paar sehr sympathische Elemente, die auch heute noch ziemlich konträr zur gesamtgesellschaftlichen Tendenz laufen. Was ich zum Beispiel richtig cool finde, ist, dass Metal Shirts und Platten mit wachsendem Alter immer cooler werden. Das ist nicht nur eine willkommene Gegenbewegung zur Junk- und Wegwerf-Gesellschaft, sondern gibt zudem auch wirtschaftlich weniger gut situierten Leuten, die sich nicht ständig das Neuste vom Neuen zulegen können, die Möglichkeit, ohne Prestigeverlust in der Szene unterwegs zu sein. Generell erkennst du auf nem Metal Konzert den finanziellen Stand der Leute nicht an ihren Klamotten. Finde ich super.
Dafür ist Wissen (über die Szene) in viel stärkerem Maße ein Statussymbol, als es in den meisten Teilen der Gesellschaft außerhalb der Szene der Fall ist. Der Mindeslohn-Plackerer, der jede japanische 80er Kultband kennt, erntet definitiv mehr Beifall als der Manager, der außer Maiden, Priest und AC/DC keine Band kennt. Man kann hier natürlich die Frage stellen, ob Status-Hierarchien nicht grundsätzlich ne Sache sind, ohne die die Menschheit besser dran wäre, aber damit würde man schnell ins Utopische abdriften und de facto ist mir Wissen als Währung allemal sympathischer als finanzieller Wohlstand und Erfolg auf der Karriereleiter.
Auch dem stimme ich im allgemeinen zu ( ich finde das sich diese positiven und die von Matty beschriebenen negativen Erscheinungen nicht wiedersprechen, sondern nur mehrere Seiten beleuchten). Allerdings muss ich als Frau zum einen als eben solche einhaken, da ein überholter Chauvinismus von manch einem -unabhängig von Wissen- als grundsätzliche Haltung noch immer gepflegt wird ( schmückendes Beiwerk, nur Begleitung... ect.) , zum anderen ist die Kleiderfrage dann doch nicht so einfach wie angedeutet. Trägst du das falsche Shirt oder hast einen falschen Patch auf der Kutte kommt es leicht vor das einem Vorurteile entgegenschlagen und man überhaupt nicht mehr die Chance bekommt das Wissen unter Beweiss zu stellen. Es wird also durchaus auch hier aufgrund der Kleidung gewertet und kategorisiert.
 
Der Bandname hört sich für mich auch maximal nach Metal an, die historische Bedeutung war mir bis heute nicht bewusst, juckt mich auch nicht.
Hab das Demolition Tape seit einigen Jahren und das läuft regelmäßig. Speed Metal nah an der Perfektion. Die Produktion ist schön rau, von 0-100 in 2 Sekunden, Songtexte gehen gut rein und bleiben hängen. Genau so will ich Speed Metal.
Jetzt mal in das aktuelle Album reingehört. Die alten Songs neu eingespielt verwirren mich total, kommt mir so vor, als hättet die einzelnen Bandmitglieder ihre musikalischen Fähigkeiten verbessert und deshalb die Songs leicht verändert.
Ob ich das jetzt besser oder schlechter find, kann ich noch nicht abschließend beurteilen.
 
Metal hat schon ein paar sehr sympathische Elemente, die auch heute noch ziemlich konträr zur gesamtgesellschaftlichen Tendenz laufen. Was ich zum Beispiel richtig cool finde, ist, dass Metal Shirts und Platten mit wachsendem Alter immer cooler werden. Das ist nicht nur eine willkommene Gegenbewegung zur Junk- und Wegwerf-Gesellschaft, sondern gibt zudem auch wirtschaftlich weniger gut situierten Leuten, die sich nicht ständig das Neuste vom Neuen zulegen können, die Möglichkeit, ohne Prestigeverlust in der Szene unterwegs zu sein. Generell erkennst du auf nem Metal Konzert den finanziellen Stand der Leute nicht an ihren Klamotten. Finde ich super.
Dafür ist Wissen (über die Szene) in viel stärkerem Maße ein Statussymbol, als es in den meisten Teilen der Gesellschaft außerhalb der Szene der Fall ist. Der Mindeslohn-Plackerer, der jede japanische 80er Kultband kennt, erntet definitiv mehr Beifall als der Manager, der außer Maiden, Priest und AC/DC keine Band kennt. Man kann hier natürlich die Frage stellen, ob Status-Hierarchien nicht grundsätzlich ne Sache sind, ohne die die Menschheit besser dran wäre, aber damit würde man schnell ins Utopische abdriften und de facto ist mir Wissen als Währung allemal sympathischer als finanzieller Wohlstand und Erfolg auf der Karriereleiter.
Guter Beitrag, kann ich so vorbehaltslos und uneingeschränkt unterschreiben. :top:

@Matty Shredmaster

Oh Gott, ich wollte jetzt sicherlich keine Grundsatzdiskussion hier vom Zaun brechen. Wie du dich sicherlich erinnern kannst hatten wir diesbezüglich schon einmal eine längere Diskussion, von daher möchte ich da nicht mehr groß eingehen von meiner Seite da du sicherlich noch wissen dürftest dass ich das durchaus konträr sehe. Ich verstehe aber was du meinst und kann deine Sicht durchaus nachvollziehen.
 
Metal hat schon ein paar sehr sympathische Elemente, die auch heute noch ziemlich konträr zur gesamtgesellschaftlichen Tendenz laufen. Was ich zum Beispiel richtig cool finde, ist, dass Metal Shirts und Platten mit wachsendem Alter immer cooler werden. Das ist nicht nur eine willkommene Gegenbewegung zur Junk- und Wegwerf-Gesellschaft, sondern gibt zudem auch wirtschaftlich weniger gut situierten Leuten, die sich nicht ständig das Neuste vom Neuen zulegen können, die Möglichkeit, ohne Prestigeverlust in der Szene unterwegs zu sein. Generell erkennst du auf nem Metal Konzert den finanziellen Stand der Leute nicht an ihren Klamotten. Finde ich super.
Dafür ist Wissen (über die Szene) in viel stärkerem Maße ein Statussymbol, als es in den meisten Teilen der Gesellschaft außerhalb der Szene der Fall ist. Der Mindeslohn-Plackerer, der jede japanische 80er Kultband kennt, erntet definitiv mehr Beifall als der Manager, der außer Maiden, Priest und AC/DC keine Band kennt. Man kann hier natürlich die Frage stellen, ob Status-Hierarchien nicht grundsätzlich ne Sache sind, ohne die die Menschheit besser dran wäre, aber damit würde man schnell ins Utopische abdriften und de facto ist mir Wissen als Währung allemal sympathischer als finanzieller Wohlstand und Erfolg auf der Karriereleiter.
Interessante Argumente.
Aber ich denke, dass sie eigentlich nur bekräftigen, woran es in der Szene krankt.

Alte Shirts sind cooler, mehr Wissen über Metal bedeutet höheren Status. Ich weiß, wie du es meinst: man beschäftigt sich intensiv mit der Szene und allem darum herum und schenkt ihr Aufmerksamkeit. Das ist natürlich positiv gedacht.
Genau das läuft aber in vielen realen Fällen auf ein Elitedenken hinaus. „Du bist schlechter als ich, weil du weniger über Metal weißt“, „du bist schlechter als ich, weil dein Shirt neuer ist“. Shirts kann man prima für teuer Geld bei Ebay ersteigern, kauft man sich damit automatisch Credibility? Sich Wissen anlesen kann man auch, macht einen das zum echten Metalhead?

Und was genau hat der Job damit zu tun? Ich zum Beispiel bin ein leitender Angestellter, spiele aber seit 25 Jahren in Metalbands. Habe ich nach dem Studium automatisch aufgehört, ein echter Metalhead zu sein? Oder ist das vom Alter abhängig? Nicht älter als 30 ist der perfekte Metalhead, seine Kutte trägt er aber seit 35, und das Maiden-Shirt ist jüngstenfalls original von der Killers-Tour.

Ich weiß, der letzte Absatz war ein wenig polemisch, aber dieses elitäre Denken, dieses künstliche Erschaffen habenüchener Hierarchien ist meilenweit von dem entfernt, wofür Metal stehen sollte: nämlich Individualität, Toleranz, Freiheit und Spaß. Stattdessen sehen wir in diesem Moment in einen Spiegel der ganz normalen Gesellschaft.
 
Alte Shirts sind cooler, mehr Wissen über Metal bedeutet höheren Status. Ich weiß, wie du es meinst: man beschäftigt sich intensiv mit der Szene und allem darum herum und schenkt ihr Aufmerksamkeit. Das ist natürlich positiv gedacht.
Genau das läuft aber in vielen realen Fällen auf ein Elitedenken hinaus. „Du bist schlechter als ich, weil du weniger über Metal weißt“, „du bist schlechter als ich, weil dein Shirt neuer ist“. Shirts kann man prima für teuer Geld bei Ebay ersteigern, kauft man sich damit automatisch Credibility? Sich Wissen anlesen kann man auch, macht einen das zum echten Metalhead?

Wie gesagt, von einer gewissen elitären Einstellung kann und will ich mich da selber gar nicht freisprechen. Der typische Wacken-Besucher hat nun mal mit dem, was ich unter Heavy Metal verstehe, nicht besonders viel zu tun. Und natürlich kann man sich alte Sachen auf diesem oder jenem Weg zulegen, aber entscheidend ist da aus meiner Sicht, dass man es nicht MUSS. Es reicht vollkommen, wenn man eine gewisse Zeit dabei bleibt, dann kommt das Prestige und die Credibility irgendwann von ganz alleine. Die Metal Szene belohnt Konsequenz und eine gewisse Form von Loyalität zu seinen Ursprüngen. Muss man natürlich nicht gut heißen, ich persönlich finde es aber eigentlich ganz cool... nicht zuletzt aufgrund der Vorteile des Ganzen, die ich im letzten Beitrag beschrieben hab.

Und was genau hat der Job damit zu tun? Ich zum Beispiel bin ein leitender Angestellter, spiele aber seit 25 Jahren in Metalbands. Habe ich nach dem Studium automatisch aufgehört, ein echter Metalhead zu sein? Oder ist das vom Alter abhängig? Nicht älter als 30 ist der perfekte Metalhead, seine Kutte trägt er aber seit 35, und das Maiden-Shirt ist jüngstenfalls original von der Killers-Tour.

Wie gesagt: Der Job hat absolut nichts damit zu tun, und gerade das ist ja das Schöne. Es ist schlichtweg scheißegal, was du beruflich machst oder nicht machst. Ich hatte da witziger Weise erst gestern ein kleines Gespräch mit meiner Frau drüber. Ich hab ihr von einem alten Bekannten erzählt, den ich am Samstag auf ner Party getroffen hab und der nicht weniger als sechs Wochen an ner fiesen Erkältung zu knabbern hatte. Sie fragte mich dann, ob das denn keinen Ärger bei der Arbeit gegeben habe und was er denn beruflich mache, und ich war selbst einigermaßen überrascht, als ich ihr antwortete: "Keine Ahnung, was sein Beruf ist." Wir kennen uns seit Jahren, aber der Beruf spielt einfach keine Rolle... im radikalen Gegensatz zu den meisten anderen Teilen des Gesellschaftslebens, wo es wenig gibt, was eine größere Rolle spielt.

Ich weiß, der letzte Absatz war ein wenig polemisch, aber dieses elitäre Denken, dieses künstliche Erschaffen habenüchener Hierarchien ist meilenweit von dem entfernt, wofür Metal stehen sollte: nämlich Individualität, Toleranz, Freiheit und Spaß. Stattdessen sehen wir in diesem Moment in einen Spiegel der ganz normalen Gesellschaft.

Hmmm, ich hör das auch immer mal wieder, dass Leute sagen, es sei nur naiver Idealismus, der Metal Szene irgendeinen ideellen Sonderstatus zu unterstellen. Seh ich persönlich wie gesagt anders, bzw. ich denke, man trifft das Phänomen "Metal Szene" nicht wirklich, wenn man versucht, alles an ihr auf den gesellschaftlichen Standard zurückzurechnen.
 
Wie gesagt, von einer gewissen elitären Einstellung kann und will ich mich da selber gar nicht freisprechen. Der typische Wacken-Besucher hat nun mal mit dem, was ich unter Heavy Metal verstehe, nicht besonders viel zu tun. Und natürlich kann man sich alte Sachen auf diesem oder jenem Weg zulegen, aber entscheidend ist da aus meiner Sicht, dass man es nicht MUSS. Es reicht vollkommen, wenn man eine gewisse Zeit dabei bleibt, dann kommt das Prestige und die Credibility irgendwann von ganz alleine. Die Metal Szene belohnt Konsequenz und eine gewisse Form von Loyalität zu seinen Ursprüngen. Muss man natürlich nicht gut heißen, ich persönlich finde es aber eigentlich ganz cool... nicht zuletzt aufgrund der Vorteile des Ganzen, die ich im letzten Beitrag beschrieben hab.



Wie gesagt: Der Job hat absolut nichts damit zu tun, und gerade das ist ja das Schöne. Es ist schlichtweg scheißegal, was du beruflich machst oder nicht machst. Ich hatte da witziger Weise erst gestern ein kleines Gespräch mit meiner Frau drüber. Ich hab ihr von einem alten Bekannten erzählt, den ich am Samstag auf ner Party getroffen hab und der nicht weniger als sechs Wochen an ner fiesen Erkältung zu knabbern hatte. Sie fragte mich dann, ob das denn keinen Ärger bei der Arbeit gegeben habe und was er denn beruflich mache, und ich war selbst einigermaßen überrascht, als ich ihr antwortete: "Keine Ahnung, was sein Beruf ist." Wir kennen uns seit Jahren, aber der Beruf spielt einfach keine Rolle... im radikalen Gegensatz zu den meisten anderen Teilen des Gesellschaftslebens, wo es wenig gibt, was eine größere Rolle spielt.



Hmmm, ich hör das auch immer mal wieder, dass Leute sagen, es sei nur naiver Idealismus, der Metal Szene irgendeinen ideellen Sonderstatus zu unterstellen. Seh ich persönlich wie gesagt anders, bzw. ich denke, man trifft das Phänomen "Metal Szene" nicht wirklich, wenn man versucht, alles an ihr auf den gesellschaftlichen Standard zurückzurechnen.
Nur zum letzten Absatz: Umgekehrt ist eigentlich richtig. Die Metalszene hat sich von etwas Individuellem immer mehr zu einem Spiegel der Gesellschaft entwickelt. Es gibt doch genau dieselben Strukturen, sei es in der Vermarktung, der optischen Uniformierung, den Sounddiskussionen, den Subgenre-Grabenkämpfen.

Ein Beispiel: früher haben alle nach Anerkennung geschrieen. Metal müsse ins Fernsehen, damit alle sehen, dass wir keine Menschenfresser sind und die Musik voll toll ist. Dann ist genau das eingetroffen, und plötzlich ist Metal gewachsen und wurde immer mehr zum Geschäftskonzept. Und er wurde ein Bestandteil der Gesellschaft. Und das ist er heute mehr denn je, ob wir das jetzt akzeptieren möchten oder nicht. Es gibt den ursprünglichen Metal nicht mehr, zumindest nicht in Deutschland oder den USA, bestenfalls in Südamerika, den arabischen Staaten, Osteuropa oder Asien. Wir haben hier doch im Direktvergleich weder groß etwas auszustehen noch einen triftigen Grund zur Rebellion. Einzelschicksale mal ausgenommen.
Ich bevorzuge auch die romantische Version, aber sie ist halt genau das: romantisch.

Aber ich mag deinen Blick auf die Szene und deinen Glauben an diese Werte sehr!
 
Wie gesagt, von einer gewissen elitären Einstellung kann und will ich mich da selber gar nicht freisprechen. Der typische Wacken-Besucher hat nun mal mit dem, was ich unter Heavy Metal verstehe, nicht besonders viel zu tun.

Da muss ich mal kurz einhaken: Zum einen betonst du dass es deiner Meinung nach in unserem Genre keine Rolle spielen sollte ob jetzt jemand ein totaler "Metalfakten"-Nerd ist oder nicht. Auf der anderen sprichst du von "typischen Wacken-Besuchern", ein Begriff der aus meiner Sicht meistens in einem negativen Zusammenhang gebraucht wird. Wie passt das zusammen? Oder verstehe ich da was falsch? Denn deiner Logik nach dürfte das ja keine Rolle spielen wie er von einem betrachtet oder beurteilt wird. Und was ist für dich ein "typischer Wacken-Besucher"?
 
Da muss ich mal kurz einhaken: Zum einen betonst du dass es deiner Meinung nach in unserem Genre keine Rolle spielen sollte ob jetzt jemand ein totaler "Metalfakten"-Nerd ist oder nicht.

Nope, das hab ich nicht versucht zu sagen. Im Gegenteil. Ich mein(t)e, dass Wissen über die Szene innerhalb der Szene eine gewisse Statussymbol-Funktion erfüllt und dass ich persönlich das durchaus besser finde als materielle Statussymbole. Was keine Rolle spielt und spielen sollte, ist der wirtschaftliche Status einer Person... also das, was umgangssprachlich gemeinhin unter "Erfolg" verstanden wird.

Auf der anderen sprichst du von "typischen Wacken-Besuchern", ein Begriff der aus meiner Sicht meistens in einem negativen Zusammenhang gebraucht wird. Wie passt das zusammen? Oder verstehe ich da was falsch? Denn deiner Logik nach dürfte das ja keine Rolle spielen wie er von einem betrachtet oder beurteilt wird. Und was ist für dich ein "typischer Wacken-Besucher"?

"Der typische Wacken-Besucher" ist ein Stereotyp und existiert als solcher nicht außerhalb des vereinfachten Denkmodells in meinem Kopf. Er ist quasi nichts als eine denkökonomische Vereinfachungsfunktion, die mir den Arsch voll Arbeit erspart, den es bedeutet, ca. 60000 Individuen in ihrer Unverwechselbarkeit und Einmaligkeit zu betrachten... natürlich auf Kosten unzähliger kleinerer und größerer Ungerechtigkeiten gegenüber jedem Einzelnen dieser 60000, aber das nehme ich in Kauf und denke, dass die negativen Folgen kalkulierbar bleiben, solange ich mir der Unzulänglichkeiten des Modells bewusst bin ;)
Vor meinem geistigen Auge sieht er jedenfalls aus wie ein pöbelnder, permanent "Helgaaaaa!" brüllender, Party-Tourist mit wahlweise einer Entenmaske oder einer rosa Unterhose auf dem Kopf, der zwei CDs von den Onkelz und eine von AC/DC zu Hause hat und mal gehört hat, dass man sich in Wacken eine Woche lang benehmen kann wie der letzte Wichser, ohne dass es irgendwen stört. Bei Maiden langweilt er sich anderthalb Stunden, bis sie endlich Fear of the Dark spielen, bei Manowar wartet er sehnsüchtig und ungeduldig auf ihren besten Song Warriors of the World und von Dio kennt er nur Holy Diver. Für Underground Bands interessiert er sich generell nicht, weil die eh nur zu schlecht sind, um nen Deal bei nem größeren Label an Land zu ziehen, und wenn er mal richtig experiementel drauf ist, hört er die Sampler-CD aus dem Metal Hammer, den er für eine gute Informationsquelle hält. Und so weiter und so fort halt...
 
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"Der typische Wacken-Besucher" ist ein Stereotyp und existiert als solcher nicht außerhalb des vereinfachten Denkmodells in meinem Kopf. Er ist quasi nichts als eine denkökonomische Vereinfachungsfunktion, die es mir erspart, ca. 60000 Individuen in ihrer Unverwechselbarkeit und Einmaligkeit zu betrachten... natürlich auf Kosten unzähliger kleinerer und größerer Ungerechtigkeiten gegenüber jedem Einzelnen dieser 60000, aber das nehme ich in Kauf und denke, dass die negativen Folgen kalkulierbar bleiben, solange ich mir der Unzulänglichkeiten des Modells bewusst bin ;)
Vor meinem geistigen Auge sieht er jedenfalls aus wie ein pöbelnder, permanent "Helgaaaaa!" brüllender, Party-Tourist mit wahlweise einer Entenmaske oder einer rosa Unterhose auf dem Kopf, der zwei CDs von den Onkelz und eine von AC/DC zu Hause hat und mal gehört hat, dass man sich in Wacken eine Woche lang benehmen kann wie der letzte Arsch, ohne dass es irgendwen stört. Bei Maiden langweilt er sich anderthalb Stunden, bis sie endlich Fear of the Dark spielen, bei Manowar wartet er sehnsüchtig und ungeduldig auf ihren besten Song Warriors of the World und von Dio kennt er nur Holy Diver. Für Underground Bands interessiert er sich generell nicht, weil die eh nur zu schlecht sind, um nen Deal bei nem größeren Label an Land zu ziehen, und wenn er mal richtig experiementel drauf ist, hört er die Sampler-CD aus dem Metal Hammer. Und so weiter und so fort halt...
Klingt für mich etwas inkonsequent. Wenn ich mir der Unzulänglichkeit meiner Sichtweise bewusst bin dann sollte man meiner Meinung auch daran arbeiten von solchen Denkmustern wegzukommen. Da macht man es sich ein wenig einfach wenn man sagt: "Ich weiß zwar dass meine Sicht nicht ganz richtig ist aber ändern tue ich daran aber auch nichts".

Zudem: Ich persönlich habe nie einen solchen von dir geschilderten Fan getroffen, egal ob auf Konzerten, Festivals oder in der Metalkneipe nebenan. Andererseits muss man ja auch irgendwie in die Szene einsteigen. Ich glaube kaum dass irgendein noch so fanatischer Metalhead mit dem Grundwissen über sämtliche Gitarrentabs von allen Songs die IRON MAIDEN geschrieben haben auf die Welt kommt.
 
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Klingt für mich etwas inkonsequent. Wenn ich mir der Unzulänglichkeit meiner Sichtweise bewusst bin dann sollte man meiner Meinung auch daran arbeiten von solchen Denkmustern wegzukommen. Da macht man es sich ein wenig einfach wenn man sagt: "Ich weiß zwar dass meine Sicht nicht ganz richtig ist aber ändern tue ich daran aber auch nichts".

Zudem: Ich persönlich habe nie einen solchen von dir geschilderten Fan getroffen, egal ob auf Konzerten, Festivals oder in der Metalkneipe nebenan.

..... und 60000 Individuen so gut kennenzulernen, dass ich mir ein fundiertes Urteil über jede Einzelne und jeden Einzelnen bilden kann? Sorry, aber so funktionieren Menschen nicht. Übrigens auch du nicht, ob du dir dessen bewusst bist oder nicht ;) Jeder Mensch bildet permanent und zu jedem Thema Modelle in seinem Kopf. Wir kategorisieren, um uns komplexe Sachverhalte einfacher greifbar zu machen, um unter Zeitdruck Prognosen anstellen zu können und noch für eine Reihe anderer Zwecke. Und es liegt in der Natur dieser Modelle, dass kein einziges von ihnen jemals der Wirklichkeit absolut gerecht werden kann. Wenn du nur an der richtigen Stelle... nein, wenn du nur an IRGENDEINER Stelle weit genug hinein zoomst, wirst du bei restlos jedem Denkmodell herausfinden, dass es ungenau wird. Warum bilden wir sie trotzdem? Weil es sich als brauchbar erwiesen hat. Sie sind schlicht und ergreifend praktisch.

Und selbstverständlich hast du diesen Fan nicht getroffen. Wie gesagt: Er existiert nicht außerhalb meines Kopfes ;)
 
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..... und 60000 Individuen so gut kennenzulernen, dass ich mir ein fundiertes Urteil über jede Einzelne und jeden Einzelnen bilden kann? Sorry, aber so funktionieren Menschen nicht. Übrigens auch du nicht, ob du dir dessen bewusst bist oder nicht ;) Jeder Mensch bildet permanent und zu jedem Thema Modelle in seinem Kopf. Wir kategorisieren, um uns komplexe Sachverhalte einfacher greifbar zu machen, um unter Zeitdruck Prognosen anstellen zu können und noch für eine Reihe anderer Zwecke. Und es liegt in der Natur dieser Modelle, dass kein einziges von ihnen jemals der Wirklichkeit absolut gerecht werden kann. Wenn du nur an der richtigen Stelle weit genug hinein zoomst, wirst du bei restlos jedem Denkmodell herausfinden, dass es ungenau wird. Warum bilden wir sie trotzdem? Weil es sich als brauchbar erwiesen hat. Sie sind schlicht und ergreifend praktisch.
Da magst du prinzipiell ja auch Recht haben und ich nehme mich da generell auch nicht aus. Aber deswegen sollte man immer bestrebt sein Verallgemeinerungen und Vorurteile so gut es geht zu vermeiden. Ich bin generell kein großer Freund von Stigmatisierungen da ich sie für falsch und langfristig auch für gefährlich halte, sei es jetzt der "autoklauende Pole", der "weibische Schwule" oder eben der "typische Wackenbesucher". Das ist mir so generell ein sehr großes Anliegen und ich reagiere dabei mitunter etwas übersensibel und überkritisch, dessen bin ich mir bewusst.
 
Du hast ja selber schon be- und angemerkt, dass die Modelle, von denen ich spreche, ziemlich viel mit Vorurteilen gemeinsam haben. Der entscheidende Unterschied ist aber, dass das Vorurteil nicht weiß, dass das, worauf es sich bezieht, in der wirklichen Welt überhaupt nicht existiert. Genau darauf habe ich hinaus gewollt, als ich sagte, das Risiko sei kalkulierbar, solange man sich der Unzulänglichkeiten des Modells BEWUSST ist.
 
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