Dass es dieses geeinte Europa historisch genauso wenig gab wie einen vermeintlich kulturell homogenen Ursprung, ist auch den Gefühlseuropäern längst bewusst - trotzdem oder gerade deswegen brauchen und inszenieren sie diesen, als Sehnsuchtsort, als sentimentales Refugium, als etwas, den man nachtrauern muss, weil es doch als etwas gilt, das einem die Moderne und ihre vermeintlichen Verfehlungen genommen haben. Hier tun sich Parallelen zwischen einem heimlichen Europa und einem heimlichen Deutschland auf, die die Anschlussfähigkeit für rechte Narrative befördern könnten.
@Voljinslayer Beitrag kommt da sicher nicht von ungefähr und hat schon irgendwie einen Punkt getroffen: Europas Urpsprungsmythos ist vor allem in diesem Sinne eine metapolitische Erzählungen, auf deren politische Realisation erst metapolitisch hinzuarbeiten ist (oder deren Verfehlung in großer Geste des Solitärs zu betrauern ist). Und in diesem Kontext zieht und sticht der Einwand der Fiktionalität nur mehr bedingt, weil selbst Pulp irgendwie in dieses prekäre weiße Grundrauschen eingeht, das sich irgendwie irgendwann zu einer gesellschaftlichen Stimmung verdichten kann und soll.