Atlantean Kodex

Das Unterstellen von Gemecker über Elite-Gruppen ist genauso Quatsch wie die schwülstig aufgeblähte "Kritik" eines EU-Hassers. Denn das ist der Kern des "Gefühlseuropa"-Textes des Neu-Users.
Entschuldigung bitte, ich bin mit den Gepflogenheiten dieses Forums nicht so vertraut. War hier auch noch nie vorher angemeldet ;)
 
Die Musik holt mich ab, die Texte kann man gut mitsingen, die Interviews bieten interessante Aussagen abseits vom Rock'n'Roll Standard, für ein tiefgründigeres inhaltliches Schürfen bin ich entweder zu simpel oder zu sehr Spaßgesellschaft. Aber das ist okay, weil ich genug Alltagswahn im real life habe. Und ich gehe wählen. Immer. Auch wenn ich den 2018er Poll verpasst habe...

Zum Startbeitrag der Diskussion: Wat?
 
Man sollte bei der Diskussion der lyrischen Einflüsse und postulierten politischen Untertöne im Blick behalten, dass John Howard und Mark Valentine überwiegend im belletristischen Bereich arbeiten und ihr schriftstellerisches Werk sich zu weiten Teilen den Traditionen der Fantastik und der dekadenten Literatur verdankt. Wir sprechen hier also nicht von europhilen Traktaten, sondern schlicht von Alternativweltgeschichten bis hin zu literarisch hochambitioniertem Pulp, wie ihren Geschichten über einen namenlosen, nur als The Connoisseur benannten Okkult-Detektiv. Nicht, dass Fantastik und die leichte Muse nicht auch politisch aufgeladen sein können. Ich wollte es nur der Relation wegen ins Feld führen...
 
Man sollte bei der Diskussion der lyrischen Einflüsse und postulierten politischen Untertöne im Blick behalten, dass John Howard und Mark Valentine überwiegend im belletristischen Bereich arbeiten und ihr schriftstellerisches Werk sich zu weiten Teilen den Traditionen der Fantastik und der dekadenten Literatur verdankt. Wir sprechen hier also nicht von europhilen Traktaten, sondern schlicht von Alternativweltgeschichten bis hin zu literarisch hochambitioniertem Pulp, wie ihren Geschichten über einen namenlosen, nur als The Connoisseur benannten Okkult-Detektiv. Nicht, dass Fantastik und die leichte Muse nicht auch politisch aufgeladen sein können. Ich wollte es nur der Relation wegen ins Feld führen...
Erklär mir bitte den Inhalt dieses herrlichen Wortgeschrotes am Storm Crusher bei drei oder vier Kaltschalen auf Stamtischbairisch. Diese subcommandantische Note der Worte klingt aber erotisch.
 
Erklär mir bitte den Inhalt dieses herrlichen Wortgeschrotes am Storm Crusher bei drei oder vier Kaltschalen auf Stamtischbairisch. Diese subcommandantische Note der Worte klingt aber erotisch.

Ich les' dir sehr gerne im betüddelten Kopp ein paar dieser herrlich entschleunigten Detektivgeschichten vor. Das ist Buchstaben-Doom, wie er im, äh, Buche steht...!
 
EU-Fimmel nach Twelve Stars… als Gefühlseuropäer ist mir die EU ein besonders großer Dorn im Auge. Wenn man wie ich, die Moderne radikal ablehnt


Uropia O Morte!

Ein Schelm, der Böses dabei denkt...
Viele Grüße nach Halle (und nein, bitte wegen Uropia O Morte! keine Links zu rechtsextremen Publikationen posten)
 
Man sollte bei der Diskussion der lyrischen Einflüsse und postulierten politischen Untertöne im Blick behalten, dass John Howard und Mark Valentine überwiegend im belletristischen Bereich arbeiten und ihr schriftstellerisches Werk sich zu weiten Teilen den Traditionen der Fantastik und der dekadenten Literatur verdankt. Wir sprechen hier also nicht von europhilen Traktaten, sondern schlicht von Alternativweltgeschichten bis hin zu literarisch hochambitioniertem Pulp, wie ihren Geschichten über einen namenlosen, nur als The Connoisseur benannten Okkult-Detektiv. Nicht, dass Fantastik und die leichte Muse nicht auch politisch aufgeladen sein können. Ich wollte es nur der Relation wegen ins Feld führen...

Sehr richtig. Ebenso wie der von Atlantean Kodex gerne zitierte Robert E. Howard sehr klar gesagt hat, dass er seine Erzählungen auf keinen Falls als wissenschaftlichen Beitrag zu Konstruktion der menschlichen Vorgeschichte verstanden haben will. Und ernst gemeinte akademische Beiträge die von einem religiös/kulturell geeinten Ureuropa ausgingen, wie zum Beispiel Frazers The Golden Bough, sind von der modernen Forschung schon lange widerlegt. Das ist Manuel auch zu 100% bewusst, er hat doch selbst schon in Interviews gesagt, dass er diese Idee vorrangig nur als interessantes lyrisches Konzept für ihre Texte sieht. Das mythische Ureuropa, garniert mit Versatzstücken aus der Realität, sehe ich bei Atlantean Kodex somit als spannendes Szenario für die eigenen Erzählungen. Also genauso wie bei Howard, um mal wieder den Bogen zurück zu spannen. :D

PS: Lest mehr Robert E. Howard!
 
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Was ich an dem aktuellen Interview extrem interessant finde, ist der Ansatz, dass Europa ein Identität stiftender Mythos fehlt. Es ist ja tatsächlich so, dass wir, um da fündig zu werden, fast zurück müssen bis zu dem Mädchen und dem Stier. Ein moderner Ansatz ist die Geschichte von Europa als Friedensbringerin, aber der wird in der Breite der Bevölkerung irgendwie noch nicht so ganz angenommen und dadurch kommt es erst dazu, dass sich Vorstellungen durchsetzten können, die kaum über die Wirschaftsunion hinaus reichen.
Mich erinnert das an die nationalistische Bewegung im deutschsprachigen Raum im 19. Jahrhundert. Der ganze Aufwand, den z.B. die Grimm Brüder mit ihrem Wörterbuch, ihrer Märchensammlung usw. betrieben haben, zielte ja auch darauf, den Deutschen vor Augen zu führen, dass sie eine gemeinsame Kultur haben und dass es zwischen ihnen mehr Verbindendes als Trennendes gibt. Auch damals gab es dafür massiven Gegenwind aus konservativen Kreisen, aber am Ende hat sich die offene und verbindende Bewegung durchgesetzt, wobei die Etablierung eines gemeinsamen deutschen Mythos eine nicht unwichtige Rolle gespielt hat. Das kann einem doch Mut machen, wenn man heute auf Europa blickt.
 
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Dass es dieses geeinte Europa historisch genauso wenig gab wie einen vermeintlich kulturell homogenen Ursprung, ist auch den Gefühlseuropäern längst bewusst - trotzdem oder gerade deswegen brauchen und inszenieren sie diesen, als Sehnsuchtsort, als sentimentales Refugium, als etwas, den man nachtrauern muss, weil es doch als etwas gilt, das einem die Moderne und ihre vermeintlichen Verfehlungen genommen haben. Hier tun sich Parallelen zwischen einem heimlichen Europa und einem heimlichen Deutschland auf, die die Anschlussfähigkeit für rechte Narrative befördern könnten. @Voljinslayer Beitrag kommt da sicher nicht von ungefähr und hat schon irgendwie einen Punkt getroffen: Europas Urpsprungsmythos ist vor allem in diesem Sinne eine metapolitische Erzählungen, auf deren politische Realisation erst metapolitisch hinzuarbeiten ist (oder deren Verfehlung in großer Geste des Solitärs zu betrauern ist). Und in diesem Kontext zieht und sticht der Einwand der Fiktionalität nur mehr bedingt, weil selbst Pulp irgendwie in dieses prekäre weiße Grundrauschen eingeht, das sich irgendwie irgendwann zu einer gesellschaftlichen Stimmung verdichten kann und soll.
 
Dass es dieses geeinte Europa historisch genauso wenig gab wie einen vermeintlich kulturell homogenen Ursprung, ist auch den Gefühlseuropäern längst bewusst - trotzdem oder gerade deswegen brauchen und inszenieren sie diesen, als Sehnsuchtsort, als sentimentales Refugium, als etwas, den man nachtrauern muss, weil es doch als etwas gilt, das einem die Moderne und ihre vermeintlichen Verfehlungen genommen haben. Hier tun sich Parallelen zwischen einem heimlichen Europa und einem heimlichen Deutschland auf, die die Anschlussfähigkeit für rechte Narrative befördern könnten. @Voljinslayer Beitrag kommt da sicher nicht von ungefähr und hat schon irgendwie einen Punkt getroffen: Europas Urpsprungsmythos ist vor allem in diesem Sinne eine metapolitische Erzählungen, auf deren politische Realisation erst metapolitisch hinzuarbeiten ist (oder deren Verfehlung in großer Geste des Solitärs zu betrauern ist). Und in diesem Kontext zieht und sticht der Einwand der Fiktionalität nur mehr bedingt, weil selbst Pulp irgendwie in dieses prekäre weiße Grundrauschen eingeht, das sich irgendwie irgendwann zu einer gesellschaftlichen Stimmung verdichten kann und soll.

Alles richtig und im Grundsatz insofern natürlich nicht unproblematisch, da ja ein romantisch aufgeladenes und vor allem emotional mythologisiertes, vermeintliches europäisches Ideal nordischer, angelsächsischer und/oder teutonischer Prägung ein klassisches Sujet im Epic Metal wie auch der Fantasyliteratur darstellt und somit natürlich in dieses von dir angesprochene Grundrauschen einstimmen könnte, wenn man es darauf anlegte oder dieses zuließe...
 
Was ich an dem aktuellen Interview extrem interessant finde, ist der Ansatz, dass Europa ein Identität stiftender Mythos fehlt. Es ist ja tatsächlich so, dass wir, um da fündig zu werden, fast zurück müssen bis zu dem Mädchen und dem Stier. Ein moderner Ansatz ist die Geschichte von Europa als Friedensbringerin, aber der wird in der Breite der Bevölkerung irgendwie noch nicht so ganz angenommen und dadurch kommt es erst dazu, dass sich Vorstellungen durchsetzten können, die kaum über die Wirschaftsunion hinaus reichen.
Wobei man die Deutung als "Friedensbringerin" schon im Kontext des Kalten Krieges sehen sollte. Insofern war die EG mit ihren Vorgängerinstitutionen natürlich ein wichtiges Instrument zur Aussöhnung gerade zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern in Westeuropa. Das ist zweifellos eines der großen Verdienste dieses Prozesses. Über allem aber stand natürlich die Konfrontation zwischen NATO und Warschauer Pakt, die mit ihrer Politik der gegenseitigen Abschreckung dafür sorgten, dass es gerade in Europa als direktes "Frontgebiet" nach dem WK II bis 1990 zu keinen weiteren Kriegen kam.
 
Wobei man die Deutung als "Friedensbringerin" schon im Kontext des Kalten Krieges sehen sollte. Insofern war die EG mit ihren Vorgängerinstitutionen natürlich ein wichtiges Instrument zur Aussöhnung gerade zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern in Westeuropa. Das ist zweifellos eines der großen Verdienste dieses Prozesses. Über allem aber stand natürlich die Konfrontation zwischen NATO und Warschauer Pakt, die mit ihrer Politik der gegenseitigen Abschreckung dafür sorgten, dass es gerade in Europa als direktes "Frontgebiet" nach dem WK II bis 1990 zu keinen weiteren Kriegen kam.

Ich glaub, darum geht es hier höchstens in zweiter Linie. Primär geht es, wenn ich den Punkt, den Manuel anspricht, richtig verstehe, darum, ob die Erzählung, die daraus gemacht wird, geeignet ist als gemeinsamer, Identität stiftender Mythos der europäischen Völker. Manuel macht sich dafür stark, auf die Friedensbringer-Erzählung zu setzen; aber das heißt nicht, dass alle EU-Bürger zum Pauken historischer Fakten verdonnert werden sollen. Die Erzählung soll "begeisternd" sein. Das bedeutet, dass die Performanz des Vortrags eine Rolle spielt und dass vielleicht auch ein gewisser Raum für kreative Ausgestaltung zur Verfügung steht.
 
Ich glaub, darum geht es hier höchstens in zweiter Linie. Primär geht es, wenn ich den Punkt, den Manuel anspricht, richtig verstehe, darum, ob die Erzählung, die daraus gemacht wird, geeignet ist als gemeinsamer, Identität stiftender Mythos der europäischen Völker. Manuel macht sich dafür stark, auf die Friedensbringer-Erzählung zu setzen; aber das heißt nicht, dass alle EU-Bürger zum Pauken historischer Fakten verdonnert werden sollen. Die Erzählung soll "begeisternd" sein. Das bedeutet, dass die Performanz des Vortrags eine Rolle spielt und dass vielleicht auch ein gewisser Raum für kreative Ausgestaltung zur Verfügung steht.
Ich hab mich jetzt auch nicht auf Trummers Ausssagen bezogen, sondern wollte allgemein mal auf die meiner Meinung nach etwas undifferenzierte Darstellung der EU als Friedensbringerin hinweisen. Hätte ich vielleicht besser dazuschreiben sollen.
 
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