Das Lob und den Dank darf ich gerne zurück geben, dafür, dass ihr das Festival organisiert und durchgezogen habt. Auch wenn das jetzt 20 Jahre her ist (krass...!!!) und manche Detail-Erinnerung langsam aber unaufhaltsam verblasst, so ist das für mich doch eines der unvergesslichsten Wochenenden meiner Metallergeschichte. Gerade, wenn ich jetzt von dir erfahre, dass das sogar der allererste Dimmu-Auftritt überhaupt war, den ich damals sehen durfte, dann ist das schon irgendwie überwältigend.
Das war damals eine recht spontane Aktion. Ich hing mal wieder in Donzdorf im NB-HQ ab und ließ mir die neuen Demos zeigen, die dort in der Kiste lagen, und dann fragte mich einer der damaligen Shopmitarbeiter, ob ich von dem Festival gehört hätte. Er hatte einen Flyer, und dann war klar, dass wir dort hin müssten. Dazu kam dann noch ein Dritter im Bunde, der wenig später als Drummer von ZORN in Erscheinung treten sollte. War eine krasse Fahrt, mit etlichen Beinahe-Wildunfällen, und drei krasse Nächte zu dritt im VW Golf.
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Das waren schon aufregende Zeiten damals. Wir wollten damals halt auch ein Festival aus der Taufe heben und dachten uns eben: Warum nicht? Warum dann nicht (ausschließlich) Black Metal? Allerdings hatten wir null Erfahrung in Sachen Open Air und hatten bis dahin - wenn ich mich recht entsinne - gerade mal ein oder zwei Konzerte in Berlin organisiert. Ursprünglich wollten wir was im direkten Berliner Umland machen, aber da haben wir locationmäßig nichts passendes gefunden; ein damaliger guter Kumpel hatte uns schließlich das Gelände in Brohm schmackhaft gemacht, und wir dachten: Sch..ß drauf, wird schon schiefgehen!
Die Kontakte zu den einzelnen Bands hatten wir teilweise über unsere eigenen Korrespondenzen (auch im unmittelbaren Freundeskreis - spezieller Dank und Gruß geht hierbei an meine Seelenschwester Endrew The Starspawn
) als auch über mehr oder weniger befreundete Labels wie eben Malicious Records und No Colours - letztere hatten kurz zuvor ja das DIMMU BORGIR-Debüt "For All Tid" veröffentlicht.
So von der Veranstaltung her lief's bis auf die Sache mit dem Ausraster von Balor im Backstage super - selbst diesen Ausraster kann man vernachlässigen, weil's eine eindeutig persönliche Sache zwischen den beiden und auch abseits vom eigentlichen Festival war. Nur finanziell ging's nicht gut aus, eher katastrophal...
Ich kann mir gut vorstellen, wie Ihr Euch damals gefühlt haben müßt. Zumal knappe 1000 km aus dem Süden Deutschlands hoch bis kurz vor der Küste und noch dazu kurz nach der Wende, wo die Straßenverhältnisse noch alles andere als zufriedenstellend gewesen waren. Auch gab es ja damals noch keine Navis geschweige denn Handys... Abenteuer pur halt...
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Weißt du eigentlich, was aus dem Gerrit geworden ist? Um den und Malicious Records - die ja auch mehr oder weniger aus unserer Gegend kamen (Tübingen) - wurde es ja auch alsbald extrem still. Da kamen ja schon etliche echt tolle Veröffentlichungen.
Nee, keine Ahnung, was aus dem geworden ist. Malicious Records war Gerrit's Label, und soweit ich weiß, hat er das auch alleine gestemmt. Der hat ja damals u. a. das Debüt sowie das Nachfolgealbum von GORGOROTH veröffentlicht, und danach kam glaube ich nichts mehr aus seiner Richtung.
So richtig gut bin ich auf den auch nicht wirklich zu sprechen, weil der mir damals den allerersten GORGOROTH-Gig in Deutschland (Dezember 1994) versaut hat, das letztlich in Annaberg im legendären bzw. berüchtigten Rockcafé "Chicago" stattfand und laut Aussage der dort anwesenden Leute auch nicht wirklich das Gelbe vom Ei gewesen sein soll. GORGOROTH haben wohl nur 'ne knappe halbe Stunde gespielt, davon waren wohl knapp 10 Minuten nur allein das Intro. Wir haben damals in Berlin in Windeseile umdisponiert und kurzfristig mit CRYPTIC CARNAGE, MARTYRIUM (!) und ANCIENT RITES ein Konzert aus der Taufe gehoben, bei dem sogar mehr Leute da waren als ein halbes Jahr zuvor bei MAYHEMIC TRUTH, MARDUK und IMMORTAL - gut, letzteres war an 'nem Sonntag...
Alles in allem waren die 90er - vor allem die erste Hälfte des Jahrzehnts - metalmäßig eine verdammt aufregende Zeit. Speziell auch für uns aus der ehemaligen DDR: wir hatten soviel in Sachen Metal nachzuholen, und wir könnten unzählige Abende mit unseren Erinnerungen an den Metal in der DDR als auch in der Nachwendezeit ausfüllen.
Aber das Thema hier sind ja DESASTER, uuups...
Grüße,
Church