Juhuu, Listenwahn. Der steht bei mir eh noch aus
Ich versuche mal, einigermaßen kritisch zu bleiben. Was bei dieser Band echt schwierig wird.
Die ersten vier Alben sind jedenfalls Pflicht, ohne wenn und aber. Epicus ebnete fast im Alleingang den Weg für den Epic Doom. Ja, ja ich weiß, es gab noch andere Bands. Und den Doom selbst haben Candlemass auch nicht erfunden, das taten Black Sabbath schon selbst
Aber diese Vermengung von schweren Sabbath Riffs mit europäisch majestätischem Metal, das haben Candlemass als erstes gemacht. Was dazu führt, dass diese DNA heute auch in Bands wie Atlantean Kodex, Procession usw. weiter lebt. Und das Debüt hat einfach eine atemberaubende Qualität, das ist nicht nur ein Epic Doom sondern auch ein Klassiker des Metals selbst.
Dann kam Messiah und Nightfall. Der Gesang noch dramatischer, das Songwriting noch epischer und der zweite Überklassiker in Folge. Ancient Dreams war dann etwas hastig produziert, und zeigte deshalb auch minimale Schwächen. Mirror, Mirror, A Cry from the Crypt und der Titeltrack heben es aber trotzdem mühelos in den Klassikerstatus. Tales of Creation war dann wieder von der ersten bis zur letzten Note göttlich. Durch das übergeordnete Konzept ist es auch das stringenteste Album, dass man am besten am Stück genießt.
Wertung:
Epicus Doomicus Metallicus 10/10
Nightfall 10/10
Ancient Dreams 9,5/10
Tales of Creation 10/10
Nach Messiahs Ausstieg dann die Platte mit Vikström. Ob es ein unterschätztes Album ist, wage ich zu bezweifeln. Hier haben ja auch schon viele ihre Zuneigung zur Platte bekannt. Was richtig ist: In diesem Stil haben Candlemass weder davor noch danach nochmal komponiert. Die klassischen Heavy Metal Anteile nehmen einen viel größeren Raum ein, was auch Vikströms Organ zugute kommt. Es ist schade, dass sie nicht nochmal was in diesem Stil gemacht haben, aber ein gutes Album in dieser Richtung ist besser als keins...
Chapter VI 8/10
Candlemass waren vorerst Geschichte, Edling widmete sich Abstrakt Algebra (auch sehr empfehlenswert, aber über seine Projekte könnte man eh nochmal einen eigenen Listenwahn eröffnen) Dactylis Glomerata war eigentlich als zweites AA Album gedacht, und musste auf Betreiben von Music for Nations zum Candlemass Album umgewandelt werden. Ob es daran liegt, dass es ziemlich unfertig wirkt, weiß ich nicht. Interessant ist es allemal, was sich Edling und seine damalige Band ausgedacht haben, ein Pflichtprogramm wird aber nicht daraus.
From the 13th Sun ist da besser auskomponiert. Auch sehr untypisch, mit vielen Stoner Einflüssen bleibt es ein gutklassiges Album, das aber mit Tot auch einen Überklassiker enthält.
Dactylis Glomerata 6,5/10
From the 13th Sun 7/10
Nach einer weiteren Pause folgte die Wiedervereinigung mit Messiah, nach der alle lechzten. Wenn ich das Album heute als eine Enttäuschung bezeichne, ist das sicher zu hart. Dafür sind Songs wie The Day and the Night, Witches, Spellbreaker oder der straight nach vorne rockende Opener Black Dwarf zu gut. Aber es ist auch offensichtlich, das man die Magie der ersten drei Messiah Alben nicht einfach wieder herbei zaubern kann. Manche Riffs ziehen sich tatsächlich, was es vorher bei Candlemass so nicht gab. Messiah singt super, aber es fehlen manchmal die zündenden Melodien. Klingt jetzt schlimmer, als das Album wirklich ist. Ich denke, hier kann man einfach ein Problem mit der Erwartungshaltung bekommen, was nur zeigt, wie gut die frühen Alben waren.
Candlemass 8/10
Messiah wieder raus, Rob Lowe rein. Für viele war das eine Offenbarung. Ich muss allerdings gestehen, dass ich mich mit dieser Phase bis heute schwer tu. Ich liebe Solitude Aeturnus, aber zu Candlemass schien mir Lowe nie so recht zu passen. Der graue Inselkönig wird zusätzlich noch durch eine in meinen Augen schwache Produktion und mangelnde Songideen vermasselt. Ich weiß, dass das viele anders sehen, aber bis heute fremdle ich mit der Platte. Ganz anders der Nachfolger: Hier passte die Produktion, und insgesamt haute man hier das doomigste und garstigste Album seit langem raus. Auch Lowe konnte sich hier besser einfügen, weil man scheinbar mehr auf seine Stimme hin komponiert hatte. House of Thousand Voices und die göttlichen The Bleeding Baroness und Hammer of Doom sind Bandklassiker und machen das Album für mich zum besten Lowe Werk.
Psalms for the Dead klang für mich dann immer wie ein Zwitter aus den beiden Vorgängern. Es hat seine Momente, Waterwitch und The Lights of Thebe stechen für mich heraus, aber an den Vorgänger kommt sie nicht ran.
King of the Grey Island 6,5/10
Death Magic Doom 8/10
Psalms for the Dead 7/10
Und zuletzt The Door to Doom. Wie viele andere halte ich es für ein glänzendes Comeback, was aber nicht an Längqvist liegt. Mit Mats hätte das Album sicher ähnlich geklungen. Zumal man eh nicht erwarten konnte, dass uns hier ein neues Epicus serviert wird. Stattdessen bekommt man hier ein großartiges Best of aller Bandphasen. Episch doomig (im großartigen Under the Ocean), Schwer und Zäh (Astorolus), experimentell angehaucht (Bridge of the Blind, The Omega Circle), Klassikertaugliche Hymnen (House of Doom). Vielleicht bin ich noch immer zu sehr drin, um wirklich objektiv zu sein. Aber ich halte das Album immer noch für die stärkste Candlemass seit Tales!
The Door to Doom 9/10
So, Gegenmeinungen willkommen