Ayreon / Arjen A. Lucassen

Die "Into The Electric Castle" war mir damals eigentlich zu soft. Spannend sind Ayreon für mich deshalb eigentlich erst mit den Nachfolgealben und angesichts der verwandten Projekte (Star One, Stream Of Passion) geworden.
Die Into the Electric Castle ist mein lieblings Ayreon Album. Ich finde die von der Atmosphäre her am packensten. Bei der neuen Platte bin ich auch schwerst begeistert. Je öfter ich die höre, desto besser wird die. Hat für mich definitv Klassiker Potental. Dabei war ich vorher eher skeptisch, da ich die Theory of Everything bis heute nicht besonders mag und als Lowlight in der Discographie empfinde. Um so mehr freut es mich das Arjen mit so einer großartigen Platte um die Ecke gekommen ist.
 
Dann möchte ich mal ausführlich meinen Senf zum aktuellen Output dazugeben. Erwartet bitte keine differenzierte Beurteilung, ich find' das Ding total geil. :D
Über Kommentare zum Review und ergänzende Hinweise zur Geschichte bin ich jederzeit dankbar!

___________________________________________________________________________________________________________________

Vorab: Um die Geschichte der ‚Forever‘, die schließlich mit der unseren verschmilzt, so gut wie möglich zu erfassen, sei eindringlich empfohlen, die Alben Into The Electric Castle, The Universal Migrator (beide Teile) sowie vor allem 01011001 vorher zu hören. Musikalisch lohnt sich die Reise auch für Hörer ohne Vorwissen, ich werde allerdings vereinzelt auf Querverweise zu älteren Werken Bezug nehmen [in eckigen Klammern] und ausgiebig die Texte behandeln.

The Source gliedert sich in insgesamt vier Kapitel (Chronicles) auf, die narrativ durch kurze Einleitungen – und mit Ausnahme von Chronicle 3 auch durch den einleitenden Gesang – des Historikers (James LaBrie) zusammengehalten werden, und fungiert als Prequel zu 01011001. So finden sich mit Simone Simons, Hansi Kürsch und Floor Jansen auch drei Gäste, die bereits auf 01011001 zu hören waren.

Das Album erzählt vom Schicksal einer hochentwickelten extraterrestrischen Lebensform auf dem Planeten ‚Alpha‘, die den Supercomputer ‚The ‘Frame‘ entworfen hat, um das Leben auf ihrem Heimatplaneten zu verbessern. Mit der Zeit übersteigt die Intelligenz von The ‘Frame allerdings die der Alpha-Bewohner und der Computer sieht die einzige Chance, die ökologischen und politischen Probleme des Planeten zu lösen darin, seine Schöpfer auszulöschen. Angesichts dieser Bedrohung beschließen 10 ‚Alphans‘ zusammen mit dem transhumanen Androiden TH-1 (Michael Mills) die Flucht an Bord der ‚Starblade‘, einem höchst fortschrittlichen und wandelbaren Raumschiff.

Jene 11 Charaktere kommen bereits im einleitenden „The Day That The World Breaks Down“ zu ihren ersten Auftritten.
Der Song startet verhalten, unterlegt von Flöten, und steigert sich mit fortschreitender Zeit zu einem typischen Ayreon-Stück mit fein austariertem Zusammenspiel aus Gitarre, Schlagzeug, Bass und Synthesizer. Der Mittelteil wird durch jazzig-groovende Basslinien und den unwiderstehlichen Gesang des Präsidenten (selbstverständlich Russel Allen!) bestimmt, bevor die Biologin (Floor Jansen) stimmgewaltig den Bogen zum Anfang zurückschlägt. Auch wenn die Einbindung aller Figuren stellenweise etwas erzwungen wirkt, beweist der Opener eindrücklich, dass uns hier Sci-Fi-Prog-Metal vom allerfeinsten erwartet. Ganz starker Auftakt!

Im anschließenden „Sea Of Machines“ werden erstmals deutliche Verknüpfungen zu anderen Geschichten des Ayreon-Universums hergestellt. Etwa wenn der Prophet (Nils K. Rue) verkündet:

I see a comet cleave the sky --> [„Ride The Comet”]
In a time beyond time
I see a realm beneath the waves -->
[„Beneath The Waves”]
I see a castle, a castle deep in space --> [Album Into The Electric Castle]
On the edge of time

Analog dazu erinnern die Industrial-Sounds im hysterisch vorgetragenen „Everybody Dies“ an „Age Of Shadows“.


Lucassen versteht es, seine Gäste äußerst geschickt einzusetzen, um Dynamik und Stimmung der Songs zu variieren. Beispielhaft seien hier der entrückt wirkende Chemiker (Tommy Rogers, der übrigens ausschließlich Klargesang anwendet) in „Star Of Sirrah“, „Condemned To Live“ und „Bay Of Dreams“, das weibliche Duett aus Ratgeberin (Simone Simons) und Biologin in „All That Was“, das treibende „Run! Apocalypse! Run!“ mit einem hektischen Raumschiffskapitän (Tobias Sammet) oder das kongeniale Zusammenwirken des Astronomen (Hansi Kürsch) mit TH-1 in „Into The Ocean“ genannt. Auch der kurze Auftritt des Predigers (Zaher Zorgati) rundet die orientalischen Einflüsse in „Deathcry Of A Race“ passend ab, wenngleich sich mir der Sinn dieser Figur nicht so recht erschließt. Trotz der häufig wechselnden Gesangsrollen wirkt The Source kompakter, runder und weniger zerfahren als der direkte Vorgänger.

Nach der waghalsigen Flucht von Alpha wird das Tempo etwas zurückgefahren, „Condemned To Live“ reduziert anfänglich Komplexität und Instrumentierung, gipfelt dann jedoch in einer Ayreon-typischen episch-ausladenden Klimax. Damit schließt die erste Hälfte des Albums.


Mit „Aquatic Race“ beginnt die eigentliche Reise der Auserwählten – es herrscht feierliche Aufbruchstimmung, die sich auch später in „Journey To Forever“ niederschlägt. Der Chemiker injiziert den Passagieren das bereits von 01011001 bekannte „Liquid Eternity“ (Synonym: „The Source“), welches die Reisenden unsterblich macht und es ihnen ermöglicht, sich mittels Telepathie zu verständigen: Die Alphans werden zu Forever.

Es geht durch die Weiten des Alls; eine abwartende, verträumte Ruhe erfüllt die folgenden Minuten, löst sich jedoch bald im Angesicht der sich nähernden, neuen Heimat auf. Hier beginnt das neue Leben der Forever, während in der Ferne alles Leben erlischt („The Dream Dissolves“, „Deathcry Of A Race“). Das straight rockende, stellenweise nahezu tanzbare (!) „Into The Ocean“ kündigt die Ankunft auf dem neuen Habitat nahe des Sterns ‚Sirrah‘ an.

Erneut ist es der Prophet, der mit eindeutigen Aussagen bezüglich der Zukunft der Forever aufwartet:

For eons to come, we will thrive beneath these seas --> [„Beneath The Waves”]
Our spirits seem free, forever
But shadows will rise, they will steal our souls away -->
[„Age Of Shadows”]
Then a comet will fly, cleaving the skies --> [„Ride The Comet”]
To a world of tomorrow dreams! --> [„The Fifth Extinction“]

Die Crew landet in der „Bay Of Dreams” und tauft ihren neuen Heimatplaneten ‚Y‘.


Das letzte Kapitel wird von frappierenden Ähnlichkeiten zur modernen, vernetzten Zivilisation begleitet – mit den Worten des Kapitäns und des Diplomaten (Michael Eriksen):

We’re all connected, a never-ending synergy
We’re a collective, an infinite community,
Immortal harmony, eternal unity


Captain: I’m ready to dive into this brave new world
Diplomat: Commencing the morning of our second birth
Captain: It’s coming, the rising of a glorious age
Diplomat: It’s starting, the dawn of a superior race


Die Stimmung wechselt vom Feierlichen und Zuversichtlichen ins Nachdenkliche und Skeptische, ja Misstrauische. Im Gegensatz zu den massiven Soundwänden der ersten drei Chronicles wirkt die Musik häufiger in sich gekehrt und weniger verschnörkelt („The Source Will Flow“, „The Human Compulsion“). Obwohl die Bedrohung durch den ‘Frame vermeintlich abgewendet werden konnte, überkommen die Protagonisten Zweifel und Sorgen hinsichtlich ihrer Zukunft.
So schließen denn auch die Forever mit der Erkenntnis:

Our tale’s not over, the circle’s incomplete,
We won’t just vanish in the sea!


Die letzten Worte des Albums hingegen gehören TH-1, der Maschine. Mantra-artig wiederholt der Androide:

I will grow
Know my name
I am hope
I am the ‘Frame


I advance
Up from the deep
A new chance
The March of the Machines


Es endet, so wie „Age Of Shadows” des chronologischen Nachfolgers beginnt: Mit dem bedrohlichen Klang sich selbst fortentwickelnder Maschinen. Und wenig später heißt es „The age of shadows has begun“…


The Source ist gewohnt hochklassige Lucassen-Kost – mit Songwriting auf extrem hohem Niveau, fantastischen Gastmusikern und -sängern und unverwechselbaren Instrumental- und Gesangswänden, die hochgefahren, kunstvoll verziert, eingerissen und aufs Neue errichtet werden. Oft laut, episch und ausladend, vereinzelt leise, reduziert und behutsam – und stets dem roten Faden folgend, der die Erzählung vorantreibt und zahlreiche Anknüpfungspunkte zu den übrigen Alben des Projekts bietet. Ein selbst im Kontext des Ayreon-Kosmos herausragendes Werk. Ganz großes Kino!
 
Zuletzt bearbeitet:
Dann möchte ich mal ausführlich meinen Senf zum aktuellen Output dazugeben. Erwartet bitte keine differenzierte Beurteilung, ich find' das Ding total geil. :D
Über Kommentare zum Review und ergänzende Hinweise zur Geschichte bin ich jederzeit dankbar!

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Vorab: Um die Geschichte der ‚Forever‘, die schließlich mit der unseren verschmilzt, so gut wie möglich zu erfassen, sei eindringlich empfohlen, die Alben Into The Electric Castle, The Universal Migrator (beide Teile) sowie vor allem 01011001 vorher zu hören. Musikalisch lohnt sich die Reise auch für Hörer ohne Vorwissen, ich werde allerdings vereinzelt auf Querverweise zu älteren Werken Bezug nehmen [in eckigen Klammern] und ausgiebig die Texte behandeln.

The Source gliedert sich in insgesamt vier Kapitel (Chronicles) auf, die narrativ durch kurze Einleitungen – und mit Ausnahme von Chronicle 3 auch durch den einleitenden Gesang – des Historikers (James LaBrie) zusammengehalten werden, und fungiert als Prequel zu 01011001. So finden sich mit Simone Simons, Hansi Kürsch und Floor Jansen auch drei Gäste, die bereits auf 01011001 zu hören waren.

Das Album erzählt vom Schicksal einer hochentwickelten extraterrestrischen Lebensform auf dem Planeten ‚Alpha‘, die den Supercomputer ‚The ‘Frame‘ entworfen hat, um das Leben auf ihrem Heimatplaneten zu verbessern. Mit der Zeit übersteigt die Intelligenz von The ‘Frame allerdings die der Alpha-Bewohner und der Computer sieht die einzige Chance, die ökologischen und politischen Probleme des Planeten zu lösen darin, seine Schöpfer auszulöschen. Angesichts dieser Bedrohung beschließen 10 ‚Alphans‘ zusammen mit dem transhumanen Androiden TH-1 (Michael Mills) die Flucht an Bord der ‚Starblade‘, einem höchst fortschrittlichen und wandelbaren Raumschiff.

Jene 11 Charaktere kommen bereits im einleitenden „The Day That The World Breaks Down“ zu ihren ersten Auftritten.
Der Song startet verhalten, unterlegt von Flöten, und steigert sich mit fortschreitender Zeit zu einem typischen Ayreon-Stück mit fein austariertem Zusammenspiel aus Gitarre, Schlagzeug, Bass und Synthesizer. Der Mittelteil wird durch jazzig-groovende Basslinien und den unwiderstehlichen Gesang des Präsidenten (selbstverständlich Russel Allen!) bestimmt, bevor die Biologin (Floor Jansen) stimmgewaltig den Bogen zum Anfang zurückschlägt. Auch wenn die Einbindung aller Figuren stellenweise etwas erzwungen wirkt, beweist der Opener eindrücklich, dass uns hier Sci-Fi-Prog-Metal vom allerfeinsten erwartet. Ganz starker Auftakt!

Im anschließenden „Sea Of Machines“ werden erstmals deutliche Verknüpfungen zu anderen Geschichten des Ayreon-Universums hergestellt. Etwa wenn der Prophet (Nils K. Rue) verkündet:

I see a comet cleave the sky --> [„Ride The Comet”]
In a time beyond time
I see a realm beneath the waves -->
[„Beneath The Waves”]
I see a castle, a castle deep in space --> [Album Into The Electric Castle]
On the edge of time

Analog dazu erinnern die Industrial-Sounds im hysterisch vorgetragenen „Everybody Dies“ an „Age Of Shadows“.


Lucassen versteht es, seine Gäste äußerst geschickt einzusetzen, um Dynamik und Stimmung der Songs zu variieren. Beispielhaft seien hier der entrückt wirkende Chemiker (Tommy Rogers, der übrigens ausschließlich Klargesang anwendet) in „Star Of Sirrah“, „Condemned To Live“ und „Bay Of Dreams“, das weibliche Duett aus Ratgeberin (Simone Simons) und Biologin in „All That Was“, das treibende „Run! Apocalypse! Run!“ mit einem hektischen Raumschiffskapitän (Tobias Sammet) oder das kongeniale Zusammenwirken des Astronomen (Hansi Kürsch) mit TH-1 in „Into The Ocean“ genannt. Auch der kurze Auftritt des Predigers (Zaher Zorgati) rundet die orientalischen Einflüsse in „Deathcry Of A Race“ passend ab, wenngleich sich mir der Sinn dieser Figur nicht so recht erschließt. Trotz der häufig wechselnden Gesangsrollen wirkt The Source kompakter, runder und weniger zerfahren als der direkte Vorgänger.

Nach der waghalsigen Flucht von Alpha wird das Tempo etwas zurückgefahren, „Condemned To Live“ reduziert anfänglich Komplexität und Instrumentierung, gipfelt dann jedoch in einer Ayreon-typischen episch-ausladenden Klimax. Damit schließt die erste Hälfte des Albums.


Mit „Aquatic Race“ beginnt die eigentliche Reise der Auserwählten – es herrscht feierliche Aufbruchstimmung, die sich auch später in „Journey To Forever“ niederschlägt. Der Chemiker injiziert den Passagieren das bereits von 01011001 bekannte „Liquid Eternity“ (Synonym: „The Source“), welches die Reisenden unsterblich macht und es ihnen ermöglicht, sich mittels Telepathie zu verständigen: Die Alphans werden zu Forever.

Es geht durch die Weiten des Alls; eine abwartende, verträumte Ruhe erfüllt die folgenden Minuten, löst sich jedoch bald im Angesicht der sich nähernden, neuen Heimat auf. Hier beginnt das neue Leben der Forever, während in der Ferne alles Leben erlischt („The Dream Dissolves“, „Deathcry Of A Race“). Das straight rockende, stellenweise nahezu tanzbare (!) „Into The Ocean“ kündigt die Ankunft auf dem neuen Habitat nahe des Sterns ‚Sirrah‘ an.

Erneut ist es der Prophet, der mit eindeutigen Aussagen bezüglich der Zukunft der Forever aufwartet:

For eons to come, we will thrive beneath these seas --> [„Beneath The Waves”]
Our spirits seem free, forever
But shadows will rise, they will steal our souls away -->
[„Age Of Shadows”]
Then a comet will fly, cleaving the skies --> [„Ride The Comet”]
To a world of tomorrow dreams! --> [„The Fifth Extinction“]

Die Crew landet in der „Bay Of Dreams” und tauft ihren neuen Heimatplaneten ‚Y‘.


Das letzte Kapitel wird von frappierenden Ähnlichkeiten zur modernen, vernetzten Zivilisation begleitet – mit den Worten des Kapitäns und des Diplomaten (Michael Eriksen):

We’re all connected, a never-ending synergy
We’re a collective, an infinite community,
Immortal harmony, eternal unity


Captain: I’m ready to dive into this brave new world
Diplomat: Commencing the morning of our second birth
Captain: It’s coming, the rising of a glorious age
Diplomat: It’s starting, the dawn of a superior race


Die Stimmung wechselt vom Feierlichen und Zuversichtlichen ins Nachdenkliche und Skeptische, ja Misstrauische. Im Gegensatz zu den massiven Soundwänden der ersten drei Chronicles wirkt die Musik häufiger in sich gekehrt und weniger verschnörkelt („The Source Will Flow“, „The Human Compulsion“). Obwohl die Bedrohung durch den ‘Frame vermeintlich abgewendet werden konnte, überkommen die Protagonisten Zweifel und Sorgen hinsichtlich ihrer Zukunft.
So schließen denn auch die Forever mit der Erkenntnis:

Our tale’s not over, the circle’s incomplete,
We won’t just vanish in the sea!


Die letzten Worte des Albums hingegen gehören TH-1, der Maschine. Mantra-artig wiederholt der Androide:

I will grow
Know my name
I am hope
I am the ‘Frame


I advance
Up from the deep
A new chance
The March of the Machines


Es endet, so wie „Age Of Shadows” des chronologischen Nachfolgers beginnt: Mit dem bedrohlichen Klang sich selbst fortentwickelnder Maschinen. Und wenig später heißt es „The age of shadows has begun“…


The Source ist gewohnt hochklassige Lucassen-Kost – mit Songwriting auf extrem hohem Niveau, fantastischen Gastmusikern und -sängern und unverwechselbaren Instrumental- und Gesangswänden, die hochgefahren, kunstvoll verziert, eingerissen und aufs Neue errichtet werden. Oft laut, episch und ausladend, vereinzelt leise, reduziert und behutsam – und stets dem roten Faden folgend, der die Erzählung vorantreibt und zahlreiche Anknüpfungspunkte zu den übrigen Alben des Projekts bietet. Ein selbst im Kontext des Ayreon-Kosmos herausragendes Werk. Ganz großes Kino!
Sehr schön geschrieben hier. Kann da fast alles von unterschrieben. Ich finde das Album mittlerweile auch total geil!
 
Also ich hab mir jetzt auch ein Bild vom Album gemacht und finde es klasse. Schöne Story, wie immer hervorragende Sänger und tolle Songs.
Muss aber auch sagen, dass ich die Theory Of Everything großartig fand. Der Ansatz mit den ineinander übergehenden Songs ist für mich total gelungen, daher bleibt der Sprung verglichen zum letzten, den manche hier schildern, zumindest bei mir aus. Aber eigentlich spricht es ja für das Album, dass es mich auch ohne niedrige Erwartungen überzeugt.

Muss aber auch zustimmen, dass das Rezept Ayreon schon auch wie erwartet zubereitet wurde, Überraschungen gibt es wenige. Das Gute ist, dass die Musik trotzdem auf sehr hohem Niveau spielt. So gesehen habe ich auch kein Problem damit, dass Ayreon seit ein paar Alben relativ ähnlich klingen.

Meine persönlichen Highlights:
  • Der Opener: 12 Minuten Ayreon wie ich sie liebe. Hat Parallelen zu "Dawn Of A Million Souls" von der Flight Of The Migrator.
  • Die extreme Falsettstimme von Michael Mills (TH-1). In Kombination mit dem Harmonizer, aber auch als Leadstimme in "Aquatic Race" ein absoluter Hinhörer
  • Die vielen Melodieläufe der Keyboards, oft gejagt vom Schlagzeug wie zu besten Stratovarius-Hochzeiten
  • Der dezente, aber effektive Einsatz des Cellos. Finde gerade die Musterstele nicht mehr, wird nachgereicht
  • Simone Simmons passt meiner Meinung nach perfekt zu Lucassens Musik. Epica höre ich überhaupt nicht, aber auf dieser Platte sind ihre Einsätze jeeds Mal ein Highlight.
  • Hansi Kürschs Stimme ist unverkennbar, bringt mich zum Schumzeln. Freut mich, dass er dabei ist.
Tobias Sammet hingegen kann ich irgendwie nicht mehr hören. Dieses kehlig-Schmalzige turnt mich so gar nicht an. Mir ist der Kerl mittlerweile viel zu Barock geworden.

Freu mich auf weitere Durchläufe, hat wie auch die vielen Vorgänger das Zeug zum Dauerbrenner. Bei Ayreon kann ich mittlerweile auch keinen Favoriten mehr ausmachen.
 
Ich liebe ja die Hinwendung Richtung Siebziger-Breitwandprog (inkl. der entsprechenden Gastmusiker) auf der Vorgängerscheibe auch. Trotzdem hat mir da Lucassens Paradedisziplin, das Verfassen von Chorussen auf Weltklasse-Hitniveau, schon etwas gefehlt, weswegen die Scheibe alles in allem sich doch nicht soooo lange wie anfangs vermutet in meinem Player halten konnte.

Die neue läuft derweil immer noch sehr gerne ihre Runden hier, mal sehen, wie sich das auf Dauer entwickelt. Wo das schon ein paar Mal aufgegriffen wurde: meine Kritik an "Operngeknödel" seitens der Damen Simons & Jansen bezog sich übrigens ausschließlich und ausdrücklich auf diesen Arien-Part in "Deathcry of a race", normalerweise stehe ich auch sehr auf die Stimmen der beiden.

Und eben gesehen: Platz 10 in D-Land für die neue Scheibe, alle Achtung. (Im heimischen Holland gar ein Nr. 1-Album.)
 
Tobias Sammet hingegen kann ich irgendwie nicht mehr hören. Dieses kehlig-Schmalzige turnt mich so gar nicht an. Mir ist der Kerl mittlerweile viel zu Barock geworden.

Vieles was Du schreibst sehe ich absolut genau so. Hier gehen unsere Meinungen jedoch etwas auseinander. Ich finde der Sammet singt auf der neuen Ayreon so gut wie schon lange nicht mehr. Jedenfalls viel besser als auf den letzten Edguy outputs und sogar teilweise besser als auf seinen eigenen Avantasia Scheiben. Ich weiss nicht ob es an der Tonlage oder an der Art des Songwritings liegt, aber ich finde er passt sich in diese Captain Rolle sehr gut ein.
 
Vieles was Du schreibst sehe ich absolut genau so. Hier gehen unsere Meinungen jedoch etwas auseinander. Ich finde der Sammet singt auf der neuen Ayreon so gut wie schon lange nicht mehr. Jedenfalls viel besser als auf den letzten Edguy outputs und sogar teilweise besser als auf seinen eigenen Avantasia Scheiben. Ich weiss nicht ob es an der Tonlage oder an der Art des Songwritings liegt, aber ich finde er passt sich in diese Captain Rolle sehr gut ein.

also betrachtet an seiner gesamten Diskographie ist The Source sicherlich nicht unten anzusiedeln, da stimm ich zu. Bei mir ist es eher ne allgemeine Abnutzung bzw. er bewegt sich halt zunehmend von mir weg (oder ich von ihm).
 
Hier bin ich völlig der Meinung von @Cypher. Dieses Album ist großartig. Ich finder allerdings die erste CD viel besser als die zweite.. Ich weiss auch nicht warum, denn einen objektiven Grund konnte ich bei mir selbst nicht wirklich ausmachen...
 
Hier läuft gerade nach extrem langer Zeit mal wieder "The Dream Sequencer" und ich habe mit einigen Nummern großen Spaß ('My House On Mars', 'And The Druids Turn To Stone', 'The Last Man On Earth'), aber einige liefen jetzt auch ziemlich vorbei.

Anyway, Arjen habe ich mit "The Final Experiment" kennengelernt und fand das damals auch interessant, aber nicht wirklich überragend. "Into The Electric Castle" fand ich dann aber super und bis auf die mir etwas zu wenig rockende "The Theory Of Everything" dann auch jedes AYREON-Werk sehr gut bis großartig. Die Nebengeschichten wie AMBEON, STAR ONE, GUILT MACHINE oder die "Lost In The New Real" haben mich hingegen nie sooo sehr fasziniert.

In der wahnenden Liste sieht das wohl etwa so aus:

AYREON:
The Final Experiment - 7.0
Actual Fantasy - 6.5
Into The Electric Castle - 8.5
The Dream Sequencer - 8.0
Flight Of The Migrator - 8.0
The Human Equation - 9.5
01011001 - 9.0
The Theory Of Everything - 6.5
The Source - 8.0

STAR ONE:
Space Metal - 7.5
Victims Of The Modern Age - 7.5

AMBEON:
Fate Of A Dreamer - 7.0

GUILT MACHINE
On This Perfect Day - 7.5

THE GENTLE STORM:
The Diary - 8.0

Arjen Lucassen:
Lost In The New Real - 6.5

Die STREAM OF PASSION habe ich aus irgendeinem Grund gar nicht und hatte auch nie Ambitionen, das zu ändern. Nach der VÖ von "010011001" hätte ich wahrscheinlich die meisten Alben auch höher eingeschätzt, aber da hatte ich auch eine AYREON-Phase, die jetzt schon eine Weile vorbeit ist. So richtig oft kann ich das dank des Kitsches auch nicht hören. Darauf muss ich dann schon Lust haben, was nicht so wahnsinning oft vorkommt.

Was ich aber auch sagen muss, ist, dass Arjen ein wahnsinnig sympathischer Typ ist. Hatte zwei, drei Mal die Gelegenheit mit ihm zu quatschen (u. a. beim ProgPower in Baarlo 2005) und das waren jedes Mal wirklich gute Erfahrungen. Vielleicht auch ein Grund, warum der ganze Kram bei mir im Regal steht.
 
Die Star One Alben hast Du aber sehr sparsam bewertet.
Die finde ich im Gegensatz zu den Ayreon Alben wesentlich entschlackter und nicht so käsig.
 
Ich sehe auch "The Theory Of Everything" deutlich höher, auch wenn das allgemein wohl nicht so gesehen wird.

mich hat die auch komplett überzeugt. Normalerweise bin ich eher der klassische Song-Hörer, es fällt mir oft schwer, Alben als Gesamtwerk zu betrachten. Aber The Theory Of Everything kam mir direkt vor wie aus einem Guss, ohne dass man die Orientierung verliert.
 
Mal ein Wort zu "The Source". Habe mir die CD erst relativ spät zugelegt, dafür um so intensiver im Auto gehört und das nun zigfach. Ganz ehrlich, ich bin tatsächlich enttäuscht, so recht mag nichts hängenbleiben, es wirkt ein wenig, als höre man permanent EINEN Song durch, da hebt sich so gar nichts ab. Bombast hat stets zum AYREON-Sound gehört, aber seit der "01011001" wird es einfach zuviel, wobei da noch eher Abwechslung in den Songs zu finden war, hier wird nicht mal zwischendurch ein wenig "entschlackt", man ist permanent in einem Modus unterwegs.

Bei dem Versuch, möglichst viele Stile miteinander zu paaren und in einen metallischen Mantel zu packen kann mich Herr Lucassen hier nicht mehr erwischen. Der Charme, der Alben wie "Into the electric Castle" (INSELALBUM!) oder auch "The Human Equitation" (eigentlich noch ein Inselalbum) ausmachte wird erstickt im Bombast, die Songs haben hierbei keinen Wiedererkennungswert. Die genannten Alben waren voll davon ("The Castle Hall", "Tower of Hope", "Across the Rainbow Bridge", "Love", "Childhood", "Loser"), "The Source" bietet hier rein gar nichts an, wirkt wie ein langes Selbstzitat....schade.

Vielleicht verabschiede ich mich auch nur irgendwie allgemein gedanklich von dieser Musikrichtung...."The Source" könnte aber für mich das letzte AYREON-Album werden. Bei einer Punktevergabe reicht es dann auch so gerade für eine 6....
 
Mal ein Wort zu "The Source". Habe mir die CD erst relativ spät zugelegt, dafür um so intensiver im Auto gehört und das nun zigfach. Ganz ehrlich, ich bin tatsächlich enttäuscht, so recht mag nichts hängenbleiben, es wirkt ein wenig, als höre man permanent EINEN Song durch, da hebt sich so gar nichts ab. Bombast hat stets zum AYREON-Sound gehört, aber seit der "01011001" wird es einfach zuviel, wobei da noch eher Abwechslung in den Songs zu finden war, hier wird nicht mal zwischendurch ein wenig "entschlackt", man ist permanent in einem Modus unterwegs.

Bei dem Versuch, möglichst viele Stile miteinander zu paaren und in einen metallischen Mantel zu packen kann mich Herr Lucassen hier nicht mehr erwischen. Der Charme, der Alben wie "Into the electric Castle" (INSELALBUM!) oder auch "The Human Equitation" (eigentlich noch ein Inselalbum) ausmachte wird erstickt im Bombast, die Songs haben hierbei keinen Wiedererkennungswert. Die genannten Alben waren voll davon ("The Castle Hall", "Tower of Hope", "Across the Rainbow Bridge", "Love", "Childhood", "Loser"), "The Source" bietet hier rein gar nichts an, wirkt wie ein langes Selbstzitat....schade.

Vielleicht verabschiede ich mich auch nur irgendwie allgemein gedanklich von dieser Musikrichtung...."The Source" könnte aber für mich das letzte AYREON-Album werden. Bei einer Punktevergabe reicht es dann auch so gerade für eine 6....
Hab letzt gerade noch überlegt, ob ich mir die neue Scheibe nicht doch mal holen soll (kurzes Reinhören zur Veröffentlichung hatte in mir noch keinen Kaufreiz ausgelöst), aber wenn ich das so lese, hatte ich vielleicht doch das richtige Gefühl, dass ich das Album nicht zwingend brauche. "The Theory Of Everything" fand ich auch schon nicht mehr so großartig. Schon noch gut, aber so begeistert wie die beiden Vorgänger (meine Lieblingsalben) hat sie mich einfach bei weitem nicht.
 
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