Hmm, ja, diese Frage nach der entsprechenden „Kompetenz“, die man angeblich mitbringen muss, um die Qualität einer bestimmten Band oder eines Albums beurteilen zu können. Stöhn...
Sorry, da krieg ich echt Pickel. Diese "Kompetenz", nämlich seine Meinung zu äußern, hat man schlichtweg automatisch, wenn man sich für ein musikalisches Produkt begeistern kann, unabhängig davon, wie lange man in der Szene ist, ob man selbst Musiker ist, wie groß die eigene Plattensammlung ist oder man sich gar Musikjournalist nennt. Nichts davon macht die eigene Meinung „richtiger“ als die von jemandem, der diese“Kriterien“ eben nicht, oder nur in geringerem Maße, erfüllt. Es zählt, wie bereits richtigerweise erwähnt, einzig und allein der persönliche Geschmack.
Somit ist es absolut legitim, eine Band wie COF nicht zu mögen, weil einem die Stilistik nicht zusagt, einen der Gesang nervt oder was auch immer. Allerdings sollte man dann auch in der Lage sein, objektiv zu sein und die Qualität des Dargebotenen unvoreingenommen zu beurteilen, um Fans der jeweiligen Stilistik eine aussagekräftige Kauf- (oder auch Nichtkauf-)empfehlung darzubieten. Ich selbst bin z.B. kein allzu großer Fan von Death Metal, trotzdem kann ich durchaus objektiv beurteilen, ob eine Band dieser Stilitik z.B. ihre Instrumente beherrscht, ein interessantes Konzept hat, Wiedererkennungswert besitzt, gute Lyrics schreibt etc. Ich würde mir nicht herausnehmen, das künstlerische Produkt eines Interpreten lediglich aufgrund rein subjektiv empfundener Kriterien komplett zu verreissen.
Gut, das DF hat für sich die Richtlinie beschlossen, subjektiv darüber zu urteilen, welche Bands „Relevanz“ für's Heft besitzen und welche nicht. Das akzeptiere ich, auch wenn es mich persönlich zunehmend ärgert. Es gibt leider genug Leute, die das DF als Evangelium sehen und ihren persönlichen Musikgeschmack sklavisch dem im Heft kolportierten anpassen. Bis hin zur "Verleugnung" im Heft gedisster Bands (oder sogar ganzer Stilistiken), weil man sich nicht traut, den "Experten" zu widersprechen.
Das, zumal eben jene Kriterien, die über Relevanz oder Nicht-Relevanz, Jubelarie oder Verriss entscheiden, oftmals doch sehr selektiv verwendet werden. Gerade im vorliegenden Falle COF zeigt sich das deutlich.
Beispiele? Nun, hier mal so einige der immer wieder aufgezählten Punkte, anhand derer Dani und Co. mit schöner Regelmäßigkeit die „Zulassung“ entzogen wird:
- Danis Stimme/Gesangsstil:
Polarisierend definitiv, ein klarer Fall von lieben oder hassen. Aber das trifft auch auf King Diamond, Ozzy oder Chris Barnes zu. Und sie ist einzigartig – jeder, der hier den Wiedererkennungswert abspricht, macht sich lächerlich
-„Kasperletheater“ auf der Bühne:
Kapier ich nicht. Was ist bei COF mehr „Kasperle“ als bei z.B. Maiden, King Diamond, TDB, Watain oder Running Wild?
-„Kommerz“:
So ziemlich das dämlichste „Argument“, das man in Bezug auf COF ins Feld führen kann. Die Band hat in ihrer gesamten Schaffensphase ihren Wiedererkennungswert beibehalten, auch wenn man hier und da mal dezent mit neuen Einflüssen experimentiert hat. Jeder einzelne COF-Output bietet anspruchsvolle, technische Kompositionen, ein Wechselspiel aus Brutalität, Melodie und Atmosphäre, poetische und hoch anspruchsvolle Lyrics und krasse, polarisierende Vocals. Garantiert nicht für jedermann leicht verdaulich. Ja, es gab auch einzelne, „massenkompatiblere“ Songs, die aber trotzdem nie anspruchslos oder kalkuliert rüberkamen. Mal ehrlich – welche Band wünscht sich denn nicht, ihre Fanbase zu erweitern und vor einer begeisterten Crowd aufzutreten, selbst wenn diese nun auch ein paar kreischende Gothic-Chicks enthält? Solange das Streben danach nicht in Selbstverleugnung mündet, ist das für mich verdammt nochmal normal. Nee, Selbstverleugnung kann man COF nun wahrlich nicht vorwerfen. Wären die Jungs tatsächlich auf den Massenmarkt aus, hätte man fortan nur noch Alben mit ausschliesslich „Nymphetamine“- ähnlichen Clones veröffentlicht und Dani zum Cleangesang verdonnert.
-„Verrat“ am Black Metal:
Also bei diesem immer wieder aufbrandendem Krakeele rollen sich mir regelmäßig sämtliche Fußnägel hoch. Abgesehen davon, dass diese pseudoreligiöse Eiferei an sich schon albern ist, erschließt sich mir nicht, wo denn hier das fragliche Sakrileg liegen soll. COF waren zu Debutzeiten fester Bestandteil der sog. Second Wave, auch wenn sie sich schon damals komplett anders angehört haben, als ihre skandinavischen Kollegen. Nebenbei haben sie mal eben das erfunden, was man heutzutage als „Symphonic BM“ bezeichnet.
Hätten sie um der „Trveness“ willen auch heute noch unterproduzierte Alben in schlecht layouteten Schwarzweiß-Covers veröffentlichen sollen, anstatt dem Käufer ein in jeder Hinsicht qualitativ hochwertiges Gesamtkunstwerk fürs Geld zu bieten? Liegt's am verfehlten Reinheitsgebot, da sich in all dem Getrümmer auch mal Thrash- , DM- oder sogar NWOBHM-Riffs finden?
Oder sind gar die Lyrics nicht trve genug? Sorry, jetzt wird’s richtig albern. Wer sich auch nur mal ansatzweise mit Danis Lyrics auseinandergesetzt hat, sollte merken, dass der kleine Giftzwerg mit seinem geschichtlichen, mythologischen und okkulten Wissen, so ziemlich jeden angemalten/kapuzierten Bösewicht in der Szene mit links an die Wand dübelt. Abgesehen von Behemoths Nergal vielleicht, aber den darf man ja auch nicht mehr hören, außer im Kasperletheater...
So, ich geb' mir jetzt wieder das neue Album ...