zopilote
Till Deaf Do Us Part
Besonders geil ist ja immer sowas: manche bekannteren Bands, aber auch Newcomer, die gerade so eine schlechte Ära der Musikgeschichte erwischt haben, bringen ein Album raus. Leider ist jedoch das Jahr, sagen wir, 1994.
Das böse Grunge-Gespenst geistert umher, alles wird moderner, und daher entscheiden sich genannte Bands entweder für Option 1: eine radikale Erneuerung ihrer Musik, die selten gut lief, und/oder Option 2: ein scheußliches graphisches Make-Over, d.h. ein neues anbiederndes Bandlogo, ein krudes Artwork, irgendeine Hoffnung darauf, dem aktuellen Kaufverhalten noch zu entsprechen.
Bei Option 2 gibt es aber manchmal die Chance, dass sich darunter dann doch noch ein richtig gutes Album verbirgt, welches entweder trotz dessen als solches erkannt wurde, oder eben deswegen ein Dornröschen-Dasein fristete und nun erst wiederentdeckt wird.
Ich hab' jetzt gerade sowas entdeckt, nämlich die kanadische (ich hoffe, der Thread hier geht dafür in Ordnung) Band NOOR. Stilistisch so ... hm, US Power/Thrash/Prog Metal? Bei bandcamp wirft jemand Queensryche und Heir Apparent ins Feld, @Rada auch Flotsam & Jetsam.
Erschienen ist das ganze im Jahr 1994 .. äh Quatsch, 30 Jahre später, gerade vor paar Tagen, im Februar 2024. Und wirklich: das ist Wahnsinn. Ein nichtssagender Bandname, ein uninspiriertes Bandlogo, ein schulterzuckenbewirkender Albumtitel, ein fragezeichenerweckendes Artwork, und Musik, die klingt wie ein echter Kracher aus den Mitt-90er-Jahren, verschollen und vergessen und nun staunend ausgegraben. Mir gefällt das Ding.
Und auf Bandcamp gibt's das sogar zum NYP - keine Ahnung, ob noch Tonträger hinterherkommen.
Ich dachte erst, dass das vielleicht ein Verarschprojekt ist (eben wegen Name, Titel usw.), aber ich find's echt richtig gut gelungen.
"Mother's Guilty Pleasure Part One" von NOOR - hoffen wir, dass auch mindestens noch ein Part Zwei hinterherkommt.
KIT 2025 oder ich fall vom Glauben ab
. Ist aber schon immer wieder faszinierend, was alles unter dem Deckmantel "Metal" läuft bzw. wie maximal diametral es innerhalb eines Genres zugehen kann, wenn es darum geht, was einen total abholt bishin zu vollkommener und ausgeprägter Ablehnung
