Black Pearl
Till Deaf Do Us Part
Bodypart 7: Tourniquets, Hacksaws And Graves (2014, Peaceville Records)
Wir schreiben das Jahr 2014. Tourniquets sind, für diejenigen, die nicht so häufig perverse BDSM-Spielchen betreiben (warum eigentlich nicht, hä?), diese medizinischen Schlauchbinden, mit denen man effizient und unnachgiebig alle möglichen Körperteile abbinden kann. Eine befreundete Dommse setzt diese bei den ganz Harten ein, die dann schnell realisieren, dass ihre Genitalien nach schon wenigen Minuten einen ungesunden Verfärbungsgrad aufweisen. Nach spätestens 49:18 Minuten, so lange, wie das neue perverse Stück von AUTOPSY geht, isses dann auch egal und man kann die Hacksaw benutzen. Und das Grave gleich mit.
So rabiat wie sich das alles anhören mag, so klingt denn auch die siebte Studioplatte unserer mittlerweile hoffentlich von allen heiß und innig geliebten Metzger aus Kalifornien. So richtig schön räudig wurde sie. Wesentlich härter und straighter als noch beim verspielten ''The Headless Ritual'', gab man sich angriffslustig und zeigte sich von seiner gnadenlosen Seite.
Dass ''Tourniquets...'' nicht zu einer reinen Schlachtplatte verkam, dafür sorgte vor allem wieder Herr Reifert himself. Dieser Mann kann keine schlechten Songs schreiben. Man höre sich das enorm dynamische und sich ab 1:40 in einen immer dämonischeren Strudel des Blutrausches metzelnde ''King of Flesh Ripped'' an. Ein Wechselbad der Gefühle, von Irren, für Irre.
Selbst eine für AUTOPSY-Verhältnisse eher geradlinige Platte, die sich zum Ziel setzte, von der ersten bis zur letzten Minute möglichst krank zu sein, verfügt immer noch über genug wunderbare Melodien, die einem sofort ins Gehirn kriechen, sich dort festsetzen und anfangen zu brüten. Das Titelstück sei hier gesondert hervorgehoben. Ein einziger großer Blumenstrauß aus fleischfressenden Planzen, deren Köpfe Dir im Takt überall ins Gesicht beißen. Lieblich und tödlich, mit einem main tune zum niederknien.
Allerdings, und mir kommen diese Worte nur schwer über die Lippen, ist ''Tourniquets...'' über die gesamte Spielzeit nicht so zwingend wie seine beiden Vorgänger. Es sind meinem Empfinden nach auch Stücke dabei, die nicht so recht zünden wollen. Das psychotische ''The Howling Dead'' in etwa, groovt sich zwar lässig über die Runden, dann jedoch auch wieder zu unspektakulär.
Auch das schnelle ''After the Cutting'', ein schnoddriger, virulenter Hassbratzen, der sich nach 1:20 beruhigt und immer mal wieder anzieht, wie ein Untoter mit einer Gleichgewichtsstörung, hat zwar seine Momente, insbesondere den abgehenden Schlussteil, braucht bei mir aber wohl noch einige Durchläufe mehr.
Ich bin mir sicher, dass diese Platte viel zu früh besprochen wird. Jede AUTOPSY-LP ist wie ein am Fleischerhaken aufgehängter Torso, der ein wenig reifen muss. Eine abschließende Beurteilung über ''Tourniquets...'' will ich mir erst nächstes Jahr erlauben. Dies liegt an den vielen Details, die der Meister beinahe schon nebenbei in seine Kompositionen einbaut. Das ab 3:20 völlig durch die Schädeldecke knallende ''Forever Hungry'', mit seinen geil dissonanten Gitarrenläufen und chaotischen Parts, will es mir auch nicht einfach machen.
''Deep Crimson Dreaming'' wiederum ist ein göttlicher Song, der vor allem eine Sache verdeutlicht: über die Jahre sind AUTOPSY endgültig zu Meistern an ihren Instrumenten geworden. Ab 2:35 baut sich ein Mittelteil auf, für den sich wahrscheinlich einige andere DM-Bands ein beliebiges Körperteil würden abtrennen lassen, um so etwas einmal schreiben zu können. Beinahe schon tribalartiges Drumming, Bassläufe, die wie eine grobkörnige Feile über Zahnreihen klingen, abgespacte Gitarren - einfach nur herrlich.
Es ist eine Veröffentlichung, in der AUTOPSY zeigen, dass man keinen komplexen Technical Death Metal spielen muss, um anspruchsvoll zu sein. Alles was man dazu braucht, sind detailliert und liebevoll arrangierte Stücke des klassischen Songwritings, viel Leidenschaft für einen Musikstil und gefühlvolle Fertigkeiten an den Instrumenten. Weshalb ich noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen mag, was mir an AUTOPSY am besten gefällt: die Jungs sind Könner und mühelos in der Lage, auf jeder Platte unterschiedlich zu klingen, so dass sich keine Ermüdung breit macht.
Womit wir wieder bei der ''Tourniquets...'' wären und den beiden dann wieder sehr genialen Stücken ''Burial'' und ''Autopsy''.
''Burial'' erinnert mich aufgrund seiner beklemmenden Atmosphäre an das Erdloch bei Madame C., in ihrem abgeschiedenen Bunker, in dem man nackt und gefesselt daliegt und sich nicht wehren kann gegen all das, was da unten herumkriecht, einen beißt und versucht in sämtliche Körperöffnungen hineinzuschlüpfen, was einem die Nacht endlos erscheinen lässt. ''Autopsy'' ist die abschließende Hymne. Ein beinahe schon thrashiger Smasher, der einen dann traurig seufzend in die AUTOPSY-lose Wirklichkeit befördert. Obwohl, warum eigentlich? Man kann sich die gesamte Discography ja nochmal von vorne anhören.
Danke fürs Lesen und AUTOPSY-Platten bestellen. Und bis demnäggschd, wenn AUTOPSY zurückkehren, um den nächsten Versuch zu unternehmen die Welt zu retten. ;-)
PS: Eine Besprechung der ebenso nicht zu verachtenden EPs von AUTOPSY wird beizeiten noch in einem Post zusammengefasst.
Wir schreiben das Jahr 2014. Tourniquets sind, für diejenigen, die nicht so häufig perverse BDSM-Spielchen betreiben (warum eigentlich nicht, hä?), diese medizinischen Schlauchbinden, mit denen man effizient und unnachgiebig alle möglichen Körperteile abbinden kann. Eine befreundete Dommse setzt diese bei den ganz Harten ein, die dann schnell realisieren, dass ihre Genitalien nach schon wenigen Minuten einen ungesunden Verfärbungsgrad aufweisen. Nach spätestens 49:18 Minuten, so lange, wie das neue perverse Stück von AUTOPSY geht, isses dann auch egal und man kann die Hacksaw benutzen. Und das Grave gleich mit.
So rabiat wie sich das alles anhören mag, so klingt denn auch die siebte Studioplatte unserer mittlerweile hoffentlich von allen heiß und innig geliebten Metzger aus Kalifornien. So richtig schön räudig wurde sie. Wesentlich härter und straighter als noch beim verspielten ''The Headless Ritual'', gab man sich angriffslustig und zeigte sich von seiner gnadenlosen Seite.
Dass ''Tourniquets...'' nicht zu einer reinen Schlachtplatte verkam, dafür sorgte vor allem wieder Herr Reifert himself. Dieser Mann kann keine schlechten Songs schreiben. Man höre sich das enorm dynamische und sich ab 1:40 in einen immer dämonischeren Strudel des Blutrausches metzelnde ''King of Flesh Ripped'' an. Ein Wechselbad der Gefühle, von Irren, für Irre.
Selbst eine für AUTOPSY-Verhältnisse eher geradlinige Platte, die sich zum Ziel setzte, von der ersten bis zur letzten Minute möglichst krank zu sein, verfügt immer noch über genug wunderbare Melodien, die einem sofort ins Gehirn kriechen, sich dort festsetzen und anfangen zu brüten. Das Titelstück sei hier gesondert hervorgehoben. Ein einziger großer Blumenstrauß aus fleischfressenden Planzen, deren Köpfe Dir im Takt überall ins Gesicht beißen. Lieblich und tödlich, mit einem main tune zum niederknien.
Allerdings, und mir kommen diese Worte nur schwer über die Lippen, ist ''Tourniquets...'' über die gesamte Spielzeit nicht so zwingend wie seine beiden Vorgänger. Es sind meinem Empfinden nach auch Stücke dabei, die nicht so recht zünden wollen. Das psychotische ''The Howling Dead'' in etwa, groovt sich zwar lässig über die Runden, dann jedoch auch wieder zu unspektakulär.
Auch das schnelle ''After the Cutting'', ein schnoddriger, virulenter Hassbratzen, der sich nach 1:20 beruhigt und immer mal wieder anzieht, wie ein Untoter mit einer Gleichgewichtsstörung, hat zwar seine Momente, insbesondere den abgehenden Schlussteil, braucht bei mir aber wohl noch einige Durchläufe mehr.
Ich bin mir sicher, dass diese Platte viel zu früh besprochen wird. Jede AUTOPSY-LP ist wie ein am Fleischerhaken aufgehängter Torso, der ein wenig reifen muss. Eine abschließende Beurteilung über ''Tourniquets...'' will ich mir erst nächstes Jahr erlauben. Dies liegt an den vielen Details, die der Meister beinahe schon nebenbei in seine Kompositionen einbaut. Das ab 3:20 völlig durch die Schädeldecke knallende ''Forever Hungry'', mit seinen geil dissonanten Gitarrenläufen und chaotischen Parts, will es mir auch nicht einfach machen.
''Deep Crimson Dreaming'' wiederum ist ein göttlicher Song, der vor allem eine Sache verdeutlicht: über die Jahre sind AUTOPSY endgültig zu Meistern an ihren Instrumenten geworden. Ab 2:35 baut sich ein Mittelteil auf, für den sich wahrscheinlich einige andere DM-Bands ein beliebiges Körperteil würden abtrennen lassen, um so etwas einmal schreiben zu können. Beinahe schon tribalartiges Drumming, Bassläufe, die wie eine grobkörnige Feile über Zahnreihen klingen, abgespacte Gitarren - einfach nur herrlich.
Es ist eine Veröffentlichung, in der AUTOPSY zeigen, dass man keinen komplexen Technical Death Metal spielen muss, um anspruchsvoll zu sein. Alles was man dazu braucht, sind detailliert und liebevoll arrangierte Stücke des klassischen Songwritings, viel Leidenschaft für einen Musikstil und gefühlvolle Fertigkeiten an den Instrumenten. Weshalb ich noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen mag, was mir an AUTOPSY am besten gefällt: die Jungs sind Könner und mühelos in der Lage, auf jeder Platte unterschiedlich zu klingen, so dass sich keine Ermüdung breit macht.
Womit wir wieder bei der ''Tourniquets...'' wären und den beiden dann wieder sehr genialen Stücken ''Burial'' und ''Autopsy''.
''Burial'' erinnert mich aufgrund seiner beklemmenden Atmosphäre an das Erdloch bei Madame C., in ihrem abgeschiedenen Bunker, in dem man nackt und gefesselt daliegt und sich nicht wehren kann gegen all das, was da unten herumkriecht, einen beißt und versucht in sämtliche Körperöffnungen hineinzuschlüpfen, was einem die Nacht endlos erscheinen lässt. ''Autopsy'' ist die abschließende Hymne. Ein beinahe schon thrashiger Smasher, der einen dann traurig seufzend in die AUTOPSY-lose Wirklichkeit befördert. Obwohl, warum eigentlich? Man kann sich die gesamte Discography ja nochmal von vorne anhören.
Danke fürs Lesen und AUTOPSY-Platten bestellen. Und bis demnäggschd, wenn AUTOPSY zurückkehren, um den nächsten Versuch zu unternehmen die Welt zu retten. ;-)
PS: Eine Besprechung der ebenso nicht zu verachtenden EPs von AUTOPSY wird beizeiten noch in einem Post zusammengefasst.