Gestern live im Piano zu Dortmund: ARENA!
In Sachen Modernität ein echtes Kontrastrprogramm zum Euroblast am vergangenen Sonntag, in Sachen Gesang hätten wir dann 2 ganz Große innerhalb von nur einer Woche abgehandelt: Ob Damian oder Einar, es spielt keine Rolle, beide scheinen ganz eindeutig einem fernen Planeten zu entstammen, der Menschen mit einer derartig großartigen Stimme ausstattet und ihnen einfach das "gewisse Etwas" mit auf den Weg gibt. Großartig, phänomenal.
Man braucht über die Qualität dieser Band nicht zu diskutieren: die aktuelle Besetzung ist (von Grandseigneur Mick Pointer abgesehen) schlicht gespickt mit überirdisch aufspielenden Musikern und teilt sich gut in den introvertierten Part (John Mitchell, Mick Pointer) und den eher extrovertierten Part in Person von Kylan Amos, "Prog-Mountain-Klimperking" Clive Nolan (irgendwie schon eine Institution für sich), sowie Mr. Damian Wilson ein.
Los ging es demzufolge mit der Zeitkapsel, gefolgt von "Rapture" und der "Bedlam Fayre" - zu diesem Zeitpunkt war das Publikum bereits gewonnen. Die Spielfreude war allgegenwärtig, Damian setzte die Impulse sowohl für seine Mitstreiter auf der Bühne, als auch natürlich in Richtung Publikum. "How did it come to this" (Gänsehaut! Gesang, Gitarre...), der "Butterfly Man" (dessen Mystik ebenfalls durch Herrn Wilson gut präsentiert wurde), das "Double-Vision"-Highlight "Paradise of Thieves", "The Equation"...und der Riss im Eis, regelrecht abgefeiert (was beim sonst oft reservierten ARENA-Publikum eher eine Seltenheit ist). Überhaupt verdeutlicht allein dieser Titel für sich, welchen Gewinn ein John Mitchell schon seinerzeit für die Band war und bis heute ist: die Intensintität, mit der dieser Mann seine Töne förmlich aus der Gitarre kitztelt und streichelt, die ist selten heutzutage - sehr selten....
Dem "Salamander" folgte der "State of Grace", ehe der Geist lief (nocheinmal großartige Performance von Mitchell!) und dann das Leben weiterging - wenn man denn nicht vergaß zu atmen. Allein die bis zu diesem Zeitpunkt gespielten Songs aus dem "Visitor"-Album unterstreichen noch einmal, wie zeitlos stark das Ganze ist: da ist Gänsehautpotential in jedem Song, in jedem Text...das ist schon eine ganz eigene Atmospähre, die diese Titel versprühen. Die "Tinder Box" ist einerseits einer der ungewöhnlichsten Titel der Arena, gleichermaßen aber auch einer der unterschätztesten Songs: mittlerweile recht fest im Live-Repertoire integriert wächst das Ding von Mal zu Mal. "Serenity" sendet noch einmal Grüße vom Besucher, ehe es dann in die Pause vor der Zugabe geht.
...und die beginnt mit den markanten, leisen Keyboard-Klängen von "Solomon" und dem bestens passenden Gesang von Damian hierzu - ich könnte mir in die Buchse machen! Um mich herum eine Menge fragender Gesichter, nicht jedem schien dieses Monument (!) vom Debut ein Begriff zu sein. Spätestens beim Abgehpart war dann auch der Kollege vor mir (in Metal-Kutte und um die 30 - na gut, Mitte 30 vielleicht) mächtig am Abgehen und den bilsang eher fragenden Gesichtern klappte die Kinnlade runter. Ebenso wie "Sirens" vom Nachfolger ist "Solomon" eine Macht, ein...ach, drauf geschissen, ein MONSTER von einem Song, der sich (entgegen der momentan eher gänigen Praxis im Prog) im Mittelteil derart austobt, dass es einfach eine Freude ist. Ich liebe das Ding....ja, tue ich. Unfassbar finde ich immer wieder, wie Wilson und auch Mitchell (die beide zur Entstehungszeit des Songs noch nicht an Bord der Band waren) sich hier austoben und wirklich arulles aus dem Ding rausholen, was nur geht.
OK, Luft holen, mit "Enemy Without" noch eine Melodic-Runde drehen (mit Publikumschor "Don't let the Child die here" - nochmal Gänsehaut), ehe das schon typischen "Crying for Help" (dieses Mal auch noch längst nach dem Ende des Titels vom Publikum weiter gesungen) den Abend abrundet.
Ja, ganz sicher auch Fanbrille, klar. ARENA waren damals exakt mein Beuteschema und sind es bis heute. Ganz Große im Neoprog, im Rahmen dieser Richtung immer am Puls der Zeit. Und Songs, die einfach noch heute packend und einzigartig sind in ihrer Mischung aus Melancholie, Düsternis und Hoffnung.
Vor dem Konzert wurde bei Zigarrette und Bier gefachsimpelt, ob denn nun der Damian "gut" oder "schlecht" für die Band sei: es gab tatsächlich 2 Lager und ich würde mich irgendwo dazwischen platzieren - allerdings ist unstrittig, dass er der Band eine Art Frischzellenkur verpasst hat und er einfach in der Lage ist, jeden Song quasi zu "seinem" Song zu machen. Von daher ist es tatäschlich so, dass die Mystik des "Butterfly Man" oder die Bedrohlichkeit des "Crack in the Ice"
anders rüber kommen als mit Rob Sowden respektive Paul Wrightson - und doch ist das ganze zu 100% authentisch und Damian
lebt diese Songs und stattet sie mit der Würde aus, die sie verdienen.
A Propos Damian:
Mit kompletter Band und Musik von Landmarq (!), Ayreon, Threshold, Headspace (!), Lalu und, und, und....Karten kosten ca. € 35,- und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich in Bonn aufschlagen werde - Allerheiligen und Damian passt schon irgendwie zusammen. Am 2.11. ist er dann auch im Colos-Saal, aber das ist womöglich dann in Sachen Arbeit und Konzert nicht zu packen für mich.
Seit dem Threshold-Debut (die Landmarq-Sachen habe ich erst später kennen gelernt) hat mich dieser Typ musikalisch stets und fast jedes Jahr irgendwie begleitet - 30 Jahre! Einer der für mich Größten überhaupt und ein Sympathicus, wie man ihn sicher nicht all zu oft trifft. Wer kommt den mit?