Caligula's Horse - Charcoal Grace, 2024

Zweiter Song online:

Der Titel "Album des Jahres" rückt näher.

So weit würde ich natürlich noch nicht gehen (was auch damit zusammen hängt, dass mich jedes Jahr irgendwelche mir bislang unbekannten Truppen überraschen), aber die Songs sind beide hervorragend geraten. Dafür, dass ich mit der Band eingangs gar nichts anfangen konnte muss ich sagen, je mehr ich mich mit deren Musik beschäftige, um so spannender werden die....Euroblast '24 Headliner?
 
Kann jemand vielleicht mal den Threadtitel anpassen? Sonst findet man diesen Thread nur schwer... :)
 
Morgen ist übrigens Release meiner bisherigen #1 des Jahres (bis zur Witherfall vermutlich).
Das ist eine sehr erfreuliche Überraschung. Also, dass es deine bisherige #1 ist. Die Klasse des Albums habe ich erwartet.

Meine #1 ist es auch und es wird dieses Jahr nicht viele Alben geben, die das ändern können.
 
Hast du jemals an mir gezweifelt?
Sagen wir: ich habe die Hoffnung nie aufgegeben. :)

"Charcoal Grace" ist bei mir sicher 40+x gelaufen, seit ich die Promo Anfang Dezember bekommen habe und mittlerweile ist das Ding für mich auf Ohrenhöhe mit "In Contact", das in meiner Liste auf #21 geführt wurde. Das bedeutet also klar 10/10.

Der 10-minütige Opener 'The World Breathes With Me' bündelt schon alle Qualitäten der Band: Sam Vallens so farbenfrohes wie variantenreiches Gitarrenspiel, das klassische und moderne Elemente verbindet, Hooks en masse, obwohl ein echter Chorus fehlt, Jim Greys wandlungsfähigen Vocals, seine kritisch-poetischen Lyrics ('So tell yourself there's peace on Earth - The words that cost a weeping's worth - I hear the echoes in the dirt when silence took the loudest first'), die sanften Steigerungen hin zur Eruption am Ende mit 'I Breathe and the World breathes with me'. Sensationell!

Das ebenfalls bereits bekannte 'Golem' steht dem in Nichts nach. Härter, druckvoller und direkter als der Opener, ein echter Single-Hit eben, auch hier voller Hooks ('Now sing, Wreck!'), die einen tagelang verfolgen und dafür sorgen, dass trotz all der technischen Finesse immer auch etwas hängenbleibt.

Das, was man Titelsong nennen könnte, ist nicht umsonst als vier Songs (Prey, A World Without, Vigil, Give Me Hell) gelistet, denn der Zusammenhang ist eher lyrisch als über Melodien oder Motive hergestellt, wie wiederkehrende Zeilen wie 'Tell God I wish him well' zeigen. Ich muss zugeben, dass ich an diesen vier Songs am meisten zu knobeln hatte, doch das hat sich gelohnt. Geholfen haben die Lyrics, die -wie häufiger bei Jim Grey (aber wohl nicht autobiographisch) auf einer schwierigen Vater-Sohn-Beziehung basieren, wie gerade 'A World Without' zeigt, das mit Zettel in der Hand tief unter die Haut geht. Das stellenweise bedrohlich wirkende 'Give Me Hell' ('But death and decay don't wait for the gods we create') wird mit einem wundervollen Solo versehen und biegt mit einer großartigen Wendung in die letzte Minute ein. Superb.

Es folgt das wunderschöne und sehr poetische 'Sails' zum Durchatmen, das gerade lyrisch ein absoluter Traum ist:
'So on I sail, those cliffs behind, and all was quiet in my mind
New worlds I thought that I could see, and promise waiting there for me
A quiet place to fill my cup
No storm, no hate, no not enough
But all that land I thought I found was only water for the drowned'

Das dynamisch-stürmische 'The Stormchaser' wurde mittlerweile ebenfalls ausgekoppelt und macht seinem Namen alle Ehre. Vor allem 'This is a test, it's not a war' bleibt als Hook, aber auch das wunderbare Vallen-Solo nach etwas mehr als vier Minuten als Bridge zum furiosen Finale ist völlig fantastisch.

Das beste hat sich die Band aber bis zum Schluss aufgehoben. Das 12-minütige 'Mute' steht bei mir nur einen My hinter 'Graves' von "In Contact", welchen ich für den besten Song der letzten Dekade halte. Los geht es mit Jim Grey, der ohne Untersützung loslegt:
I made mountains
I shook the earth below
Flood from the fountain, I carved my name in stone
I stood on the mountain with nothing in the way
Feet firm on the mountain with no voice to speak, and nothing left to say
Von da an steigert sich der Song langsam, integriert dabei sogar gleich zwei Flötensoli und ein weiteres Sam-Vallen-Traum-Solo sowie den essentiellen Fragen wie:
But who could love me now that I am broken?
That I am this?
These shards of broken glass, the future in my hands
Who could love me now?

Wenn sich am Ende dann der Kreis schließt ('But on the road to ruin we let the ground give way - With one voice to speak, and everything to save'), ist man - nun ja, zumindest bin ich - nur noch glücklich und ergriffen.

Insgesamt ist "Charcoal Grace" düsterer als die Vorgänger, behält sich aber immer die Portion Hoffnung, die es einfach braucht, um weiterzumachen. Musikalisch ist das zwar schon "Modern Prog", dabei aber mit deutlich mehr Anleihen an klassischen Prog als bei bspw Leprous oder Haken. Gerade Sam Vallen ist sicher auch ziemlich massiv von Satriani oder Vai inspiriert. Wenn es irgendetwas zu kritisieren gibt, dann dass das Cover nicht ganz so fantastisch ist wie auf den drei Vorgängern. Davon ab: makellos.
 
Dem Album habe ich gestern leider nur einen sehr halbherzigen Durchlauf gönnen können, der mich aber trotzdem angefixt hat. Über einen Konzerbesuch in diesem Jahr sei nachgedacht....
  • 14.05.24. Mai. Di20:00. HamburgKENT ClubCaligula's Horse. Tickets Hamburg KENT Club Caligula's Horse 14.05.24, 20:00. ...
  • 15.05.24. Mai. Mi20:00. BerlinHole44Caligula's Horse. ...
  • 17.05.24. Mai. Fr20:00. MünchenBackstage HalleCaligula's Horse. ...
  • 23.05.24. Mai. Do20:00. KölnLuxorCaligula's Horse.
 
Ich habe den ganzen Mai Urlaub und bin ggf. gar nicht hier, wenn die Band in Berlin, München, Köln spielt. Mein Ziel ist aber, eines der drei Konzerte mitzunehmen. Berlin ist natürlich erste Wahl. Schauen wir mal.
 
Heute im Auto 2 Durchläufe

Das neue Album ist herrlich...

trifft es ebenso wie die lange Rezi von @Vauxdvihl.

Mit diesem Ding haben sie mich endgültig am Wickel, der "Leprous"-Effekt sozusagen. Speziell, was ein wenig weiter oben zu lesen ist im Zusammenahang mit den klassisch-geprägten Prog-Zutaten (die Gitarren! Gigantisch) trifft den Nagel durchaus auf den Kopf, obwohl CH zweifelsfrei der modernen Prog-Schiene zuzuordnen sind.

Der Opener, den ich schon als Single unglaublich stark fand ist jetzt endgültig mit einer Art Gottstatus gesegnet, unfassbar, wie packend dieses Stück geworden ist, perfekte Harmonie zwischen Text und Musik. Direkt danach "Golem", überaus geschickt platziert und im Kontext des Albums wohl der - äh - "kompakte" Rocker, ehe mit "Charcoal Grace I - IV" ein wahres Prog-Epos sozusagen den Kern des Albums herausbildet.

Die letzten 3 Songs bedürfen weiterer Durchgänge, aber schon jetzt lässt sich sagen, dass "Charcoal Grace" ein wunderbares Album geworden ist, das mich als alten CH-Zweifler nun endgültig überzeugen konnte. Erstes absolutes Prog-Highlight 2024 und die absolute Bereitschaft, mich jetzt mal intensiver mit dem Backkatalog der Band zu beschäftigen - so richtig bin ich da bislang nur bei "In Contact" gestrandet, auch ein sehr feines Werk.
 
Nach mittlerweile doch zahlreichen Durchläufen würde ich die aktuellen Sympathiewerte von Charcoal Grace als "Stagnation auf hohem Niveau" bezeichnen. Wofür der amtierende Bundeskanzler wohl ohne zu zögern töten würde, fühlt sich hier eher an wie etwas, das nicht sein soll(te). Ach, wie sehr wünschte ich, das Album würde endlich explodieren, aber irgendwie will dieser eine Funke, der aus einem sehr guten ein von ganzem Herzen zu liebendes Album macht, noch nicht so recht der Holzkohle entweichen, da haben es einem die beiden Vorgänger doch um einiges leichter gemacht, gerade das nicht weniger als göttliche In Contact. Jetzt ist wohl Dranbleiben angesagt, klar, ganz vorn und ganz hinten passt ja auch alles, aber dieser Titelsong, ja, den habe ich wohl noch nicht so recht verstanden; der wirkt auf mich so merkwürdig verkopft, fast schon überambitioniert, vielleicht ist aber auch nur mein Kopf gerade merkwürdig unterwegs, wer weiß das schon. Nun ja, wie ich schon schrieb: Dranbleiben.
 
Nach mittlerweile doch zahlreichen Durchläufen würde ich die aktuellen Sympathiewerte von Charcoal Grace als "Stagnation auf hohem Niveau" bezeichnen. Wofür der amtierende Bundeskanzler wohl ohne zu zögern töten würde, fühlt sich hier eher an wie etwas, das nicht sein soll(te). Ach, wie sehr wünschte ich, das Album würde endlich explodieren, aber irgendwie will dieser eine Funke, der aus einem sehr guten ein von ganzem Herzen zu liebendes Album macht, noch nicht so recht der Holzkohle entweichen, da haben es einem die beiden Vorgänger doch um einiges leichter gemacht, gerade das nicht weniger als göttliche In Contact. Jetzt ist wohl Dranbleiben angesagt, klar, ganz vorn und ganz hinten passt ja auch alles, aber dieser Titelsong, ja, den habe ich wohl noch nicht so recht verstanden; der wirkt auf mich so merkwürdig verkopft, fast schon überambitioniert, vielleicht ist aber auch nur mein Kopf gerade merkwürdig unterwegs, wer weiß das schon. Nun ja, wie ich schon schrieb: Dranbleiben!
Jo, an dem Titelsong hatte ich auch ganz schön zu knabbern, explodiert ist er erst bei Durchgang 20+ und eingehender Textanalyse. Gerade 'A World Without' gewinnt da deutlich.
 
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