Das stimmt allerdings. Da sieht es aber in der Jazz-Welt traditionellerweise eh sehr traurig aus, wenn man mal von den großen Sängerinnen absieht. Im klassischen Bebop der 50er/60er sieht's mindestens so einseitig aus, wie im Death Metal der Spät-80er/Früh-90er. Eine Frau am Saxophone auf einer Blue Note-Scheibe in jener Zeit scheint völlig undenkbar.
Nochmals zum Thema Jazzmusikerinnen: Eine Frau am Saxophon in den 50er / 60er Jahren fällt mir auch nicht ein, aber vor einiger Zeit bin ich eher zufällig auf
Dorothy Ashby (1930-1986) gestoßen, eine bemerkenswerte Harfenistin des Bebop. Ashby spielte zwar bereits auf der High School eine Reihe von Instrumenten, u.a. auch Saxophon und Bass, studierte dann aber Klavier, bevor ab 1952 zunehmend die Harfe ihr Hauptinstrument wurde. Ashby gelang es, dieses Saiteninstrument im Jazz zu etablieren, und sie veröffentlichte eine Reihe von Alben, beginnend noch in den späten 50er Jahren und dann vor allem in den 60er und 70er Jahren. Sogar eine eigene Radio Show hatte sie in den 60er Jahren.
Ich habe vier Alben von Dorothy Ashby,
The Jazz Harpist (1957),
Hip Harp (1958),
In A Minor Groove (1958) und
Dorothy Ashby (1961), wobei mein Lieblingsalbum davon
Hip Harp (Was für ein Titel!) ist, hier zum Reinhören:
Ihr Sideman auf einigen dieser Alben war der bekannte Flötist
Frank Wess. Ich kann mir nicht alles am Stück anhören, manches ist mir dann doch zu süßlich und entspricht wohl eher dem damaligen Zeitgeschmack der 50er und 60er Jahre (vor allem ein paar Flötensoli von Wess), aber Titel wie
Pawky (die erste Nummer auf
Hip Harp) finde ich wiederum zeitlos und noch heute mitreißend. Ach ja, 1970 veröffentlichte sie das Album
The Rubaiyat of Dorothy Ashby, auf dem sie neben Harfe auch Koto, ein klassisches japanisches, zitherähnliches Saiteninstrument (aber
@kylie kennt sich da sicher besser aus als ich), spielt. Muss gleich schauen, ob das Album noch irgendwo aufzutreiben ist, das klingt sehr interessant.