Hallo allerseits,
mein Vorstellungsthread ist ja erledigt, da wird es jetzt Zeit, etwas zu den Beiträgen meiner favorisierten Bands beizutragen.
Ich gebe zu: My dying bride lernte ich erst spät richtig schätzen, dafür aber jetzt umso mehr.
Ich kenne auch die Diskographie noch nicht ganz, deshalb schreibe ich dazu vielleicht erst später was.
Fürs erste möchte ich mich der aktuellen Scheibe widmen.
Habe mit dem Kauf lange gezögert, weil das schöne Artwork sich für Vinyl geradezu anbietet. Andererseits bin ich kein Freund von Doppel Vinyl, das man alle zwei Songs umdrehen muss. Vor allem, wenn von der Spielzeit her eine Einzel LP möglich gewesen wäre.
Aber das bietet Raum für eine andere Diskussion. Es wurde jetzt also doch die CD, weil ich meine restlichen MDB Alben auch auf Silberling habe.
Nach Aarons schlimmen persönlichen Problemen und den bandinternen Querelen musste man wirklich um die Zukunft der Band bangen.
Irgendwie war klar, dass sie nach so schweren Einschnitten nicht wie gewohnt weiter machen konnten und wollten. Und so stehen die Zeichen beim dreizehnten Album komplett auf Veränderung. Neuer Drummer, neuer Gitarrist, neuer Toningenieur, neues Label.
Gerade die letzten beiden Punkte boten Raum für viel Spekulation: Es soll ja Leute geben, denen sich bei Erwähnung eines gewissen Donzdorfer Labels automatisch die Nackenhaare aufstellen...
Den gefürchteten einheitlichen Plastikklang nehme ich jetzt zwar nicht wahr, dennoch finde ich es soundtechnisch ein wenig durchwachsen.
Mark Mynett hat zwar bei den Gitarren und Bässen einen schön klaren und organischen Sound hinbekommen und darüber hinaus mit Aarons Gesang einige interessante Sachen angestellt, dafür sind ihm aber die Drums nicht geglückt.
Ziemlich komprimiert klingt das, so dass mancher hier schon einen Trommler aus der Konserve vermutete.
Und das finde ich schade, denn Jeff Singer macht seine Sache wirklich gut . Ich mag auch seine Arbeit auf den Blaze Alben sehr gerne. Aber bei zuviel Kompression kommen die Feinheiten eben nicht mehr durch.
Genug gemäkelt, es gibt soundtechnisch auch schlimmere Fälle. Nach ein bis zwei Hördurchgängen stört mich der Drum Sound auch nicht mehr so.
Your Broken Shore ist ein geiler Opener. Erinnert von der Stimmung ein wenig an The Cry of Mankind. Das Wechselspiel zwischen Growl und Klargesang geht unter die Haut. My dying bride durch und durch. Kann man gut vorspielen, wenn jemand die Band mal kennen lernen möchte.
To Outlive the gods und Tired of Tears sind vielleicht die Songs die ein wenig Wasser auf die Mühlen der Nuclear Blast Gegner gießen könnten.
Ja, das klingt eingängiger und kompakter als sonst. Aber kommerziell (ekliges Wort)?
Alleine die Songstrukturen verlangen doch mehrmaliges Hören. Und bei den Lyrics bekommt man vor allem mit Aarons Geschichte im Hinterkopf einen dicken Kloß im Hals. Also das sind alles andere als Hitsingles. Tired of Tears bietet außerdem ein schaurig schönes Gitarrensolo, dass ich auf Repeat hören könnte.
Insgesamt erinnern beide Songs ein wenig an die Like Gods of the sun. Von der Stimmung her mit diesen schönen doppelstimmigen Gitarren.
Dann bleiben noch The Long Black Land und The old Earth. Zwei finsterste Doom Keulen, die ich ohne weiteres auf eine MDB Best of packen würde. Ja, Feel the Misery war ein gutes Album, aber diese beiden Songs stechen alles aus.
Teilweise erinnert es mich ein wenig an (gute) Paradise Lost, aber es bleibt unverkennbar MDB.
Ich liebe es einfach, wenn ein Gitarrist seine tiefergestimmten Saiten noch mal extra bendet wie in The Long Black Land. Oder zum Ende von The Old Earth die 7-saitige wie wie ein sterbendes Tier kreischen lässt.
Dazu Aarons Gesangsleistung, die, wohl auch aufgrund der Vorgeschichte, nochmal deutlich emotionaler als auf dem letzten Album ausfällt.
Das ist Doom in seiner Reinform! Schmerzhaft und leidend. Zu oft am Stück ist das kaum zu ertragen. Ich habe letzte Woche den Fehler gemacht, das Album direkt nach der neuen Death the Leveller zu hören. Danach war ich psychisch erst mal fertig. Aber das hat man eben davon, wenn man Doom Fan ist. Das ganze ist keine Sunshine Veranstaltung und deshalb verbietet sich hier jeder Kommerzvorwurf schon von vornherein.
Dann gibt es noch drei Interludes, die zur Atmosphäre beitragen, die ich aber auch nicht als Songs werten möchte. Hört man das Album am Stück (Also in der CD Version
) passen sie. Für sich alleine sind sie verzichtbar.
Insgesamt ist das Album für mich ein Jahreshighlight. Wo es sich in der Diskographie einordnen wird kann ich noch nicht sagen (Kenn ja auch nicht alle Alben). Aber ich finde sie stärker als Feel the Misery, obwohl die auch sehr gut war
So, danke für‘s lesen, ich kann mich leider nie kurz fassen.