Bin nach einigen Durchläufen von "Värähtelijä" in den letzten Tagen vollkommen geflasht und hab versucht, meine Höreindrücke in Worte zu fassen, ich hoffe es ist einigermaßen lesbar:
"Valonielu" war ja schon wirklich klasse, aber mit dem Sprung, den Oranssi Pazuzu mit "Värähtelijä" hingelegt haben, hätte ich ja niemals gerechnet. Einerseits zelebrieren sie noch viel mehr als auf dem Vorgänger das Chaos und vermischen wild Einflüsse aus sämtlichen Genres, zum anderen schaffen es Oranssi Pazuzu aber auch wie auf magische Art und Weise, dass man als Hörer nie komplett den Überblick verliert, sie bieten in den Songs immer etwas, an dem man sich "festklammern" kann.
Beispielsweise schleicht sich der Opener "Saturaatio" mit lockerem Drumming und lässiger Bassline ins Ohr, nur um dann darauf quasi einen herrlichen Klangkosmos aus verzerrten und cleanen Gitarren, Black Metal und einem psychedelischen Gitarrensolo, sowie Orgeln und abgedrehten Synths aufzubauen. Herrlich! "Lahja" und der Titeltrack geleiten den Hörer durch ein, im Song immer wiederkehrendes, Drumpattern fast schon schwebend über einen stockfinsteren Abgrund. Ähnlich im Aufbau, allerdings eine gute Spur härter ist zunächst "Vasemman Käden Hierarkia", welcher einen aber nach dem ersten Drittel langsam in das dronig-wummernde schwarze Loch hinabsinken lässt. Gegenstück zu den ruhigeren Momenten bieten gelegentliche Black Metal-Attacken, wie in "Hypnotisoitu Viharukous", zwar oft durch spacige Klänge verfremdet, aber doch immer mit der nötigen Energie.
Auch fasziniert mich an "Värähtelijä", wie es die Band schafft, mit den Erwartungen des Hörers zu spielen. In "Lahja" zum Beispiel würde ich an einer Stelle fest damit rechnen, dass typische BM-Tremologitarren einsetzen. Dachten sich wohl auch Oranssi Pazuzu und haben deshalb einen bratenden 90er-Noise Rock-Part eingeflochten, der wie Arsch auf Eimer passt. Auch im Schlusstrack stehen zwischenzeitlich alle Zeichen auf Ausbruch, dieser bleibt allerdings aus und es erklingen stattdessen fast schon postrockige Klänge zu denen sich auch noch ein schwerer, elektronischer Beat gesellt. Wow. So könnte ich jetzt noch seitenweise über die Platte und das Songwriting daherschwurbeln, zumal mir bei jedem Hördurchlauf immer neue Aha-Erlebnisse unterkommen. Aber lange Rede, kurzer Sinn: ich empfehle jedem da selber ein Ohr zu riskieren und sich von diesem Mammutwerk gefangen nehmen zu lassen. "Värähtelijä" wird auf jeden Fall verdammt weit oben in meinem Jahrespoll 2016 stehen!