Roadburn 2024 (April 18-21)

Mich würde insbesondere Einschätzungen von Sunrise Patriot Motion interessieren - die wollte ich als fanatischer Yellow Eyes-Fan UNBEDINGT sehen, was aber leider in punkto Anreise und Check-in in der Unterkunft nicht zu schaffen war :-(

Hab aber Shirt und Tape abgestaubt.

Das würde mich auch sehr interessieren da uns die Berlin Show leider abgesagt wurde.
 
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Reaktionen: avi
Sunrise Patriot Motion waren schon sehr speziell: Ein bisschen Black Metal, Goth Rock, Synth-Post-Irgendwas... Yellow Eyes sagen mir zwar mehr zu, aber ich fand den Auftritt schon ziemlich gelungen.

Die Publikumsreaktionen waren gespalten: Während die einen Leute steilgegangen sind, haben sich nicht wenige nach den ersten paar Songs verzogen...
 
Hier noch ein Bericht zum diesjährigen Roadburn:

 
Hier noch ein Bericht zum diesjährigen Roadburn:


Insgesamt ein sehr schöner Beitrag, aber bei einem Punkt muss ich vehement widersprechen:

Das von den Musiker*innen um Hexvessel-Mastermind Mat McNerney zusammengestellte Programm mit dem Titel „Music for Gloaming: A Nocturne by the Hexvessel Folk Assembly“ hörte sich wie eine uninspirierte Fortsetzung des jüngsten Albums der Gruppe an, ohne eigene Akzente zu setzen.
Ich verstehe nicht, wo der Autor dort eine uninspirierte Fortsetzung der "Polar Veil" gesehen haben will. Es mag sein, dass das Programm eine ähnliche Hommage an die (für Mat) inspirierende Musik der 90er gewesen ist und der ähnliche, kratzige Gitarrensound genutzt wurde, sowohl musikalisch als auch in der Performance war es für mich jedoch ein gänzlich anderes Erlebnis. Irgendwo zwischen Doom Metal und Gothic mit wenigen Trademarks aus aus Black, Death und Folk. Es wirkte auf mich etwas wie ein Theaterstück; insbesondere auch der Gastauftritt von Vicotnik. Aus meiner Sicht war es eines der Highlights des diesjährigen Festivals.
 
Insgesamt ein sehr schöner Beitrag, aber bei einem Punkt muss ich vehement widersprechen:


Ich verstehe nicht, wo der Autor dort eine uninspirierte Fortsetzung der "Polar Veil" gesehen haben will. Es mag sein, dass das Programm eine ähnliche Hommage an die (für Mat) inspirierende Musik der 90er gewesen ist und der ähnliche, kratzige Gitarrensound genutzt wurde, sowohl musikalisch als auch in der Performance war es für mich jedoch ein gänzlich anderes Erlebnis. Irgendwo zwischen Doom Metal und Gothic mit wenigen Trademarks aus aus Black, Death und Folk. Es wirkte auf mich etwas wie ein Theaterstück; insbesondere auch der Gastauftritt von Vicotnik. Aus meiner Sicht war es eines der Highlights des diesjährigen Festivals.
Bin gespannt auf Hexvessel beim House of the Holy...
 
Flachköpper war bei mir im Kabuff und wir haben das Roadburn Festival revue passieren lassen!
Sonntag kommt Pt. I
Den Weg zu meinem Kanal kennt Ihr ja ;-)

 
Bevor es dann doch wieder zu weit weg ist, will ich noch ein paar Zeilen zum Festival schreiben.

Es war insgesamt mein 6. RB seit 2016, letztes Jahr hab ich ausgelassen und 20 und 21 war bekanntlich nichts.
Zum ersten Mal schaffte ich es in diesem Jahr sogar, mir eine bezahlbare Unterkunft in Tilburg selbst zu ergattern (Camping ist leider nichts für mich), was das Ganze doch deutlich entspannter machte. Sonst bin ich meistens von Eindhoven gependelt, was okay ist, aber doch auch etwas umständlich.

Ebenfalls zum ersten Mal war ich schon am Mittwoch vor Ort, konnte also auch einen Teil des Warm-up mitnehmen. Also, zuerst Bändchen geholt und dann rein zu Sonja. Ich kann schon verstehen, dass die Truppe gut ankommt, und die Covers haben auch Spass gemacht, aber stilistisch ist es zu wenig meine Baustelle. Zudem war die Next Stage doch schon ordentlich voll und weniger gemütlich, als ich mir das Warm-up vorgestellt hatte, deshalb bin ich dann frühzeitig wieder raus.

Da ich erfahren hatte, dass am Mittwochabend im Cul de Sac nebenan noch eine niederländische
Post-Punk-Band spielte, ging ich spontan dorthin. Die Band mit Namen Femme Fugazi hatte dann auch soeben ihr Set begonnen. Stilistisch zwischen Idles und Metz angesiedelt (laut Eigenbeschreibung), machte das Ganze durchaus viel Spass, und v.a. war es eine Freude, wieder mal im Cul de Sac zu stehen, da die Location nun seit einigen Ausgaben nicht mehr Teil des Festivals ist. Auch dieses Konzert war nicht Teil des RB, das Set blieb aber in guter Erinnerung, zumal es nicht so viele Leute hatte und kostenlos war - gute Sache!

Danach ging's noch auf ins Little Devil für einen kleinen Umtrunk, bevor es dann zur Unterkunft ging. Ich mag das LD einfach, auch wenn ich es in diesem Jahr nicht geschafft habe, mir dort ein Konzert anzuschauen.

Donnerstag

Hexvessel
- Den Start ins Festival machten am Donnerstag Hexvessel mit einer Performance ihres letzten Albums Polar Veil. Die Truppe ging immer etwas an mir vorbei und konnten mich nie so recht begeistern, was sich aber mit Polar Veil änderte. Das Album hat deutlich mehr BM-Anteile als frühere Sachen und war mir im Winter ein treuer Begleiter. Entsprechend gespannt war ich dann auch aufs dieses Set - und Hexvessel haben geliefert! Untermalt von stimmigen winterlichen Filmaufnahmen steigerte sich das Konzert von Song zu Song und sorgte für mich für einen sehr stimmungsvollen Einstieg ins Festival - sehr schön!

Sunrise Patriot Motion - Eigentlich wäre ich dann gerne rüber zur Next Stage zu The Infinitiy Ring, was zeitlich aber nicht wirklich aufging. Also rein zu SPM in den Engine Room. Fand ich auf Platte noch gefallen an der Band, konnten sie mich live jedoch nicht überzeugen. Vielleicht stand ich etwas zu weit an der Seite, aber der Funke sprang bei mir nicht über und der Sänger ging mir ziemlich schnell auf die Nerven, also nach 15 Minuten wieder raus.

Mirusi Mergina - Aus Neugier ging's dann rüber in die Hall of Fame, wo Mirusi Mergina aus Tilburg gerade ihr Set startete. Dies stellte sich als Glücksgriff heraus, der Mix aus sphärischem Drone, ätherischen Vocals und rabiaten Power Electronics a la Puce Mary ging mir sehr gut rein. Und es zeigte sich wieder mal, dass man beim RB auch einfach mal irgendwo ohne Plan reinstolpern kann: Es ist eigentlich nie uninteressant und oft richtig toll - wie auch im Fall von Mirusi Mergina. Wer mal ein Ohr riskieren möchte: https://mirusimergina.bandcamp.com/album/whispers-of-danger

Scaler - Im Anschluss dann das erste Mal zur Main Stage zu Scaler, die eine Art Rave in Bandformat veranstalteten. War ganz nett, aber auch nicht mehr, sie schienen aber gut anzukommen. Nach der Hälfte wieder raus.

Void ov Voices - Dann mein Highlight von Tag 1 - Attila mit Void ov Voices auf der Next Stage. Unglaublich, was er mit seiner Stimme alles hinkriegt. Die Performance bestand dann auch grösstenteils darin, dass Attila seine verschiedenen Vocals loopte und gegen Schluss noch mit etwas Elektronik anreicherte. Dazu trug er ein Flügelkonstrukt, wobei Visuals von Insekten etc. auf die Flügel projiziert wurden - sah sehr nett aus! Meine Erwartungen wurden komplett erfüllt.

Danach beging ich den ersten und einzigen taktischen "Fehler" des Festivals. Der Plan war, in der Stadt etwas zu essen und dann zu White Ward. Das mit dem Essen klappte (leckere vietnamesische Nudelsuppe!), da das Ganze aber etwas länger dauerte, konnte ich nur noch die lange Schlange vor dem Engine Room bestaunen, wo White Ward bereits am Spielen waren. An ein Reinkommen war nicht mehr zu denken - schade, es soll gut gewesen sein.

Chelsea Wolfe - Also noch etwas rumgelungert und dann zu Chelsea Wolfe zur Hauptbühne. Zuletzt hatte ich sie vermutlich 2018 oder so rum gesehen, also schon eine Weile her. Danach verlor ich sie etwas aus den Augen, das neue Album finde ich aber wieder richtig stark. Der Auftritt hat mir auch richtig gut gefallen, völlig entrückt schwebte CW über die Bühne und legte eine tolle Performance hin, untermalt von den wohl besten Visuals des Festivals. Es war jetzt nicht der beste Auftritt, den ich je von ihr gesehen habe, aber doch rundum gelungen.

Backxwash - Der Surprise Act auf der Main Stage. Ich mag die Musik wirklich gerne, da ich aber Backxwash erst im Herbst gesehen hatte, hielt sich bei mir die Begeisterung über diese Überraschung etwas in Grenzen. Aber durchaus ein solider Auftritt.

Eye Flys - Zum Abschluss noch einmal zur Next Stage zu Eye Flys. Den an EHG angelehnten Sludge fand ich jedoch trotz amtlicher Lautstärke eher öde, zudem war ich doch schon relativ müde. Also noch die 10 Gehminuten zur Unterkunft genommen und ab ins Bett.

Fazit Tag 1: ein mehr als solider Start ins RB 2024!
 
Zuletzt bearbeitet:
Hoppla, das wurde doch länger als gedacht. Werde versuchen, mich etwas kürzer zu halten.

Freitag

Benefits
- Wiederum startete der Tag im Terminal mit der britischen Band Benefits. Kannte die Band zuvor nicht, das Geballer mit Spoken-Word-Passagen wusste aber zu überzeugen. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Sänger England nicht sehr mag?

Ragana/Drowse - Am selben Ort dann die Collab zwischen Ragana und Drowse. Insbesondere Drowse mag ich sehr gerne, entsprechend gespannt war ich auf den Auftritt. Geboten wurde ein Mix aus Black Metal und Slow-Core- und Shoegaze-Elementen. Der Auftritt war gelungen, jedoch hier und da noch etwas holprig, wohl mangels begrenzter Probenzeit. Bin gespannt auf eine allfällige Studioveröffentlichung.

Mat McNerney - Von ziemlich weit hinten in der Main Stage angeschaut. Der Hexvessel-Mann hatte eine Truppe in bestem Adams-Familiy-Look aufgeboten. Ich hatte null Erwartungen und war trotzdem ziemlich geflasht. Teils erinnerte mich das ganze an Type O Negative - stark.

Home Front - Obwohl ich mich ziemlich am HF freute, wollte der Funke so gar nicht überspringen. Die Terminal-Bühne war zu gross für diese Art von Band und das Publikum zu verhalten, also frühzeitig wieder raus.

Blood Incantation (Ambient Set) - BI mit ihrem ersten von zwei Sets am RB, hier spielten sie die Timewave Zero am Stück, inklusive Gastvocals von Attila und schicker Lasershow. Ich fand's super!

Forest Swords - Im Anschluss spielten auf der Next Stage nebenan Forest Swords. Es war das zweite Mal, dass ich FS sah, und es war wieder richtig stark. Trippige elektronische Tanzmusik mit geschickt platzierten Vocal-Samples, machte viel Spass.

Xiu Xiu - Jamie und Angela von Xiu Xiu spielten als Duo am RB - laut eigener Aussage das erste Mal seit vielen Jahren. Angekündigt wurde ein spezielles RB-Set, aber es war dann doch eine ziemlich konventionelle Xiu-Xiu-Show mit alten und neuen Stücken. Die Klubshow im Herbst fand ich um einiges besser, da sie dort besser eingespielt wirkten, war aber dennoch ganz gut.

clipping. - Hier wusste ich so gar nicht, was mich erwarten würde, hat mich aber voll mitgenommen. Sicherlich der technisch beste Rapper, der ja am RB war, und es war beeindruckend, wie er die Menge im Griff hatte.

Patriarchy - Zum Abschluss des Freitags gab's noch den Gig von Patriarchy im Engine Room. Halb Konzert, halb Kunstperformance, steigerte sich das Duo trotz (oder gerade wegen) technischer Probleme immer wie mehr. Der Sound erinnerte an eine härtere Variante von Boy Harsher und Konsorten. Gelunger Tagesabschluss.

Fazit Tag 2: noch einmal eine Steigerung zu Donnerstag mit durchwegs fast positiven Eindrücken.
 
Hoppla, das wurde doch länger als gedacht. Werde versuchen, mich etwas kürzer zu halten.

Freitag

Benefits
- Wiederum startete der Tag im Terminal mit der britischen Band Benefits. Kannte die Band zuvor nicht, das Geballer mit Spoken-Word-Passagen wusste aber zu überzeugen. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Sänger England nicht sehr mag?

Ragana/Drowse - Am selben Ort dann die Collab zwischen Ragana und Drowse. Insbesondere Drowse mag ich sehr gerne, entsprechend gespannt war ich auf den Auftritt. Geboten wurde ein Mix aus Black Metal und Slow-Core- und Shoegaze-Elementen. Der Auftritt war gelungen, jedoch hier und da noch etwas holprig, wohl mangels begrenzter Probenzeit. Bin gespannt auf eine allfällige Studioveröffentlichung.

Mat McNerney - Von ziemlich weit hinten in der Main Stage angeschaut. Der Hexvessel-Mann hatte eine Truppe in bestem Adams-Familiy-Look aufgeboten. Ich hatte null Erwartungen und war trotzdem ziemlich geflasht. Teils erinnerte mich das ganze an Type O Negative - stark.

Home Front - Obwohl ich mich ziemlich am HF freute, wollte der Funke so gar nicht überspringen. Die Terminal-Bühne war zu gross für diese Art von Band und das Publikum zu verhalten, also frühzeitig wieder raus.

Blood Incantation (Ambient Set) - BI mit ihrem ersten von zwei Sets am RB, hier spielten sie die Timewave Zero am Stück, inklusive Gastvocals von Attila und schicker Lasershow. Ich fand's super!

Forest Swords - Im Anschluss spielten auf der Next Stage nebenan Forest Swords. Es war das zweite Mal, dass ich FS sah, und es war wieder richtig stark. Trippige elektronische Tanzmusik mit geschickt platzierten Vocal-Samples, machte viel Spass.

Xiu Xiu - Jamie und Angela von Xiu Xiu spielten als Duo am RB - laut eigener Aussage das erste Mal seit vielen Jahren. Angekündigt wurde ein spezielles RB-Set, aber es war dann doch eine ziemlich konventionelle Xiu-Xiu-Show mit alten und neuen Stücken. Die Klubshow im Herbst fand ich um einiges besser, da sie dort besser eingespielt wirkten, war aber dennoch ganz gut.

clipping. - Hier wusste ich so gar nicht, was mich erwarten würde, hat mich aber voll mitgenommen. Sicherlich der technisch beste Rapper, der ja am RB war, und es war beeindruckend, wie er die Menge im Griff hatte.

Patriarchy - Zum Abschluss des Freitags gab's noch den Gig von Patriarchy im Engine Room. Halb Konzert, halb Kunstperformance, steigerte sich das Duo trotz (oder gerade wegen) technischer Probleme immer wie mehr. Der Sound erinnerte an eine härtere Variante von Boy Harsher und Konsorten. Gelunger Tagesabschluss.

Fazit Tag 2: noch einmal eine Steigerung zu Donnerstag mit durchwegs fast positiven Eindrücken.
eine secret Show von Home Front in der Hall Of Fame wäre klasse gewsen...
 
Danach beging ich den ersten und einzigen taktischen "Fehler" des Festivals. Der Plan war, in der Stadt etwas zu essen und dann zu White Ward. Das mit dem Essen klappte (leckere vietnamesische Nudelsuppe!), da das Ganze aber etwas länger dauerte, konnte ich nur noch die lange Schlange vor dem Engine Room bestaunen, wo White Ward bereits am Spielen waren. An ein Reinkommen war nicht mehr zu denken - schade, es soll gut gewesen sein.
Der Fehler lag vor Allem darin, White Ward nicht auf einer grösseren Bühne spielen zu lassen. Ich hab's zwar reingeschafft, da ich gleich nach Inter Arma rüber bin, aber ich kann den Ärger von allen Leuten verstehen, die sich das Konzert nur von draussen anhören konnten...

Neptunian Maximalism und Xiu Xiu auf der kleinen Next Stage fand ich auch eher unglücklich, angesichts der Beliebtheit der beiden Bands.
 
Der Fehler lag vor Allem darin, White Ward nicht auf einer grösseren Bühne spielen zu lassen. Ich hab's zwar reingeschafft, da ich gleich nach Inter Arma rüber bin, aber ich kann den Ärger von allen Leuten verstehen, die sich das Konzert nur von draussen anhören konnten...

Neptunian Maximalism und Xiu Xiu auf der kleinen Next Stage fand ich auch eher unglücklich, angesichts der Beliebtheit der beiden Bands.
Mit Ausnahme von NNMM wurde hier in der Q&A (welche es auch dieses Jahr im Nachgang als Podcast gibt) auch zugegeben, dass es ein paar im Nachhinein falsche Entscheidungen bei den Bühnen/der Running Order gab. Teils sind die Plätze aus porduktionstechnischen Gründen so vergeben wurden, teils hat man sich auch einfach verschätzt wie viele Leute das wirklich sehen wollen. Fand ich überraschend ehrlich, natürlich trotzdem schade für alle die die es nicht mehr rein geschafft haben.
 
Man muss fairerweise sagen, dass das Roadburn-Publikum teilweise echt unberechenbar ist: Dass bei Knoll um 13:00 die Hütte berstend voll wird, hätte ich jetzt z.B. auch nie erwartet. Nerds halt. ;)
 
Man muss fairerweise sagen, dass das Roadburn-Publikum teilweise echt unberechenbar ist: Dass bei Knoll um 13:00 die Hütte berstend voll wird, hätte ich jetzt z.B. auch nie erwartet. Nerds halt. ;)
Die endlos erscheinende Schlange bei Torpor in der Hall of Fame war auch eine Geschichte für sich, während die Mainstage wohl relativ leer war. Gab sogar eine eigene Diskussion in der "Roadburners"-Facebook-Gruppe dazu. Ist am Ende eben immer noch ein Metal-Festival.
 
Samstag

Der Start in den Festivaltag erfolgte am Samstag etwas später, da es am Mittag mit einem Kumpel in die Xu Noodle Bar ging (top!). Dadurch Knoll verpasst bzw. nur noch die letzten Klänge vom Terminal aus gehört. Klang auf jeden Fall mächtig, hätte ich schon gerne mitgenommen, aber alles geht halt nicht.

Couch Slut - Wurden vom RB selbst ja im Vorfeld gehörig gehypt, entsprechend neugierig war ich auf den Auftritt. Na ja, die Frontfrau sah schon etwas fertig mit der Welt aus, hatte gemäss Eigenaussage nur 1 Stunde gepennt und Substanzen intus. Der gebotene Sludge/Noise fand ich ganz solide, aber richtig überzeugend fand ich's nicht.

Deepsky - Also ging es frühzeitig in den Jazzclub, ins Paradox. Dort spielte das niederländische Duo Deepsky (Gitarre/Schlagzeug) ein sphärisches Ambient-Drone-Set. War jetzt nicht die absolute musikalische Offenbarung, aber war schon nett. Da ich früh dort war, konnte ich mir sogar noch einen Tisch mit Stuhl ergattern. Ich mag die Venue sehr und hoffe, dass das Paradox auch in den folgenden RB dabei sein wird.

Agriculture - Darauf folgte der Auftritt von Agriculture im sehr vollen Terminal. Der atmosphärische BM mit Americana-Elementen hat mich richtig gefesselt - ein weiteres Highlight!

Uboa - Dann rein zur Artist in Residence Uboa im Engine Room, wo das Album The Origin of my Depression in voller Länge gespielt wurde. Der Titel liess schon erahnen, in welche Richtung es gehen würde. Das war aber sogar mir in dem Moment etwas zu düster und depressiv, deshalb nach 15 Min. wieder raus.

Death Goals - So ging es spontan in die umgebaute Skatehalle zur Secret Show von Death Goals. Hier war dann auch eher Party angesagt, was deutlich mehr zu meiner Stimmung passte. Ist jetzt nicht so viel hängen geblieben, aber alleine durch die Location blieb das Konzert in guter Erinnerung.

Lana del Rabies - Vielleicht war es nur der NIN-Sticker auf dem Laptop von Lana del Rabies, aber ihr Sound erinnerte mich tatsächlich etwas an eine weibliche Version von Nine Inch Nails, gepaart mit Harsh-Noise- und Power-Electronics-Elementen. Ich fand's grossartig.

Khanate - Dann der Pflichttermin für gefühlt alle in der Main Stage. Ich bin jetzt nicht so der Kenner und Fan, aber der erste Auftritt von Khanate seit 19 (?) Jahren war ohne Zweifel absolut erhaben. Wir sassen bzw. standen ziemlich weit hinten, und sogar dort wurde man noch von der Wall of Sound erdrückt. Zudem habe ich selten einen so krassen Live-Mix erlebt. Khanate wurden dem Hype definitiv gerecht.

Drowse - Trotzdem liess ich es mir nicht nehmen, während Khanate noch kurz 15 Min. zu Drowse nebenan zu gehen. Für mich eine der wenigen wirklich ärgerlichen Überschneidungen. Zum Glück stimmte das Ein-Mann-Depro-Slowcore-Projekt bald den Übersong Bipolar 1 an, sodass ich glücklich wieder zur Main Stage wechseln konnte.

Hide - Meinen Tagesabschluss gab es in Form von Hide, ebenfalls auf der Next Stage. Ich bin schon lange Fan der Gruppe, leider aber immer live verpasst. Das Industrialduo begann sein Set ziemlich sperrig, das erlösende Geballer kam erst gegen Schluss, hatte dafür eine umso grössere Wirkung. Toller Spannungsbogen. Einziger Wermutstropfen: kein Close Your Eyes, für mich ihr bester Song.

Danach ging es noch für 1 Stunde runter ins Basement der Main Stage zur Dub-Afterparty, was noch einmal ordentlich Spass machte - tolle Idee (statt der üblichen Metaldisco)!

Fazit Tag 3 - Stilistisch und venuetechnisch der abwechslungsreichste Tag des Festivals.
 
Zum Abschluss nun noch Tag 4, der Sonntag

Am Sonntag nahm ich mir als Erstes die Zeit, im Rahmen des Offroad-Programms im Kino Mutiny in Heaven anzuschauen, eine Doku über Nick Caves zweite Band The Birthday Party. Mit dem Festivalbändchen war die Vorführung gratis. Der Drummer von Agriculture hatte sich ebenfalls in das kleine Kino im Stadtzentrum verirrt. Feine Sache.

Use Knife - Dann ging es zum ersten Act des Tages: Use Knife in der Next Stage. Vom orientalisch anmutenden Soundgewaber blieb allerdings nicht viel hängen.

Die Wilde Jagd - Also frühzeitig zur Main Stage, um hinten einen guten Sitzplatz für Die Wilde Jagd zu sichern. Der Auftritt mit dem Metropole Orkest bildete den letzten der drei Auftragsarbeiten am diesjährigen RB. Übrigens ist das Metropole Orkest das gleiche Orchester, das 2019 den Auftritt mit Tryptykon hatte. Ich hatte etwas Bammel, ob das Ganze nicht etwas überambitioniert ist, aber die Befürchtungen waren grundlos - ein toller Auftritt, insbesondere die erste Hälfte erinnerte mich an einen Lost Soundtrack eines Nintento-RPG aus den 90ern. Freue mich auf die Veröffentlichung.

Auf Neptunian Maximalism habe ich dann schweren Herzens verzichtet, die Next Stage schien mir auch deutlich zu klein für die belgische Truppe.

deathcrash - Eigentlich wollte ich dann zu Devil Master, da ich aber bei den Venues gerne Abwechslung mag und den Grossteil des Tages nicht im Terminal verbringen wollte, ging es daher spontan in die Hall of Fame zu deathcrash, was sich als Glücksfall entpuppte. Die Briten spielen einen an Slint und Konsorten anmutenden Slowcore mit lärmigen Ausbrüchen. War sehr überzeugend und dank tollem Sound in der HoF auch sehr druckvoll.

Fluisteraars - Zunächst hatte ich mir überlegt, vor Fluisteraars noch bei Hilary Woods vorbeizuschauen (doofe Überschneidung), hatte mir aber vorgenommen, mich am Sonntag nicht hetzen zu lassen. Deshalb dann entspannt und früh genug in den Terminal. Fluisteraars waren für mich ein Hauptgrund, mir ein Ticket zu holen, und was soll ich sagen, es war absolut erhaben und überragend. Wohl eine der besten BM-Performances, die ich je gesehen habe. Und natürlich wurde die Truppe von den Locals entsprechend gefeiert, was für eine grandiose Stimmung und Gänsehaut sorgte. Punkt.

Dödsrit - Danach war die Luft nach vier Tagen dann doch etwas raus. Von Dödsrit habe ich etwa die Hälfte von ziemlich weit hinten gesehen, klang absolut solide, war aber nicht so meine Baustelle.

Cloakroom - Zum Festivalabschluss noch ein letztes Mal zur Main Stage. Zu dem Zeitpunkt war ich dann wirklich müde und sah mir das Konzert von weit hinten sitzend an. Die von Cloakroom gebotene Mischung aus Shoegaze und Stonerelementen ging mir aber dann doch gut rein und war stellenweise brachialer als erwartet. Ein gelungener und runder Abschluss.

Tag 4 - Der gemütlichste Tag mit Fluisteraars als absolutes Highlight, aber bis auf Use Knife war auch alles andere überzeugend.

Vielleicht hatte ich einfach Glück mit der Auswahl, aber ich muss sagen, dass ich die gebotene Qualität über die vier Tage schon sehr beeindruckend fand. Bis auf ganz wenige Ausnahmen fand ich alles zumindest interessant und das Meiste gut bis sehr gut. Für mich kriegt das in der stilistischen Breite momentan tatsächlich nur das RB hin. Zudem meistens immer mit top Soundqualität und hohen Produktionsstandards. Die Schlagen können natürlich frustrierend sein, aber mit etwas Planung (und persönlichen Abstrichen) kann man die eigentlich meistens umgehen oder die Wartezeit zumindest im Rahmen halten. Insgesamt fand ich diese Ausgabe leicht besser als diejenige bei meinem letzten Besuch 2022 und etwa gleichauf wie die starke Ausgabe 2019.

Positivste Überraschung 2024: Hexvessel und die Auftragsarbeit von Mat McNerney
Negatives: Das Wetter war dann eigentlich doch ganz okay, aber nächstes Jahr bitte ein paar Grad wärmer
Wunsch 2025: Die 2022 kurzfristig abgesagte Lustmord-Performance!

Danke fürs Lesen :)
 
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