Wie der Acrylator hab auch ich ein wenig alten Kram in petto, den ich mal fürs SadoMaso-Board geschrieben habe, deswegen knödel ich das Ganze mal hier rein, vielleicht kann jemand ja was damit anfangen.
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Die Vorgeschichte:
SIGH wurden 1990 in einem kleinen Provinznest namens Tokio in der Besetzung Mirai Kawashima (Gesang und Bass), Satoshi Fujinami (Gitarre) und Kazuki Ozeki (Schlagzeug) gegründet. Noch im selben Jahr spielte man zwei Demotapes ein (das zweite schon wieder ohne Kazuki, der die Band verließ - Satoshi übernahm daraufhin auch die Drums), auf denen man noch recht primitiven Death Metal (!) zockte. Zwar hört man auch auf diesen Demos schon, dass sich die Band um einen eigenen Stil bemühte, aber machen wir es kurz: zu den Highlights der Musikgeschichte gehören sie mit Sicherheit nicht, interessant und charmant sind sie aber dennoch, da einige Songs aus dieser Phase es auch auf die ersten beiden Alben schafften, zuvor aber natürlich ordentlich "verblackt" wurden. Als die Demos released wurden, behauptete die Band übrigens noch, dass sie sich schon 1988 gegründet habe, da man dachte, dass man eine Band, die kurz nach der Gründung bereits Demos veröffentlicht, weniger ernst nehmen würde.
Doch schon bald waren Mirai und Satoshi gelangweilt vom Death Metal, somit wandte man sich einer deutlich radikaleren Musikrichtung zu: dem Black Metal, der sich von Ursuppen-Geprügel der Marke SARCÓFAGO, MAYHEM, HELLHAMMER & Co gerade als eigenständige Stilrichtung zu etablieren begann. Woran erinnert uns das? Richtig: es ging also nicht nur einigen Norwegern so, auch eine kleine Band aus Japan hatte eine ganz ähnliche Einstellung. So entstanden neben umarrangierten Songs der Demos auch neue Songs wie der Klassiker "The Knell". Als erster Vernichtungsschlag im neuen Stil erschien im Jahr 1992 über das Wild Rags Label die 3-Track EP "Requiem For Fools". Primitiver, nihilistischer Black Metal in Reinkultur, nie wieder sollten SIGH so düster, so morbide und so vernichtend klingen als wie auf dieser EP. Ein kleines Meisterwerk.
Mittlerweile konnte mit Shinichi Ishikawa endlich ein fester Gitarrist gefunden werden, sodass auch Live-Shows gespielt werden konnten. Da die drei auch noch fanatische VENOM-Fans waren, fanden auch diverse Klassiker des Chaostrupps aus Newcastle ihren Weg in's Live-Set. Ein Spezl von mir hat die Band in der ersten Hälfte der 90er in München live gesehen, und seiner Erinnerung zufolge bestand damals wohl fast die komplette Setlist aus VENOM-Covers. *LOL*
Durch die "Requiem For Fools"-EP wurde auch ein gewisser Euronymous aufmerksam auf SIGH, sodass zwischen Euronymous und Mirai ein reger Brief- und Telefonkontakt entstand. Die Band begann daraufhin mit den Aufnahmen zum ersten Album, welches dann, aufgrund des Mordes an Euronymous jedoch etwas verspätet veröffentlicht wurde:
Scorn Defeat (1993) Deathlike Silence Productions
Trackliste
1. A Victory Of Dakini 6:50
2. The Knell 4:20
3. At My Funeral 5:43
4. Gundali 5:56
5. Ready For The Final War 9:16
6. Weakness Within 3:07
7. Taste Defeat 7:55
Auch auf "Scorn Defeat" wird klassischer Black Metal geboten, der aber dennoch, auch für ein Debütalbum ein recht hohes Maß an Eigenständigkeit aufweist. Besonders der recht häufige Einsatz des Klaviers ist für ein Black Metal Album von 1993 schon recht ungewöhnlich, möchte ich behaupten. Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang das wunderschöne Klavieroutro des Stückes "Gundali", das eher ein Zwischenspiel denn ein richtiger Song ist. Musikalisch geht es trotz der experimentellen Ansätze oft noch primitiv (aber definitiv nicht dilettantisch!) zu Werke, aber genau das macht für mich den Reiz aus. Der Sound ist wie es sich gehört ziemlich kalt und abweisend, aber dennoch kraftvoll und klar. Hier braucht man also keine Angst vor dem typischen "Black Metal-Gesäge"-Sound haben, denn den gibt es hier absolut nicht!
In meinem persönlichen SIGH-Ranking liegt "Scorn Defeat" zwar "nur" im guten Mittelfeld, aber das liegt nicht daran, dass das Album mittelmäßig wäre, sondern dass es noch einige Alben der Band gibt, die mir eben noch besser gefallen. In Punkten ausgedrückt wären dies wohl sicher 8,5 von 10.
Ganz in VENOM-Tradition steht auch die Line-Up-Auflistung des Albums:
Mirai: Storming Bass, Chanting, Hateful Harmonies
Shinichi: Electric and Acoustic Genocide
Satoshi: Volcanic Drums and Percussion
Infidel Art (1995) Cacophonous Records
Trackliste:
1. Izuna 8:16
2. The Zombie Terror 9:42
3. Desolation 8:03
4. The Last Elegy 10:29
5. Suicidogenic 4:45
6. Beyond Centuries 9:38
Zwei Jahre später erschien das zweite Album der Band, das eine deutliche Weiterentwicklung zum Debüt darstellte. Da Mirai Kawashima schon seit seiner Kindheit eine klassische Musikausbildung genoss und, ungefähr zeitgleich mit der Gründung von SIGH, sich auch musiktechnisch intensiver mit klassischer Musik befasste, war es nur eine Frage der Zeit, bis derartige Einflüsse auch in die Musik seiner Band zum Tragen kamen. Auf "Infidel Art" war es also soweit, wobei gleich vorab gesagt sei, dass die klassischen Einflüsse z.T. aus der Konserve kommen und nur mittels Klavier und Keyboard erzeugt werden. Wenn man will, könnte man dies als "billig" bezeichnen, was wohl auch nicht ganz gelogen ist, denn die Band ist mittlerweile beim britischen Label Cacophonous Records gelandet, welches sich, gelinde gesagt, einen Dreck um seine Bands gekümmert hat, und keinerlei Kohle für Produktion, geschweige denn Promotion der fertigen Produkte, herausgerückt hat.
Mich haben jedoch Dinge wie Sound und Produktion nie groß interessiert, denn für mich stehen immer SONGS und IDEEN im Mittelpunkt und wenn mich ein Song packt und berührt, dann ist es für mich egal, wie er produziert worden ist - er könnte dann theoretisch auch auf der Blockflöte gespielt und in einer Mülltonne aufgenommen werden - seine Wirkung könnte er bei mir nie verfehlen.
Das war jetzt natürlich bewusst übertrieben - und um den Bogen wieder zurück zu "Infidel Art" zu spannen: die Aufnahmebedingungen waren bei SIGH anno 1995 bestimmt nicht die Besten, wobei ich den Sound trotzdem als angenehm warm empfinde, also ein völliger Kontrast zu "Scorn Defeat" - der herrlich knurrende Bass ist eine Wohltat! Auch musikalisch hat die Band im Vergleich zum Debüt deutlich zugelegt. Und so kommt es, dass "Infidel Art" für mich das drittbeste Album von SIGH ist! Der Wildheit und Primitivität vom Debüt ist ein ambitionierteres Songwriting gewichen, man arbeitet mit langsameren Tempi, die sich zum Ende der (meist überlangen) Songs steigern, und den erwähnten sinfonischen Elementen, die die Songs begleiten und ihnen Tiefe geben.
Hinzu kommt, dass das gesamte Album eine unglaublich dichte, wahnsinnig melancholische Atmosphäre inne hat, die mich unglaublich tief berührt.
"Infidel Art" braucht vielleicht ein paar Durchläufe bis es zündet, da die meisten Songs eher im Midtempo gehalten sind, oft auch mit (schönen, klassischen) Intros, sollte dafür aber umso intensiver einschlagen!
Zum Brüllen sind natürlich auch wieder die VENOM-mäßigen Line-Up-Infos:
Mirai: Hellchants, Thunder Bass and Sinister Orchestrations
Shinichi: Electric and Acoustic Sonic Rape
Satoshi: Earthquake Drums and Percussion
Hervorzuheben ist auch noch das wunderschöne alte japanische Holzschnitt-Motiv auf dem Cover - H-A-M-M-E-R!!!
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Die Vorgeschichte:
SIGH wurden 1990 in einem kleinen Provinznest namens Tokio in der Besetzung Mirai Kawashima (Gesang und Bass), Satoshi Fujinami (Gitarre) und Kazuki Ozeki (Schlagzeug) gegründet. Noch im selben Jahr spielte man zwei Demotapes ein (das zweite schon wieder ohne Kazuki, der die Band verließ - Satoshi übernahm daraufhin auch die Drums), auf denen man noch recht primitiven Death Metal (!) zockte. Zwar hört man auch auf diesen Demos schon, dass sich die Band um einen eigenen Stil bemühte, aber machen wir es kurz: zu den Highlights der Musikgeschichte gehören sie mit Sicherheit nicht, interessant und charmant sind sie aber dennoch, da einige Songs aus dieser Phase es auch auf die ersten beiden Alben schafften, zuvor aber natürlich ordentlich "verblackt" wurden. Als die Demos released wurden, behauptete die Band übrigens noch, dass sie sich schon 1988 gegründet habe, da man dachte, dass man eine Band, die kurz nach der Gründung bereits Demos veröffentlicht, weniger ernst nehmen würde.
Doch schon bald waren Mirai und Satoshi gelangweilt vom Death Metal, somit wandte man sich einer deutlich radikaleren Musikrichtung zu: dem Black Metal, der sich von Ursuppen-Geprügel der Marke SARCÓFAGO, MAYHEM, HELLHAMMER & Co gerade als eigenständige Stilrichtung zu etablieren begann. Woran erinnert uns das? Richtig: es ging also nicht nur einigen Norwegern so, auch eine kleine Band aus Japan hatte eine ganz ähnliche Einstellung. So entstanden neben umarrangierten Songs der Demos auch neue Songs wie der Klassiker "The Knell". Als erster Vernichtungsschlag im neuen Stil erschien im Jahr 1992 über das Wild Rags Label die 3-Track EP "Requiem For Fools". Primitiver, nihilistischer Black Metal in Reinkultur, nie wieder sollten SIGH so düster, so morbide und so vernichtend klingen als wie auf dieser EP. Ein kleines Meisterwerk.
Mittlerweile konnte mit Shinichi Ishikawa endlich ein fester Gitarrist gefunden werden, sodass auch Live-Shows gespielt werden konnten. Da die drei auch noch fanatische VENOM-Fans waren, fanden auch diverse Klassiker des Chaostrupps aus Newcastle ihren Weg in's Live-Set. Ein Spezl von mir hat die Band in der ersten Hälfte der 90er in München live gesehen, und seiner Erinnerung zufolge bestand damals wohl fast die komplette Setlist aus VENOM-Covers. *LOL*
Durch die "Requiem For Fools"-EP wurde auch ein gewisser Euronymous aufmerksam auf SIGH, sodass zwischen Euronymous und Mirai ein reger Brief- und Telefonkontakt entstand. Die Band begann daraufhin mit den Aufnahmen zum ersten Album, welches dann, aufgrund des Mordes an Euronymous jedoch etwas verspätet veröffentlicht wurde:
Scorn Defeat (1993) Deathlike Silence Productions


Trackliste
1. A Victory Of Dakini 6:50
2. The Knell 4:20
3. At My Funeral 5:43
4. Gundali 5:56
5. Ready For The Final War 9:16
6. Weakness Within 3:07
7. Taste Defeat 7:55
Auch auf "Scorn Defeat" wird klassischer Black Metal geboten, der aber dennoch, auch für ein Debütalbum ein recht hohes Maß an Eigenständigkeit aufweist. Besonders der recht häufige Einsatz des Klaviers ist für ein Black Metal Album von 1993 schon recht ungewöhnlich, möchte ich behaupten. Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang das wunderschöne Klavieroutro des Stückes "Gundali", das eher ein Zwischenspiel denn ein richtiger Song ist. Musikalisch geht es trotz der experimentellen Ansätze oft noch primitiv (aber definitiv nicht dilettantisch!) zu Werke, aber genau das macht für mich den Reiz aus. Der Sound ist wie es sich gehört ziemlich kalt und abweisend, aber dennoch kraftvoll und klar. Hier braucht man also keine Angst vor dem typischen "Black Metal-Gesäge"-Sound haben, denn den gibt es hier absolut nicht!
In meinem persönlichen SIGH-Ranking liegt "Scorn Defeat" zwar "nur" im guten Mittelfeld, aber das liegt nicht daran, dass das Album mittelmäßig wäre, sondern dass es noch einige Alben der Band gibt, die mir eben noch besser gefallen. In Punkten ausgedrückt wären dies wohl sicher 8,5 von 10.
Ganz in VENOM-Tradition steht auch die Line-Up-Auflistung des Albums:
Mirai: Storming Bass, Chanting, Hateful Harmonies
Shinichi: Electric and Acoustic Genocide
Satoshi: Volcanic Drums and Percussion
Infidel Art (1995) Cacophonous Records

Trackliste:
1. Izuna 8:16
2. The Zombie Terror 9:42
3. Desolation 8:03
4. The Last Elegy 10:29
5. Suicidogenic 4:45
6. Beyond Centuries 9:38
Zwei Jahre später erschien das zweite Album der Band, das eine deutliche Weiterentwicklung zum Debüt darstellte. Da Mirai Kawashima schon seit seiner Kindheit eine klassische Musikausbildung genoss und, ungefähr zeitgleich mit der Gründung von SIGH, sich auch musiktechnisch intensiver mit klassischer Musik befasste, war es nur eine Frage der Zeit, bis derartige Einflüsse auch in die Musik seiner Band zum Tragen kamen. Auf "Infidel Art" war es also soweit, wobei gleich vorab gesagt sei, dass die klassischen Einflüsse z.T. aus der Konserve kommen und nur mittels Klavier und Keyboard erzeugt werden. Wenn man will, könnte man dies als "billig" bezeichnen, was wohl auch nicht ganz gelogen ist, denn die Band ist mittlerweile beim britischen Label Cacophonous Records gelandet, welches sich, gelinde gesagt, einen Dreck um seine Bands gekümmert hat, und keinerlei Kohle für Produktion, geschweige denn Promotion der fertigen Produkte, herausgerückt hat.
Mich haben jedoch Dinge wie Sound und Produktion nie groß interessiert, denn für mich stehen immer SONGS und IDEEN im Mittelpunkt und wenn mich ein Song packt und berührt, dann ist es für mich egal, wie er produziert worden ist - er könnte dann theoretisch auch auf der Blockflöte gespielt und in einer Mülltonne aufgenommen werden - seine Wirkung könnte er bei mir nie verfehlen.
Das war jetzt natürlich bewusst übertrieben - und um den Bogen wieder zurück zu "Infidel Art" zu spannen: die Aufnahmebedingungen waren bei SIGH anno 1995 bestimmt nicht die Besten, wobei ich den Sound trotzdem als angenehm warm empfinde, also ein völliger Kontrast zu "Scorn Defeat" - der herrlich knurrende Bass ist eine Wohltat! Auch musikalisch hat die Band im Vergleich zum Debüt deutlich zugelegt. Und so kommt es, dass "Infidel Art" für mich das drittbeste Album von SIGH ist! Der Wildheit und Primitivität vom Debüt ist ein ambitionierteres Songwriting gewichen, man arbeitet mit langsameren Tempi, die sich zum Ende der (meist überlangen) Songs steigern, und den erwähnten sinfonischen Elementen, die die Songs begleiten und ihnen Tiefe geben.
Hinzu kommt, dass das gesamte Album eine unglaublich dichte, wahnsinnig melancholische Atmosphäre inne hat, die mich unglaublich tief berührt.
"Infidel Art" braucht vielleicht ein paar Durchläufe bis es zündet, da die meisten Songs eher im Midtempo gehalten sind, oft auch mit (schönen, klassischen) Intros, sollte dafür aber umso intensiver einschlagen!
Zum Brüllen sind natürlich auch wieder die VENOM-mäßigen Line-Up-Infos:
Mirai: Hellchants, Thunder Bass and Sinister Orchestrations
Shinichi: Electric and Acoustic Sonic Rape
Satoshi: Earthquake Drums and Percussion
Hervorzuheben ist auch noch das wunderschöne alte japanische Holzschnitt-Motiv auf dem Cover - H-A-M-M-E-R!!!