Ich krieg immer Magengrummeln, wenn ich dieses allgemeine Abwatschen des Grunge mitbekomme. Die Bands, die wirklich Erfolg hatten, haben sich diesen in den meisten Fällen über Jahre hart erkämpft. Grunge war nicht über Nacht da, irgendwann ist der Funke einfach mal übergesprungen. Dass sich die Plattenfirmen dann auf jede Band in Holzfällerhemden stürzte, ist das übliche Verfahren. So hat man es auch Jahre später mit all den Nu Metal-Combos gemacht ... von denen auch die wenigsten wirklich Talent hatten.
Ich war ein riesiger Grunge-Fan ... und ja, ich mochte auch den ganzen "Lifestyle" und das ganze Drumherum. Dennoch habe ich in der Zeit auch ganz viele andere Mucke für mich entdeckt, zudem gab es genügend Bands, die sich allen Trends entgegen gestellt und ihr eigenes Ding weiter durchgezogen haben. In meiner persönlichen Top 50 des letzten Jahrhunderts nimmt die Phase 1991 - 1994 den Löwenanteil ein mit 28 Scheiben. Und da ist alles mit dabei: Titan Force, Motörhead, The Almighty, The Doors (Soundtrack), Shotgun Messiah, Skid Row, Pearl Jam, Metallica, GNR, Slaughter (die Poserband), Mother Love Bone, Iron Maiden, WASP, Megadeth, Trouble, Alice In Chains, Warrior Soul, Sven Gali, Van Halen, Freak Of Nature, Sepultura, Kyuss, Mötley Crüe, Soundgarden, Savatage, Machine Head, Amorphis.
Die Metal-Szene war Ende der 80er, Anfang der 90er in vielen Bereichen ziemlich ausgelutscht ... Thrash und Haarspray-Metal hatten ihren (vorläufigen) Höhepunkt hinter sich und auf allen Seiten wurde auf das nächste große Ding gewartet. Sachen wir Death oder Stoner waren noch nicht auf der Bildfläche erschienen und so hat sich alles auf den Grunge gestürzt. Auch in dem Bereich gab es (wie in allen anderen Bereichen) Rohrkrepierer und Trittbrettfahrer ohne Talent. Aber man macht es sich zu einfach, wenn man die ganze Szene als talentfrei und depressiv bezeichnet.