Deutscher Punk

Das Schöne am Punk, auch am deutschen Punk ist ja, im Gegensatz zum Metal, das diese eher weniger Wert auf Anführungsfiguren und Personenkult legen/legten. Vielleicht mal abgesehen vom Rachut hierzulande ;) und dem Abgekulte von Einzelpersonen der Bands, deren Shirts auch bei H&M verkauft werden.

Finde ich persönlich auch für mich so schöner. Es zählt die Band, die Musik und nicht das Maketing drumherum. Quasi das "Echte", Hausgemachte.

Klar gab es und gibt es immer Menschen die gerne sich an "strahlenden" Leitfiguren orientieren, ich halte es seit meiner Kindheit eher nach dem Motto no gods, no masters.
 
Wobei ich dir versichern kann, dass der Typ vielen Punks / Ex-Punks völlig egal ist. :) Mir kommt er auf jeden Fall völlig überbewertet vor und jede seiner Bands lässt mich völlig kalt.

Nicht jede, aber der Großteil. Dackelblut und Oma Hans mag ich beide schon sehr gerne.

Edit: der Rachut wurde von mir nur als Personenkultbeispiel genommen. Wüsste von keinem anderen Menschen innerhalb der "Szene" der so schnell Aufmerksamkeit erregt wenn er bei irgendwas mitwirkt.
 
Edit: der Rachut wurde von mir nur als Personenkultbeispiel genommen. Wüsste von keinem anderen Menschen innerhalb der "Szene" der so schnell Aufmerksamkeit erregt wenn er bei irgendwas mitwirkt.

Das mit dem Beispiel hatte ich verstanden. :) Ich muss zugeben, dass mir dieser Name noch vor 20 Jahren völlig unbekannt war, obwohl ich einige alte Bands aus Hamburg immer noch ganz toll finde (da frag ich mich gerade erneut, wieso niemand das Album von TORPEDO MOSKAU wiederveröffentlicht.....). Dann hatte ich gesehen, dass seine erste Band Angeschissen ihr erstes Album 1988 veröffentlicht haben, aber das war für mich dann schon "zu spät". Da hat mich diese Band schon nicht mehr interessiert.

Aber so wie du finde ich es auch gut, dass es hier in der deutschen Punkwelt (inkl. Hardcore) keine Leitfiguren gibt und ich hoffe, dass das auch so bleibt. Alles andere wäre in meinen Augen extrem unpunkig. Sollte es doch irgendwann mal dazu kommen, dann hoffe ich, dass genug Leute am Start sind um das "Götzenbild" einzureissen. :feierei:
 
Also seine neue Band "Maulgruppe" hats meiner Meinung nach richtig in sich. Live waren das zwei meiner geilsten Auftritte, die ich je besucht hab! Ist aber auch nicht Punk in seiner Grundform, sondern irgendwie so genreübergreifendes Gedöns.
 
Also seine neue Band "Maulgruppe" hats meiner Meinung nach richtig in sich. Live waren das zwei meiner geilsten Auftritte, die ich je besucht hab! Ist aber auch nicht Punk in seiner Grundform, sondern irgendwie so genreübergreifendes Gedöns.

Mich erreicht seine Musik einfach nicht, auch wenn es genreübergreifendes Gedöns ist, denn sowas mag ich grundsätzlich auch. Es ist halt immer eine Frage des Geschmacks (EUR 5 ins Phrasenschwein).
 
Mich erreicht seine Musik einfach nicht, auch wenn es genreübergreifendes Gedöns ist, denn sowas mag ich grundsätzlich auch. Es ist halt immer eine Frage des Geschmacks (EUR 5 ins Phrasenschwein).
Alles gut. :D Ich wollte nur nochmal beteuern, dass ichs geil finde. :cool:
 
Das zerstört dann doch etwas mein Bild, denn ich dachte immer, dass sich viele Punk Bands von Nina Hagen beeinflussen haben lassen. Grade Erscheinungsbild, Attitüde, Lyrik usw. Da merkt man mal wie das so ist, wenn man an der Oberfläche kratzt.

Generell solche Übertreibungen in der Musikwelt find ich immer schlimm. Es gab nie das Album oder den Künstler. Klar, gab es immer Alben, die essenziell für die Entwicklung in einem Genre waren, bspw. Bathory Phase 1 (Black Metal erste Welle) Phase 2 (Pagan BM) oder auch Alben, die ein ganzes Genre auf den Weg gebracht haben (meines Wissens) die erste Alcest, welche BM mit Shoegaze verbunden hat.

Dennoch liebe ich das erste Album der Nina Hagen Band und ich finde sie ist eine absolut geniale Sängerin, mit einer Stimmvielfalt, die wirklich zu beneiden ist. Hätte mir aber dennoch mal gewünscht, dass sie mal ein HC-Punk Album macht, wo sie nur schreit. Das bleibt aber wohl ein Traum.

Jedenfalls danke für die Aufklärung!


Ui, nice! Ich hab nur bei FDU die Platte gehört. Da waren auch schon (glaube) Bonustracks drauf. Wird aber definitiv noch angehört!
Grade die frühe Nina Hagen war dennoch sehr wichtig für die Frauenbewegung der End-70er und ersten Jahre der 80er und hat sicherlich mit ihrer Attitude und Gestus (remember Masturbations-Vorführung (allerdings bekleidet) in einer TV Show) als auch grade den Texten der ersten LPs sehr aus dem Herzen vieler Frauen gesungen. Ich könnte mir denken, dass damals viele junge Frauen auch wegen ihr Musikerinnen wurden, weil sie sich getraut haben dieser Männer-Domäne den Mittelfinger zu zeigen. Irgendwann hatte sie dann leider diesen Ufo-Knall und spirituelle Grütze in der Hirse, so ab Mitte 80er würde ich sagen. Habe sie Anfang 90er in Freiburg live gesehen und es war dennoch grandios. Den Handkuss ins Publikum hat sie auch ganz sicher an mich gesendet, habe auf jeeeden Fall dabei ihren Blick gekreuzt;). Heute ist sie mit ihrem New Age-Christenfimmel nahezu unerträglich, wenn sie mal wo sabbeln darf. Ich empfehle dir aber echt ihre durchaus lesenswerte Autobiografie aus den späten 80ern glaube ich. Und die ersten vier Platten kann man ruhig hören, wenn man sich nicht auf Punk fokussiert. Für die Punkszene und deren Entwicklung hat sie aber sicherlich keine Rolle gespielt, trotz Punkhochzeits-Quatsch mit nem jüngeren Iro-Träger in den 80ern. Habe mir dennoch gewünscht, der wäre ich gewesen:D
 
Gern geschehen! Das erste Album der Nina Hagen Band mag ich auch und meine Kritik hatte sich nicht gegen deinen Geschmack gerichtet, aber da haben wir uns glücklicherweise nicht missverstanden. Und auch wenn ich mit Ausnahme des ersten Albums Nina Hagen generell wenig abgewinnen kann, so muss ich dir zustimmen in Bezug auf ihre gesanglichen Qualitäten.

Die Nina Hagen Band war eher ein Einfluß für junge Leute, die noch keine Punks waren, aber dadurch sozusagen auf den Geschmack gekommen sind. So war es zum Beispiel auch mit den STRASSENJUNGS, die nie Punks waren und von der damaligen Szene abgelehnt worden sind, aber letzten Endes einige Leute zum Punk gebracht haben.
Das erste Album von Nina Hagen ist cool, lief bei mir aber auch eher unter schräger Rock (wie der legendäre Zeltinger oder Drahdiwaberl (deren Show Gwar alt aussehen ließ...und mit Falco am Bass)/frühe EAV in Österreich). Frau Hagen hatte auch superguten Begleitmusikern (Spliff). Letztere halte ich in Sachen härtere Rockmusik aus Deutschland der frühen 80er für sehr relevant.
Und Nina Hagens Auftritt bei Rock In Rio 85 (neben Scorpions, Iron Maiden, Queen, Ozzy Osbourne und Whitesnake) ist genial
 
Frau Hagen hatte auch superguten Begleitmusikern (Spliff). Letztere halte ich in Sachen härtere Rockmusik aus Deutschland der frühen 80er für sehr relevant.

In Bezug auf Rockmusik stimme ich dir. Den damaligen Punx waren "supergute" Begleitmusiker allerdings völlig egal. Das war eher ein Grund mißtrauisch zu werden, genau wie Musiker, die zu alt waren. Das war auch mit einer der Gründe, weshalb damals STRASSENJUNGS eher abgelehnt wurden. Die waren zu alt und außerdem keine richtigen Punx.

Wer ist denn das? Nie gehört den Namen

Einfach mal googeln. :)
 
In Bezug auf Rockmusik stimme ich dir. Den damaligen Punx waren "supergute" Begleitmusiker allerdings völlig egal. Das war eher ein Grund mißtrauisch zu werden, genau wie Musiker, die zu alt waren. Das war auch mit einer der Gründe, weshalb damals STRASSENJUNGS eher abgelehnt wurden. Die waren zu alt und außerdem keine richtigen Punx.



Einfach mal googeln. :)

Das glaub ich Dir. Ich hab mich vor vielen Jahren mal mit Gabi Delgado von DAF unterhalten, er sagte sinngemäß, dass man zuerst selbst nicht so ganz wusste, wie Punk nun klingen muss oder soll...deshalb klangen gerade in Deutschland viele Bands anfangs völlig anders als in England. Man hat sich halt gedacht, so oder so klingt Punk... Provokation war irgendwo wichtig und wenn schon jemand etabliert war, wurde man als Jungspund skeptisch.
Dieser Herr Rochhut ist völlig an mir vorbeigegangen. Von Dackelblut kenn ich ein Album, find ich sogar gut. Wusste gar nicht, dass die bekannter sind/waren.
 
Das glaub ich Dir. Ich hab mich vor vielen Jahren mal mit Gabi Delgado von DAF unterhalten, er sagte sinngemäß, dass man zuerst selbst nicht so ganz wusste, wie Punk nun klingen muss oder soll...deshalb klangen gerade in Deutschland viele Bands anfangs völlig anders als in England. Man hat sich halt gedacht, so oder so klingt Punk... Provokation war irgendwo wichtig und wenn schon jemand etabliert war, wurde man als Jungspund skeptisch.
Dieser Herr Rochhut ist völlig an mir vorbeigegangen. Von Dackelblut kenn ich ein Album, find ich sogar gut. Wusste gar nicht, dass die bekannter sind/waren.

Das ist ja das schöne an altem deutschen Punk: Es gab noch keine musikalische Schablone. Der freie Geist zählte. Das gilt natürlich auch für Punk (und Hardcore) aus anderen Ländern in der Zeit von 1974 - 1983: Es war manchmal wichtiger sich selbst individuell auszudrücken, anstatt sich an eine bestimmte Form anzupassen (wobei das natürlich auch Spaß machen kann).
 
Das ist ja das schöne an altem deutschen Punk: Es gab noch keine musikalische Schablone. Der freie Geist zählte. Das gilt natürlich auch für Punk (und Hardcore) aus anderen Ländern in der Zeit von 1974 - 1983: Es war manchmal wichtiger sich selbst individuell auszudrücken, anstatt sich an eine bestimmte Form anzupassen (wobei das natürlich auch Spaß machen kann).
Das hatte den schönen Effekt, dass von übelstem Mist bis tollen Sachen alles dabei sein konnte. Ob es im HC auch so war, weiss ich nicht. Ging es da nicht schon politischer und strenger zu?
Ich hatte immer so den Eindruck, da sei schon mehr die Crass/Crisis Schule, also das politische mit drin gewesen. Wobei Crisis ja auch immer mit Warsaw verglichen wurden und die Mitglieder ja später in die Düsterecke gingen (Death In June/Theatre Of Hate/Spear Of Destiny/Sol Invictus).
An frühem deutschen HC fielen mir vielleicht Chaos-Z, SS Ultrabrutal, VKJ oder Inferno ein...auch alle recht düster.
 
Das hatte den schönen Effekt, dass von übelstem Mist bis tollen Sachen alles dabei sein konnte. Ob es im HC auch so war, weiss ich nicht. Ging es da nicht schon politischer und strenger zu?

Auf keinen Fall. Keine Punkband war 1979 politischer als CRASS. Punk konnte politisch und streng sein - Hardcore auch. Kommt halt immer drauf an wie dogmatisch/verbohrt die Band war. CRASS waren allerdings nie dogmatisch. Ihnen war es nur wichtig Denkanstöße zu geben, so wie es die nachfolgenden Anarcho-Punkbands auch gemacht haben. Hardcore war musikalisch genau so offen und frei wie es Punk mal war.
 
Auf keinen Fall. Keine Punkband war 1979 politischer als CRASS. Punk konnte politisch und streng sein - Hardcore auch. Kommt halt immer drauf an wie dogmatisch/verbohrt die Band war. CRASS waren allerdings nie dogmatisch. Ihnen war es nur wichtig Denkanstöße zu geben, so wie es die nachfolgenden Anarcho-Punkbands auch gemacht haben. Hardcore war musikalisch genau so offen und frei wie es Punk mal war.
Tragikomisch ist, dass in meinem Plattenschrank Crass gleich hinter Cotzbrocken steht, wenn ich richtig sortier...aber die regen ja auch zum Denken an...irgendwie....
 
Vielleicht erinnert sich jemand noch an die außergewöhnliche Compilation 'Sehr Gut Kommt Sehr Gut', die 1980 bei Schallmauer / Das Büro erschien. Damals sorgte die Platte für ziemlich viel Aufsehen. Das lag einerseits an dem morbiden Cover, welches echte Leichen zeigt und an den beteiligten "Bands".

LTU0MzQuanBlZw.jpeg


Hinter beteiligten Bands wie z.B. DAF, MITTAGSPAUSE oder auch KRAFTWERK verbarg sich Xao Seffcheque und ein paar Gastmusiker. Desweiteren gab es diverse nicht exsistierende Bands wie z.B O.R.A.V., VIELLEICHTORS, DIE NACHDENKLICHEN WEHRPFLICHTIGEN um nur mal ein paar zu nennen. Auch das war Xao mit diversen Gastmusikern. Die ganze Compilation war im Endeffekt eine Parodie auf diverse Bands, aber das wusste man damals nicht, so dass die Verwirrung groß war.

Nun gibt es die Compilation als offizielle CD-Wiederveröffentlichung inkl. einem Brettspiel. Bei dem Spiel gründet man Bands, trinkt Bier, bringt Platten raus und hängt in legendären Läden ab. All das spielt in Düsseldorf. Bei KRAFTWERK darf man sich nicht sehen lassen, oder man ist mal Mitglied bei DAF oder DER PLAN. Dazu gibt es dann noch Linernotes von Joost Renders (ex-LUZIBÄR / CHIM CHIM CHEREE!). Verpackt in einer schönen Box sorgt dieses Spiel bestimmt für viele kurzweilige Stunden. Ich hab es selber noch nicht, aber den Spaß lass ich mir nicht entgehen. Veröffentlicht wurde die Box von Blitzkrieg Pop, die letztens auch ein tolles Livealbum, 'Live At Max's July 31 1979' der NEW YORK NIGGERS (alte New Yorker Punkband aus den späten 1970ern mit zwei schwarzen Musikern) rausgebracht haben. Aber das ist ein anderes Thema....

Ach ja, so sieht die Box mit dem Spiel aus:
147017.jpg
 
Zurück
Oben Unten