GrafWettervomStrahl
Deaf Dealer
Ja, ich weiß. It Bites passen eigentlich nicht in ein Metal-Forum. Aber da der hochgeschätzte @RageXX auch schon einen Thread für die normalerweise ziemlich floydduseligen Pendragon riskiert hat und damit auf liebe Menschen gestossen ist, die Beiträge geschrieben haben, möchte ich noch die viell. unbekannteste Neo-Prog-Band einreihen in dieses ohnehin ein bißchen durchgeknallte Unterforum. 
Ich bin wieder mal ein Frischling und habe It Bites erst in den vergangenen Wochen so recht kennengelernt. Ihr einziger Hit war auf dem 1986er Debutalbum und hieß "Calling all the heros". Naja. Wer das Video dazu anschaut, wird vermutlich denken, daß bei Alphaville auch nicht alles schlecht gewesen ist. Die gesamte erste Platte der Band leidet in meiner Wahrnehmung an einem sicherlich gekonnten, aber etwas großspurigen Auftreten, dem damals noch nicht die dazu nötigen Melodien und Harmoniefolgen sekundierten.
Das war beim Zweitling "Once Around The World" aus dem Jahr 1988 komplett anders. Mich hat diese Platte komplett aus den Socken gehauen - was für eine Meisterschaft in Sachen Komposition von eigensinnigen, dabei extrem eingängigen und teilweise stark verfrickelten Songs! Und hier sind sogar einige Passagen dabei, die einen etwas höheren Härtegrad aufweisen. Wie schon im Titel angekündigt, erscheint mir das, was auf "Once Around The World" zu hören ist, wie eine Parodie auf Pop. Oder um es mit Bezug auf Melodieseligkeit und ihre Brechung mit Heinrich von Kleist zu sagen: "Das Paradies ist verriegelt und verschlossen, der Cherub steht davor. Wir müssen die Reise um die Welt antreten und sehen, ob es von hinten offen ist..." (aus der Erinnerung zitiert).
Muß man in einem Metal-Forum wirklich Kleist zitieren? Naja, It Bites sind schon so etwas wie A Thinking Man´s Band, in ihren Texten, die streckenweise ebenso idiosynkratisch daherkommen wie die Musik, besonders aber sicherlich von den übermäßig verklausulierten Songstrukturen, die einen ordentlich fordern, zugleich aber mit honigsüßer Eingängigkeit zu locken verstehen.
Ein befreundeter Plattenhändler hat mir neulich gesagt, bei It-Bites-Konzerten Ende der 80er seien eigentlich nur Musiker im Publikum gewesen. Das wundert mich wenig, denn einmal wurde die Band wohl von der Musikpresse weitgehend ignoriert (die Info entnahm ich der eclipsed) und war deswegen auf dem Kontinent fast unbekannt, und dann spielen bei It Bites sicherlich die mit Abstand fähigsten Musiker aus dem gesamten 80er-Neoprog-Universum.
Wenn ich ein bißchen provozieren wollte, würde ich sowas wie "Dream Theater light" andeuten, aber erstens will ich nicht provozieren, sondern lieber zu entspannten Gesprächen einladen, und dann träfe das auch nicht den Kern der Sache - so wie ich sie zumindest verstehe. Denn das Frickeln ist bei It Bites nicht nur Selbstzweck. Okay, ich schwurble mir hier gerade einen ab, was ich sagen will ist einfach:
It Bites haben auf sorgfältigste Art und Weise die Oberflächlichkeit der gewöhnlichen Popmusik dekonstruiert, um am Ende so etwas wie "Pop-Prog auf wesentlich höherer Stufe" rauszubekommen. P-P allerdings mit den vielfältigsten Versatzstücken vermischt, rhythmisch extrem elaboriert und oft mit einem gewissen Hang zur Selbstironie.
Francis Dunnery singt, indem er viele komische Geräusche einstreut, imo klare Anzeichen für eine ironische Brechnung des Vorgetragenen. Der Keyboarder und "zweite Sänger" (zeitgleich mit dem ersten, nicht etwa abwechselnd) John Beck ist ein Meister der Klangtexturen und des Harmoniegesangs, die Rhythmusabteilung, wie erwähnt, extrem tight und durchsetzungsfähig. Höchstes Niveau.
Auch der Sound von "Once Around The World" ist absolut erstklassig, obwohl verschiedene Toningenieure am Werk waren. Dicke Empfehlung meinerseits also, der fast 15-minütige Titeltrack am Schluß des Albums bietet wahrscheinlich den besten Einblick in die urige Welt der Meister musikalischer Doppelbödigkeit.
Hört hier jemand sowas?
Ich bin wieder mal ein Frischling und habe It Bites erst in den vergangenen Wochen so recht kennengelernt. Ihr einziger Hit war auf dem 1986er Debutalbum und hieß "Calling all the heros". Naja. Wer das Video dazu anschaut, wird vermutlich denken, daß bei Alphaville auch nicht alles schlecht gewesen ist. Die gesamte erste Platte der Band leidet in meiner Wahrnehmung an einem sicherlich gekonnten, aber etwas großspurigen Auftreten, dem damals noch nicht die dazu nötigen Melodien und Harmoniefolgen sekundierten.
Das war beim Zweitling "Once Around The World" aus dem Jahr 1988 komplett anders. Mich hat diese Platte komplett aus den Socken gehauen - was für eine Meisterschaft in Sachen Komposition von eigensinnigen, dabei extrem eingängigen und teilweise stark verfrickelten Songs! Und hier sind sogar einige Passagen dabei, die einen etwas höheren Härtegrad aufweisen. Wie schon im Titel angekündigt, erscheint mir das, was auf "Once Around The World" zu hören ist, wie eine Parodie auf Pop. Oder um es mit Bezug auf Melodieseligkeit und ihre Brechung mit Heinrich von Kleist zu sagen: "Das Paradies ist verriegelt und verschlossen, der Cherub steht davor. Wir müssen die Reise um die Welt antreten und sehen, ob es von hinten offen ist..." (aus der Erinnerung zitiert).
Muß man in einem Metal-Forum wirklich Kleist zitieren? Naja, It Bites sind schon so etwas wie A Thinking Man´s Band, in ihren Texten, die streckenweise ebenso idiosynkratisch daherkommen wie die Musik, besonders aber sicherlich von den übermäßig verklausulierten Songstrukturen, die einen ordentlich fordern, zugleich aber mit honigsüßer Eingängigkeit zu locken verstehen.
Ein befreundeter Plattenhändler hat mir neulich gesagt, bei It-Bites-Konzerten Ende der 80er seien eigentlich nur Musiker im Publikum gewesen. Das wundert mich wenig, denn einmal wurde die Band wohl von der Musikpresse weitgehend ignoriert (die Info entnahm ich der eclipsed) und war deswegen auf dem Kontinent fast unbekannt, und dann spielen bei It Bites sicherlich die mit Abstand fähigsten Musiker aus dem gesamten 80er-Neoprog-Universum.
Wenn ich ein bißchen provozieren wollte, würde ich sowas wie "Dream Theater light" andeuten, aber erstens will ich nicht provozieren, sondern lieber zu entspannten Gesprächen einladen, und dann träfe das auch nicht den Kern der Sache - so wie ich sie zumindest verstehe. Denn das Frickeln ist bei It Bites nicht nur Selbstzweck. Okay, ich schwurble mir hier gerade einen ab, was ich sagen will ist einfach:
It Bites haben auf sorgfältigste Art und Weise die Oberflächlichkeit der gewöhnlichen Popmusik dekonstruiert, um am Ende so etwas wie "Pop-Prog auf wesentlich höherer Stufe" rauszubekommen. P-P allerdings mit den vielfältigsten Versatzstücken vermischt, rhythmisch extrem elaboriert und oft mit einem gewissen Hang zur Selbstironie.
Francis Dunnery singt, indem er viele komische Geräusche einstreut, imo klare Anzeichen für eine ironische Brechnung des Vorgetragenen. Der Keyboarder und "zweite Sänger" (zeitgleich mit dem ersten, nicht etwa abwechselnd) John Beck ist ein Meister der Klangtexturen und des Harmoniegesangs, die Rhythmusabteilung, wie erwähnt, extrem tight und durchsetzungsfähig. Höchstes Niveau.
Auch der Sound von "Once Around The World" ist absolut erstklassig, obwohl verschiedene Toningenieure am Werk waren. Dicke Empfehlung meinerseits also, der fast 15-minütige Titeltrack am Schluß des Albums bietet wahrscheinlich den besten Einblick in die urige Welt der Meister musikalischer Doppelbödigkeit.
Hört hier jemand sowas?
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