Ich finde die Diskussion hier wie sich Invincible Shield in die Riege der letzten 4 Alben (ohne den irren Hellseher) einreiht, und ganz besonders wie es im Vergleich zu Firepower abschneidet, extrem unterhaltsam. Und bei manchen Statements sträuben sich bei mir die nicht mehr vorhandenen Haare
Wie bitteschön kann man Firepower lieben, und gleichzeitig Shield nicht mindestens sehr gut finden (oder umgekehrt)?
Diese Alben sind wie Geschwister, und sind sich untereinander in jeder Hinsicht wesentlich näher als Redeemer oder Angel.
Das wird noch deutlicher wenn man die "Bonustracks" von Invincible Shield als reguläre Albumtracks betrachtet (und so sehe ich es, denn ohne diese Songs wäre für mich das Album unvollständig): Beide haben 14 Songs (Jaja "Guardians" ist eher ein Intro), beginnen mit einem typischen Kracher a la "Painkiller", und enden mit einem eher ruhigen, im Albumkontext ungewöhnlichen Stück ("Sea of Red" bzw. "The Lodger"). Und dazwischen gibt es eine abwechslungsreiche Mischung aus hochklassigen JUDAS PRIEST Songs, die sich mal mehr, mal weniger an den Klassikern orientieren und auch im Tempo variieren.
Natürlich unterscheiden sie sich in gewissen Aspekten, wenn auch nicht wirklich stark. So wie 2 Gerichte aus den gleichen Zutaten, mit kleinen Unterschieden in der Mixtur und bei den Gewürzen:
Für mich ist Firepower vom Songwriting her das geringfügig geradlinigere, härtere und kompromisslosere Album, und somit auch ein bißchen näher an Painkiller dran. Zu den üblichen Zutaten aus den klassischen Alben kommt bei einigen Songs durch das "moderne" Riffing auch mal eine kleine Prise Jugulator hinzu (aber in verträglichen Dosen).
Bei der Invincible Shield hingehen hat man den Jugulator weitestgehend zu Hause gelassen, und das Menü z.B. mit einem Hauch Turbo verfeinert. Es gibt mehr kleine Twists, was wahrscheinlich auch an der Art und Weise liegt wie das Album entstanden ist.
Beide Scheiben haben auf jeden Fall einen ganzen Haufen erstklassige Songs, und fügen dem altbekannten Priest Sound ein paar neue Aspekte hinzu. Nach einer Woche intensivem Hören (und Querhören der Firepower) fehlen mir auf der Neuen noch ein bißchen die Überhits wie beispielsweise "Rising From Ruins" oder "Traitors Gate". Auf der anderen Seite haben Songs wie "Invincible Shield" und "As God Is My Witness" durchaus das Zeug sich dahin zu entwickeln.
Fazit: Zwei Mörder Alben, die sich auf Augenhöhe bewegen. Hätte ich so (nach der schnarchnasigen Redeemer) niemals mehr erwartet!! Ich bin entzückt und vergebe nach heutigem Stand 9 Punkte an Invincible Shield, bei der Firepower würde ich in schwachen Momenten auch noch ein halbes Pünktchen obendrauf legen.