Das bedeutet in meinen Augen, dass ich es problematisch finde, seine eigene Meinung äußern zu wollen und im nächsten Zug jemand anderes für selbiges zu diskreditieren, weil er von den eigenen Ansichten abweicht. Unsere Diskussions- und Streitkultur leidet darunter, dass man sich nicht mehr auf einem vernünftigen Level austauschen kann, unterschiedliche Auffassungen nicht mehr dazu nutzt, um gemeinsam Lehren daraus zu ziehen. Das lässt sich auch in der politischen Landschaft, in der offensichtlich rechtsradikale Menschen plötzlich wieder legitim erscheinen, erkennen, weil sich die klassischen demokratischen Parteien jahrelang gegenseitig in den Armen lagen und gemeinsam in den Schlaf sangen. Weil es offensichtlich wichtiger war, Sitze im Parlament zu haben ("zu gewinnen") als für Überzeugungen einzustehen (die SPD ist ein wunderbares Beispiel dafür), vernünftig zu streiten und eine Gesellschaft auf verschiedenen Ebenen voranzubringen. Um es klar zu machen: Damit meine ich nicht, dass man sich mit Rechten auseinandersetzen oder gar mit ihnen diskutieren sollte, nein, damit meinte ich lediglich, dass das ist einer der Aspekte ist, der den rechten Flügel wiedererstarken liess und dafür gesorgt hat, dass die Grenzen des Sag- und Denkbaren klar erkennbar nach rechts verschoben wurden.