Tales of Medusa

naja, ich lese aus den Posts: "Würden sie ihr Zeug normal verkaufen,wäre ich ein zufriedener Fan". Dh die Musik gefällt dir eigentlich, du willst die Band aber nicht so richtig gut finden, weil du die gute Musik selbst von Youtube auf ein Tape überspielen müsstest?

Ich will die Band nicht gut finden?
Spannende These, denn ich mag die Musik und höre immer Mal wieder was von denen bei YouTube, aber am Thema vorbei.
Und noch Mal zu der Situation wegen der Band:
Ich bin inzwischen dreifacher Familienvater und habe einfach viel zu viel um die Ohren, als dass ich meine Zeit in aussichtslose Schnitzeljagden investieren könnte. Das ist das Argument dass du auf den Tisch gebracht hast, nur mit Zeit statt mit Geld.
Die Band will ihre Musik auf ihre Art an den Markt bringen? Sollen sie tun, aber dann bin ich halt einfach raus, da ich nicht in ihrem Verteiler -Kreis drin bin.
Die Aussage auf die du dich beziehst mit dem "glücklichen Fan" ist so zu verstehen, dass ich die Band unterstützen würde, wenn es irgendwas zu unterstützen gäbe, was für außenstehende nicht der Fall ist und von der Band ja auch gar nicht gewollt ist.
 
An alle, die sich hier über die Veröffentlichungsstrategie beschweren: Man muss das schon im zeitlichen Kontext sehen. Als TOM angefangen haben, gab es quasi keine HM-Underground Szene und es war relativ unmöglich eine private 300er Vinylpressung mit solcher Musik abzusetzen. Das ist ja nichtmal heute einfach. Tape-Boom gabs auch nocht keinen. Die einzigen, die sich für sowas interessiert haben, waren damals "ewig-gestrige" Hardcore-Sammler und eine handvoll Schreiber [weltweit] der einschlägigen Magazine, thats it. (genau, "That's it!".) Und sogesehen war das Konzept total schlüssig: Wir schicken das Zeug einfach direkt den coolsten Typen die es gibt, genau die müssen unsere Musik hören - die Meinung der restlichen Leute interessiert uns nicht die Bohne. Klar, die Zeiten haben sich geändert und heutzutage hätten sie sofort einen No Remorse Deal. Ist ihnen aber egal, auf die Kohle scheint es nicht anzukommen und in erster Linie werden sie das Zeug für sich selbst produzieren - der Hauptantrieb jeder coolen Band.
Klar ich würd mir das Zeug auch gern irgendwo kaufen können - andersrum hab ich eh nicht genug Geld und Platz mir jeden Scheiss zu kaufen, und so brauch ich gar nicht zu überlegen, ob ich die Wertschätzung der Band/Musik durch monetären Einsatz ausdrücken sollte. Ist doch wunderbar! Es gibt eine Million anderer Bands, die auch keine physische Releases verkaufen. So what? Sich darüber zu echauffieren, dass die Künstler selbst entscheiden, ob ihr Produkt gekauft werden kann oder nicht, finde ich eigentlich noch anmaßender als das Konzept, nur Auserwählte zu beglücken - denn w.o. beschrieben war es damals aus meiner Sicht weniger arrogante Anmaßung sondern eine dem Zeitgeist geschuldete legitime Entscheidung.
Und da es um traditionellen Metal geht, muss das Vertriebskonzept natürlich auch heute beibehalten werden - wo kämen wir denn da hin, wenn sie auswhimpten, einen Napalm-Deal unterschrieben und dann 3D Photoshopcovers, bedruckte Unterhosen und coole Lyric-Videos hätten.
Weiter so!
Mit vielem hast du recht, aber die Anmaßung muss mir hier wohl entgangen sein. Wir haben nicht geschrieben, TOM sollen dies oder jenes tun, sondern nur, dass wir das Veröffentlichungskonzept dahinter für uns persönlich nicht so toll finden, da eine künstliche Verknappung herbeigeführt wird, die es den meisten potenziellen Fans der Band unmögilch macht, die Sachen zu Hause auf ner vernünftigen Stereoanlage zu hören (gut, bei "The Fatal Wounding Gaze" gab es erstmals auch eine nennenswerte Anzahl an LPs zu kaufen, wenn man schnell genug war). In welcher Qualität sind die Songs eigentlich bei Youtube hochgeladen? Meist ist Musik dort doch auch recht komprimiert und ich habe meinen Rechner eh nicht an die Stereoanlage angeschlossen, daher für mich keine Option, die Sachen so zu hören. Natürlich ist das allein Sache der Band, wenn sie das nur für sich und Die-Hard-Undergroundfanatiker tun, aber ist jeder gleich anmaßend, der gerne auch Tonträger von denen hätte? Finde ich eine übertriebene Sichtweise.
Niemand hier hat die Band beschimpft oder versucht, ihnen etwas vorzuschreiben etc.
Und mir ist es seit Jahren tatsächlich auch egal, dass ich nichts von denen kaufen kann, es gibt genug großartige Musik, die man sich ohne Probleme besorgen kann. Ich fand es nur damals schade.
 
Also gut, vielleicht habe ich übertrieben - bitte um Verzeihung. Vielleicht anders gesagt: Ich verstehe jeden, den diese Strategie nervt. Mein Eindruck ist, dass der Ärger über die künstliche Verknappung anscheinend bei Einigen die Freude an der tollen Musik überlagert.

Mitnichten. Ich höre sie gerne und oft auf Youtube, bin auch kein Sammler oder so. Ich will gar kein Tape, will keine Platte, eine CD wäre nett, weil mir auch die Aufmachung sehr gut gefällt. Ich kenne keine andere Band, die im Artwork einfach mal einen Abschnitt aus der Dolonie hat. Du ahnst gar nicht, wie sehr mich das abholt. Kodex-Level. Trotzdem würde mir ein Mp3-Download völlig ausreichen. Aber ein ganzes Album am Stück von Youtube rippen ist nicht dasselbe. Einen Anspruch darauf formuliert niemand, no hurt feelings. Es ist einfach schade, nicht mehr und nicht weniger.
 
Kann mir nicht vorstellen, dass die Band das übel nimmt, die Sachen zu rippen und zu teilen, um Geld geht‘s ja nicht … physische Tonträger für die Szenewächter, Files für das Volk, why not?
 
An alle, die sich hier über die Veröffentlichungsstrategie beschweren: Man muss das schon im zeitlichen Kontext sehen. Als TOM angefangen haben, gab es quasi keine HM-Underground Szene und es war relativ unmöglich eine private 300er Vinylpressung mit solcher Musik abzusetzen. Das ist ja nichtmal heute einfach. Tape-Boom gabs auch nocht keinen. Die einzigen, die sich für sowas interessiert haben, waren damals "ewig-gestrige" Hardcore-Sammler und eine handvoll Schreiber [weltweit] der einschlägigen Magazine, thats it. (genau, "That's it!".) Und sogesehen war das Konzept total schlüssig: Wir schicken das Zeug einfach direkt den coolsten Typen die es gibt, genau die müssen unsere Musik hören - die Meinung der restlichen Leute interessiert uns nicht die Bohne. Klar, die Zeiten haben sich geändert und heutzutage hätten sie sofort einen No Remorse Deal. Ist ihnen aber egal, auf die Kohle scheint es nicht anzukommen und in erster Linie werden sie das Zeug für sich selbst produzieren - der Hauptantrieb jeder coolen Band.
Klar ich würd mir das Zeug auch gern irgendwo kaufen können - andersrum hab ich eh nicht genug Geld und Platz mir jeden Scheiss zu kaufen, und so brauch ich gar nicht zu überlegen, ob ich die Wertschätzung der Band/Musik durch monetären Einsatz ausdrücken sollte. Ist doch wunderbar! Es gibt eine Million anderer Bands, die auch keine physische Releases verkaufen. So what? Sich darüber zu echauffieren, dass die Künstler selbst entscheiden, ob ihr Produkt gekauft werden kann oder nicht, finde ich eigentlich noch anmaßender als das Konzept, nur Auserwählte zu beglücken - denn w.o. beschrieben war es damals aus meiner Sicht weniger arrogante Anmaßung sondern eine dem Zeitgeist geschuldete legitime Entscheidung.
Und da es um traditionellen Metal geht, muss das Vertriebskonzept natürlich auch heute beibehalten werden - wo kämen wir denn da hin, wenn sie auswhimpten, einen Napalm-Deal unterschrieben und dann 3D Photoshopcovers, bedruckte Unterhosen und coole Lyric-Videos hätten.
Weiter so!

Würde schon behaupten, dass es die passende Underground-Szene 2007 gab.
Die Logik erschließt sich mir aber nicht so recht: Weil es unmöglich ist eine 300er Pressung abzusetzen, presse ich 300 LPs (oder wieviele auch immer) und verschenke sie? Das muss ja echt mangelndes Selbstbewusstsein ins eigene Schaffen und Überfluss an Geld sein. Ich denke schon, dass eine 300er Pressung genug Anklang gefunden hätte im normalen Verkauf.

Wie auch immer, ich hatte nie zu den "Auserwählten" gehört, aber die Fatal Wounding Gaze dann im freien Verkauf bekommen. Habe die LP aber vor längerer Zeit schon bei Ebay verkauft für einen "normalen" Preis. So außergewöhnlich ist es musikalisch dann auch nicht, wenn wir ehrlich sind.
 
Würde schon behaupten, dass es die passende Underground-Szene 2007 gab.
Wollte ich auch schon anmerken, habe es aber dann vergessen. Natürlich gab es 2007 eine passende Underground-Szene. Das SMB existiert seit 2004, das KIT seit 2003, es gab vorher bereits in anderen Foren sich sammelnde Traditionsmetaller, es gab das Heavy oder was, das BYH, das HOA und die Szene für traditionellen Metal-Underground war ab Ende der 1990er langsam am wachsen, ab der Jahrtausendwende dann ziemlich stark.

Außerdem muss man ja auch nicht seine Bandplanung von der Bequemlichkeit von 300er-Vinyl-Runs abhängig machen, sondern kann auch Tapes, CDs, CD-Rs etc... machen. Ebenso wie die Anonymität der Musiker. Finde ich immer doof, aber das würde mich trotzdem nicht am Jubeln hindern, wenn die Musik mich begeisterte.

Als rationales Argument für eine solche Vorgehensweise fällt mir echt nur ein, dass man sich durch künstliche Verknappung ein besonderes Image zulegen möchte, und das kann man natürlich doof finden.

Mir persönlich ist's relativ egal. Hätte ich eine aktive Band, würde ich keine nicht verfügbaren oder streng limitierten Releases machen wollen. Aber schon Fenriz sagte um 1994 herum mal, dass er vorhabe, die nächste Darkthrone nur in einer zweistelligen Auflage für enge Freunde zu machen. Grund natürlich auch damals ausschließlich Image. Da hätte es mich geärgert, da ungleich relevantere Mucke für mich als bei den Medusengeschichten, aber zum Glück kam es anders.

Die Band an sich klingt ganz putzig, aber jetzt nicht so mega spannend oder originell, dass ich es mir extra rippen müsste. Wenn man zu den Auserwählten gehört, ist das natürlich nett. Der Neid indes ist arg überschaubar.
 
Würde schon behaupten, dass es die passende Underground-Szene 2007 gab.
Das erste, instrumentale Rehearsal wurde 2004/05 über ein Underground-Sammlerforum an Interessierte vergeben. Das hat offenbar den Grundstock an Adressen gebildet, an die bis heute verteilt wird.

Man könnte auch, statt immer und immer wieder elitäres Getue zu thematisieren, und ein unterstelles Image von Leuten, die ihre Identität gar nicht erst preis geben, überlegen, ob die Band nicht genau in solchen Raritäten-Sammlerkreisen zu verorten ist und sie einfach die Aura obskurer, vergessener und unverkäuflicher 80er Privatpressungen mögen und ihnen manches im Internetzeitalter zu schnöde geworden ist.
Diese Anspielungen auf Kult-Raritäten finden sich auch bei anderen Bands, z.B. den Griechen METALMORFOSIS.
 
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Seit Freitag gehöre ich nun doch zum Kreis der Auserwählten: Es gab Post von Axe.

Fange ich jetzt an die Veröffentlichungspolitik der Band zu verteidigen? Nein, definitiv nicht.
Kann ich die Musik von Platte mehr genießen? Ja, absolut!

Sie gefällt mir tatsächlich deutlich besser als die Triumphant Serenade.
Vielleicht schreibe ich die Tage ein wenig ausführlicher was zu der Platte.
 
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