WHEEL - Charismatic Leaders (2024)

Vauxdvihl

Till Deaf Do Us Part
Ich denke, diese finnisch-britische Kombination sollte nicht im "Allgemeiner Prog"-Faden untergehen. Nein, dieses Rad sollte mit einem Thread in Schwung kommen.

Kennengelernt habe ich die Finnen 2017, als bei einer "Just for Kicks"-Bestellung eine Promo-Single mit dem Titelsong der ersten EP "The Path" beigelegt war. Ich war auf der Stelle verliebt.

Geboten wird moderner, durchaus düsterer Progressive Rock, der zwar an Größen wie Tool oder Karnivool erinnert, aber auch dank der aggressiveren Note, die der britische Sänger James Lascelles mitbringt, absolut eigenständig bleibt.

Die beiden EPs "The Path" (3 Tracks, insgesamt 23 Minuten Spielzeit) und "The Divide" (4 Tracks, davon einer als Album- und Single-Version, 24 Min Spielzeit) sind schon mal ganz großartige Appetizer, die man mittlerweile auch gemeinsam auf einem Silberling bei Konzerten einpacken kann. Das Schöne: Keiner der Songs wurde für das erste oder das kommende zweite Album wiederverwertet. Wenn ihr das nicht habt, verpasst ihr also den Hit 'Farewell' (fast auf 'Themata'-Niveau), die fantastischen Longtracks 'The Path', 'The Change' (mit superbem Gitarrensolo) und 'Pyre', sowie die sensationelle "Ballade" (in Ermangelung eines besseren Worts) 'It's Over Now'. Boah, was für ein Gänsehautsong.

Es folgte 2019 das erste vollständige Album "Moving Backwards", das noch düsterer und aggressiver als die beiden EPs ist und dabei zudem unglaubliches Wachstumspotenzial entfaltet. Hört euch nur mal 'Lacking', 'Wheel' oder 'Tyrants' an.

Besonders wichtig: Auch live ist die Band schlicht fantastisch. Sie haben im Vorprogramm von KATATONIA total abgeräumt und dann Anfang 2020 einen umwerfenden Gig im kleinen, ausverkauften "Maze" in Berlin hingelegt.

Im März kommt also mit "Resident Human" das zweite, vollständige Album und mit 'Hyperion' wurde heute der zweite Song ausgekoppelt. 12 Minuten lang und sensationell. Hört selbst:

 
Zuletzt bearbeitet:
Tolle Band, freu mich aufs Album! Ich sehe Parallelen zu 2019: Da kam ebenfalls ganz früh im Jahr ein göttliches SOEN-Album heraus, gefolgt von einem wunderbaren WHEEL-Album (in meiner Erinnerung) ein paar Wochen später. Das darf sich gern exakt so wiederholen!
 

Also, man verzeihe meine Haarspalterei, indes: es ist eher schon "Progressive Metal" :). Kurz und gut: Leider noch keine Zeit für 12 Minuten Wheel-Power gehabt, aber ich hole das nach, sobald möglich.

Die von Dir vom "Moving Backwards" zitierten Titel kann ich als Highlights der Band absolut empfehlen, überhaupt: großartige Band und ja, von den Livequalitäten konnte ich mich im vergangenen Jahr auch überzeugen, mehr dazu steht noch im "Allgemeinen Progfaden".

Kurz und gut: eine sehr sinnvolle Sache, dieser Einzelthread.

Ach Fuck: nun doch angehört und das "Movement" direkt mit. Das klingt hervorragend - und ja, beim "Hyperion" (Dan Simmons....?) komme ich auch auf den ein- oder anderen Querverweis Richtung Riverside zu Zeiten ihrer Alben 1 und 2. Ein wenig "ruhiger" für Wheel-Verhältnisse.
 
Zuletzt bearbeitet:
"Moving Backwards" läuft gerade mal wieder. Die Scheibe rasiert unter dem Kopfhörer wirklich alles weg - was für ein genialer Schlagzeug- und Bass-Sound ist das bitte? Bitte mal ein Produktionsmemo an John Myung schicken, dass er die Zerre für die nächste DT runterregeln soll.
 
Dreht hier wirklich noch niemand am Rad? Ich bin auf jeden Fall ziemlich begeistert von "Resident Human".
 
Dreht hier wirklich noch niemand am Rad? Ich bin auf jeden Fall ziemlich begeistert von "Resident Human".

Momentan fehlt ein wenig Zeit (obwohl ich heute Abend hier echt am Rechner abgammel, ei gar schämen sollte ich mich....). Aktuell nimmt mich die Lunar Shadow noch ganz arg in die Mangel, aber das Rad liegt durchaus schon bereit....
 
So - Wheel's "Resident Human"

Kaum hat man sich vom Herbstfluch erholt und wünscht sich eben eigentlich nicht zu gehen - da kommen die Jungs aus Finnland um die Ecke! Bekanntermaßen war "Moving Backwards" eines "meiner" Alben des Jahres 2019 und Wheel für mich die Entdeckung des Jahres. Vorweg: wie auch bei SOEN ist es immer schwierig, das erste "eigene" Album einer Band, welches einen schlicht aus den Schuhen geschossen hat, zu toppen. Mit diesem Manko hat nun denn auch "Resident Human" zu kämpfen.

"Dissipaiting": OK, natürlich hätte man jetzt einen schnellen Opener wählen können - doch Wheel ziehen Dich direkt wieder in diesen unwiderstehlichen Kosmos aus Traurigkeit, Melancholie und Wut. Gewinnt man eingangs den Eindruck, hier wäre man nun "weicher" am Werk (der Wutfaktor ist auf Albumlänge tatsächlich gebremster als beim Vorgänger), so setzt "Dissipaiting" immer wieder härtere Akzente. Wären Pink Floyd mal Richtung Metal marschiert, hier wären sie gelandet. Mit einem Wort: das Ding gehört unter dem Kopfhörer gehört! Es frisst Dich auf, die Intensität, die in diesem Stück steckt - irre. Man braucht 3 Anläufe, dann ist man süchtig.

"Movement" - ja, es "toolt" ein wenig und doch ist es eben dieses typisch-tribalartige Drumming in Verbindung mit diesen schrägen Gitarren und dieser fast schon funkige Bass. Nach harschem Start nimmt man für den Verse ein wenig das Tempo raus, was zunächst ein klein wenig schmerzt. Ich fühle mich ein wenig auch an TesserAct erinnert, was aber nicht im Mindesten stört. Nicht so stark wie die Eröffnung und vielleicht ein wenig "von der Stange" - aber von einer guten Stange und mit genug Eigenständigkeit gewürzt.

"Ascend" setzt dieses "Movement" stilistisch fort. Wunderbar schräg, irgendwie düster und bedrohlich, was hier so musikalisch in kaum viereinhalb Minuten passiert, das ist schon erstaunlich und reißt mit. Wo andere Bands auf Melodie setzen ab einem gewissen Punkt, da weigern sich Wheel einfach - und haben trotzdem auf ihre Art einen Ohrwurm produziert. Eine Kunst für sich.

12 Minuten "Hyperion". War glaube ich auch der erste Vorabsong und erneut ein Beispiel dafür, dass man einfach nicht vorab auf YT in Songs reinhören sollte (ich mach das trotzdem dauernd...). Tatsächlich dreht es sich wohl textlich um das gleichnamige Buch des Herrn Simmons (jetzt nicht eine so große Überraschung) - und erneut spielen Wheel ihre größte Stärke aus: Longtracks packend ausgestalten! Schräg, düster, fordernd - ne, nix für "zwischendurch". Das Ding wächst mit jedem Durchlauf, auch, wenn es "Dissipaiting" nicht ganz einzuholen vermag.

"Fugue" baut lustigerweise eine Brücke in die aktuelle Lunar-Shadow-Welt - und erinnert gleichermaßen wieder ein wenig an Pink Floyd im Ledermantel. Glaubt man eingangs, einer etwas unkonventionellen Ballade zu lauschen, so baut sich das Ding nach hinten raus immens auf. Der Beweis, dass man in (erneut "nur") Viereinhalb Minuten ein kleines Epos basteln kann. Ich bin mir sicher: das Ding wird live ein Hit! Ein klein wenig fühlte mich indes auch an Crippled Black Phoenix erinnert....

An Titeltracks habe ich - aus welchen Gründen auch immer - meist eine besondere Erwartungshaltung. "Resident Human" erfüllt diese und platziert sich hinter "Dissipaiting" auf Platz 2 der Album-Longtracks, auch, wenn die Abstände zueinander hier ohnehin sehr gering sind. Die auf "Moving backwards" permanent spürbare Wut taucht hier wieder vermehrt auf, instrumental wie gesanglich. Dazu tauchen neue Färbungen im Bandsound auf, zum einen teils klassisch-thrashig, dann wieder Passagen, die glatt an aktuelle Opeth denken lassen. Irgendwie eine Essenz aus ganz vielen Zutaten, wunderbar schräg und abgedreht - und speziell in der 2. Hälfte des Songs ist man so nah an "kauzigem 70er-Prog à la Akerfeldt" wie niemals zuvor. Die Finalabfahrt? Gottgleich - und der Brückenschlag zurück zum "eigentlichen" Wheel-Sound.

"Old Earth" lässt nach diesem Batzen Progabfahrt das Album mit ja...tatsächlich gefühlvollen Klavierklängen ausklingen. Wird man sich was bei gedacht haben....

Kurz gesagt: Ein tolles Album! Die Stärken der Band liegen im Breitband, die "Shorties" sind beste Oberklasse, ohne jedoch "Spitzenklasse" zu sein und fügen sich doch hervorragend in das Gesamtbild des Komplettwerks. Wheel? Finde ich töfte!
 
Ich wollte heute eigentlich die Doomband Wheel hören und hab nicht auf den Albumtitel geachtet und bin so bei "Resident Human" gelandet.
War anfangs verwirrt, warum die so modern und proggig (fast schon nach Tool) klingen, bis ich mal geguckt habe und meinen Fauxpas entdeckte, der sich aber als Glücksgriff herausstellte. Das Album hat mich gepackt, tolle Mischung.
 
Ich wollte heute eigentlich die Doomband Wheel hören und hab nicht auf den Albumtitel geachtet und bin so bei "Resident Human" gelandet.
War anfangs verwirrt, warum die so modern und proggig (fast schon nach Tool) klingen, bis ich mal geguckt habe und meinen Fauxpas entdeckte, der sich aber als Glücksgriff herausstellte. Das Album hat mich gepackt, tolle Mischung.
Ha, cool. Ist natürlich schon witzig, dass die Bands fast zeitgleich neue Alben veröffentlichen. Vielleicht passiert so noch häufiger ein entsprechender Crossover, in beide Richtungen.
 
Zurück
Oben Unten