So, Couchpotato-Review.
Zu allererst. Ich finde diese Möglichkeit dem Festival ein wenig zu folgen super. Könnte es gern auch von anderen Festivals geben.
Zur Stimmung vor Ort kann ich nichts sagen. Ich war 2012 das letzte Mal dort und empfand das Festival als sehr stimmig. Das Amphitheater ist echt toll. Sitzgelegenheit mit Ausblick hat man ja eher selten. Preislich habe ich es auch als okay in Erinnerung.
FREITAG
Musste viel arbeiten und habe demnach nicht viel gesehen. Nur TIAMAT und SODOM.
Von TIAMAT geisterten im Vorfeld ja viele unvorteilhafte Aufnahmen im Internet umher. Daher hat mich auch ein wenig die Katastrophenlust zum Einschalten bewogen. TIAMAT sind keine Band, die ich mir täglich anhören muss und sie haben auch keinen besonderen Stellenwert in meiner Musiksozialisierung. Und so haben sie mich doch positiv überrascht. Hätte ich mir vor Ort schön sitzend mit Wohlwollen angesehen, ein wenig über Herrn Edlunds Outfit gelästert und ein Bierchen getrunken.
Mein Mann kam etwa Hälfte des Sets von Arbeit nach Hause und brüllte gleich aus der Küche (da ist unser Hintereingang) "Ey, das kenn ich .... !" und stand dann ne Weile glückselig noch in Stock und Schuh im Wohnzimmer. Für ihn sind TIAMAT sehr wichtig und er war begeistert.
Auf SODOM war ich gespannt. Nicht weil ich die so lieben würde, sondern weil es die einzigen der deutschen Thrasher sind, die ich noch nie live gesehen habe. Tom Angelripper mit ONKEL TOM musste ich schon mal sehen. Aber das ist ein anderes Thema.
SODOM also mit neuer/alter Besetzung. Ich gebe jeder Band etwa 2-3 Songs auf der Bühne um sich zu finden. Habe also mit gekräuselten Nackenhaaren und zähneknirschend die ersten 15 Minuten ertragen ohne ein Wort zu sagen. Mein Mann "Och, das rumpelt aber ganz gut." Und genau da schreibt
@Matty Shredmaster "Alle, die sich schon lange gewünscht haben, dass Sodom wieder wie ne Schülerband klingen, können sich jetzt richtig freuen. Alter
" ... ich gröhlend und glücklicherweise keinen Kaffee versprühend vor meinem Rechner.
Was zum Teufel denken die sich dabei ? Zwei Gitarren gut und schön, aber dann doch bitte im Zusammenspiel und nicht jeder wie er mag. Fesche Soli im Thrash, super. Aber doch bitte Soli und nicht irgendwie mal nen paar Saiten anpicken, wird schon nach watt klingen. NEIN klingt dilettantischer als meine Lütte mit der Lagerfeuergitarre die nen bissl drauf rum zupft.
Von einer Band diesen Kalibers erwarte ich zumindest, das sie ihre Instrumente beherrschen. Es darf roh klingen, es darf puristisch sein. Voll auf die zwölf, was auch immer. Aber doch bitte nicht so schräg. Nee, also nee, echt jetzt.
Einzig Husky möchte ich ein bisschen in Schutz nehmen. Sein charmantes Gerumpel ist nicht meine Art des Schlagzeugspiels, aber er hat seinen Job gut gemacht.
SAMSTAG
Pünktlich 14.30 Uhr Fernseher an. THE NEW ROSES rocken sich fröhlich im Sonnenschein einen ab. Fluffiger Amirock wird dargeboten, mit Alexi Laiho-lookalike Gitarrist und wenig Überraschung. Ich habe Bock auf Bon Jovi -Slippery When Wet bekommen. Ja, war okay.
Danach LEATHERWOLF. Hübscher Mann am Gesang
Dargeboten wird klassischer Heavy Metal mit drei Gitarren. Die auch alle zusammenspielen ! Ansonsten ist das nicht meine Baustelle. Ich fand den Gig kurzweilig, technisch gut und ansehbar. Mehr nicht, das liegt aber an meinem Musikgeschmack. Grundsolide, für einen Fan des Genres sicherlich auch deutlich mehr.
CIRITH UNGOL erwartete ich wieder gespannt. Weil noch keinen Ton von ihnen gehört und ja hier doch recht präsent.
Der Sound der schönen (alten ?) Gibson SG ist mir beim Soundcheck schon aufgefallen. Und der war für mich auch das Beste.
Musikalisch hat mir das echt gut gefallen. Aber ich komme auf den Gesang nicht klar. Mir ist bewusst, das das so soll. Doch mein Kopf zückt bei Gesang der sich so hochzieht immer die Veto-Karte. Ging mir dann nach ca. 30 Minuten auch auf die Nerven obwohl ich Songs und Gitarren eigentlich gut finde.
MARDUK dürfen wir Streamglotzer nicht sehen. Also folgt AXEL RUDI PELL.
Ich habe irgendwie viel mehr Gegnidel erwartet. War somit positiv überrascht ein doch recht gradliniges Rock/Heavy-Set zu hören. Und der Sänger. Der is nen richtig Guter !
Ob ich die Keyboard-Tröten brauche weiß ich noch nicht so genau. Und der etwas quakende Gitarrensound ist mir auch noch nicht so ganz klar.
Ansonsten habe ich mich etwas über 1 Stunde an Johnny Gioeli ehrlich erfreut.
Zum Abschluss noch OVERKILL. Die mal kurz und bündig zeigen, wie man mit nem Thrash-Zug überfährt. Ich habe es generell nicht so mit dem Thrash. Von daher ist das Vorgetragene technisch gut, reißt mich aber nicht mit. Viel mehr will ich dazu auch gar nicht sagen. Wenn ich dort gewesen wäre, hätte ich mich wohl in den Biergarten gesetzt und noch nen kleinen Absacker bei nicht störender Hintergrundbeschallung zu mir genommen.
SONNTAG
Der Streamsonntag beginnt mit NIGHT DEMON.
Ich habe das Gefühl, die Jungs sind noch nicht ganz wach. Brauchen einen Moment sich zu finden. Dann zeigen sie aber ganz gut, wie man mit drei Mann eine Bühne füllt. Jarvis Leatherby (geiler Name btw
) klingt stimmlich etwas angeschlagen. Wenn er noch eine lange, glorreiche Karriere haben will, sollte er ein bisschen aufpassen.
Der Pokal für den ansehnlichsten Schlagzeuger geht an Dusty Squires. Och ja, ansonsten tut das nicht weh. Wie oben erwähnt, nicht meine Baustelle, aber halbwegs sauber vorgetragen.
Danach erklimmt die Sky-Guitar ... ähm ULI JON ROTH die Bühne.
Ah jo. Auf sowas habe ich ab und an mal richtig Lust. Am Sonntag leider nicht so. Musikalisch-technisch erste Sahne. Schwachpunkt für mich der Faramir-lookalike Gesang. Wenn da ne richtig präsente Stimme dabei wäre, vielleicht noch etwas besser.
Also, schon gut. Muss für mich aber in die Stimmungslage passen. Nach NIGHT DEMON fühlte es sich fast wie das Lesen eines Sachbuches an, nachdem man nen Mickey Mouse Heft in der Hand hatte.
CORONER aus der Schweiz sollen die Nächsten sein.
Die waren damals irgendwie ihrer Zeit voraus. Vertrackter, brachialer Thrash, der einem ordentlich in die Magengrube schlägt. In manchen Momenten schon fast angedjentet (ohne das es das damals schon gegeben hätte). Echt cool. Gefällt mir total gut.
Ich weiß nur nicht so genau, was ich davon halten soll mir hier 20-30 Jahre alte Kamellen anzuhören. Mal sehen, da soll ja vielleicht was in der Mache sein. Ansonsten ist das bisher meine positiv-Überraschung des bisher gehörten.
Nun wieder etwas gradliniger. Die BACKYARD BABIES entern mit angepunktem Rock'n'Roll die Bühne. Die Optik ist irgendwie rotziger als der Sound. Mir irgendwie zu sehr im amerikanischen High School Punk'n'Roll verankert. Mich stören die Pausen. So ein Set muss durchballern. Ein Song auf den nächsten, kein Gefrimel, sondern Uppa-uppa weiter geht's.
Grundsätzlich okay, fast zu sauber vorgetragen. Hätte ich mir etwas dreckiger gewünscht.
Zum Abschluss des Streams gibt es ARMORED SAINT.
So klingt für mich eine professionelle Live-Band. Kurzes Begrüßungssample und dann ab die Fahrt. Nicht das das der Gral meines Musikgeschmacks wäre, aber die machen Laune. Schöner, melodienreicher Heavy Metal, ein toller Sänger, Bühnenpräsens, nicht zu viel Schnickschnack. Kann man sich gut ansehen.