Allgemeiner Bücher-Thread

Ich arbeite mich nach und nach durch das Œvre von Iain Banks, ging weiter mit "Walking on Glass", einem seltsam verworrenen dreiteiligen Geschichte, die mich am Ende ratlos hinterließ. Das Buch hat faszinierend seltsame Figuren und eine phänomenal konstruierte Erzählstruktur, aber ich weiß immer noch nicht, was das alles bedeuten sollte. Bestimmt hat @caramon29 es auch mal gelesen und sich eine Meinung gebildet?
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Der Stapel der Geburtstagsbücher vom letzten Jahr wird langsam kleiner, u.A. weil ich das hier fertig las: J.G. Ballard - High Rise. Das Buch spielt in einem nagelneuen Hochhaus in London, in dem wohnen Menschen aus der Mittelklasse in Eigentumswohnungen und auch im Haus fehlt es an nichts, es gibt einen Spielplatz, zwei Pools, Supermarkt und Restaurant. Allerdings fangen die Bewohner aus dem Nichts heraus einen Krieg gegeneinander an, obere gegen mittlere gegen untere Etagen. Das Buch fängt auf der ersten Seite schon mal gut an, der Protagonist sitzt auf dem Balkon und fragt sich, während er den Hund grillt, wie es in den vergangenen Monaten so weit kommen konnte. Die Geschichte ist recht blutig, teilweise ein wenig redundant und die Frage am Ende lautet: lag es an den Menschen oder an der Architektur?
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Ich bin ja ein großer Fan der Science-Fiction-Autorin Ursula K. Le Guin, eines ihrer Spätwerke trägt den Titel "Changing Planes", da haben wir gleich ein Wortspiel, es geht nicht um das Umsteigen zwischen Flugzeugen, sondern um die parallelen Realitäten, in die man beim Warten auf dem Flughafen auf magische Art wechseln kann. Ähnlich wie bei Swifts "Gullivers Reisen" gibt es lose verknüpfte Kurzgeschichten in Form von Reiseberichten, die jeweils eine dieser Realitäten beschreiben, z.B. die Welt, in der es mit der genetischen Manipulation etwas übertrieben wurde, die Welt, in der alle Erwachsenen schweigen oder die Realität, in der eine Minderheit der Bewohner mit Flügeln ausgestattet ist, aber das Fliegen damit lebensgefährlich ist.

Wie immer bei Frau K. Le Guin ist alles sehr schön und fantasievoll erzählt, mit ein wenig Humor und sehr unterhaltsam zu lesen.

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Derzeit lese ich...

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ISAAC ASIMOV: "I, Asimov. A Memoir"

Der Vater der Roboter ist auch der Vater des "gesunden" Selbstvertrauens. Klüger als alle anderen usw. Als Kind kaum Freunde. Militärzeit war schrecklich.

Von Wiederholungen solcher Art abgesehen, macht die Lektüre Spass. Die kurzen Kapitel wiegen die anstrengend detailreichen Erinnerungen (à la Sheldon Cooper) auf.

Zur Ehrenrettung des Meisters sei gesagt, dass er genauso hart mit sich ins Gericht geht, wie er sich in Selbstruhm ergeht.

Fazit: Für Fans von Asimov, die auch über Clarke, Heinlein oder Pulp Fiction (das Umfeld von Lovecraft) mehr erfahren möchten. Wer sich an Details und strikter Chronologie stört, dem sei abgeraten.
 
Zum dritten Mal hatte ich ein Buch von Cory Doctorow gruppenfinanziert. den zweiten Band mit Marty Hench, dem forensischen Buchhalter als Hauptfigur. Das Buch heißt "The Bezzle", das kommt von 'embezzlement', dem englischen Wort für Unterschlagung. Marty ist gut darin, in frisierten Geschäftsunterlagen eben solche Verbrechen zu finden. Dabei legen er und sein Kumpel Scott sich mit einem fiesen Schurken an, der Kumpel landet wegen eines Drogenvergehens im staatlichen Gefängnis, dieses wird privatisiert und die Firma des Schurken kontrolliert den Knast und beutet die Häftlinge und ihre Angehörigen aus. Natürlich nutzt Doctorow das Thema wieder, um auf ein soziales Problem hinzuweisen, aber das geschieht über eine spannend erzählte Geschichte, die Bezug nimmt auf die realen amerikanischen Probleme der Gefängnisprivatisierung, der "3-Strikes-Regel", politischer Korruption usw. Es liest sich aber nicht wie ein Manifest, die Erklärungen sind nicht zu lang und die Geschichte bleibt im Fordergrund.

Das Hörbuch wurde auch wieder von Wil Wheaton gelesen, der eine wirklich angenehme Vorlesestimme hat, das hätte ich nie gedacht, als ich Star Trek TNG nur in der deutschen Synchronfassung kannte.
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Ich war von der Idee des Buches begeistert, vom Buch selbst dann eher nicht so.

Das kann ich gut verstehen. Wenn man sich selber mit der Materie befasst, kommt einem, wie gesagt, vieles banal oder auch verkürzt vor. Ähnlich geht es mir mit seinen Podcasts. Erst war ich begeistert von der Tiefe seiner Fragen und Thesen, bis deutlich wurde, dass eigentlich jede Folge lediglich ein Vehikel dafür darstellt, Rick Rubin beim Musikhören zuzusehen und zu -hören. Was aber auch, je nach Tagesform des Hosts, faszinierend sein kann.
 
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Bin gerade in Krimilaune und hab mir deshalb mal die Deutschen Krimi-Preisträger*innen angesehen, obiger Roman ist 2023 mit dabei. Leider habe ich erst mitten im Buch bemerkt, dass das eine Reihe ist und "Antoniusfeuer" bereits Band 8 der Krimireihe um die Komissarin Bettina Boll. Macht aber nix, Buch kann man wunderbar auch so lesen. Geier schreibt wunderbar ironisch und auch die Story ist schön schräg: Exorzismus in der Pfalz, mehr verrate ich nicht, aber es lohnt sich sehr! Wermutstropfen meinerseits: da ich hoffe, dass auch die anderen Bände ebensogut sind, werde ich die nun auch lesen müssen, weiß aber natürlich schon jetzt, was bei manchen Handlungssträngen passieren wird.
 
Ich arbeite mich nach und nach durch das Œvre von Iain Banks, ging weiter mit "Walking on Glass", einem seltsam verworrenen dreiteiligen Geschichte, die mich am Ende ratlos hinterließ. Das Buch hat faszinierend seltsame Figuren und eine phänomenal konstruierte Erzählstruktur, aber ich weiß immer noch nicht, was das alles bedeuten sollte. Bestimmt hat @caramon29 es auch mal gelesen und sich eine Meinung gebildet?
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@LaHaine
Leider nein. The Crow Road, Espedair Street und mein Lieblings Whisky Buch Raw Spirit. Da haben wir ihn auch bei einer Lesung in Glasgow kennengelernt. Ganz toller Mensch. Jeffrey Deaver war da auch mal bei einer Lesung, anders aber auch sehr interessant. Ohne Bücher könnte ich nicht leben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe mich am Wochenenede nun zum zweiten mal Rolands Wanderung zum dunklen Turm angeschlossen, dieses mal aber auf Englisch.


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I do not aim with my hand. He who aims with his hand has forgotten the face of his father. I aim with my eye.

I do not shoot with my hand. He who shoots with his hand has forgotten the face of his father. I shoot with my mind.

I do not kill with my gun. He who kills with his gun has forgotten the face of his father. I kill with my heart.




Long days and pleasant nights.
 
Oha, die Sammlung sieht so sicher toll aus im Regal.
Bei mir ging die Reise mitte der 90er los. Dementsprechend sind die
Bücher optisch zusammengestückelt, in der jeweiligen Auflage die es da gab.

Wie oft ich die gelesen habe, kann ich mittlerweile gar nicht mehr sagen. :D
 
Oha, die Sammlung sieht so sicher toll aus im Regal.
Bei mir ging die Reise mitte der 90er los. Dementsprechend sind die
Bücher optisch zusammengestückelt, in der jeweiligen Auflage die es da gab.

Wie oft ich die gelesen habe, kann ich mittlerweile gar nicht mehr sagen. :D

Ja die deutsche Ausgabe ist bei mir auch Stückwerk, so wie sie jeweils heraus kam.

Aber als ich die Sammlung um Ama Marketplace für 45€ gefunden habe musste ich zuschlagen.
 
Bin etwa in der Hälfte. Bisher sehr zwiespältig. Einige Ideen sind sehr gut (Time Tombs, Shrike, Charaktere), anderes ist mir zu Fantasy lastig. Zudem verliert sich Simmons etwas in seinen Sprachspielen und hie und da ist mir die eine oder andere homophobe oder misogyne Aussage aufgefallen. Mal sehen wohin mich die reise führt...
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Ich danke Dir und @Gaimchú für die Antwort. Graphic Novels kenne ich natürlich. Leider habe ar das Vorab auf Amazon sehr wenig aussagekräftig. Jetzt kann ich mir unter der Geschichte etwas mehr vorstellen als ein was wäre wenn. Sieht aus, als würde ich das Teil mal kaufen. Ich mag ja solche Szenarien. :)
Ich kann mich den positiven Kritiken nur anschließen. Ich höre und lese die Abenteuer der drei Detektive seit gut 40 Jahren und da fand ich diese erwachsene Alternativvariante äußerst kurzweilig und spannend. Ziemlich düster und teilweise sehr bedrückend, aber in meinen Augen deutlich besser als inzwischen so manche reguläre Folge der ???-Serie. Oder, um mal eine nerdige Analogie zu den ???-Autoren zu ziehen: Die Story ist eher Marx als Sonnleitner.

Einen Punkt Abzug würde ich allerdings für die Gesamtaufmachung geben. Diese komischen dicken Pappdeckel, die hier als Buchumschlag fungieren, wirken auf mich, als wäre das Teil mal eben in der Hobbythek zusammengeklöppelt worden. So etwas habe ich noch bei keiner anderen Graphic Novel erlebt und für den stolzen Preis finde ich das schon ein wenig schwach. Abgesehen davon habe ich aber nichts auszusetzen und spreche eine dicke Empfehlung für alle Fans des Detektivtrios aus Rocky Beach aus, die mit einer Folge ohne Happy Sonnenschein und Friede, Freude, Eierkuchen-Atmosphäre leben können.
 
Ich kann mich den positiven Kritiken nur anschließen. Ich höre und lese die Abenteuer der drei Detektive seit gut 40 Jahren und da fand ich diese erwachsene Alternativvariante äußerst kurzweilig und spannend. Ziemlich düster und teilweise sehr bedrückend, aber in meinen Augen deutlich besser als inzwischen so manche reguläre Folge der ???-Serie. Oder, um mal eine nerdige Analogie zu den ???-Autoren zu ziehen: Die Story ist eher Marx als Sonnleitner.

Einen Punkt Abzug würde ich allerdings für die Gesamtaufmachung geben. Diese komischen dicken Pappdeckel, die hier als Buchumschlag fungieren, wirken auf mich, als wäre das Teil mal eben in der Hobbythek zusammengeklöppelt worden. So etwas habe ich noch bei keiner anderen Graphic Novel erlebt und für den stolzen Preis finde ich das schon ein wenig schwach. Abgesehen davon habe ich aber nichts auszusetzen und spreche eine dicke Empfehlung für alle Fans des Detektivtrios aus Rocky Beach aus, die mit einer Folge ohne Happy Sonnenschein und Friede, Freude, Eierkuchen-Atmosphäre leben können.
Danke! :) Wenn das ebook nur nicht so teuer wäre. :hmmja:
 
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Bin gerade in Krimilaune und hab mir deshalb mal die Deutschen Krimi-Preisträger*innen angesehen, obiger Roman ist 2023 mit dabei. Leider habe ich erst mitten im Buch bemerkt, dass das eine Reihe ist und "Antoniusfeuer" bereits Band 8 der Krimireihe um die Komissarin Bettina Boll. Macht aber nix, Buch kann man wunderbar auch so lesen. Geier schreibt wunderbar ironisch und auch die Story ist schön schräg: Exorzismus in der Pfalz, mehr verrate ich nicht, aber es lohnt sich sehr! Wermutstropfen meinerseits: da ich hoffe, dass auch die anderen Bände ebensogut sind, werde ich die nun auch lesen müssen, weiß aber natürlich schon jetzt, was bei manchen Handlungssträngen passieren wird.
Ist notiert. Danke für den Tipp:top:
 
Uff. Viel Glück damit. Ich habe mich durch Musil und Mann gekämpft, aber was der Herr Bieri da fabriziert hat, war mir dann echt zu langatmig. Bin mit diesem Schmöker gar nicht klargekommen...
Ich bin noch ganz am Anfang und kann noch nicht allzu viel schreiben. Allenfalls, dass ich es bisher gerne lese, die Sprache jedoch fließender sein könnte.

Ich liebe Bücher, bei denen man sich in einen Flow liest und nur so durch die Worte und die dadurch erschaffenen inneren Welten saust. Als Beispiel fällt mir seltsamerweise ein Thriller ein, bei dem ich den Fluss der Sprache jedoch übertrieben gut fand damals: Tana French - Grabesgrün.

Womöglich ist die Sprache, die hier eher holprig und nicht immer so lebendig erscheint aber auch Stilmittel, um die Hauptfigur zu zeichnen?

Ich musste sofort an Hans Josef Ortheil - Die Erfindung des Lebens denken. Da ist die Hauptfigur noch verschrobener (sie schweigt ja auch fünf Jahre lang, bei gleichzeitig lebendiger und mit Details, Regeln und Abläufen vollgestopftem inneren Erleben) und die Sprache Ausdruck dessen.

DAMALS, IN meinen frühen Kindertagen, saß ich am Nachmittag oft mit hoch gezogenen Knien auf dem Fensterbrett, den Kopf dicht an die Scheibe gelehnt, und schaute hinunter auf den großen, ovalen Platz vor unserem Kölner Wohnhaus. Ein Vogelschwarm kreiste weit oben in gleichmäßigen Runden, senkte sich langsam und stieg dann wieder ins letzte, verblassende Licht. Unten auf dem Platz spielten noch einige Kinder, müde geworden und lustlos. Ich wartete auf Vater, der bald kommen würde, ich wusste genau, wo er auftauchte, denn er erschien meist in einer schmalen Straßenöffnung zwischen den hohen Häusern schräg gegenüber, in einem langen Mantel, die Aktentasche unter dem Arm.

Jedes Mal sah er gleich hinauf zu meinem Fenster, und wenn er mich erkannte, blieb er einen Moment stehen und winkte. Mit hoch erhobener Hand winkte er mir zu, und jedes Mal winkte ich zurück und sprang wenig später vom Fensterbrett hinab auf den Boden. Dann behielt ich ihn fest im Blick, wie er den ovalen Platz überquerte und sich dem Haus näherte, er schaute immer wieder zu mir hinauf, und jedes Mal ging beim Hinaufschauen ein Lachen durch sein Gesicht.
 
Lesen ist für mich ein schwieriges Thema. Hab als Jugendlicher viel gelesen, in der Regel historische Romane, schleppe seit nun schon 20 Jahren die Dänen-Saga von Bernard Cornwell mit mir herum, die ersten noch auf deutsch, später dann auf englisch und obwohl es leicht zu lesen ist und ein geübter Leser die Bände in ein paar Monaten durch hätte, bin ich vor ein paar Wochen zur bitteren Erkenntnis gekommen, dass es in diesem Leben wohl nichts mehr wird. Berufsbedingt besteht mein Alltag aus Lesen von Studien, PrePrints, Anleitungen, Haus- und Abschlussarbeiten und Protokollen (allein das sind jährlich 1000 Seiten), sodass mir schlicht die Zeit für Freizeitlektüre fehlt, im Grunde bin ich, egal ob ich im Bus sitze oder sonntag auf dem Sofa, immer mit dem Abbauen dieses Bergs an (leider wenig unterhaltsamer und erholsamer) Texte beschäftigt. Die Muse für weitere Lektüre bleibt dementsprechend oft aus, auch wenn ich in Buchhandlungen gern so gut wie jedes Buch mit nach Hause nehmen würde.
Hab mir zuletzt ein Buch über Geopolitik gekauft und das auf dem Klo plaziert, dort Handy und andere Lektüre verbannt, und es klappt. Ist nichts Hochtrabendes, aber ich lerne viel und gebe mick so zumindest der Illusion hin, etwas ganz aus Eigeninteresse zu lesen. Im nächsten Leben werd ich Gerüstbauer oder LKW-Fahrer und zieh mir nach Feierabend sämtliche Bücher rein.

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