Gehen wir es weiterhin metallisch an:
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Das "Comebackalbum" mit den Herren Smith und natürlich Dickinson ist für mich das beste Maiden-Album seit "7th Son" - zum Zeitpunkt seines Erscheinens.
Bereits auf "Brave new World" deutete sich der Wandel (wir wollen nicht von einer neuen Ausrichtung sprechen - das würde der Sache nämlich nicht gerecht) hin zu progressiveren Songs an, geschuldet wohl auch in erster Linie der Leidenschaft des Herrn Harris für progressive Bands der 70er, allen voran Jethro Tull. Entstanden ist ein Werk, das auch heute noch zu weiten Teilen einfach unwiderstehlich klingt: "The wicker Man" ist eher kompakter Maiden-Stoff in der Tradition von "Aces High" und Co., ohne allerdings die Klasse dieses Referenztracks zu erreichen. "Ghost of the Navigator" hingegen klingt wieder, wie Maiden einfach klingen müssen und braucht sich vor den Klassikern der früheren Bandgeschichte nicht zu verstecken: episch, melodiös - und trotzdem eingängig! Das unverwechselbare Drumming von Nicko Mc Brain in Verbindung mit Steve Harris pumpendem Bass, die Gitarrenwand aus mittlerweile 3 Klampfen, die zwischen harten Riffs und verspielten Leads varriert, dazu die Breaks, eine wunderbar melodische Bridge führt zu einem nicht minder verführerischen Chorus. Gehört dringend mal wieder live gespielt. "Brave new World" setzt diese Tradition fort, "Blood Brothers" hingegen ist dann tatsächlich eine Art Ballade und ein wenig am Kitsch gebaut. Man könnte tatsächlich von einer Art Experiment sprechen - für Maiden-Verhältnisse. Der spätere Erfolg des Songs hingegen, der aus den teils halbakustischen Live-Aufführungen der jüngeren Vergangenheit resultiert, zaubert gänzlich andere Qualitäten hervor, die in der Studioversion nicht so wirklich zum Tragen kommen. Textlich wie auch musikalisch bewegte sich das britische Metal-Flaggschiff selten näher an Klischees der Manowar-Fraktion. "The Mercenary", noch einmal eher kompakt, auch hier nicht auf dem Niveau der alten Zeiten, aber oberer Maiden-Durchschnitt. "Dream of Mirrors" hingegen ist ein Epos der gehobenen Sorte, auch im Maiden-Universum: spannender Songaufbau in typischer Harris-Manier, nicht wirklich überraschend, aber in sich ebenso spannend wie kurzweilig. Der fast schon ein wenig psychedelisch anmutende Chorus (nicht nur des Textes wegen ;-)) haut mich auch heute noch aus den Schuhen und sorgt für die ein oder andere Gänsehaut. "The fallen Angel" ist eigentlich ein kleines, mitten in der Platte verstecktes, Juwel: kompakt, mitreißend und sehr nah an den "klassischen" Maiden. Ja, so im Nachhinein könnte es sich um ein Überbleibsel aus "Powerslave"-Zeiten handeln. "Nomad", der 2. "Über-9-Minüter" (neben "Dream of Mirrors") "glänzt" mit einem schwachen, ja, sogar nervigen Chorus, ansonsten: solide Maiden-Longrack-Kost, feine Gitarrenarbeit wie eben üblich....dennoch ist der Chorus....ach ja, sagen wir, "Geschmackssache", meinen trifft er leider nicht. "Out of the silent Planet" ist noch einmal Maiden is as Maiden can: tut nicht weh, reiht sich nicht in die Highlight-Liste ein - und war, glaube ich, sogar eine Single-Auskopplung. Allerdings eher ein Filler, den man nicht zwingend gebraucht hätte. Der Rausschmeißer "The thin Line between Love and Hate" dagegen ist noch einmal großes Maiden-Kino - auch, wenn man dem Track ein paar Durchgänge gönnen sollte, denn eingangs wirkt die Komposition ein wenig blutarm. Nach mehrmaligem Lauschen indes offenbart sich zum Einen eine für den Maiden-Sound eher ungewöhnliche Facette (Gesangslinie, für Maiden-Verhältnisse in den Strophen fast schon "Spoken Words"), zum anderen ein Stück, das sich auch stilistisch wohlwollend aus dem Albumkontext löst. Überhaupt wirkt das ganze irgendwie wie eine relaxte Jamsession, um die herum ein Song entstanden ist. Neben "Blood Brothers" sozusagen das 2. "kleine" Experiment auf "Brave New World", auch, wenn man zu keiner Zeit den Eindruck hat, NICHT Maiden zu lauschen.
Gut, am Ende schwächelt "Brave New World" mit "Nomad" und "Out of the silent Planet" (subjektiv betrachtet) ein wenig, "entschuldigt" sich dann aber mit einem gutklassigen Ende - dazwischen viel Maiden-Qualitätsarbeit. Bei einer Punktevergabe wäre ich immer noch bei einer 9.