Aufgelegt!

Überraschung - mal was Anderes:

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Ja...und DAS auf einer "traditionell metallisch" ausgerichteten Seite :). Wobei: wie weit ist der Poprock von Frau Wilde von AOR-lastigen Bands wie Journey, Foreigner, Toto (in ihren komerziellen Momenten) und Konsorten entfernt? Eben: nicht allzuweit.

Ab und an muss es eben "Pop" sein, da ich einfach ab und an eine Vorliebe für Melodien habe. Und grundsätzlich ist mir dann ein Kim-Wilde-Album einfach näher, als es z.B. ein Beyond-the-Black-Album wäre, denn dort wird gemischt was nach meinem Dafürhalten nicht zusammenpasst - oder sagen wir: zumeist nicht zusammenpasst.

Wäre "Here comes the Aliens" in den 80ern erschienen, so wäre es sicher ein Megaseller gewesen: das Werk tönt so klassisch nach der Erfolgsphase von Kim Wilde, dass es schon erstaunlich und nicht zuletzt auch mutig ist, dies im Jahr 2018 zu veröffentlichen. Klar, mittlerweile wird das Radioairplay eher dominiert von irgendwelchen austauschbaren Plastiksounds von zig gleichtönenden DJ's mit ebenso austauschbarem (oft weiblichem, wenn auch nahezu perfektem) Gesang oder eben dem deutschen Wimmerpop/Rock, dessen zahlreiche Protagonisten ich aufgrund ihrer Gleichförmigkeit nicht auseinanderhalten kann - somit ist dann (leider) kein Platz mehr für solide inszenierten Poprock, wie ihn eben Mrs. Wilde auf ihrem aktuellen Album darbietet.

Es lohnt sich nicht, auf die einzelnen Songs detailliert einzugehen: jeder für sich ist ein Volltreffer, wenn man diese Art von Musik mag. "Don't bore us, get to the Chorus" in perfektionierter Reinkultur, mal rockiger und wie schon angesprochen einfach gnadenlos 80's Retro, ohne dabei altbacken zu klingen. Die Stimme von Kim ist nach wie vor eine Klasse für sich, wenn auch im Livekontext ein wenig brüchiger und nicht mehr sooooo durchzugskräftig wie in jüngeren Jahren. Aber: perfekt für Sommertage oder Abende, wenn man nach einigen Terminen auf der Heimfahrt einfach mal abschalten möchte.
 
Wechsel auf:

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Es gibt so CD's, die hat man mal gekauft - dann hört man sie aber eine ganze Zeit nicht an, weil die Stimmung beim ersten Hören vielleicht nicht zur Musik gepasst hat oder aus zig anderen Gründen, sei einfach mal dahingestellt.

So fiel mir dieses Kleinod neulich wieder in die Hände und weigert sich nun bereits seit Wochen, meinen CD-Player wieder zu verlassen. "Bekannt" wurde die Band offenbar auch als "Vorprogramm" von Bülent Ceylan (bin leider kein Comedy-Fan....daher kann ich dazu nicht mehr sagen...), aber es spricht für den Mann, eine solche eher spezielle Band auszuwählen. Denn "klassischer" Tralllala-Metal hätte wohl eher zur Sichtweise der meisten "Metal-unkundigen" gepasst irgendwie. So aber kann man Herrn Ceylan attestieren: mutig und wenn er nach seinem Geschmack gewählt hat: Hut ab.

"Lost" bietet Progressive-Metal in ein Konzeptalbum verpackt, wobei ich offen zugebe, dass ich mich mit dem Konzept in sich noch nicht weiter befasst habe, da die CD meist auf langen Autofahrten läuft und die Musik auch absolut losgelöst von jeglichen Kontexten funktioniert. Was sich aber in jedem Fall sagen lässt: mit Thoughts Factory ist die deutsche Progressivemetalszene um ein echtes Highlight reicher. Als Fan dieser Richtung kommt man daran nicht vorbei, grob erinnert mich "Lost" an eine Mischung aus frühen Vanden Plas, Dream Theater ("Images...:"/"Awake"-Phase) und Lanfear mit deren erstem Album, wobei hier auch die Produktion sehr gut passt und der Musik gerecht wird. Diese Vergleiche werden aber dem Gesamtwerk nur in unzureichender Form gerecht.

Mit "Awakening" eröffnet ein für Prog-Verhältnisse klassischer, knapp viereinhalbminütiger Song das Album und hat etwas von einer Overtüre. Ein wenig orchestral, feine Keyboards, hartes Riffing, vertracktes Drumming - top! Viel besser kann man so einen Einstieg nicht hinbekommen. Mit "The deep Forest" folgen dann über 12 Minuten Progmetal pur: spährischer Aufbau, Zitate aus klassischem Metal eingebaut, tolle Keyboardpassagen - ein kleines Meisterwerk. Kopfkino vom Feinsten, für das man sich Zeit nehmen sollte. "Desperation" folgt, orientiert sich soundmäßig ganz, ganz klar an Dream Theater - nur, dass Dream Theater seit Langem außerstande sind, solche Songs selbst zu schreiben. Tolles Riffing, super Zusammenspiel zwischen Keys und Gitarre, die richtige Anzahl an Kabinettstückchen, nicht überfrachtet - TOP! Das kurze instrumentale Zwischenspiel "Light" mündet in "Voices from Heaven", knapp dreizehneinhalb Minuten lang und zumindest im Anfangspart dieses Opus fühlt man sich wieder unweigerlich an DT erinnert. Das Ganze entwickelt sich dann in eine Richtung, die ein wenig an eine Art "Subsignal in Metal" erinnert, unglaublich vielseitig, und ja, packend, emotional. Nochmal: TOP! Mit "No Way out" geht es dann voll aufs Gaspedal: klassischer, schneller Progmetal mit allen Zutaten, die man dafür so braucht: Geschwindigkeit, ein toller Chorus, Riffing vom Feinsten, das bisher härteste Stück der Platte, ein Abgeher vor dem Herrn. Verdammt - einfach GEIL! Wer songdienliches Frickeln mag, der wird zum Ende hin mit einer Vollbedienung belohnt. "The Mire" ist dann balladesk, die E-Gitarre schön gefühlvoll gespielt, zum Ende hin ein getragener Chorus, eine Art Powerballade, die durchaus Gänsehautpotential hat. Das 16minütige "Death of a Dream" beendet die Platte standesgemäß und fährt noch einmal den kompletten Mix aus Virtuosität, Melodie und Komplexität auf und hinterlässt den Hörer - sprachlos!

Kurz: Dieses Album ist für mich im Moment 10 Punkte wert! An anderer Stelle in einem anderen Forum habe ich mir schon den Hinweis erlaubt, dass Progmetal zumeist an DT festgemacht wird, dabei werden Alben wie dieses übersehen - was mir ja fast selbst passiert wäre. "Lost" ist eine Referenz und ein MUSS für jeden Fan von progressivem Metal. Punkt. Ich bin gespannt, ob von der Band noch was kommen wird, lt. HP arbeitet man mit neuem Sänger wohl schon seit geraumer Zeit an einem Nachfolger. Ich bin gespannt und sicher, dass ich mir diesen eintüten werde.
 
Der letzte angekündigte "Sommertag" vorläufig - und den im Büro! Na, denn hätten wir wenigstens etwas musikalische Untermalung mit:

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Oftmals neige ich dazu, hier mein "Einstiegsalbum" in den Bandkosmos einer Kapelle vorzustellen - bei Dream Theater war dies "Images and Words", dennoch sei hier das Debut mal aufgelegt - ist mir einfach gerade nach ;-).

Anders als "Images...." verfügt "When Dream and Day unite" noch über keine Hochglanzproduktion, auch ist hier mit Charlie Dominici noch ein Vokalist am Werk, dessen stimmliche Klangfarbe (ein wenig Joey Lynn Turner meets Joey Belladonna mit einer Prise mehr Theatralik) eher weniger in meine persönliche Geschmackskerbe schlägt - beides Gründe, warum das Album am Ende nicht mit einer "10" durch meine persönliche Wertung fällt, sondern eher mit einer 9 - wobei an manchen Tagen der Hang zur Höchstnote durchaus trotzdem vorhanden ist.

Warum ist das so? Einige wichtige Punkte: Nie mehr danach klangen Dream Theater so "unkalkuliert", sondern einfach frei heraus. Hier wurden noch Songs aus reiner Leidenschaft komponiert und dennoch ist dabei ein Kleinod nach dem Anderen herausgekommen. Man nimmt trotz der eher dürftigen Produktion wahr, dass DT über einen BASSISTEN verfügen - und über was für einen! Und auch wenn die Stimmfarbe wie schon angesprochen eigentlich nicht "meine" ist, so passt der Gesang als solcher (im Übrigen aus technischer Sicht tadellos!) einfach hervorragend zu den Songs, wenn man sich von einem James LaBrie löst, der in der "Images...."-Phase noch durchaus zu überzeugen wusste. Und zu jener Phase lernte ich dann, angefixt durch eben jenes "Images..." auch "When Dream and Day unite" kennen - und später auch lieben.

"A Fortune in Lies", der wohl auch heutzutage noch am häufigsten live dargebotene Opener des Debuts, ist Progmetal vom Feinsten und das in kompakter Form. Schon hier wünscht man sich mehr "Wums" hinter der Produktion, das Stück selbst ist dabei über jeden Zweifel erhaben und bis heute eine Referenz. "Status Seeker" verweist dann schon ein wenig auf die Vorliebe der New Yorker für Journey (später durch diverse Coverversionen belegt), hier ist die Grenze zwischen Prog und AOR ein wenig verwischt, was aber hervorragend funktioniert und tatsächlich sehr gut zur Stimme von Dominici passt. Über das instrumentale "Ytse Jam" noch große Worte zu verlieren wäre groß angelegter Unsinn: DT haben danach NIE wieder ein vergleichbares Instrumental hinbekommen, hier ist frei von Kitsch einfach eine musikalische Achterbahnfahrt am Start, die ihresgleichen sucht und trotz aller Komplexität einen immensen Wiedererkennungswert aufweist. Ich erinnere mich nur zu gern an die Liveaufführung auf der 93er Deutschlandtour, denn egal was Rudess auch anstellen mag: an die genialen Keyboardlinien eines Kevin Moore wird er nie heran kommen. Viel zu prägend sind die Läufe, das Zusammenspiel mit Petrucci ist hier absolut auf dem Punkt und innovativ, quasi Purple in Formvollendung und auf der Stufe der späten 80er. Unnötig zu erwähnen, dass ich auch Myung hier am Bass mal austoben darf - und das vor allem auch hörbar :). "The Killing Hand", ebenfalls auf der 93er Tour seinerzeit live dargeboten, ist und bleibt ein spannendes Epos, ein Beweis dafür, welche Art Stücke Dream Theater schreiben könnten, wenn sie es denn heute auch noch wollten: auch hier Metal und kein Kitsch, dennoch eine Dramaturgie mit einem spannenden Aufbau, ein Soundgerüst, dass in epischem US-Power Metal fußt und sicherlich die ein- oder andere Zutat aus dem frühen Fates-Warning-Baukasten verwendet. Ein echter Crossover aus Metal und Progressive Rock, ganz stark! "Ligth fuse and get away" hat eine leicht jazzige Note und baut auf die noch heute oft verwendeten, bandtypischen DT-Breaks. Grundsätzlich scheinen auch hier wieder frühe FW-Einflüsse durch, das einzigartige Keyboardspiel von Moore baut eine spezielle Atmosphäre auf, das Drumming von Portnoy ist überirdisch und innovativ zugleich, sein ihm ureigener Stil kommt hier voll zur Geltung. Eine unterschätzte Perle im DT-Songkatalog, eine Art "kleiner Bruder" des unmittelbaren Vorgängertracks, wenn auch mit etwas weniger Dramatik dargeboten.

"Afterlife" ist dann speziell in Sachen Chorus wieder eine Verbindung zwischen AOR und Progmetal. Erneut wünscht man sich hier eine stärkere Produktion. Ungewöhnlich eingängig und geradlinig für DT-Verhältnisse und für mich persönlich ein Stück, das aus heutiger Sicht eine Schwachstelle des ansonsten bärenstarken Albuns darstellt. Mit "The Ones who help to set the Sun" geht es dann eher epischer weiter: fast ein wenig psychedelisch und auch recht lang das Intro, dann starten rund 5 Minuten Progmetal im Midtempo. Nicht so stark wie "The Killling Hand" oder "Light fuse and get away", aber auch kein wesentlicher Abfall, der "Wundertüteneffekt", den die genannten Tracks erzielen ist hier nicht so präsent, dafür entschädigt ein recht eingängiger, aber intelligent arrangierter Refrain, der überdies auch gesanglich noch sehr überzeugend dargeboten wird. Auf die Gesamtdauer ist das Stück dennoch ein wenig schleppend. Mit dem Rausschmeißer "Only a Matter of Time" gibt es dann noch einmal Prog-Metal in Reinkultur: wirkt das Stück im ersten Durchlauf vielleicht noch ein wenig unsortiert, so fällt im späteren Verlauf auf, dass hier eine Vielzahl an Melodien einfach miteinander verschmelzen und in einem fast schon stadionrockkompatiblen (manchmal habe ich Angst vor meinen eigenen Wortschöpfungen....) Chorus gipfeln. Kurzum: eine tolle Reise durch progressiven Metal und auch hier fällt noch einmal extrem auf, wie vielseitig und innovativ ein Kevin Moore die Keyboards in einer Metalband integrieren konnte.

Heißt: "When Dream and Day unite" ist ein Meilenstein für den Progressive Metal. Hier noch weit entfernt von überflüssigem Kitsch und Bombast haben DT hier eine Symbiose aus klassischem Progrock/US-Metal/Hardrock/AOR erschaffen, die später in dieser Form kaum mehr erreicht wurde. "Images and Words" war dann eigentlich eine logische Konsequenz, aber das steht auf einem anderen Blatt. Wünschenswert wäre, dass sich die Herren Petrucci & Co. für ihr neues Werk also nicht nur "I&W", sondern auch "WDaDu" noch einmal sehr gut anhören :).

Eines der besten Debütalben aller Zeiten und für mich eine glatte 10!
Schwache Produktion hin oder Dominici her.

Das sah ich als 15 jähriger Schnösel damals natürlich ganz anders und war erst einmal völlig überfordert von dem Gehörten.
Als dann "Images and Words" veröffentlicht wurde, hat es dann endlich klick gemacht.

Für mich sogar DAS beste Debütalbum aller Zeiten. Und #2 in meiner ewigen Bestenliste. Ewige Liebe.
 
Mal vom Metal eher in Richtung Rock:

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Jaaaa...warum gerade dieses Album? Und wenn man meinen eigenen Post von vorab beachtet: warum dann noch von einer Kombo, die mit Don Dokken über einen Vokalisten verfügt, dessen stimmliche Fähigkeiten zum einen begrenzt sind (ist leider so....) und zum anderen eigentlich gar nicht in meine persönlichen "Sängervorlieben" passen? Einfach: das Album ist GEIL! Und was die Sänger betrifft, so bestätigen ja bekanntlich Ausnahmen auch schon mal die Regel.

"Dysfunctional" ist das Reunionsalbum des "klassischen" Dokken-Line-Ups, nachdem ja die Alphatiere George Lynch (Lynch Mob) und Don Dokken auch solo aktiv waren - wohl aber hinter den verkaufstechnischen Erwarungen zurückblieben. Natürlich war die Erwartungshaltung einerseits in Richtung "Back for the Attack 2" oder meinetwegen auch "Tooth and Nail 2" vorhanden, andererseits sprach gegen diese Überlegung der anno 1995 noch anhaltende Grunge/Alternative-Boom, dem sich so manche Band eher klassischer Hardrock- bzw. Metalausrichtung unterworfen sah.

Was also ist "Dysfunctional"? Grunge? Alternative? Indierock? Irgendwie von allem etwas - und doch noch in der Basis des klassischen Dokken-Hardrocksounds verwurzelt, ein Kunststück, das anderen Protagonisten seinerzeit einfach nicht gelingen wollte - und an dem Dokken selbst mit dem Folgealbum dann auch glorreich scheitern sollten. Bei "Dysfunctional" aber hat es mehr als gut funktioniert, auch, wenn der teils etwas "wimmernde" Gesang schon ein wenig zu nerven vermag - allerdings ist das eine Randnotiz.

Der Opener, "Inside looking out" ist "fluffiger" Alternative-Rock, trägt aber wie schon angesprochen die klassischen Dokken-Elemente in sich, dazu ein schöner Chorus und (natürlich) die brillante Gitarrenarbeit von George Lynch, stets der schon immer "etwas andere" Guitar-Hero. "Hole in my Head" spielt mit Stoner-Rock-Elementen und ist - lässig! Anders kann man es nicht ausdrücken. "The Maze" strahlt etwas psychedelisches aus, der ein- oder andere mag es auf Dauer auch "zäh" titulieren, am Ende aber rettet auch hier speziell die Gitarre von Lynch mit ihren stilvoll gesetzten Elementen vor dem Mittelmaß. "Too high to fly" ist dann tatsächlich ein Beispiel dafür, wie man den klassischen Dokken-Sound in die seinerzeitige "Moderne" retten konnte: das Ding ist einfach unglaublich geil, wirkt auch heute noch keinen Deut altbacken - und gehört für mich zum Besten, was Dokken jemals produziert haben. Im Grunde erinnert mich das Ding eher an einen verschütteten Led-Zep-Track als an Pearl Jam.

Mit "Nothing left to say" ist dann eine Ballade am Start. Befürchten musste man ja evtl. den x-ten Abklatsch von Poison- oder sonstigen Hairspraykapellen fabrizierten Hundertfachausstoß, aber hier überrascht die Band: akustisch und minimalistisch dargeboten, fein gesungen - nichts dran auszusetzen. "Shadows of Life" bringt dann tatsächlich die Hardrockgitarre von Lynch mal wieder zur Geltung und hätte tatsächlich problemlos auf einem der 80er Werke stehen können, beim folgenden "Long Way Home" fühlt man sich gleich an den instrumentalen Bandklassiker "Mr. Scary" erinnert. Wirkt der Strophenbereich dann eher unspektakulär, so entschädigt der Chorus mit Eingängikeit und dem gewissen Etwas - und nicht zuletzt einem tollen Gitarrensolo von Lynch. "Sweet Chains" quält sich dann tatsächlich eher belanglos über fast 6 Minuten und erinnert an die schwachen Momente von Lynchs Zweitkombo "Lynch Mob". Ein echter Downer, den man sich *hüstel* hätte sparen können, auch, wenn das Album dann eben kürzer gewesen wäre.

"Lesser of two Evils" greift dann wieder in die Hardrockschiene von "Classic-Dokken", auch wenn die leichte Verzerrung im Chorus das ganze ein wenig "modernisiert". Hätte es nicht gebraucht, tut aber auch nicht weh. "What Price" tritt dann in klassicher Dokken-Manier aufs Gaspedal und erinnert prägnant an "Tooth and Nail" - und der Chorus ist ein Zwilling von Annihilators "King of the Kill". Schadet dem Track nicht, dennoch überraschend, wenn man sich die restliche Ausrichtung der Scheibe ansieht/hört.

Das finale ELP-Cover "From the Beginning" ist gelungen und passt wunderbar in die seinerzeit gängige "Unplugged"-Welle. Man hört es - und sieht Musiker mit akustischen Elementen auf Barhockern sitzen. Eine nette Überraschung und wirklich sehr, sehr gelungen.

Mag sein, dass "Dysfunctional" den "Zeitgeist" der Mittneunziger aufgreifen wollte oder sollte, dennoch ist des der Band gelungen, sich hierfür nicht zu verbiegen. Abgesehen von einigen etwas zu wimmernden Gesangsparts bleibt dem Hörer zudem die Weltuntergangsstimmung der Flanellhemdenfraktion erspart. Eher wirkt das Werk wie eine Horizonterweiterung, denn man löst sich aus dem eher engen Hairsprayrock/Metalkontext heraus. Eigentlich eher ein Hardrockalbum klassischer Schule mit vereinzelten härteren Einsprengseln. Mir läuft das heute noch sehr gut rein.
Deine Reviews sind echt sehr geil, aber hier muss ich als Dokken-Fan nur kotzen! Alternative und Indi-Rock im Dokken-Kontext? Da kann man doch nicht ganz bei Trost sein! Oder man lacht sich kaputt, weil man die Leute verarschen konnte! o_O
 
Deine Reviews sind echt sehr geil, aber hier muss ich als Dokken-Fan nur kotzen! Alternative und Indi-Rock im Dokken-Kontext? Da kann man doch nicht ganz bei Trost sein! Oder man lacht sich kaputt, weil man die Leute verarschen konnte! o_O

Mir gefällt das Ding einfach, obwohl ich auch mit den 80er Platten mehr als gut klar komme. Genau wie Great White habe ich Dokken nie als eine der "klassischen" Hairspraybands betrachtet, da war immer entschieden mehr Potential dahinter. Bei Great White dieses Bluesrockfundament, bei Dokken eben "mehr" als typischer Hairsprayrock, teils an der Grenze zum Metal.

Die "Dysfunctional" ist IMO durchaus genial, wenn auch stilistisch gänzlich anders gelagert, als die 80er Platten oder die überaus interessante "Soloplatte" von Don, "Up from the Ashes". Die Scheibe groovt schön, hat nur einen Ausfall (s. Review) und mach einfach Laune - und ja, tatsächlich ist es eher ein wenig Alternative/Indie-Rock, wobei selbiger nun wieder seine Wurzeln in den 70ern bei Led Zep und Co. verortet.

Ich denke, von "verarschen" konnte keine Rede sein, zumal Herr Lynch seinerzeit mal so gar nicht auf "klassischen" Hardrock der "alten" Dokken konnte. Auch dürfte die Plattenfirma hier wohl ein Wort mitgeredet haben, das ist zwar nur eine Annahme, aber sicherlich keine so aus der Luft gegriffene: dieser Stil war seinerzeit angesagt und sollte möglichst viele Platten verkaufen. So gesehen ist "Dysfunctional" einfach gelungen, wenn auch anders. Hat dann bei der "Shadowlife" leider gar nicht mehr funktioniert - und dann war ja auch schon mal erst wieder Schicht im Schacht hinsichtlich der "klassischen" Besetzung.
 
Ein Mittwoch im Büro, ein wenig bluesgetränkter Rock mit:

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Man mag zu sogenannten "Supergroups" stehen wie man will, Black Country Communion sind einfach klasse. Glenn Hughes singt noch immer wie ein "junger" Gott und spielt einen amtlichen Bass, das Schlagzeugspiel von Jason Bonham hat den richtigen Punch, Derek Sherinian zeigt sich stets songdienlich und weit ab von übermäßig progressiven Soundspielereien (die dieser Form von Musik einfach nicht zuträglich wären) und Joe Bonamassa beweist sich als bodenständiger und mehr als solider Gitarrist - ok, sicherlich noch untertrieben ;-).

Nach einer Trennungsphase ist "BCCIV" das in Summe bislang vierte Album der Herren und bietet wie schon seine Vorgänger bluesgetränkten Hardrock in der Schnittmenge von Deep Purple und Led Zeppelin, wobei eine Vielzahl der Songs auch auf Glenn Hughes' Soloalben hätten stehen können. Teils folkige Ausflüge würzen die Mischung perfekt und die Song wirken in keinster Weise wie ein Aufguss "alter" Zutaten, sondern überraschend frisch und vor allem erdig.

Dabei beginnt "BCCIV" eher etwas nüchtern: "Collide" ist ein stampfender Opener, erinnert ein wenig an die eher uninspirierten Momente von Deep Purple und deutet die wahren Qualitäten der Band allerdings nur an. Trotz tollem Groove mag das Ding nicht so richtig ans Rollen kommen. "Over my Head" ist dann sehr Hughes-lastig, eingängiger Chorus, auch hier noch nicht unbedingt ein Übersong, aber ein Ohrwurm. Beim ersten Highlight des Albums "The last Song for my resting Peace" übernimmt dann Herr Bonamassa neben der Gitarre auch den Gesang. Streng genommen hätte das Ding trotz arger Zep-Schlagseite auch prima auf ein Soloalbum des Gitarrenhexers gepasst, der folkige Anstrich passt hervorragend und weckt Erinnerungen an Gary Moore. Ein kleines Epos, perfekt in Szene gesetzt, super Spannungsaufbau - und man fragt sich, ob das Ding nicht gut auf den Soundtrack von "Gangs of New York" gepasst hätte: passt vom Flair her hervorragend.

"Sway" bedient sich dann wieder offen bei Deep Purple, auffällig die Keys von Sherinian: effektiv eingesetzt, nicht überpräsent, ein Chorus der im Ohr bleibt - stark! "The Cove" indes - mit etwas mehr als 7 Minuten Laufzeit - würde definitiv zum "Bierholsong" auf jedem BCC-Konzert: schleppend, schwer, aber einfach zu viel des Guten. Ein echter Füller, wie ich finde, möglicherweise als Bonustrack besser aufgehoben. Nach der Bucht folgt die Krähe: hier fühlt man sich wieder an die 90er Solowerke von Hughes erinnert, roh, recht hart - erinnert ein wenig an ein "Burn" mit angezogener Handbremse. Auffallend ist hier das immens flexible Schlagzeugspiel von Bonham, auch ist der brillante Gesang von Hughes zu nennen, sowie dessen Basslauf zur Mitte des Stücks hin. Das Gitarrensolo ist nicht auf Blackmore-Niveau (welches Gitarrensolo ist das schon :)), aber dennoch weit über den Standards für diese ähnlich geartete Musik der "Neuzeit". Nach dem eher zähen "The Cove" geht die Kurve klar nach oben, im Übrigen wäre dies ein besserer Opener gewesen - dies ist natürlich rein subjektiv.

"Wanderlust" ist sogar ein wenig amerikanisch irgendwie und ein gänzlich anderer Farbtuper im BCC-Kontext. Erinnert irgendwie an eine härtere Version von Kenny Loggins, der ganze Track hat etwas von AOR-Rock der 80er in einem rohen, härteren Gewand - stark! "Love remains" kann dann eine Purple-Schlagseite nicht verleugnen, ein ganz klein wenig Rainbow scheint hier sogar durch, die Gitarre verweist durch den orientalischen Touch durchaus an "Rising"- der "Long live Rock'n Roll"-Zeiten. Tolles Stück. "Awake" ist daraufhin eine pure Led-Zep-Verbeugung und zwar in der Art, wie man sie kaum besser machen kann: das Solo überdies ist überirdisch, irgendwann hat der Bonamassa ja mal gesagt, er "könne nicht schnell spielen" - na, seither scheint er mächtig geübt zu haben, wenn das tatsächlich jemals der Fall war. Das Keyboard-Gitarrenduell jedenfalls gereicht einem Blackmore/Lord-Battle jedenfalls zu allen Ehren, allein diesen Part könnte ich mir in Dauerschleife geben.

"When the Morning comes" ist das Epos zum Abschluss: nicht ganz so prägnant wie "The last Song for my resting Peace", aber um Längen spannender als "The Cove". Ein schönes, getragenes Stück Musik, erneut mit deutlichen Anleihen an Led-Zep, ein perfekter Abschlusssong vor dem Zugabeblock auf einem Open-Air-Konzert im Spätsommer: eine kleine Hymne.

Kurz: im Wesentlichen führen BCC das Erbe der "Großen" aus den 70ern fort, allen voran Led Zep und Deep Purple. Auch ist die Produktion für diese Art von Musik perfekt, zumal alle Instrumente ihren erforderlichen Raum erhalten. Auffällig ist, wie gut Bonamassa in diesem Kollektiv aus Ausnahmemusikern funktioniert, auch Sherinian spielt durch die Bank songdienlich und setzt dennoch dicke Ausrufezeichen im Sound des Gesamten, zu Schlagzeug und Gesang: s. weiter oben :).

Selbstverständlich kann man in diesem Genre "nur" noch gute Songs schreiben, Innovationen dürften ebensowenig zu erwarten wie erwünscht sein: ist aber nicht nötig, die Platte atmet förmlich den Geist dieser Musikrichtung, besser geht es kaum, auch wenn nicht jeder Titel ein absoluter Knaller ist ("Collide" und "The Cove" sind da schon eher von der Stange...).

In dieser Form gerne mehr Alben! Und vor allem mal ein paar Konzerte, auch, wenn die Ticketpreise aufgrund der Teilnahme von eben Herrn Joe B. sicherlich eher im oberen Segement angesiedelt sein dürften.
 
Zuletzt bearbeitet:
Irgendwo zwischen klassichem Rock und Prog:

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So recht mochten die 80er Jahre-Alben von Kansas nicht überzeugen: zu sehr dem damaligen Zeitgeist angebiedert, sicherlich auch mit dem ein- oder anderen starken Song, aber dennoch poliert und irgendwie meilenweit von den Anfängen der Band entfernt.

Nach einer Wartezeit von 7(!) Jahren erschien dann plötzlich "Freaks of Nature" auf der Bildfläche - und brachte den Sound zurück, für den Kansas bekannt waren - und sogar noch ein wenig mehr. Zwar war Mastermind Kerry Livgren nicht wieder an Bord, zeichnete sich aber in Sachen Songwriting zumindest für ein Stück verantwortlich. Der Rest der Mannschaft schien sich definitiv der Wurzeln der Band erinnert zu haben und auch Willens zu sein, diese in die 90er Jahre zu transportieren.

"I can fly" ist das härteste Stück, das die Amis je veröffentlicht haben: eine rund fünfeinhalbminüte Achterbahnfahrt, mit einem beinahe schon bluesig-relaxten Ausklang. Eine Violine war selten ein tatsächlich aggressiver Faktor in der Musik im Allgemeinen, hier unterstützt David Ragsdale aber regelrecht den Härtegrad der Gitarre. Überraschend und stark, dazu noch ein Steve Walsh am Mikro, der seinerzeit noch zur Speerspitze der Sangesbarden gezählt werden konnte. Es folgt "Desperate Times": getragen von einer schönen Violinenmelodie steigert sich das Stück um Chorus hin zu einem eher hardrockigen Stück, ein Bass- und Drumsolo würzen das Ganze und sorgen so für eine ebenso überraschende wie spannende Wendung - alles andere als Standard, sondern direkt ein 2. Knaller nach dem bereits sehr starken Opener. "Hope once again" wirkt wie ein Überbleibsel des Songwritings aus den 70ern: waren Kansas stets in der Lage, wirklich spannende Balladen zu produzieren, die sowohl ein wenig hymnenhaft als auch emotional rüberkamen, so ist "Hope once again" hierfür ein Paradebeispiel. "Black Fathom 4" beginnt folkig und baut sich durch eine progressive Songstruktur ab etwa der Mitte des Stückes, teils mit ungewohnter Härte in ein weiteres Kleinod an Rockmusik auf - wir halten mal fest: 4 Songs, kein Ausfall, dennoch Abwechslung....viel mehr kann man da so gerade nicht verlangen. "Under the Knife" wirkt daraufhin zunächst einmal eher ein wenig lässig, betont tatsächlich ein wenig die "Monotith"-Phase, in der man erste, zaghafte Schritte in Richtung AOR unternahm - dennoch ist das Ding um Längen von der Belangslosigkeit entfernt. Ein Mörderchorus, innerhalb der rund 5 Minuten ausreichend spannende musikalische Wendungen - und die stete Präsenz eines Basses, der das Ding regelrecht peitscht an einigen Stellen - auch Track 5 ein Volltreffer!

"Need" - tja, was soll man sagen? Kann man mit eher minimalistischen Mitteln einen schöneren (Love-)Song schreiben? Einfache Antwort: NÖ! Natürlich nichts für Härtefetischisten, aber wer auf Percussion steht und einfach mal eine "andere" Ballade hören möchte, der wird nicht so wirklich was Vergleichbares finden - toll! Der Titeltrack erinnert spontan an US-Rock à la "One for the Road", mündet dann in eine eher ruhige Verse-Phase incl. Mitsingpart, der aber so clever gesetzt ist, dass es weder aufgesetzt und schon gar nicht peinlich wirkt. Auch hier ist es in Summer erstaunlich, wie viel hier in rund 4 Minuten passiert. Mit "Cold Grey Morning" folgt dann der einzige von Kerry Livgren als Gastbeitrag (?) komponierte Song - und der tönt erwartungsgemäß derart nach Kansas, dass es dem Freund der Frühphase die Tränen in die Augen treibt. Schlicht und ergreifend: großes Kino, verpackt in etwas mehr als 4 Minuten, folkig, ein wenig rockig und vor allem einfach typische Kansas.

"Peaceful and warm" ist mit fast 7 Minuten das Epos am Ende der Platte. Balladesker Aufbau am Anfang, die Akustische, die Violine gibt hier zunächst nur Klangtupfer. Und dann der Aufbau: getragen, episch, ausladend, gänsehautig - es geht kaum besser. Ganz im Stile der Frühphase noch einmal, eine emotionale Reise, musikalisch wie lyrisch, Hoffnung und Sehnsucht, perfekt eingebettet in ein musikalisches Gewand.

"Freaks of Nature" konnte man gerne als eine Art Comeback ansehen, denn danach waren Kansas wieder Kansas. Im Grunde ist das Album gleich in doppelter Hinsicht ein Paukenschlag, denn neben der Rückkehr auf "altes" Terrain fiel auf, dass man sich dennoch in gewisser Weise weiterentwickelt hatte, denn "Retro" wirkt "FoN" so recht zu keiner Zeit. Auch unterstreicht es einfach, wie eigenständig diese Band ist und das hat nicht nur mit dem Einsatz der Violine als prägnantes und stets präsentes Instrument zu tun. Noch heute besteht "FoN" locker den Test der Zeit - zeitlos eben.
 
Nach dem 2. Kaffee dann mal:

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In einer sagen wir mal "alternativ" geprägten Zeit zeigten die Vicious Rumors mit ihrem leider letzten Album mit Carl Albert am Mikro (was für ein Sänger!) eben jenem Zeitgeist einfach mal den ausgestreckten Mittelfinger und boten ein mehr als klassisches US-Metal-Album auf, das leider in der Discographie oftmals unterschlagen wird. Für mich persönlich ist es locker auf einer Stufe mit den vielzitierten Klassikern der Band.

"Against the Grain" eröffnet mit einem Riffgewitter in klassischer Rumors-Manier: Carl Albert singt ebenso fies wie virtuos, das Schlagzeug donnert nach vorn. Machten erste Kritiker seinerzeit an den Groupshouts eine Annäherung an Pantera und Konsorten aus, so seien hier auch ältere Rumors-Werke zu rate zu ziehen, denn dieses Element war keinesfalls neu, sonder auch schon auf früheren Werken der Band zum Einsatz gekommen. Mit "All Rights reserved" folgt ein im Midtempo angesiedelter Song, im Wesentlichen eine Blaupause klassischen US-Metals. Nicht zwingend, aber für Fans des Genres definitiv das richtige Futter. "The Voice" (war eine Singleauskopplung in Japan seinerzeit - unglaublich, was es alles gab....) erinnert irgendwie ein wenig an Dream Theaters ruhigere und schnörkellose Momente, man könnte es tatsächlich auch als Powerballade bezeichnen - eine gelungene dazu. Schöner Chorus, in Summe ein wenig ungewöhnlich für die VR, aber durchaus stark. Mit "Thinking of you" taucht man in die Sabbathsche Gefilde herab, schwer, doomig - allein der mehr als fiese Gesang von Carl Albert gibt diesem Song noch eine Extraportion Klasse.

"Thunder and Rain" - eines der GEILSTEN Doppel, die je auf einer Metalscheibe veröffentlicht wurden. Ist Teil 1 ein balladeskes Intro, so explodiert Teil 2 förmlich in typischer VR-Manier, schnell, getrieben, hart - und unglaublich emotional vom Aufbau bis hin zum Finale. "No Fate" bietet dann wieder stampfenden, klassischen US-Metal, hätte locker auch auf ein Metal-Church-Album gepasst. "Sense of Security" drückt noch mal mächtig aufs Gas, ehe mit "Dreaming" eine ebenso schwere wie emotionale Ballade folgt. Der Chorus ist für VR-Verhältnisse überraschend, passt aber einfach prima und gibt dem Track einen ganz eigenen Anstrich. Mit "Building # 6" und "Ministry of Fear" folgen noch zwei typische VR-Kracher, eher das relaxte und kurze Instrumental "Music Box" einen ruhigen Abschluss bildet - in Anbetracht des kurz darauf folgenden Todes von Carl Albert wirkt es aus heutiger Sicht dennoch ein wenig wie ein vorzeitiger Abschied und sorgt für einen Kloß im Hals, zumal man derartige Klänge "im Standard" eher weniger von den VR gewöhnt ist.

Erwähnenswert die bereits angesprochene Japan-Single "The Voice", die einfach zu diesem Album dazugehört: hier sind neben dem Titeltrack mehr als hörenswerte Coverversionen von Zeps "Communication Breakdown" als auch von den Stones "Paint it black" zu hören - gut, beide nicht zwingend die überraschendsten Covers aller Zeiten, aber im VR-Gewand auf jedenfalls hörenswert. Mit "Painted Stranger" rundet eine weitere Eigenkomposition die EP/Single (wie immer man mag...) ab, die VR von ihrer eher eingängig-melodischen Seite, hätte man problemlos mit auf das reguläre Album mit drauf packen können.
 
Irgendwo zwischen klassichem Rock und Prog:

Anhang anzeigen 202782

So recht mochten die 80er Jahre-Alben von Kansas nicht überzeugen: zu sehr dem damaligen Zeitgeist angebiedert, sicherlich auch mit dem ein- oder anderen starken Song, aber dennoch poliert und irgendwie meilenweit von den Anfängen der Band entfernt.

Nach einer Wartezeit von 7(!) Jahren erschien dann plötzlich "Freaks of Nature" auf der Bildfläche - und brachte den Sound zurück, für den Kansas bekannt waren - und sogar noch ein wenig mehr. Zwar war Mastermind Kerry Livgren nicht wieder an Bord, zeichnete sich aber in Sachen Songwriting zumindest für ein Stück verantwortlich. Der Rest der Mannschaft schien sich definitiv der Wurzeln der Band erinnert zu haben und auch Willens zu sein, diese in die 90er Jahre zu transportieren.

"I can fly" ist das härteste Stück, das die Amis je veröffentlicht haben: eine rund fünfeinhalbminüte Achterbahnfahrt, mit einem beinahe schon bluesig-relaxten Ausklang. Eine Violine war selten ein tatsächlich aggressiver Faktor in der Musik im Allgemeinen, hier unterstützt David Ragsdale aber regelrecht den Härtegrad der Gitarre. Überraschend und stark, dazu noch ein Steve Walsh am Mikro, der seinerzeit noch zur Speerspitze der Sangesbarden gezählt werden konnte. Es folgt "Desperate Times": getragen von einer schönen Violinenmelodie steigert sich das Stück um Chorus hin zu einem eher hardrockigen Stück, ein Bass- und Drumsolo würzen das Ganze und sorgen so für eine ebenso überraschende wie spannende Wendung - alles andere als Standard, sondern direkt ein 2. Knaller nach dem bereits sehr starken Opener. "Hope once again" wirkt wie ein Überbleibsel des Songwritings aus den 70ern: waren Kansas stets in der Lage, wirklich spannende Balladen zu produzieren, die sowohl ein wenig hymnenhaft als auch emotional rüberkamen, so ist "Hope once again" hierfür ein Paradebeispiel. "Black Fathom 4" beginnt folkig und baut sich durch eine progressive Songstruktur ab etwa der Mitte des Stückes, teils mit ungewohnter Härte in ein weiteres Kleinod an Rockmusik auf - wir halten mal fest: 4 Songs, kein Ausfall, dennoch Abwechslung....viel mehr kann man da so gerade nicht verlangen. "Under the Knife" wirkt daraufhin zunächst einmal eher ein wenig lässig, betont tatsächlich ein wenig die "Monotith"-Phase, in der man erste, zaghafte Schritte in Richtung AOR unternahm - dennoch ist das Ding um Längen von der Belangslosigkeit entfernt. Ein Mörderchorus, innerhalb der rund 5 Minuten ausreichend spannende musikalische Wendungen - und die stete Präsenz eines Basses, der das Ding regelrecht peitscht an einigen Stellen - auch Track 5 ein Volltreffer!

"Need" - tja, was soll man sagen? Kann man mit eher minimalistischen Mitteln einen schöneren (Love-)Song schreiben? Einfache Antwort: NÖ! Natürlich nichts für Härtefetischisten, aber wer auf Percussion steht und einfach mal eine "andere" Ballade hören möchte, der wird nicht so wirklich was Vergleichbares finden - toll! Der Titeltrack erinnert spontan an US-Rock à la "One for the Road", mündet dann in eine eher ruhige Verse-Phase incl. Mitsingpart, der aber so clever gesetzt ist, dass es weder aufgesetzt und schon gar nicht peinlich wirkt. Auch hier ist es in Summer erstaunlich, wie viel hier in rund 4 Minuten passiert. Mit "Cold Grey Morning" folgt dann der einzige von Kerry Livgren als Gastbeitrag (?) komponierte Song - und der tönt erwartungsgemäß derart nach Kansas, dass es dem Freund der Frühphase die Tränen in die Augen treibt. Schlicht und ergreifend: großes Kino, verpackt in etwas mehr als 4 Minuten, folkig, ein wenig rockig und vor allem einfach typische Kansas.

"Peaceful and warm" ist mit fast 7 Minuten das Epos am Ende der Platte. Balladesker Aufbau am Anfang, die Akustische, die Violine gibt hier zunächst nur Klangtupfer. Und dann der Aufbau: getragen, episch, ausladend, gänsehautig - es geht kaum besser. Ganz im Stile der Frühphase noch einmal, eine emotionale Reise, musikalisch wie lyrisch, Hoffnung und Sehnsucht, perfekt eingebettet in ein musikalisches Gewand.

"Freaks of Nature" konnte man gerne als eine Art Comeback ansehen, denn danach waren Kansas wieder Kansas. Im Grunde ist das Album gleich in doppelter Hinsicht ein Paukenschlag, denn neben der Rückkehr auf "altes" Terrain fiel auf, dass man sich dennoch in gewisser Weise weiterentwickelt hatte, denn "Retro" wirkt "FoN" so recht zu keiner Zeit. Auch unterstreicht es einfach, wie eigenständig diese Band ist und das hat nicht nur mit dem Einsatz der Violine als prägnantes und stets präsentes Instrument zu tun. Noch heute besteht "FoN" locker den Test der Zeit - zeitlos eben.

Ich LIEBE dieses Album.
KANSAS sind hier wahrlich "on fire".
So hart und energisch klangen sie selten (vielleicht noch auf der ebenfalls göttlichen "Song for America).
Meine Highlights: Cold Gray Morning, Peaceful and Warm (!!!!!!!), Hope Once Again und Black Phantom 4.
KANSAS taten gut daran, die für sie prägende Violine wieder ins Zentrum zu stellen.
Mit David Ragsdale konnte dafür genau der richtige Mann rekrutiert werden, obwohl mir Robby Steinhardt auf Ewig fehlen wird.
 
Ich LIEBE dieses Album.
KANSAS sind hier wahrlich "on fire".
So hart und energisch klangen sie selten (vielleicht noch auf der ebenfalls göttlichen "Song for America).
Meine Highlights: Cold Gray Morning, Peaceful and Warm (!!!!!!!), Hope Once Again und Black Phantom 4.
KANSAS taten gut daran, die für sie prägende Violine wieder ins Zentrum zu stellen.
Mit David Ragsdale konnte dafür genau der richtige Mann rekrutiert werden, obwohl mir Robby Steinhardt auf Ewig fehlen wird.

So ist es! "FoN" hat meinen Fokus seinerzeit überhaupt wieder auf die Band gerückt, ich hatte zwar schon 2, 3 Alben (darunter das 80er Werk "Power"), war aber eigentlich "fertig" damit - und dann dieses Ding! Wie aus meinem Review ersichtlich fällt es mir unglaublich schwer, hier überhaupt Highlights zu benennen, denn das Album in sich ist eines.
 
Kurz vor dem Start ins Wochenende:

Coroner-NomoreColor.jpg

"No more Color" ist - wie eigentlich alle Alben der Schweizer - ein kleines Meisterwerk. Wie nennt man diese Musikrichtung doch gleich - "Techno-Thrash?" Na, ist im Wesentlichen auch völlig egal.

Der Opener "Die by my Hand" ist unmittelbar in die Fresse, komplex, progressiv, zig Wendungen, hart und brutal. Keine Frage, eine Eröffnung, wie sie im Bilderbuch steht. Dazu ein Chorus, der einfach durch die förmlich rausgerotzten 3 Worte unmittelbar auf die 12 geht und nur danach schreit, bei Liveaufführungen mitgegrölt zu werden. "No need to be Human" beginnt bluesig: ein heavy gespieltes Eingangsriff, ehe das Stück in einer thrashig-progressiven Eskapade expoliert, dieses Mal garniert mit einem eingängigen Refrain - nahezu perfekt. Zum Ende hin kommt noch eine etwas ruhigere Passage nebst Gitarrensolo zum Tragen - also auch hier regiert die Abwechslung - und das in knapp viereinhalb Minuten.

"Read my Scars" bietet dann wieder Thrash-Metal vom Feinsten: alle Trademarks der Richtung enthalten, schweres Riffing, auch hier wieder zig Breaks, ein galoppierender Thrash-Track, der Refrain ist auch hier wieder eher geshoutet. "D.O.A" setzt die Linie des Vorläufers unmittelbar fort, Richtung Chorus ein wenig Temporeduktion, hier ein eingestreutes Gitarrensolo feinster Qualität - nach wie vor keinerlei Qualitätsabfall. "Mistress of Deception" nimmt ein wenig das Tempo raus, dafür regiert feinste Gitarrenarbeit. Die eher im Midtempo angesiedelte "Ballade" (wenn man so will im Kontext des Albums gesehen) bietet allein in diesem Bereich, eine unglaubliche Vielfalt an Gitarrensounds, von leicht orientalisch angehaucht bis klassisch metalriffend, von getragen bis virtuos soliert, teils klassisch rockig sogar - alles drin. Dazu ein Refrain, der trotz allem dafür sorgt, dass hier nicht nur ein instrumentales Massaker vorgetragen wird.

Danach geht es in den "Tunnel of Pain": Thrash as Thrash can. Erneut viereinhalb Minuten Abfahrt mit zahlreichen Wendungen und Breaks, dazu der einfach passende, fiese Gesang - funktioniert komplett ohne Growls, dafür aber aggressiv geshoutet ohne dabei diesen typischen "Pantera"-Charakter zu entwickeln. Schon eine kleine Kunst für sich und in Verbindung mit der Musik regelrecht optimal. Zur Mitte des Tracks hin baut man schleppende Elemente inklusive Gitarrensolo ein, was dem Ganzen noch einmal eine weitere Aufwertung verleiht. Big Business! "Why it hurts" ballert dann noch einmal fix nach vorne los, bietet eine donnernde Granate, erneut fällt die vielfältige Gitarrenarbeit auf.

Der Rausschmeißer "Last Entertainment" war sicherlich seiner Zeit voraus: ein wenig erinnert das Ganze an Gothic-Metal, eine Art Sisters-of-Mercy in Metal. Der "Gesang" ist leidlich nur gesprochen, die Instrumentalarbeit überaus virtuos. Donnernde Drums, packende Härte und dennoch eine dichte Atmosphäre - bockstark!

Hat man das Album hinter sich gelassen, dann überkommt einen unlängst der Wunsch, es gleich wieder aufzulegen. Coroner haben den Thrash-Metal seinerzeit bereits auf ein breiteres Fundament gestellt, ohne diesen seiner Brutalität und Urwüchsichkeit zu berauben. Die Band war anno 1989 ihrer Zeit klar voraus und bietet eine Form des Metal (Thrash-Prog-Heavy), der seinesgleichen sucht, denn das Erstaunliche daran: irgendwie ist das Ganze trotz der Komplexität irgendwie eingängig und verfügt über ein hohes Suchtpotential. Ich hoffe inständigst auf ein baldigst erscheinendes neues Album - und natürlich eine Tour.
 
...und weil Krach so schön ist:

Anthrax-SoundofwhiteNoise.jpg

Was mich stets an Anthrax störte wurde mit der Verpflichtung von John Bush als Leadsänger abgestellt: bis heute frage ich mich, warum man mit Joey Belladonna immer auf einen Sänger gebaut hatte, der es einfach nicht geschafft hat, die Power der Instrumentalfraktion auf die Straße zu bringen. Innerhalb der Band war (und ist) Belladonna einfach ein Fremdkörper , eher unpassend zur doch recht heftigen Musik der New Yorker.

John Bush hingegen ist Power pur! Das wird auch direkt beim Eröffnungduo "Potters Field" und dem göttlichen "Only" (es beweist im Übrigen eine Coverversion der Lords of Black, dass selbst ein Ronnie Romero JB in Punkto Präsenz und Power nicht das Wasser reichen kann) deutlich: hier knallt es ebnso metalmäßig wie melodiös aus den Boxen, dass es nur so ein Freude ist. "Room for one more" gibt dann ein wenig Raum zum Luftholen, eher eine Midtemponummer, dafür - wie auch schon "Only" mit einem genialen Refrain gesegnet, ein ganz klein wenig fühlt man sich an Bushs eigentliche Heimat Armored Saint erinnert. Mit "Packaged Rebellion" fährt man daraufhin zunächst einen sehr ruhigen Aufbau, ehe sich das Stück sukzessive in härtere Spähren steigert. Das Brett von "Only" fährt man hier nicht auf, dennoch kann man sich über eine gesunde Grundhärte ebensowenig beschweren wie über sehr eingängige Melodien, die sich ebenso in den Strophen als auch dem Chorus zeigen - bis zum Ende dann doch noch die Geschwindigkeitsschraube angezogen wird und man mächtig Gas gibt. Eine Halbballade, wenn man so möchte, eine gelungene dazu.

"HyProGlo" ist dann eher ein wenig gewöhnungsbedüftig, für mich ein kleiner Ausreißer nach unten: nicht wirklich daneben, aber auch nicht auf dem Niveau der bisherigen Tracks, auch wirkt das Ganze rein instrumental ein wenig wie mit angezogener Handbremse dargeboten, auch sind diese eher halb gerappten Parts nicht zwingend mein Ding. "Invisible" hat wieder diesen leichten Armored-Saint-Vibe, ohne dabei NICHT nach Anthrax zu klingen - ein schöner gitarrenlastiger "Noise"-Part zum Ende hin gibt dem Stück einen attraktiven Anstrich. "1000 Points of Hate" geben dann erstmalig wieder so richtig schön Gas. Ein prägnantes Gitarrenthema trägt den Song sicher durchs Ziel, nicht mehr ganz so stark wie beispielsweise das Eröffnungstrio, aber im Gegensatz zu "HyProGlo" auch kein Fremdkörper im Gesamtkontext des Albums.

"Black Lodge", seinerzeit auch die 2. Singleauskopplung klingt dann ein wenig nach Grunge oder auch Alternative, wie man mag - ab von der Tatsache, dass es die "echte" Ballade des Albums ist. Im Wesentlichen ist das in der Tat ein geglücktes Experiment im Rahmen des Albums und für Anthrax-Verhältnisse im Speziellen, auch, wenn Hardliner dies sicher anders sehen werden. Ich persönlich mag das Stück, vielleicht auch weil es ein wenig aus dem üblichen Rahmen fällt.

"C11 H17 N2 O2 S Na" startet daraufhin eher punkig und dementsprechend wieder in die eher heftige Ecke. Der Songaufbau geht danach auch wieder ein klein wenig in Richtung Armored Saint, dennoch "ergänzt" um den eher räudigen Anthrax-Sound. Dieses Stück kann man sich im Übrigen nicht im Mindesten mit Belladonna am Gesang vorstellen, zu prägnant ist hier die Stimme auch als "Instrument". Zum Ende hin ein nettes, eher klassisches Solo - guter Fortgang eines im Wesentlichen sehr spannenden Albums. Mit "Burst" galoppiert es dann in Richtung thrashig, das Stück würde sich irgendwie hervorragend für den Showdown eines Tarrantino-Films eigenen, dazu ein echter Ohrwurm-Refrain - stark!

Mit "This is not an Exit" endet ein ebenso kurzweiliges wie abwechslungsreiches Album. Auch hier scheint noch einmal klar Armored Saint um die Ecke, mit fast 7 Minuten bastelt man hier aber auch zahlreiche "klassische" Anthrax-Elemente mit dazu. Wirkt das Ganze zunächst ein wenig wirr, so kann man nach 1, 2 Durchläufen zu der Erkenntnis gelangen, dass dieses eher experimentielle sehr gut passt - zumal man zum Songfinale noch einmal schön auf die Härtetube drückt.

"Sound of white Noise" ist nicht wirklich vergleichbar mit den "klassischen" Thrashmetalscheiben der 80er, eher ein neues Kapitel, sowohl bedingt durch den Sängerwechsel, als auch sicher durch den Wunsch, sich hiermit verbunden soundmäßig zu verändern. Die Härte "leidet" im direkten Vergleich ein wenig darunter, das Energielevel aber bleibt auf dem gleichen Niveau wie auf eben jenen angesprochenen Scheiben. Meiner Meinung nach ein bockstarkes Album, ob man es dem Thrash noch uneingeschränkt zuordnen sollte mag ein jeder für sich entscheiden.
 
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Was mich stets an Anthrax störte wurde mit der Verpflichtung von John Bush als Leadsänger abgestellt: bis heute frage ich mich, warum man mit Joey Belladonna immer auf einen Sänger gebaut hatte, der es einfach nicht geschafft hat, die Power der Instrumentalfraktion auf die Straße zu bringen. Innerhalb der Band war (und ist) Belladonna einfach ein Fremkörper , eher unpassend zur doch recht heftigen Musik der New Yorker.

Hahaha, das denke ich mir auch jedes Mal, vorallem auch optisch. ANTHRAX interessieren mich musikalisch null, aber immer wenn ich ein aktuelles Bandfoto von denen sehe, bin ich kurz dazu geneigt den Belladonna für reingeshoppt zu halten.:D
 
Ich hatte mir das Album aufgrund der gute Kritiken damals gekauft. Allerdings konnte ich werder mit neuem Sänger, noch neuem Sound etwas anfangen. Und das war es dann mit mir und Anthrax gewesen.
 
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