Aufgelegt!

Ich habe diesen Thread viel zu lange ignoriert. Bands wie DAMN THE MACHINE, BLACK SYMPHONY, CIVIL DEFIANCE oder HEAVEN'S CRY haben die Mitt-Neunziger für mich ganz entscheidend geprägt. "The Fishers For Souls" ist wahrlich ein Meisterwerk, das auch heute noch in regelmäßigen (wenn auch großen) Abständen läuft. 'Faith' ist wohl mein Lieblingstrack. Super Album!
 
Machen wir einfach mal weiter mit

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Versucht man heutzutage noch etwas über diese Band herauszufinden (ich glaube, die sind derzeit sogar wieder aktiv? Naja, Halbwissen...), dann liest man von "Speed Metal" bis hin zu "Progressive Metal" so einiges zur Genreeinstufung. "Progressive" war auch schon bei Erscheinen des Albums das verwendete Attribut. Grundsätzlich wird es dem Album aber nicht gerecht: Tatsächlich regiert auf "Vivas Machina" eher Hardrock - und zwar in der Schnittmenge von Bon Jovi (sagen wir "Slippery when wet" - "New Jersey"-Phase) und Queensryche zu den eingängigeren Momenten der "Empire"-Zeit. De facto ist es allerdings so, dass hier Vielseitigkeit groß geschrieben wird, was dafür sorgt, dass ich "Vivas Machina" noch heute gerne auflege. So finden sich mitunter echte Hardrock-Ohrwürmer ("Say a Prayer for me", "Partners in Crime"), aber auch Episches im Schlage von "Mercy" (KRACHER!) oder "Answer my Prayer" (am ehesten mit Queensryche vergleichbar) auf dem Zweitwerk der amerikanischen Band. Auch verfügt die Ballade "Words" (nein, kein Extreme-Cover...) über einen argen Queen-Touch, der sehr gut und tatsächlich eher unkitschig umgesetzt wurde. Dazu kommt mit "If you can't dance to it" auch noch tatsächlich eine funkige Verbeugung vor eben jenen Extreme. Hervorzuheben ist der Gesang von Dirk Kennedy, der irgendwo zwischen Bon Jovi und tatsächlich Geoff Tate anzusiedeln ist. Kurzum: wer sich immer überlegt hat, wie eine epischere Version von Bon Jovi (der Band) hätte klingen können, der kann dieses Werk einfach mal antesten.
die muss ich auch mal wieder auflegen.....
 
Ich habe diesen Thread viel zu lange ignoriert. Bands wie DAMN THE MACHINE, BLACK SYMPHONY, CIVIL DEFIANCE oder HEAVEN'S CRY haben die Mitt-Neunziger für mich ganz entscheidend geprägt. "The Fishers For Souls" ist wahrlich ein Meisterwerk, das auch heute noch in regelmäßigen (wenn auch großen) Abständen läuft. 'Faith' ist wohl mein Lieblingstrack. Super Album!
Der eine neue Song von Gerry ist auch schon wieder so ein Entenparka. Ich bin soooooo heiß auf das Album.
 
Etwas mehr Krach mit:

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Ähnlich wie die in diesem Thread bereits erwähnten Black Symphony sind auch Civil Defiance eine progressiv ausgerichtete US-Metal-Band mit arg progressivem Einschlag. "The Fishers for Souls", erschienen 1996, ist eine Wundertüte an musikalischen Ideen und weit mehr als Metal von der Stange.

Das Intro "Whirring Jar" mündet in "Days of Rain" - in Summe ergibt dies eine Art "Over the Hills and far away" im Metal-Gewand, ich denke, diese Bezeichnung passt gut. Hätte als Soundtrack für Braveheart fantastisch funktioniert. "Death to the Clown" rifft sich brutal und gewaltig in die Gehörgänge, hier braten die Klampfen, ehe es in einem eher ruhiger gehaltenen Teil in Sachen Strophe weitergeht um dann in einem schon thrashig zu nennen Chorus zu explodieren. Psychedelische Einsprengsel verleihen dem Stück eine besondere Eigenständigkeit.

"Man on Fire" ist dann Thrash - ohne Wenn und Aber, na gut: mit jazzigen Zutaten. Geht nicht? Geht wohl! Mag in manchen Ohren seltsam klingen, ist aber im besten Sinne abgefahren und speziell für Watchtower-Jünger sicher mehr als interessant. Mit "A dry white Season" folgt eine rund 6minütige, ruhige und erneut recht jazzige Komposition, die die bislang recht präsente Härte des Albums auflöst: zusätzlich mit Streichern und einer akustischen Gitarre unterlegt klingt der Song ein wenig wie die Filmmusik zu einem düsteren Arthouse-Film. Allerdings vielleicht auch nicht jedermanns Sache.

Das folgende "Faith" lässt dann die Sonne aufgehen: auch hier kaum eine Spur von Metal, eher ein Hardrocksong mit einer leicht folkloristischen Attitüde, tolle Gesangsspuren. Live wäre das garantiert Granate. "Dreams die fast" kehrt dann zurück zu dem Muster, thrashige Elemente mit ruhigen Passagen zu paaren, auch hier fließen wieder so einige her psychedelische Momente mit ein, im Kontext mit den Lyrics ein ganz großes Stück Kino, zumal es dennoch gelingt, hier eine gewisse Eingängigkeit hervorzuzaubern. "Man in the Moon" beendet ein großartiges Album mit einer Art Ballade: Aufbau hier von ruhig bis hin zu einem epischen Finale, auch hier sind wieder Streicher mit von der Partie.

"The Fishers for Souls" ist mehr als ein Album: es ist ein Kunstwerk, ein Kleinod, weit, weit über den Tellerrand des Üblichen hinaus, aufregend, spannend, progressiv, psychedelisch, thrashig, metallisch, jazzig, folkig....und sogar emotional. Das Ganze ist dann auch noch mit einer Produktion gesegnet, die im Rahmen der Möglichkeiten das Optimum herausholt. Eine Melange, die man in dieser Form nur sehr selten serviert bekommt und deshalb: ja, das Ding ist 10 Punkte wert.
Huld hoch 1000 :verehr: "The Fishers for Souls" ist eins der besten Alben, die ich in diesem Leben gehört hab'. Das packt mich ganz ungemein, jedes Mal, noch immer.
 
Guten Morgen miteinander. Ein Montag im Büro, eine Woche Urlaub in Aussicht - klingt gar nicht so schlecht, wenn man denn dann auch noch das Wetter berücksichtigt. Ein schöner Start in den Tag ist unter diesen Voraussetzungen

JudasPriest-Painkiller.jpg

Gibt es ein Album, das einfach "Metal" ist und repräsentiert? Sozusagen das "ultimative" Metal-Album? Der eine mag sagen "The Number of the Beast", einen großen gemeinsamen Nenner gibt es garantiert auch bei "Master of Puppets" und "Reign in Blood". Einer meiner ganz persönlichen Favoriten in dieser Liste ist definitiv "Painkiller" von Priest!

Natürlich ist über dieses Album im Grunde genommen alles gesagt, was es zu sagen gibt. Im Kontext bleibt festzuhalten, dass sich die Priester seinerzeit einfach freigeschwommen und in gewisser Weise auch neu erfunden haben. Sowohl "Ram it down" als auch "Turbo" waren nach meinem Dafürhalten nicht einmal schlechte Alben, aber auch ein Zugeständnis oder vielmehr gesagt der Versuch, sich einem breiteren Markt zu öffnen - was aus Sicht vieler Fans in die Hose ging.

"Painkiller" indes bündelt die Stärken der Briten in unnachahmlicher Weise: der eher hardrockige Metal von Halford & Co. wird durch einen härtetechnischen Fleischwolf gedreht, es bleiben unwiderstehliche Melodien, die mit einem Maximum an Härte für diese Form von Musik versehen werden. So ist der Opener und Titelsong nicht weiter als der Metalsong schlechthin: hart, straight, voll in die Fresse, ohne nennenswerte Atempause, ohne Wenn und Aber ein Klassiker, dessen Bauweise demonstriert, was an Zutaten notwendig ist, um einen perfekten Heavy-Metal-Song zu erschaffen, ohne in anderen Genres zu wildern. Metal pur, hart, schnell und so brutal, wie für diese Spielart nur irgendwie möglich. "Hell Patrol" repräsentiert die hymnenhafte Seite von Priest, nicht mehr so voll auf die Zwölf wie der Opener, aber durchaus noch mit einer ordentlichen Portion Härte gesegnet, ehe "All Guns blazing" das Tempo wieder merklich anzieht. "Leather Rebel" ist dann auch textlich Klischee pur, nimmt sich aber musikalisch wohltuend aus einer Vielzahl ähnlich gearteter "Songkollegen" aus, ehe "Metal Meltdown" genau dieses ist: eine nicht ganz 5minütige Abfahrt, Heavy Metal pur, hart, abwechslungsreich und dennoch, genau wie all seine "Vorgänger" auf Painkiller mit einer Wahnsinnsmelodie versehen.

"Night Crawler" eröffnet die B-Seite in klassischer Priest-Manier, typisches Strophe-Chorus-Motiv im "British-Steel"-Gewand, nur eben einen Tacken härter. "Between the Hammer and the Anvil" drückt das Gaspedal wieder ein Stückchen mehr durch, "A Touch of Evil" ist und bleibt die intensivste "Ballade", die je von Halford, Downing und Co. komponiert wurde. Das kurze "Battle Hymn"-Instrumental leitet auf das unwiderstehliche Finale in Form von "One Shot at Glory" über, in dem Priest noch einmal alle Register ihres Könnens ziehen und die Bandtrademarks auf einen Nenner bündeln.

"Painkiller" ist das Album, mit dem sich Priest nicht neu erfunden, aber durchaus modernisiert haben. Hierfür war es nicht notwendig, Crossoverelemente oder sonstigen Firlefanz in den Bandsound zu integrieren, es war absolut ausreichend, den bandeigenen Sound zu entstauben und vor allem härtegradtechnisch auf ein neues Level zu heben. Die Gesangsleistung von Halford ist über jeden Zweifel erhaben und hat im Grunde nie wieder dieses Niveau erreicht, es ist dieses Album, was nach meinem Dafürhalten den Metalgod zu eben jenem gemacht hat. Die Gitarren braten amtlich, riffen, was das Zeug hält, die Soli sind nie selbstverliebt oder überzogen, die Drums bollern, der Bass pumpt und die Produktion ist perfekt auf dieses Album abgestimmt. Ein zeitloses Meisterwerk, nicht mehr, nicht weniger.
 
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Gibt es ein Album, das einfach "Metal" ist und repräsentiert? Sozusagen das "ultimative" Metal-Album? Der eine mag sagen "The Number of the Beast", einen großen gemeinsamen Nenner gibt es garantiert auch bei "Master of Puppets" und "Reign in Blood". Einer meiner ganz persönlichen Favoriten in dieser Liste ist definitiv "Painkiller" von Priest!

Natürlich ist über dieses Album im Grunde genommen alles gesagt, was es zu sagen gibt. Im Kontext bleibt festzuhalten, dass sich die Priester seinerzeit einfach freigeschwommen und in gewisser Weise auch neu erfunden haben. Sowohl "Ram it down" als auch "Turbo" waren nach meinem Dafürhalten nicht einmal schlechte Alben, aber auch ein Zugeständnis oder vielmehr gesagt der Versuch, sich einem breiteren Markt zu öffnen - was aus Sicht vieler Fans in die Hose ging.

"Painkiller" indes bündelt die Stärken der Briten in unnachahmlicher Weise: der eher hardrockige Metal von Halford & Co. wird durch einen härtetechnischen Fleischwolf gedreht, es bleiben unwiderstehliche Melodien, die mit einem Maximum an Härte für diese Form von Musik versehen werden. So ist der Opener und Titelsong nicht weiter als der Metalsong schlechthin: hart, straight, voll in die Fresse, ohne nennenswerte Atempause, ohne Wenn und Aber ein Klassiker, dessen Bauweise demonstriert, was an Zutaten notwendig ist, um einen perfekten Heavy-Metal-Song zu erschaffen, ohne in anderen Genres zu wildern. Metal pur, hart, schnell und so brutal, wie für diese Spielart nur irgendwie möglich. "Hell Patrol" repräsentiert die hymnenhafte Seite von Priest, nicht mehr so voll auf die Zwölf wie der Opener, aber durchaus noch mit einer ordentlichen Portion Härte gesegnet, ehe "All Guns blazing" das Tempo wieder merklich anzieht. "Leather Rebel" ist dann auch textlich Klischee pur, nimmt sich aber musikalisch wohltuend aus einer Vielzahl ähnlich gearteter "Songkollegen" aus, ehe "Metal Meltdown" genau dieses ist: eine nicht ganz 5minütige Abfahrt, Heavy Metal pur, hart, abwechslungsreich und dennoch, genau wie all seine "Vorgänger" auf Painkiller mit einer Wahnsinnsmelodie versehen.

"Night Crawler" eröffnet die B-Seite in klassischer Priest-Manier, typisches Strophe-Chorus-Motiv im "British-Steel"-Gewand, nur eben einen Tacken härter. "Between the Hammer and the Anvil" drückt das Gaspedal wieder ein Stückchen mehr durch, "A Touch of Evil" ist und bleibt die intensivste "Ballade", die je von Halford, Downing und Co. komponiert wurde. Das kurze "Battle Hymn"-Instrumental leitet auf das unwiderstehliche Finale in Form von "One Shot at Glory" über, in dem Priest noch einmal alle Register ihres Könnens ziehen und die Bandtrademarks auf einen Nenner bündeln.

"Painkiller" ist das Album, mit dem sich Priest nicht neu erfunden, aber durchaus modernisiert haben. Hierfür war es nicht notwendig, Crossoverelemente oder sonstigen Firlefanz in den Bandsound zu integrieren, es war absolut ausreichend, den bandeigenen Sound zu entstauben und vor allem härtegradtechnisch auf ein neues Level zu heben. Die Gesangsleistung von Halford ist über jeden Zweifel erhaben und hat im Grunde nie wieder dieses Niveau erreicht, es ist dieses Album, was nach meinem Dafürhalten den Metalgod zu eben jenem gemacht hat. Die Gitarren braten amtlich, riffen, was das Zeug hält, die Soli sind nie selbstverliebt oder überzogen, die Drums bollern, der Bass pumpt und die Produktion ist perfekt auf dieses Album abgestimmt. Ein zeitloses Meisterwerk, nicht mehr, nicht weniger.
Stimmt alles ganz genau.
1, setzen, weitermachen... :)
 
Noch ein bißchen Metal....

BlindGuardian-TalesfromtheTwilightWorld.jpg

Die Discographie der Krefelder ist nicht wirklich arm an Highlights. "Tales from the Twilight World" ist - wenn man so will - die Krönung der "frühen" Blind Guardian, ehe der Bombast mehr und mehr Einzug hielt oder auch vermehrt bisweilen auf progressive Elemente gesetzt wurde. Nicht, dass die letzteren Zutaten aus heutiger Sicht geschadet hätten, doch mit "Tales..." war es Gurdian gelungen, den unverkennbaren Sound der Band in nahezu durchgehend starken Songs zu bündeln.

"Traveller in Time" ist mit seinen 6 Minuten ein perfekter Einstieg: im Vergleich zu einigen Darbietungen der beiden Vorgängeralben wirkt hier sofort alles stimmig, die unverkennbare Gitarrenarbeit, schon damals vom Einfallsreichtum her weit über dem Niveau von vielen "Konkurrenten" würzt dieses Kleinod mit unwiderstehlichem Chorus, die Bauart von "Traveller...." sollte bis heute ein Grundgerüst vieler Guardian-Songs werden, auch, wenn diese im Detail immer ausgefeilter und detailverliebter werden sollten. "Welcome to Dying", schnell, auf die Zwölf, ein klassischer Metalsong im Guardian-Gewand, ein Mitsingrefrain - kurz und gut. Das kurze Instrumentalintermezzo "Weird Dreams" leitet nahtlos über in die Ballade des Albums, "Lord of the Rings". Ein wenig tritt hier schon die Vorliebe für Queen zutage, ebenso ist eben jenes Doppel ein Beleg dafür, dass BG seinerzeit die Balladen gern noch kompakt gehalten haben und die eher ausufernden Elemente ihres Sounds den schnellen bzw. den Midtempotracks vorbehalten waren. Im Grunde eine kurze Atempause mit einer feinen Melodie, ehe man die A-Seite mit "Goodbye my Friend" beschließt und hier direkt an den Opener anschließt, sowohl rein qualitativ als auch von der musikalischen Ausrichtung her: schnell, ein wenig episch, erneut diese teils irrwitzigen Gitarrenleads und ein Refrain, der einfach sofort im Ohr bleibt.

Dreht man die Platte nun um (imaginär oder nicht ;-)), so bekommt man mit "Lost in the Twilight Hall" gleich die nächste Granate um die Ohren gehauen. Stilistisch wieder an "Traveller..." bzw. "Goodbye...." dran ist der Refrain hier noch eine Ecke eingängiger, dennoch überrollt einen dieses Epos ohne Wenn und Aber. "Tommyknockers" ist dann BG-Midtempo und nicht ganz so spektakulär wie der bisherige Rest des Albums, "Altair 4" eine eher atmospährische kurze Atempause wie auch schon "Lord of the Rings" auf der A-Seite, ehe "The last Candle" dann erneut mit Wahnsinnschorus und detailverliebten Spielereien schneller Machart aufwartet - ein starker Rausschmeißer.

"Tales..." ist ähnlich wie Painkiller ein Beleg dafür, dass "klassischer" Heavy-Metal absolut entwicklungsfähig ist. Blind Guardian sind und waren stets in der Lage, ein Optimum an Härte mit einer hohen Melodiedichte zu paaren, der markante Gitarrensound ist sicherlich damals wie heute der Vorliebe für Queen geschuldet, wo die Red Special eines Herrn May auch stets markante Elemente im Soundkosmos eben jener Band geschaffen hat. Im Grunde ist BG gelungen, was vielen Bands gerne gelingen würde: man erkennt sie sofort und zwar anhand von Gesang und Gitarrensound, unabhängig davon, wie der "Rest" ihrer Arbeit auf dem jeweiligen Album gerade klingen mag. "Tales..." ist nach meinem Dafürhalten ein erstes Ausrufezeichen in dieser Richtung und trotz der beiden eher "schwächeren" Songs ("Tommyknockers" und "Altair 4") ein bockstarkes Album - Punkt dahinter.
 
trotz der beiden eher "schwächeren" Songs ("Tommyknockers" und "Altair 4") ein bockstarkes Album - Punkt dahinter.
Grad ALTAIR 4 ist für mich einer der Besten BG Songs überhaupt. Das Ding hat nur einen massiven Nachteil, viel zu kurz!
Übrigens bin ich immer noch sauer, wie man bei "Last Candle" auf den Rereleases den Song durch diese zusätzlichen chore versaut hat
 
Noch einen für heute früh:

Nevermore-Nevermore.jpg

Eine Band mit einer nahezu perfekten Discographie zu finden ist nicht so einfach und selbst, wenn man eine solche denn gefunden hat, dann "übersieht" man innerhalb einer Anzahl an Klassealben immer mal das ein- oder andere - oder hört es sich nicht so oft an wie es eben jenem Album eben zusteht.

Als "Nevermore" seinerzeit als "inoffizieller" Nachfolger von Sanctuary auf der Bildfläche erschien waren die Großtaten von Warrrel Dane und Co. noch nicht in vollem Umfang zu erahnen, dennoch ist bereits dieses Debut mehr als "nur" ein guter Einstand einer neuen Band. Wohl auch frei von Konventionen was den Bandsound betraf (immerhin handelte es sich "nur" um eine "inoffizielle" Nachfolgeband Sanctuarys) konnte man hier in Ruhe den Grundstein für das legen, was diese Band mit jeden weiteren Album nur noch größer machen sollte. Ich persönlich sehe die Band in ihrer Gesamtheit nicht als "klassische" Metalband, vielmehr als eine Band, die es geschafft hat, zahlreiche Einflüsse im Metal zu integrieren, die eine Art neuer Musikform geschaffen haben. Die Zutaten sind vielseitig: von Gothic über Alternative, von Thrash bis sogar hin zu beinahe poppigen Elementen, von Prog bis hin zu Elementen aus der Singer/Songwritersparte ist hier alles enthalten und zu einer äußerst stimmigen Melange angerührt. Dazu kommt der überaus intensive Gesang von Warrel Dane und nicht zuletzt seine mehr als imposanten und auch vielfach berührenden Lyrics.

Das Debut bietet einen wie bereits erwähnt eine erste Zusammenstellung all dieser Elemente: "What Tomorrow knows" ist auf den ersten Hördurchgang hin sperrig, wenngleich kompakt, offenbart aber schon nach 2, 3 Durchläufen seine Qualitäten. Im Grunde ein früher Signature-Song aus dem Hause Nevermore, schleppend, im Midtempo gehalten und mit dem unwiderstehlichen Gesang von Warrel ausgestattet. "C.B.F." baut diese Form des Songwritings aus, verlängert den Song in sich auf über 6 Minuten, ehe mit "The Sanity Assasin" sozusagen eine Urform des "Heart Collectors" folgt: erstmalig tritt hier diese unweigerlich unaufdringliche und trotzdem überaus eingängige Form der Melodieführung zutage, die später ein wenig der rote Faden im Nevermore-Universum werden sollte und gipfelt in einem Refrain, der schlicht und ergreifend erhaben ist eine Gänsehaut erzeugt, die man nicht mehr los wird - ebenso ist wie eben jener Chorus sich einfach in den Gehörgängen festsetzt. "Garden of Gray" bietet dann eher die vertracktere Seite von Nevermore auf: keine 5 Minuten lang und doch eine überaus interessante und spannende Ansammlung musikalischer Spielwiesen, verquickt zu einem homogenen Ganzen und erneut garniert mit einem passenden Refrain. Und so geht es in einem fort: "Sea of Possibilities", "The hurting Words", "Timothy Leary" und der grandiose Rausschmeißer "Godmoney", der mich persönlich noch am ehesten an Sanctuary erinnert, ohne aber wie ein Abziehbild oder eine Kopie vergangener Taten zu klingen.

Man kann viel über dieses Album schreiben, möglicherweise eignet es sich sogar schon allein aufgrund der Lyrics für eine Doktorarbeit ;-). Nevermore verbinden bereits auf ihrem Debut Fragilität und Emotion mit einer gesunden Portion Härte, wirken dabei aber weder übermäßig intellektuell und schon gar nicht belehrend, sondern vielmehr authentisch. Als das Album seinerzeit erschienen ist gab es lange Zeit keinen anderen Silberling in meinem CD-Player, viel zu ausgefeilt und emotional ist dieses Werk, als das man es nach einmaligem oder auch nur "mehrmaligem" Hören greifen könnte - und das ist mal definitiv nicht im Sinne von "schönhören" zu verstehen.
 
Für mich, zusammen mit dem Zweitwerk die immer noch Beste NEVERMORE Scheibe!
Leider hat die Band für mich dann gegen Ende massiv abgebaut, weswegen mir Alle Scheiben nach der DEAD HEART absolut nicht mehr zugesagt haben.
 
Leider hat die Band für mich dann gegen Ende massiv abgebaut, weswegen mir Alle Scheiben nach der DEAD HEART absolut nicht mehr zugesagt haben.

Wie so Vieles Geschmackssache ;-). Wie auch eingangs geschrieben ist Nevermore m.E. nach eine Band, die so gut wie keine Ausfälle zu verzeichnen hat, selbst das letzte, teils kontrovers diskutierte Album hat für mich noch einen ganz großen Reiz. Es ist schade, dass durch den Tod von Warrel nun auf immer die Chance vertan ist, möglicherweise noch mal etwas Neues zu hören von ihm, auch, wenn er selbst am Ende nur noch ein Schatten seiner selbst war.

Ich schätze grundsätzlich jedes Album (wahrscheinlich wird hier irgendwann zu jedem auch was stehen...so es Zeit und Lust zulassen...) und gebe Dir in Bezug auf die Frühphase insofern Recht, als das wir seinerzeit vor allem noch live einen Frontmann erleben durften, der seine Songs mit Herz und Seele performt hat und vor allem performen konnte. So bleibt mir der Auftritt als Vorband von BG in Düsseldorf anno 1995 immer in bester Erinnerung, hier war die Band regelrecht hungrig, wenn nicht gar gierig. Weiterhin war allein die Stilistik in den Anfangstagen, also für die ersten Alben, noch absolut einzigartig, manch einer findet, dies habe sich später relativiert. In gewisser Weise ist das vielleicht auch so, nur "verbogen" haben sich Nevermore so wirklich nie: selbst in kommerziell erfolgreichen Zeiten war man immer noch so nonkonform wie man es nur sein konnte, auch, wenn die Rezeptur des Songwritings bisweilen ein wenig "angepasster" wurde - wenn man das so nennen mag.

So gut die späteren Alben dann in meiner subjektiven Wahrnehumg auch waren: das hat man so nie mehr umsetzen können.
 
Glaub ich hab NEVERMORE bis 1999 fast 8x live gesehen. Die erste Tour mit BG war da wohl am Besten, auch wenn die Vierer Konstellation mit Pat O'Brian auch ihren Reiz hatte. Das dürfte dann in der Offenbacher Hafenbahn gewesen sein
 
Die drei Scheiben stehen natürlich auch in meiner Sammlung, wobei ich davon eigentlich nur das NEVERMORE-Debüt regelmäßig auflege. Diese PRIEST läuft nur höchstselten und die Gardinen laufen bei mir eigentlich fast gar nicht mehr und wenn, dann die "Imaginations...". Aber die "Tales..." könnte ich eigentlich auch mal wieder auflegen, habe ich immer als zweitbeste in Erinnerung behalten.
 
Glaub ich hab NEVERMORE bis 1999 fast 8x live gesehen. Die erste Tour mit BG war da wohl am Besten, auch wenn die Vierer Konstellation mit Pat O'Brian auch ihren Reiz hatte. Das dürfte dann in der Offenbacher Hafenbahn gewesen sein

Ich komme in Summe auf 3 x zzgl. des "legendären" Gigs von Warrel Dane und Konsorten in Bochum anlässlich des Jubiläums von "Dead Heart in a dead World" - also 3,5 x oder wie immer man das werten mag.
 
Der letzte angekündigte "Sommertag" vorläufig - und den im Büro! Na, denn hätten wir wenigstens etwas musikalische Untermalung mit:

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Oftmals neige ich dazu, hier mein "Einstiegsalbum" in den Bandkosmos einer Kapelle vorzustellen - bei Dream Theater war dies "Images and Words", dennoch sei hier das Debut mal aufgelegt - ist mir einfach gerade nach ;-).

Anders als "Images...." verfügt "When Dream and Day unite" noch über keine Hochglanzproduktion, auch ist hier mit Charlie Dominici noch ein Vokalist am Werk, dessen stimmliche Klangfarbe (ein wenig Joey Lynn Turner meets Joey Belladonna mit einer Prise mehr Theatralik) eher weniger in meine persönliche Geschmackskerbe schlägt - beides Gründe, warum das Album am Ende nicht mit einer "10" durch meine persönliche Wertung fällt, sondern eher mit einer 9 - wobei an manchen Tagen der Hang zur Höchstnote durchaus trotzdem vorhanden ist.

Warum ist das so? Einige wichtige Punkte: Nie mehr danach klangen Dream Theater so "unkalkuliert", sondern einfach frei heraus. Hier wurden noch Songs aus reiner Leidenschaft komponiert und dennoch ist dabei ein Kleinod nach dem Anderen herausgekommen. Man nimmt trotz der eher dürftigen Produktion wahr, dass DT über einen BASSISTEN verfügen - und über was für einen! Und auch wenn die Stimmfarbe wie schon angesprochen eigentlich nicht "meine" ist, so passt der Gesang als solcher (im Übrigen aus technischer Sicht tadellos!) einfach hervorragend zu den Songs, wenn man sich von einem James LaBrie löst, der in der "Images...."-Phase noch durchaus zu überzeugen wusste. Und zu jener Phase lernte ich dann, angefixt durch eben jenes "Images..." auch "When Dream and Day unite" kennen - und später auch lieben.

"A Fortune in Lies", der wohl auch heutzutage noch am häufigsten live dargebotene Opener des Debuts, ist Progmetal vom Feinsten und das in kompakter Form. Schon hier wünscht man sich mehr "Wums" hinter der Produktion, das Stück selbst ist dabei über jeden Zweifel erhaben und bis heute eine Referenz. "Status Seeker" verweist dann schon ein wenig auf die Vorliebe der New Yorker für Journey (später durch diverse Coverversionen belegt), hier ist die Grenze zwischen Prog und AOR ein wenig verwischt, was aber hervorragend funktioniert und tatsächlich sehr gut zur Stimme von Dominici passt. Über das instrumentale "Ytse Jam" noch große Worte zu verlieren wäre groß angelegter Unsinn: DT haben danach NIE wieder ein vergleichbares Instrumental hinbekommen, hier ist frei von Kitsch einfach eine musikalische Achterbahnfahrt am Start, die ihresgleichen sucht und trotz aller Komplexität einen immensen Wiedererkennungswert aufweist. Ich erinnere mich nur zu gern an die Liveaufführung auf der 93er Deutschlandtour, denn egal was Rudess auch anstellen mag: an die genialen Keyboardlinien eines Kevin Moore wird er nie heran kommen. Viel zu prägend sind die Läufe, das Zusammenspiel mit Petrucci ist hier absolut auf dem Punkt und innovativ, quasi Purple in Formvollendung und auf der Stufe der späten 80er. Unnötig zu erwähnen, dass ich auch Myung hier am Bass mal austoben darf - und das vor allem auch hörbar :). "The Killing Hand", ebenfalls auf der 93er Tour seinerzeit live dargeboten, ist und bleibt ein spannendes Epos, ein Beweis dafür, welche Art Stücke Dream Theater schreiben könnten, wenn sie es denn heute auch noch wollten: auch hier Metal und kein Kitsch, dennoch eine Dramaturgie mit einem spannenden Aufbau, ein Soundgerüst, dass in epischem US-Power Metal fußt und sicherlich die ein- oder andere Zutat aus dem frühen Fates-Warning-Baukasten verwendet. Ein echter Crossover aus Metal und Progressive Rock, ganz stark! "Ligth fuse and get away" hat eine leicht jazzige Note und baut auf die noch heute oft verwendeten, bandtypischen DT-Breaks. Grundsätzlich scheinen auch hier wieder frühe FW-Einflüsse durch, das einzigartige Keyboardspiel von Moore baut eine spezielle Atmosphäre auf, das Drumming von Portnoy ist überirdisch und innovativ zugleich, sein ihm ureigener Stil kommt hier voll zur Geltung. Eine unterschätzte Perle im DT-Songkatalog, eine Art "kleiner Bruder" des unmittelbaren Vorgängertracks, wenn auch mit etwas weniger Dramatik dargeboten.

"Afterlife" ist dann speziell in Sachen Chorus wieder eine Verbindung zwischen AOR und Progmetal. Erneut wünscht man sich hier eine stärkere Produktion. Ungewöhnlich eingängig und geradlinig für DT-Verhältnisse und für mich persönlich ein Stück, das aus heutiger Sicht eine Schwachstelle des ansonsten bärenstarken Albuns darstellt. Mit "The Ones who help to set the Sun" geht es dann eher epischer weiter: fast ein wenig psychedelisch und auch recht lang das Intro, dann starten rund 5 Minuten Progmetal im Midtempo. Nicht so stark wie "The Killling Hand" oder "Light fuse and get away", aber auch kein wesentlicher Abfall, der "Wundertüteneffekt", den die genannten Tracks erzielen ist hier nicht so präsent, dafür entschädigt ein recht eingängiger, aber intelligent arrangierter Refrain, der überdies auch gesanglich noch sehr überzeugend dargeboten wird. Auf die Gesamtdauer ist das Stück dennoch ein wenig schleppend. Mit dem Rausschmeißer "Only a Matter of Time" gibt es dann noch einmal Prog-Metal in Reinkultur: wirkt das Stück im ersten Durchlauf vielleicht noch ein wenig unsortiert, so fällt im späteren Verlauf auf, dass hier eine Vielzahl an Melodien einfach miteinander verschmelzen und in einem fast schon stadionrockkompatiblen (manchmal habe ich Angst vor meinen eigenen Wortschöpfungen....) Chorus gipfeln. Kurzum: eine tolle Reise durch progressiven Metal und auch hier fällt noch einmal extrem auf, wie vielseitig und innovativ ein Kevin Moore die Keyboards in einer Metalband integrieren konnte.

Heißt: "When Dream and Day unite" ist ein Meilenstein für den Progressive Metal. Hier noch weit entfernt von überflüssigem Kitsch und Bombast haben DT hier eine Symbiose aus klassischem Progrock/US-Metal/Hardrock/AOR erschaffen, die später in dieser Form kaum mehr erreicht wurde. "Images and Words" war dann eigentlich eine logische Konsequenz, aber das steht auf einem anderen Blatt. Wünschenswert wäre, dass sich die Herren Petrucci & Co. für ihr neues Werk also nicht nur "I&W", sondern auch "WDaDu" noch einmal sehr gut anhören :).
 
Zuletzt bearbeitet:
Mal vom Metal eher in Richtung Rock:

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Jaaaa...warum gerade dieses Album? Und wenn man meinen eigenen Post von vorab beachtet: warum dann noch von einer Kombo, die mit Don Dokken über einen Vokalisten verfügt, dessen stimmliche Fähigkeiten zum einen begrenzt sind (ist leider so....) und zum anderen eigentlich gar nicht in meine persönlichen "Sängervorlieben" passen? Einfach: das Album ist GEIL! Und was die Sänger betrifft, so bestätigen ja bekanntlich Ausnahmen auch schon mal die Regel.

"Dysfunctional" ist das Reunionsalbum des "klassischen" Dokken-Line-Ups, nachdem ja die Alphatiere George Lynch (Lynch Mob) und Don Dokken auch solo aktiv waren - wohl aber hinter den verkaufstechnischen Erwarungen zurückblieben. Natürlich war die Erwartungshaltung einerseits in Richtung "Back for the Attack 2" oder meinetwegen auch "Tooth and Nail 2" vorhanden, andererseits sprach gegen diese Überlegung der anno 1995 noch anhaltende Grunge/Alternative-Boom, dem sich so manche Band eher klassischer Hardrock- bzw. Metalausrichtung unterworfen sah.

Was also ist "Dysfunctional"? Grunge? Alternative? Indierock? Irgendwie von allem etwas - und doch noch in der Basis des klassischen Dokken-Hardrocksounds verwurzelt, ein Kunststück, das anderen Protagonisten seinerzeit einfach nicht gelingen wollte - und an dem Dokken selbst mit dem Folgealbum dann auch glorreich scheitern sollten. Bei "Dysfunctional" aber hat es mehr als gut funktioniert, auch, wenn der teils etwas "wimmernde" Gesang schon ein wenig zu nerven vermag - allerdings ist das eine Randnotiz.

Der Opener, "Inside looking out" ist "fluffiger" Alternative-Rock, trägt aber wie schon angesprochen die klassischen Dokken-Elemente in sich, dazu ein schöner Chorus und (natürlich) die brillante Gitarrenarbeit von George Lynch, stets der schon immer "etwas andere" Guitar-Hero. "Hole in my Head" spielt mit Stoner-Rock-Elementen und ist - lässig! Anders kann man es nicht ausdrücken. "The Maze" strahlt etwas psychedelisches aus, der ein- oder andere mag es auf Dauer auch "zäh" titulieren, am Ende aber rettet auch hier speziell die Gitarre von Lynch mit ihren stilvoll gesetzten Elementen vor dem Mittelmaß. "Too high to fly" ist dann tatsächlich ein Beispiel dafür, wie man den klassischen Dokken-Sound in die seinerzeitige "Moderne" retten konnte: das Ding ist einfach unglaublich geil, wirkt auch heute noch keinen Deut altbacken - und gehört für mich zum Besten, was Dokken jemals produziert haben. Im Grunde erinnert mich das Ding eher an einen verschütteten Led-Zep-Track als an Pearl Jam.

Mit "Nothing left to say" ist dann eine Ballade am Start. Befürchten musste man ja evtl. den x-ten Abklatsch von Poison- oder sonstigen Hairspraykapellen fabrizierten Hundertfachausstoß, aber hier überrascht die Band: akustisch und minimalistisch dargeboten, fein gesungen - nichts dran auszusetzen. "Shadows of Life" bringt dann tatsächlich die Hardrockgitarre von Lynch mal wieder zur Geltung und hätte tatsächlich problemlos auf einem der 80er Werke stehen können, beim folgenden "Long Way Home" fühlt man sich gleich an den instrumentalen Bandklassiker "Mr. Scary" erinnert. Wirkt der Strophenbereich dann eher unspektakulär, so entschädigt der Chorus mit Eingängikeit und dem gewissen Etwas - und nicht zuletzt einem tollen Gitarrensolo von Lynch. "Sweet Chains" quält sich dann tatsächlich eher belanglos über fast 6 Minuten und erinnert an die schwachen Momente von Lynchs Zweitkombo "Lynch Mob". Ein echter Downer, den man sich *hüstel* hätte sparen können, auch, wenn das Album dann eben kürzer gewesen wäre.

"Lesser of two Evils" greift dann wieder in die Hardrockschiene von "Classic-Dokken", auch wenn die leichte Verzerrung im Chorus das ganze ein wenig "modernisiert". Hätte es nicht gebraucht, tut aber auch nicht weh. "What Price" tritt dann in klassicher Dokken-Manier aufs Gaspedal und erinnert prägnant an "Tooth and Nail" - und der Chorus ist ein Zwilling von Annihilators "King of the Kill". Schadet dem Track nicht, dennoch überraschend, wenn man sich die restliche Ausrichtung der Scheibe ansieht/hört.

Das finale ELP-Cover "From the Beginning" ist gelungen und passt wunderbar in die seinerzeit gängige "Unplugged"-Welle. Man hört es - und sieht Musiker mit akustischen Elementen auf Barhockern sitzen. Eine nette Überraschung und wirklich sehr, sehr gelungen.

Mag sein, dass "Dysfunctional" den "Zeitgeist" der Mittneunziger aufgreifen wollte oder sollte, dennoch ist des der Band gelungen, sich hierfür nicht zu verbiegen. Abgesehen von einigen etwas zu wimmernden Gesangsparts bleibt dem Hörer zudem die Weltuntergangsstimmung der Flanellhemdenfraktion erspart. Eher wirkt das Werk wie eine Horizonterweiterung, denn man löst sich aus dem eher engen Hairsprayrock/Metalkontext heraus. Eigentlich eher ein Hardrockalbum klassischer Schule mit vereinzelten härteren Einsprengseln. Mir läuft das heute noch sehr gut rein.
 
Der letzte angekündigte "Sommertag" vorläufig - und den im Büro! Na, denn hätten wir wenigstens etwas musikalische Untermalung mit:

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Oftmals neige ich dazu, hier mein "Einstiegsalbum" in den Bandkosmos einer Kapelle vorzustellen - bei Dream Theater war dies "Images and Words", dennoch sei hier das Debut mal aufgelegt - ist mir einfach gerade nach ;-).

Anders als "Images...." verfügt "When Dream and Day unite" noch über keine Hochglanzproduktion, auch ist hier mit Charlie Dominici noch ein Vokalist am Werk, dessen stimmliche Klangfarbe (ein wenig Joey Lynn Turner meets Joey Belladonna mit einer Prise mehr Theatralik) eher weniger in meine persönliche Geschmackskerbe schlägt - beides Gründe, warum das Album am Ende nicht mit einer "10" durch meine persönliche Wertung fällt, sondern eher mit einer 9 - wobei an manchen Tagen der Hang zur Höchstnote durchaus trotzdem vorhanden ist.

Warum ist das so? Einige wichtige Punkte: Nie mehr danach klangen Dream Theater so "unkalkuliert", sondern einfach frei heraus. Hier wurden noch Songs aus reiner Leidenschaft komponiert und dennoch ist dabei ein Kleinod nach dem Anderen herausgekommen. Man nimmt trotz der eher dürftigen Produktion wahr, dass DT über einen BASSISTEN verfügen - und über was für einen! Und auch wenn die Stimmfarbe wie schon angesprochen eigentlich nicht "meine" ist, so passt der Gesang als solcher (im Übrigen aus technischer Sicht tadellos!) einfach hervorragend zu den Songs, wenn man sich von einem James LaBrie löst, der in der "Images...."-Phase noch durchaus zu überzeugen wusste. Und zu jener Phase lernte ich dann, angefixt durch eben jenes "Images..." auch "When Dream and Day unite" kennen - und später auch lieben.

"A Fortune in Lies", der wohl auch heutzutage noch am häufigsten live dargebotene Opener des Debuts, ist Progmetal vom Feinsten und das in kompakter Form. Schon hier wünscht man sich mehr "Wums" hinter der Produktion, das Stück selbst ist dabei über jeden Zweifel erhaben und bis heute eine Referenz. "Status Seeker" verweist dann schon ein wenig auf die Vorliebe der New Yorker für Journey (später durch diverse Coverversionen belegt), hier ist die Grenze zwischen Prog und AOR ein wenig verwischt, was aber hervorragend funktioniert und tatsächlich sehr gut zur Stimme von Dominici passt. Über das instrumentale "Ytse Jam" noch große Worte zu verlieren wäre groß angelegter Unsinn: DT haben danach NIE wieder ein vergleichbares Instrumental hinbekommen, hier ist frei von Kitsch einfach eine musikalische Achterbahnfahrt am Start, die ihresgleichen sucht und trotz aller Komplexität einen immensen Wiedererkennungswert aufweist. Ich erinnere mich nur zu gern an die Liveaufführung auf der 93er Deutschlandtour, denn egal was Rudess auch anstellen mag: an die genialen Keyboardlinien eines Kevin Moore wird er nie heran kommen. Viel zu prägend sind die Läufe, das Zusammenspiel mit Petrucci ist hier absolut auf dem Punkt und innovativ, quasi Purple in Formvollendung und auf der Stufe der späten 80er. Unnötig zu erwähnen, dass ich auch Myung hier am Bass mal austoben darf - und das vor allem auch hörbar :). "The Killing Hand", ebenfalls auf der 93er Tour seinerzeit live dargeboten, ist und bleibt ein spannendes Epos, ein Beweis dafür, welche Art Stücke Dream Theater schreiben könnten, wenn sie es denn heute auch noch wollten: auch hier Metal und kein Kitsch, dennoch eine Dramaturgie mit einem spannenden Aufbau, ein Soundgerüst, dass in epischem US-Power Metal fußt und sicherlich die ein- oder andere Zutat aus dem frühen Fates-Warning-Baukasten verwendet. Ein echter Crossover aus Metal und Progressive Rock, ganz stark! "Ligth fuse and get away" hat eine leicht jazzige Note und baut auf die noch heute oft verwendeten, bandtypischen DT-Breaks. Grundsätzlich scheinen auch hier wieder frühe FW-Einflüsse durch, das einzigartige Keyboardspiel von Moore baut eine spezielle Atmosphäre auf, das Drumming von Portnoy ist überirdisch und innovativ zugleich, sein ihm ureigener Stil kommt hier voll zur Geltung. Eine unterschätzte Perle im DT-Songkatalog, eine Art "kleiner Bruder" des unmittelbaren Vorgängertracks, wenn auch mit etwas weniger Dramatik dargeboten.

"Afterlife" ist dann speziell in Sachen Chorus wieder eine Verbindung zwischen AOR und Progmetal. Erneut wünscht man sich hier eine stärkere Produktion. Ungewöhnlich eingängig und geradlinig für DT-Verhältnisse und für mich persönlich ein Stück, das aus heutiger Sicht eine Schwachstelle des ansonsten bärenstarken Albuns darstellt. Mit "The Ones who help to set the Sun" geht es dann eher epischer weiter: fast ein wenig psychedelisch und auch recht lang das Intro, dann starten rund 5 Minuten Progmetal im Midtempo. Nicht so stark wie "The Killling Hand" oder "Light fuse and get away", aber auch kein wesentlicher Abfall, der "Wundertüteneffekt", den die genannten Tracks erzielen ist hier nicht so präsent, dafür entschädigt ein recht eingängiger, aber intelligent arrangierter Refrain, der überdies auch gesanglich noch sehr überzeugend dargeboten wird. Auf die Gesamtdauer ist das Stück dennoch ein wenig schleppend. Mit dem Rausschmeißer "Only a Matter of Time" gibt es dann noch einmal Prog-Metal in Reinkultur: wirkt das Stück im ersten Durchlauf vielleicht noch ein wenig unsortiert, so fällt im späteren Verlauf auf, dass hier eine Vielzahl an Melodien einfach miteinander verschmelzen und in einem fast schon stadionrockkompatiblen (manchmal habe ich Angst vor meinen eigenen Wortschöpfungen....) Chorus gipfeln. Kurzum: eine tolle Reise durch progressiven Metal und auch hier fällt noch einmal extrem auf, wie vielseitig und innovativ ein Kevin Moore die Keyboards in einer Metalband integrieren konnte.

Heißt: "When Dream and Day unite" ist ein Meilenstein für den Progressive Metal. Hier noch weit entfernt von überflüssigem Kitsch und Bombast haben DT hier eine Symbiose aus klassischem Progrock/US-Metal/Hardrock/AOR erschaffen, die später in dieser Form kaum mehr erreicht wurde. "Images and Words" war dann eigentlich eine logische Konsequenz, aber das steht auf einem anderen Blatt. Wünschenswert wäre, dass sich die Herren Petrucci & Co. für ihr neues Werk also nicht nur "I&W", sondern auch "WDaDu" noch einmal sehr gut anhören :).

Eines der besten Debütalben aller Zeiten und für mich eine glatte 10!
Schwache Produktion hin oder Dominici her.

Das sah ich als 15 jähriger Schnösel damals natürlich ganz anders und war erst einmal völlig überfordert von dem Gehörten.
Als dann "Images and Words" veröffentlicht wurde, hat es dann endlich klick gemacht.
 
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