Aufgelegt!

Ein wenig Zeit vor der "eigentlichen" Arbeit - also noch schnell ein wenig Musik mit:

FlyingColors-SecondNature.jpg

Kaum zu glauben, aber das 2. Album der "Supergroup" ist nun auch schon wieder 4 Jahre alt - wie die Zeit vergeht...

"Flying Colors" sind eine von Mike Portnoys zahlreichen Supergroups - und mir die Liebste, auch wenn mit den Söhnen Apollos und auch Transatlantic (bisweilen...) da noch 2 weitere Bands eine gewichtige Rolle in meinem rein persönlichen Musikkosmos spielen. Anders aber als die letztgenannten sind die Flying Colors vielseitiger - und haben die größten Melodien vorzuweisen.

"Second Nature" ist - anders als das Debut - weniger kompakt gehalten, nur ein Song bleibt unterhalb der 5-Minuten-Grenze, dafür finden sich mit "Open your Eyes" und "Cosmic Sypmphony" gleich 2 echte Epen auf dem Album. Eben jenes "Open your Eyes" eröffnet das Album und hätte tatsächlich auf einem Transatlantic-Album stehen können. Traumhafte Melodieführung, nicht zu verfrickelt - und der warme Gesang von Casey McPherson steht (es tut mir leid, lieber Neal Morse) ist definitiv das berühmte Tüpfelchen auf dem I. Nach dem Starter folgt mit "Mask Machine" ein Song, der sich stark an Muse orientiert, aber nicht so offensichtlich zitiert, wie dies bei ähnlich gelagerten Dream-Theater-Werken der Fall war. Vielmehr gelingt es, die Muse-Elemente in den bandeigenen Sound einzubetten, so dass das Ganze nicht wie ein Rip-Off klingt - stark! "Bombs away" hingegen trägt Elemente von Deep Purple in sich. Eher ruhig gehalten, ohne wirklich eine Ballade zu sein, versehen mit einem starken Refrain ist man hier eher nah an der Songrezeptur des Erstlings orientiert - bei aller Klasse dennoch nicht unbedingt so zwingend wie Track 1 und 2. "The Fury of my Love" trägt dann mehr oder minder unverwechselbar die Handschrift eines Neal Morse - ein bißchen schade, denn der Mann hat ja eigentlich genügend Spielwiesen, um sich "pur" auszutoben, wenn man so sagen will. Eine Herz-Schmerz-Ballade, natürlich gut gemacht, wäre in einem "Radio Edit" möglicherweise sogar geeignet für das Radio. "A Place in your World" zitiert wieder offensichtlich Einflüsse aus dem 70er Prog, verwendet werden Zutaten von Yes bis Styx, was am Ende für ein homogenes Ganzes sorgt. Das folgende "Lost without you" kommt dann wieder in Richtung Debut, eher poppig, balladesk - und aufgrund der Verwandschaft zum vorgehenden "A Place in your World" wird die es nun für den Fluss des Albums ein wenig gleichförmig.

"One Love forever" ist neben den beiden ersten Albumtracks ein echtes Highlight - was nicht zuletzt auch am tollen Gesang von McPherson liegt. Wie soll man es nennen - "Folkprog"? In gewisser Weise sicher keine schlechte Definition. Abwechslungsreich, ein wenig verspielt an den richtigen Stellen - kurz: großes Kino. "Peaceful Harbor" ist dann fast schon Gospel pur - und erinnert mich ein ein ums andere Mal auch an "The Spirit carries on" von Portnoys ehemaligem Arbeitgeber. Da Neal Morse ja grundsätzlich sehr affin für diese Art Musik zu sein scheint ist "Peaceful Harbor" dann auch ein perfekt in Szene gesetzter 7-Minüter: Pathos, Gefühl - ein Wahnsinn! Die Gitarrenarbeit von Steve Morse würzt das Stück noch einmal zusätzlich. Der Rausschmeißer "Cosmic Symphony" ist dann nicht ganz das erhoffte Gourmetstück am Ende, steht für mich trotz ähnlicher "Bauweise" hinter dem Opener "One Love forever" zurück. Da haben die hier beteiligten Herren in der Vergangenheit mit ihren anderen Bands in dieser Richtung klar Besseres veröffentlicht. Nicht falsch verstehen: das Ding ist durchaus ein in 3 Teile unterteilter Ohrenschmeichler und auch spannend gemacht (Bass von Dave LaRue im ersten Teil!), aber man hat permanent das Gefühl, das man da noch mehr hätte rausholen müssen.

"Second Nature" ist denn auch in Summe m.E. nicht so stark wie das Debut, denn mit den Tracks 4 - 6 ist eine gewisse Gleichförmigkeit drin, die gar dazu verleitet, die Skip-Taste zu betätigen, weil man den Eindruck hat, ein- und denselben Song gleich mehrfach zu hören. Demgegenüber stehen mit "One Love forever", "Mask Machine", "Bombs away" und den letzten 3 Tracks großes und emotionales Progressive-Rock-Kino - da sei die eher "maue" Mitte gar verziehen. Gelang es auf Album 1 noch, den offensichtichen Neal-Morse-Anteil mehr oder minder im Gesamtsound der Band verschwinden zu lassen, so ist er hier doch wieder präsenter - vom Grundsatz her jetzt nicht schlecht, aber eben auch irgendwie berechenbar.

Wahnsinn: die Gitarrenarbeit von Steve Morse, die Bassläufe eines DaveLaRue und natürlich der Gesang. Emotional, ganz weit vorne. Erstaunlich ist auch, wie Mike Portnoy sich tatsächlich songdienlich einbringen kann - was ihm ja nicht immer gelingt :).
 
Ein wenig Zeit vor der "eigentlichen" Arbeit - also noch schnell ein wenig Musik mit:

Anhang anzeigen 194212

Kaum zu glauben, aber das 2. Album der "Supergroup" ist nun auch schon wieder 4 Jahre alt - wie die Zeit vergeht...

"Flying Colors" sind eine von Mike Portnoys zahlreichen Supergroups - und mir die Liebste, auch wenn mit den Söhnen Apollos und auch Transatlantic (bisweilen...) da noch 2 weitere Bands eine gewichtige Rolle in meinem rein persönlichen Musikkosmos spielen. Anders aber als die letztgenannten sind die Flying Colors vielseitiger - und haben die größten Melodien vorzuweisen.

"Second Nature" ist - anders als das Debut - weniger kompakt gehalten, nur ein Song bleibt unterhalb der 5-Minuten-Grenze, dafür finden sich mit "Open your Eyes" und "Cosmic Sypmphony" gleich 2 echte Epen auf dem Album. Eben jenes "Open your Eyes" eröffnet das Album und hätte tatsächlich auf einem Transatlantic-Album stehen können. Traumhafte Melodieführung, nicht zu verfrickelt - und der warme Gesang von Casey McPherson steht (es tut mir leid, lieber Neal Morse) ist definitiv das berühmte Tüpfelchen auf dem I. Nach dem Starter folgt mit "Mask Machine" ein Song, der sich stark an Muse orientiert, aber nicht so offensichtlich zitiert, wie dies bei ähnlich gelagerten Dream-Theater-Werken der Fall war. Vielmehr gelingt es, die Muse-Elemente in den bandeigenen Sound einzubetten, so dass das Ganze nicht wie ein Rip-Off klingt - stark! "Bombs away" hingegen trägt Elemente von Deep Purple in sich. Eher ruhig gehalten, ohne wirklich eine Ballade zu sein, versehen mit einem starken Refrain ist man hier eher nah an der Songrezeptur des Erstlings orientiert - bei aller Klasse dennoch nicht unbedingt so zwingend wie Track 1 und 2. "The Fury of my Love" trägt dann mehr oder minder unverwechselbar die Handschrift eines Neal Morse - ein bißchen schade, denn der Mann hat ja eigentlich genügend Spielwiesen, um sich "pur" auszutoben, wenn man so sagen will. Eine Herz-Schmerz-Ballade, natürlich gut gemacht, wäre in einem "Radio Edit" möglicherweise sogar geeignet für das Radio. "A Place in your World" zitiert wieder offensichtlich Einflüsse aus dem 70er Prog, verwendet werden Zutaten von Yes bis Styx, was am Ende für ein homogenes Ganzes sorgt. Das folgende "Lost without you" kommt dann wieder in Richtung Debut, eher poppig, balladesk - und aufgrund der Verwandschaft zum vorgehenden "A Place in your World" wird die es nun für den Fluss des Albums ein wenig gleichförmig.

"One Love forever" ist neben den beiden ersten Albumtracks ein echtes Highlight - was nicht zuletzt auch am tollen Gesang von McPherson liegt. Wie soll man es nennen - "Folkprog"? In gewisser Weise sicher keine schlechte Definition. Abwechslungsreich, ein wenig verspielt an den richtigen Stellen - kurz: großes Kino. "Peaceful Harbor" ist dann fast schon Gospel pur - und erinnert mich ein ein ums andere Mal auch an "The Spirit carries on" von Portnoys ehemaligem Arbeitgeber. Da Neal Morse ja grundsätzlich sehr affin für diese Art Musik zu sein scheint ist "Peaceful Harbor" dann auch ein perfekt in Szene gesetzter 7-Minüter: Pathos, Gefühl - ein Wahnsinn! Die Gitarrenarbeit von Steve Morse würzt das Stück noch einmal zusätzlich. Der Rausschmeißer "Cosmic Symphony" ist dann nicht ganz das erhoffte Gourmetstück am Ende, steht für mich trotz ähnlicher "Bauweise" hinter dem Opener "One Love forever" zurück. Da haben die hier beteiligten Herren in der Vergangenheit mit ihren anderen Bands in dieser Richtung klar Besseres veröffentlicht. Nicht falsch verstehen: das Ding ist durchaus ein in 3 Teile unterteilter Ohrenschmeichler und auch spannend gemacht (Bass von Dave LaRue im ersten Teil!), aber man hat permanent das Gefühl, das man da noch mehr hätte rausholen müssen.

"Second Nature" ist denn auch in Summe m.E. nicht so stark wie das Debut, denn mit den Tracks 4 - 6 ist eine gewisse Gleichförmigkeit drin, die gar dazu verleitet, die Skip-Taste zu betätigen, weil man den Eindruck hat, ein- und denselben Song gleich mehrfach zu hören. Demgegenüber stehen mit "One Love forever", "Mask Machine", "Bombs away" und den letzten 3 Tracks großes und emotionales Progressive-Rock-Kino - da sei die eher "maue" Mitte gar verziehen. Gelang es auf Album 1 noch, den offensichtichen Neal-Morse-Anteil mehr oder minder im Gesamtsound der Band verschwinden zu lassen, so ist er hier doch wieder präsenter - vom Grundsatz her jetzt nicht schlecht, aber eben auch irgendwie berechenbar.

Wahnsinn: die Gitarrenarbeit von Steve Morse, die Bassläufe eines DaveLaRue und natürlich der Gesang. Emotional, ganz weit vorne. Erstaunlich ist auch, wie Mike Portnoy sich tatsächlich songdienlich einbringen kann - was ihm ja nicht immer gelingt :).
Sehr schön:)
Das Debüt finde ich durchaus ein schönes Scheibchen auch wenn es für mich zu keiner Zeit an Transatlantic etc... rankommt. Die zweite Scheibe fehlt mir aber aus irgendeinem Grund immer noch in der Sammlung. Muss ich nachholen!
 
@Albi: Also, wenn Du tendenziell die Transatlantic-Scheiben magst, dann wird Dir die 2. Flying Colors besser gefallen als die Erste, da gibt es doch so einige Parallelen, speziell bei den Longtracks.

Das Debut gefällt mir insofern besser, als dass es so ungezwungen wirkt, ist auch eigentlich weniger Prog als Rock, hat aber diese unglaublichen Melodien in fast jedem Stück. Vielleicht schreibe ich dazu auch mal was hier...später :).
 
Eines meiner Inselalben:

Saga-SilentKnight.jpg

Saga "verfolgt" mich bereits seit frühen Kindertagen. Wer einen großen Bruder hat, der kennt das vielleicht: man wird irgendwann mal neugierig auf das, was der sich so auf den Plattenteller gelegt hat. Neben AC/DC's "Back in Black" und Maidens "Number of the Beast" waren dies neben eher weniger für mich relevanten Bands wie "The Police" (Sting ist ein netter Kerl, aber seinen "Gesang" ist leider....ähm...für mich eher schwer erträglich...) auch SAGA! Eine Liebe, die bis zur (vorläufigen?) Auflösung Bestand haben sollte, zahlreiche besuchte Konzerte (nicht ein schlechter Auftritt dabei!) und die vollständige Discographie (teils doppelt....) sind ein Ergebnis meiner Leidenschaft für die Kanadier.

Das Magnum-Opus ist und bleibt für mich hierbei das 1980 veröffentlichte "Silent Knight". Welch eine Songwriting, welch eine Verquickung von musikalischem Können, Melodie und progressivem Spiel! Besonders hervorzuheben das ebenso virtuose wie gefühlvolle Gitarrenspiel eine Ian Crichton und der einzigartige Gesang von Michael Sadler - der im Übrigen in Sachen Stimme kein Stück zu altern scheint, dies aber nur am Rande.

Los geht es mit "Don't be late (Chapter 2)", einer wahren Sinfonie. In rund 6 Minuten zaubern SAGA ein Meisterwerk aus dem Hut, das nach meinem Dafürhalten nicht allzuweit entfernt ist von einer Böhmischen Rhapsody. Hier ist ALLES zu finden, was einen guten Song ausmacht: ein Spannungsbogen, der sich überaus melodisch aufbaut und dann regelrecht in einem fast schon klassischen Crescendo aus Gitarren und Keyboards explodiert. Noch heute absolut gänsehautverdächtig, vor allem im späteren Zusammenspiel von Ian Crichtons Gitarre und Jim Gilmours Keyboard. Ein Song für die Ewigkeit und nicht zuletzt eigentlich ein Must-Have auf jedem Saga-Konzert. Weiter geht es mit dem schnellen "What's it gonna be": wir reden hier nicht von Metal, sondern von perfekt inszeniertem, schnellen Hardrock, der sowohl dramatisch als auch hochmelodisch dargeboten wird. Auch hier ist das Finale grandios, live neigten die Kanadier in den 90ern gern mal dazu, hier auch noch eine Schippe an Härte zusätzlich aufzulegen. Kurz: besser geht kaum für diese Art von Musik. Mit "Time to go" wird es balladesk: getragen von den variablen Keyboards von Jim Gilmour und dem außergewöhnlichen Gesang von Michael Sadler ist hier ein weiteres Epos am Start, in das man schlicht und ergreifend eintauchen muss: trotz "nur" rund viereinhalb Minuten Spielzeit erschaffen Saga hier ein überaus, ja, ergreifendes Epos, das in sich wächst und in Sachen Ideenvielfalt unglaublich viel zu bieten hat - und auch hier ist spätestens zum Ende des Stückes der Entenparka präsent. Gerade auch live entfaltet dieses Stück eine unglaubliche Intensität. "Compromise" setzt dann eher die hardrockige Facette von Sadler und Co. fort, natürlich nicht, ohne mit einem sowohl überraschenden als auch eingängigen Refrain zu glänzen. War Ian Crichton auf "Time to go" noch eher unterbeschäftigt, so darf er sich hier doch wieder austoben: sowohl rifftechnisch als auch mit einem schlichtweg brillanten Solo. "Too much to lose (Chapter 7)" wechselt wieder auf die epische Schiene, repräsentiert den üblichen Saga-Sound, kupfert dabei aber weder bei "Don't be late", noch bei "Time to go" ab. Vom Tempo her zwischen den beiden angesiedelt können sich hier mal wieder alle Instrumentalisten auf hohem Niveau austoben, allein was Crichton hier so an songdienlichen Mini-Soli einstreut ist unglaublich, man kann dieses Stück immer wieder aufs neue entdecken - es wird einfach nicht langweilig. "Help me out" ist ein wenig - wie soll man sagen - jazzig und spielt auch mit psychedelischen Elemente, die primär eher auf dem Saga-Debut zu finden waren. Auf "Silent Knight" ist es ein neuer Klangtupfer und dem "klassischen" Progressive-Rock am nächsten. "Someone should" ist dann noch einmal "Saga-Hardrock" und greift auf Trademarks des unmittelbaren Vorgängeralbums zurück, wäre nicht verwunderlich, wenn es schon für "Images at Twilight" gedacht gewesen wäre - nun, wohl dem, der über solche "Ausschussware" verfügt. Der Rausschmeißer, "Careful where you step", ist sicher neben "Don't be late" der zweite "kleine" Hit des Albums, nicht zuletzt aufgrund der brillanten Darbietung als Opener auf dem Livealbum "In Transit": ganz großes Kino, unglaublich, dass man derartige Klasse in rund viereinhalb Minuten Musik packen kann - und wie gemacht für eine Liveaufführung.

Kurz: ein Album ohne Ausfälle, ein wahrer Klassiker des Hardrock - meinetwegen auch "Progressive Rock". Anders als die "Dinosaurier" letztgenannter Richtung verpacken Saga stets ihre anspruchsvollen Arrangements in Melodien - und doch findet sich in jedem Stück bei jedem Durchlauf etwas, das neu entdeckt werden will. Hierbei ist eine Reihe an Mini-Epen entstanden, die einfach unwiderstehlich sind - und in geballter Form am besten auf "Silent Knight" gebündelt sind, auch, wenn es da natürlich verschiedene Ansichten gibt.

Und auch wenn ich es an anderer Stelle schon (wohl auch mehrfach...) geschrieben habe: Ian Crichton ist ein GOTT an der Gitarre! Es ist einfach unfassbar, wie Jemand Gefühl und Virtuosität derart in Einklang bringen kann und das alles, ohne den großen Macker raushängen zu lassen. Gleiches gilt auch für den Rest der Band, der sich sichtlich bemüht, den Song und nicht das (zweifelsfrei übermäßige) Können an ihren Instrumenten in den Vordergrund zu stellen - und diese Bemühungen treffen mal zu 100% ins Schwarze. Über allem thront der gleichsam erhabene wie auch virtuose Gesang von Michael Sadler - einem der wohl letzten wirklich großen Frontmänner dieses Planeten. Auf ewig ein Meisterwerk.
 
Eines meiner Inselalben:

Anhang anzeigen 194529

Saga "verfolgt" mich bereits seit frühen Kindertagen. Wer einen großen Bruder hat, der kennt das vielleicht: man wird irgendwann mal neugierig auf das, was der sich so auf den Plattenteller gelegt hat. Neben AC/DC's "Back in Black" und Maidens "Number of the Beast" waren dies neben eher weniger für mich relevanten Bands wie "The Police" (Sting ist ein netter Kerl, aber seinen "Gesang" ist leider....ähm...für mich eher schwer erträglich...) auch SAGA! Eine Liebe, die bis zur (vorläufigen?) Auflösung Bestand haben sollte, zahlreiche besuchte Konzerte (nicht ein schlechter Auftritt dabei!) und die vollständige Discographie (teils doppelt....) sind ein Ergebnis meiner Leidenschaft für die Kanadier.

Das Magnum-Opus ist und bleibt für mich hierbei das 1980 veröffentlichte "Silent Knight". Welch eine Songwriting, welch eine Verquickung von musikalischem Können, Melodie und progressivem Spiel! Besonders hervorzuheben das ebenso virtuose wie gefühlvolle Gitarrenspiel eine Ian Crichton und der einzigartige Gesang von Michael Sadler - der im Übrigen in Sachen Stimme kein Stück zu altern scheint, dies aber nur am Rande.

Los geht es mit "Don't be late (Chapter 2)", einer wahren Sinfonie. In rund 6 Minuten zaubern SAGA ein Meisterwerk aus dem Hut, das nach meinem Dafürhalten nicht allzuweit entfernt ist von einer Böhmischen Rhapsody. Hier ist ALLES zu finden, was einen guten Song ausmacht: ein Spannungsbogen, der sich überaus melodisch aufbaut und dann regelrecht in einem fast schon klassischen Crescendo aus Gitarren und Keyboards explodiert. Noch heute absolut gänsehautverdächtig, vor allem im späteren Zusammenspiel von Ian Crichtons Gitarre und Jim Gilmours Keyboard. Ein Song für die Ewigkeit und nicht zuletzt eigentlich ein Must-Have auf jedem Saga-Konzert. Weiter geht es mit dem schnellen "What's it gonna be": wir reden hier nicht von Metal, sondern von perfekt inszeniertem, schnellen Hardrock, der sowohl dramatisch als auch hochmelodisch dargeboten wird. Auch hier ist das Finale grandios, live neigten die Kanadier in den 90ern gern mal dazu, hier auch noch eine Schippe an Härte zusätzlich aufzulegen. Kurz: besser geht kaum für diese Art von Musik. Mit "Time to go" wird es balladesk: getragen von den variablen Keyboards von Jim Gilmour und dem außergewöhnlichen Gesang von Michael Sadler ist hier ein weiteres Epos am Start, in das man schlicht und ergreifend eintauchen muss: trotz "nur" rund viereinhalb Minuten Spielzeit erschaffen Saga hier ein überaus, ja, ergreifendes Epos, das in sich wächst und in Sachen Ideenvielfalt unglaublich viel zu bieten hat - und auch hier ist spätestens zum Ende des Stückes der Entenparka präsent. Gerade auch live entfaltet dieses Stück eine unglaubliche Intensität. "Compromise" setzt dann eher die hardrockige Facette von Sadler und Co. fort, natürlich nicht, ohne mit einem sowohl überraschenden als auch eingängigen Refrain zu glänzen. War Ian Crichton auf "Time to go" noch eher unterbeschäftigt, so darf er sich hier doch wieder austoben: sowohl rifftechnisch als auch mit einem schlichtweg brillanten Solo. "Too much to lose (Chapter 7)" wechselt wieder auf die epische Schiene, repräsentiert den üblichen Saga-Sound, kupfert dabei aber weder bei "Don't be late", noch bei "Time to go" ab. Vom Tempo her zwischen den beiden angesiedelt können sich hier mal wieder alle Instrumentalisten auf hohem Niveau austoben, allein was Crichton hier so an songdienlichen Mini-Soli einstreut ist unglaublich, man kann dieses Stück immer wieder aufs neue entdecken - es wird einfach nicht langweilig. "Help me out" ist ein wenig - wie soll man sagen - jazzig und spielt auch mit psychedelischen Elemente, die primär eher auf dem Saga-Debut zu finden waren. Auf "Silent Knight" ist es ein neuer Klangtupfer und dem "klassischen" Progressive-Rock am nächsten. "Someone should" ist dann noch einmal "Saga-Hardrock" und greift auf Trademarks des unmittelbaren Vorgängeralbums zurück, wäre nicht verwunderlich, wenn es schon für "Images at Twilight" gedacht gewesen wäre - nun, wohl dem, der über solche "Ausschussware" verfügt. Der Rausschmeißer, "Careful where you step", ist sicher neben "Don't be late" der zweite "kleine" Hit des Albums, nicht zuletzt aufgrund der brillanten Darbietung als Opener auf dem Livealbum "In Transit": ganz großes Kino, unglaublich, dass man derartige Klasse in rund viereinhalb Minuten Musik packen kann - und wie gemacht für eine Liveaufführung.

Kurz: ein Album ohne Ausfälle, ein wahrer Klassiker des Hardrock - meinetwegen auch "Progressive Rock". Anders als die "Dinosaurier" letztgenannter Richtung verpacken Saga stets ihre anspruchsvollen Arrangements in Melodien - und doch findet sich in jedem Stück bei jedem Durchlauf etwas, das neu entdeckt werden will. Hierbei ist eine Reihe an Mini-Epen entstanden, die einfach unwiderstehlich sind - und in geballter Form am besten auf "Silent Knight" gebündelt sind, auch, wenn es da natürlich verschiedene Ansichten gibt.

Und auch wenn ich es an anderer Stelle schon (wohl auch mehrfach...) geschrieben habe: Ian Crichton ist ein GOTT an der Gitarre! Es ist einfach unfassbar, wie Jemand Gefühl und Virtuosität derart in Einklang bringen kann und das alles, ohne den großen Macker raushängen zu lassen. Gleiches gilt auch für den Rest der Band, der sich sichtlich bemüht, den Song und nicht das (zweifelsfrei übermäßige) Können an ihren Instrumenten in den Vordergrund zu stellen - und diese Bemühungen treffen mal zu 100% ins Schwarze. Über allem thront der gleichsam erhabene wie auch virtuose Gesang von Michael Sadler - einem der wohl letzten wirklich großen Frontmänner dieses Planeten. Auf ewig ein Meisterwerk.

SAGA war ja die Lieblingsband meines alten Herren und daher mein 1. Konzert überhaupt, Anfang der 80er. Ich habe sie erst richtig zu schätzen gelernt, als mein Dad schon unter der Erde lag. Mein Favorit ist irgendwie die Erste. Obwohl bis Head or Tales keine so richtig schlecht ist. Ich hatte es schon mal irgendwo hier erwähnt, aber das SAGA Debut zählt für mich mit zu den besten Debüt Scheiben ever.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eines noch für heute:

RPWL-GodHasfailed.jpg

Die einzig legitmen Erben von Pink Floyd? Vielleicht - auf jeden Fall dürften die süddeutschen Progger niemanden enttäuschen, der mit der Musik von David Gilmour und Co. etwas anfangen kann, bekannt sein dürften auch die teils legendären Auftritte der Band, in der die Frühwerke von PF live und absolut authentisch zelebriert werden.

Haben sich RPWL später auch ein wenig von der Blaupause Floyd gelöst, so ist "God has failed" noch sehr an ihren Vorbildern orientiert: Soundsamples, eingeflochten in progressiv-psychedelischen Rock, das ist es, was Kalle Wallner und Yogi Lang auf ihrem ersten offiziellen Longplayer präsentieren - und dies mit einer Leidenschaft, die den Hörer tatsächlich zu der Annahme führt, dass man ein verschollenes Werk von eben Pink Floyd im Player hat.

So ist "Hole in the Sky (Part I und II) einfach Pink Floyd pur und hätte auf jedem ihrer frühen Alben eine tolle Figur gemacht. Trotzdem gelingt das Kunststück, den Song nicht wie eine pure Kopie klingen zu lassen, was allein an der Intensität der Darbietung liegt. Und genau diese Intensität zieht sich wie ein roter Faden durch das komplette Album, wobei mit "Who do we think we are" gleich das Highlight ausgemacht: unglaublich schön (anders kann man es einfach nicht schreiben) verzaubert dieses Lied und diesen Zauber setzt das kurze "Wait five Years" unmittelbar fort. Ruhig gehaltene Songs, balladesk, getragen und gänzlich kitschfrei, einfach traumhaft und wie gemacht für einen schönen Abend mit Kopfhörern auf der Couch. Das zweiteilige "What I need" setzt diesen Trend fort, ehe "In your Dreams" ein wenig die weiterhin relaxte Atmosphäre mit etwas "flotteren" aufrecht erhält, so aber einen neuen Klangtupfer setzt, hätte auch gut auf die Floyd-Spätwerke gepasst. "It's alright" schlägt den eben eingeschlagenen Weg fort, ehe es mit "Crazy Lane" noch einmal ruhiger und entspannt wird. "Fool" glänzt dann bereits wieder direkt durch Wallners unnachahmliche Gitarre als weitere Floyd-Anleihe, ehe dann mit "Hole int the Sky Part III" eine Rückkehr zum Opener folgt. "Spring of Freedom" ist dann - im Vergleich zu den anderen Stücken auf dem Album - eher "flott", bleibt aber auf der Linie der Vorgänger, deckt allerdings hier andere Felder ab, so, dass trotz die vom Grundsatz her entspannte Grundstimmung erhalten bleibt. "Farewell", der Quasi-Rausschmeißer, geht dann noch einmal in ruhigere Gefilde und ist wie eigentlich jedes Stück auf "God has failed" mit einem wunderschönen Wohlfühlrefrain ausgestattet. Der Titeltrack ist dann letztlich eher ein Outro und bietet noch einmal einen kurzen Ohrenschmeichler.

Warum ist dieses Album so toll, obwohl es a) ruhig und b) unglaublich Floyd-lastig ist? Einfache Antwort: kaum eine mir bekannte Band hat es geschafft, "eigene" Pink-Floyd-Songs auf derart mitreißende Weise zu komponieren. Natürlich ist die Gitarrenarbeit unglaublich an Gilmour angelehnt, erreicht aber auch tatsächlich problemlos (!) dessen Intensität und auch der Gesang von Yogi Lang könnte so ohne "Auffälligkeiten" bei Floyd zu finden sein - sagen wir es so: es ist einfach ein unglaubliches Zusammenspiel von Leidenschaft und spielerischem Können, die dieses Album so besonders macht. Berücksichtigt man dabei, dass RPWL nie einen Hehl aus ihrer Vorliebe für die großen britischen Helden gemacht haben, dann geht das völlig in Ordnung, Sätze wie "Wir wollten etwas frisches, hungriges, Neues erschaffen..." wurden im Zusammenhang mit "God..." nie getroffen, vielmehr verstehen die Süddeutschen ihre beiden Erstwerke offenbar wie eine Art Tribut aus eigenen Songs an ihre Vorbilder. Berücksichtigt man nunmehr, dass Pink Floyd selbst inaktiv sind (und es wohl auch bleiben werden), dann haben wir hier tatsächlich die legitimen Nachlassverwalter am Werk - zumindest auf "God has failed".
 
Ein pauschales :top: für diesen Thread, den ich bisher leider übersehen habe.
Tolle Kritiken zum Wiederentdecken oder Neuentdecken, genug Lesestoff für die nächste Zeit.
Bitte weitermachen !
Unterschreibe ich, obwohl die besprochenen Alben/Bands in der Regel so gar nicht meine Baustelle sind. Aber ich könnte ja mal den Horizont erweitern. ;)
Jedenfalls toll!
 
Danke für das Lob @Perfect Stranger und @cpoetter .

Aber ich könnte ja mal den Horizont erweitern. ;)

Das ist sogar (mit) eine Intention für diesen Thread gewesen: neugierig machen auf "Anderes". Vielleicht findet der ein- oder Andere was Neues für sich.

Ich selbst bin weit davon entfernt, das komplette Metal- und Rockuniversum in allen Facetten zu kennen, aber ähnlich geartete Threads haben mich immer neugierig gemacht und am Ende auch dafür gesorgt, dass mein CD-Regal voller und meine Geldbörse schmaler wurden, auch, wenn natürlich nicht immer alles meinen Geschmack treffen konnte, was ich infolge solcher Threads gefunden habe.

Allein aber wenn ich hier so einige Kommentare lese zum Thema Lieblingsalben einer Band, so finde ich es schon schön, dass nicht jeder immer einen der "üblichen Verdächtigen" benennt, sondern auch mal eher weniger "bekannte" Alben ein Lieblingsalbum sein können.
 
Noch mal kurz zu RPWL: absolut tolle Band, die ich durch die World Through My Eyes kennengelernt habe, das ist wahrscheinlich auch mein Favorit von denen (allein Sleep!), aber eigentlich sind alle Alben empfehlenswert: The RPWL Experiment, Trying To Kiss The Sun oder das von dir vorgestellte God has Failed, alles super! Ich liebe den Gesang, die Gitarrenarbeit, generell die Atmosphäre. Tolle Band!
 
Ein noch nicht allzu warmer Morgen - etwas Zeit - also:

BlindEgo-Liquid.jpg

Soloalben und sogenannten "Projekte" sind immer so eine Sache: als das Ganze so Mitte/Ende der 90er startete war man versucht, möglichst viel seiner Lieblingsmusiker auch aus diesen Bereichen zu sammeln. Zumindest bei mir hat sich das dann irgendwann relativiert und heute bin ich im Wesentlichen der Meinung, es wäre schöner, wenn die Protagonisten einer Band möglichst auch viel Zeit in ihre Hauptbetätigungsfelder investieren.

Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel und möglicherweise geht mir durch diese Einstellung auch so Einiges an Perlen durch die Lappen. So wäre es mir denn auch beinahe mit dem derzeit aktuellen Album des hauptamtlichen RPWL-Gitarristen Kalle Wallner ergangen.

Gemein ist dem Wallner-Projekt "Blind Ego" mit RPWL im Wesentlichen der Begriff "Progressive Rock", denn auch hier wird im weitesten Sinne progressiv musiziert. Dennoch machen Blind Ego insofern Sinn, als dass das Spektrum in sich weiter gestreut ist, als dies bei RPWL der Fall ist. Auffällig ist auch, wie vielseitig Wallner hier an der Gitarre agiert: nicht, dass er sich bei RPWL zurücknähme, doch fließen bei "seiner" Band auch gänzlich andere Spielweisen ein (härteres Riffing, schnelle und teils arg vertrackte Soli), die zum eher harmonisch-relaxten Sound von RPWL nicht so recht passen mögen, auch, wenn letztgenannte Band auch einer permanenten Weiterentwicklung unterworfen ist.

"Liquid", das "jüngste" Soloalbum von Blind Ego, ist insofern eine Wundertüte: "A Place in the Sun" eröffnet beinahe schon progmetallastig das Album, es erinnert mich von der Machart her ein wenig an House of Spirits. Dies liegt sowohl am Aufbau (Wechselspiel zwischen ruhigen und teils metallischen Passagen), dazu der Gesang von einem Herrn Erik Ez Blomkvist, der in bestimmten Passagen nicht nur an HoS Olaf Bilic, sondern auch an Geoff Tate erinnert. Dazu ein Refrain, der tatsächlich catchy ausfällt - Einstieg gelungen!

Arno Menses von Subsignal veredelt gesanglich das nachfolgende "Blackened". Nicht nur deshalb hätte dieser Song auch problemlos auf einem Subsignal-Werk stehen können: es hat genau diesen Vibe eines relaxten und getragenen Subsignal-Songs, klingt aber nicht im Mindesten, als sei es eine Art Ausschussware eben jener Band - stark!

Mit "What if" folgt eine starke, äußerst hardrockig angehauchte Halbballade - wenn man so möchte. Hier ist das Songwriting ein wenig vertrackt, die Gitarrenarbeit unglaublich vielseitig: filigran, riffig, verspielt - "What if" bietet von allem Etwas, krönt das Ganze mit einem tollen Chorus. Bleibt trotz Komplexität absolut im Ohr, macht Spaß und überrascht. Gesang hier wieder von Blomkvist.

Ein Songtitel wie "Not going away" impliziert irgendwie erstmal eine Herzschmerzballade - das Gegenteil ist hier der Fall: das Stück geht mächtig nach vorn, trägt teils metallische Züge, vermischt mit einem Mix aus Bass- und Keyboardlinien, die dem moderneren Kosmos von RPWL entstammen. Kurz: nahe an RPWL dran, aber härter und gewagter. Arno Menses Vocals passen wunderbar - geil!

"Never escape the Storm" beginnt balladesk und eskaliert dann mehr und mehr in einen powerballadenähnlichen Kontext: ein wenig hat das Ding was von den Savatage zur Paul O'Neill Zeit, ohne jedoch deren Bombast zu erreichen. Auffällig ist hier - logischerweise - auch wieder die tolle und gefühlvolle Gitarrenarbeit Wallners, die einfach wunderbar in diese Bauart Musik passt und beweist, dass hier Jemand mit sehr viel Leidenschaft sein Instrument bearbeitet. Am Ende vielleicht ein ganz klein wenig zu lang geraten, ansonsten: wieder mal Daumen hoch für den erneut vom Blomkvist gesungenen Song.

"Tears and Laughter" klingt dann - nicht zuletzt aufgrund der Vocals, die nun wieder von Arno Menses stammen - wieder an Subsignal, dieses Mal jedoch in den eher härteren Momenten der Band. Ein wenig erinnert mich das Stück an eine atmosphärischere Version von Pearl Jam, zumal die Axt hier artigst rifft ohne zu nerven. Das Solo ist im Übrigen der Hammer, so muss ein Gitarrensolo in einem Rocksong klingen.

"Hear my Voice out there" geht dann auch wieder mächtig nach vorn, setzt auf ruhigere Zwischenspiele, ein ähnlicher Aufbau wie beim Opener - und nicht minder gelungen. Auch hier kann man sich vorstellen, dass dieses Stück auf einem HoS-Album hätte stehen können. Toll gemacht, Gesang wieder Blomkvist.

"Quiet Anger" ist das Instrumental des Albums und ein feiner Mindfuck: hartes Riffing, verspielte Elemente - Long Distance Calling lassen mit aller Macht grüßen und zwar eher aus den metallischen Elementen ihres Spiels. Geil!

"Speak the Truth" beendet episch und eher balladesk ein starkes Album. Mit Aaron Brooks kommt hier zum Abschluss hin noch ein dritter Sänger zum Einsatz. Ein wenig Von-Hertzen-Brothers, ein wenig Hardrockballade alter Schule - grundsätzlich mehr als gelungen.

Ein Fazit: Speziell die Herren @CimmerianKodex und @Vauxdvihl sollten hier ein Ohr riskieren, so fern sie die CD nicht ohnehin schon im Regal haben. Eine fette Überraschung, ein überaus ausgefeiltes Album, irgendwo zwischen Progrock/Metal und Neoprog, wie auch immer - Schnittmenge passt :). Wem RPWL zu ruhig ausfallen, der wird hier sicherlich fündig. Ein wenig ärgere ich mich nun auch darüber, die gemeinsame Tour von Blind Ego und Subsignal seinerzeit nicht besucht zu haben....
 
Ja, das hast du völlig richtig erkannt und daher steht das Album natürlich auch bereits (samt seiner Vorgänger) in meiner Sammlung. Werde ich heute auch gleich einmal wieder auflegen. :)
 
...und damit es mal ein wenig flotter wird:

Anhang anzeigen 181975

Wie viele seinerzeit eher klassisch ausgerichtete Bands "modernisierten" auch Chroming Rose ihren auf den Vorgängeralben eher helloweenlastigen Sound zugunsten einer Art Frischzellenkur: weniger Tralllala, mehr US-Metal-Prägung hieß das Rezept auf "Pressure" - und es funktionierte phantastisch!

Bereits der Opener "Under Pressure" stampft mächtig heavy aus den Boxen und weckt Assoziationen an Metal Church, mit "Skyline of the World" (mächtig schnell!) geht es eher in Richtung Vicious Rumors statt sich an den Erfolgstaten der Kürbisse zu orientieren. Erstaunlich gut integriert werden im Zuge der Neuausrichtung die dennoch "teutonischen" Zutaten, die sich im erwähnten "Skyline..." durchaus noch bemerkbar machen.

"The Snake" fällt ein wenig aus dem Rahmen und erinnert in Sachen Chorus ein wenig überdeutlich an das ebenfalls um die zeitliche Kante erschienene "Games People Play" Werk von Pink Cream 69. Überhaupt wirkt "Pressure" wie eine härtere Variante des genannten Albums der Karlsruher, strahlt aber aufgrund des sehr giftigen Gesangs von Gerd Salewski und des schön schneidenden Gitarrensounds genug eigene Identität aus.

Das Erstaunliche an "Pressure" ist, dass es der Band gelungen ist, einen Haufen erstklassiger Metal-Hymnen zu basteln, die ohne Peinlichkeiten, dafür aber mit hohem Ohrwurmfaktor und Wiedererkennungswert glänznen: "Under Pressure", "Metamorphic Dreamer", "They want more" - und natürlich "They will always find a Reason", alle Songs eint ein Chorus mit hohem Wiedererkennungswert, die Songs dürften im Livekontext bestens funktionieren.

Für die heutige Zeit , in der "Retro" en Vogue ist, wäre ein Album im "Pressure"-Sound eigentlich mal eine wohlwollende Abwechslung, denn in dieser Form wurde "klassischer" Metal dann doch eher weniger weiter entwickelt. Somit eignet sich "Pressure" sowohl für den qualitätsbewußten Traditionalisten als auch für den Metaller, der gerne mal ein wenig über den Tellerrand schaut. Schön auch die Tatsache, dass "Pressure" in Sachen Härtegrad im Vergleich zu seinen Vorgängern trotz "Soundmodernisierung" keine Abstriche macht, auch, wenn das Grundtempo der Songs auf Albumlänge ein wenig reduziert wurde: weg vom Speed/Heavymetal in Richtung Midtempo. Abschließend bliebe zu erwähnen, dass die Produktion von Flemming Rasmussen dem Sound von "Pressure" spürbar gut tut.
schade, dass man nur einmal liken kann :D:D:D:top::top::top:
 
...und um noch etwas mehr Schwung in den Tag zu bringen:

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Motörhead sind Legende und Lemmy sicherlich einer der Wichtigsten - wenn nicht DER Wichtigste - Protagonist für harte Musik, hier dürfte alltenthalben Einigkeit bestehen. Dennoch: rein subjektiv ist nie ein Motörhead-Album erschienen, dem ich in Gänze eine volle Punktzahl verleihen würde - so kontrovers, so ehrlich, so subjektiv.

Demzufolge ist meine Motörhead-Sammlung alles Andere als vollständig und es kommt auch eher selten vor, dass ich mir ein komplettes Motörhead-Werk am Stück gönne. Aber auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel - und natürlich ist das Ganze auch jeweils stimmungsabhängig.

"1916" ist ein Album, das in meiner persönlichen Wahrnehmung nahe an einer 10 kratzen könnte, schwächelt eigentlich nur mit den beiden Openern: Sowohl "The One to sing the Blues" als auch "I'm so bad (Baby I don't care" sind zwar typischer Lemmy-Stoff, aber jetzt nicht unbedingt zwingend. Dann aber geht es los: "No Voices in the Sky", einer der mitreißendsten Songs, die rund um Lemmy je entstanden sind, dann "Going to Brazil", Rock im unnachahmlichen Motörhead-Gewand - und dann "Nightmare - The Dreamtime", eine düstere Ballade der "Orgasmatron"-Kategorie - ein Wahnsinnstrio.

Es folgt als Eröffnung der B-Seite "Love me forever", DIE Referenzballade der Motorköpfe. Es ist offen gestanden trotz zahlreicher Coverversionen NIEMANDEM gelungen, auch hier nur im Ansatz an die Magie dieses Orignals zu gelangen. Ein weiteres Covern - auch von Lemmy-Verehrern und Verehrerinnen (sorry Frau Pesch...) sollte daher gesetzlich untersagt und ggf. unter Strafe gestellt werden. Die Version von "Beyond the Black" ist im Übrigen die übelste und verkommerzialisierteste mir bekannte Version - so ein Rotz (sorry, musste raus...). Grundsätzlich aber: unschlagbar im Original, ein Klassiker, wenn auch nicht unbedingt ein offensichtlicher dieser Art für Jedermann.

"Angel City" ist dann noch einmal klassicher Rock'n Roll à la Motörhead, nicht ganz so toll wie "Going to Brazil" - aber auch nicht wesentlich schlechter. Kurz und gut. "Make my Day": Motörhead wie sie sein sollten in der schnellen und eher hartmetallischen Version nach eigener, zigfach verwendeter Blaupause. Demzufolge nicht auffällig, aber natürlich grundsolide.

"Ramones" klingt eben wie die Ramones eben auch - eine Art Tribut von Seiten Lemmy an die Band, die seiner Ansicht nach lange, lange Zeit neben Motörhead den einzig wahren Rock'n Roll verkörpert hat. Das dieser Rock'n Roll landläufig eher Punk ist - geschenkt, Schubladendenken eben, nicht zuletzt auch deshalb, weil Motörhead ja nun auch selbst nicht gerade sparsam mit punkigen Elementen umgegangen sind. Kurz: ein mehr als gelungener Tribut und somit der beste Ramones-Song, den die Ramones selbst nie geschrieben haben.

"Shut you down" ist dann noch einmal kurz und voll in die Fresse, eben typisch Motörhead und demzufolge natürlich toll :). Ob der abschließende Titeltrack nun zu Motörhead passen mag oder nicht: er ist unglaublich intensiv und ich denke, die Lyrics konnte in dieser Form nur ein Herr Kilmister verfassen. Viele Kriegstreiber dieser Zeit sollten sich in einer stillen Stunde mal diese 3:45 Minuten vertontes Soldatenschicksal anhören, es könnte helfen - so oder so, das Ding macht eine Gänsehaut, zumal Lemmys hier fast zerbrechlich und melodisch (!) wirkender Gesang eine Zusatzschippe an Emotion draufpackt. Wenn Anti-Kriegssong, dann so und nicht anders.

"1916" ist ein tolles Album und reduziert die Band nicht auf die Schiene "schnell - schneller - Motörhead". Dies ist grundsätzlich auch auf anderen Alben gelungen, doch hier ist die Mischung an sich die homogenste, wie ich finde. Ob es mein persönliches Lieblingsalbum der Band ist? Schwer zu sagen...in jedem Fall aber das, ,was am Meisten den Weg in meinen CD-Player findet, demzufolge ein ziemlich deutlicher Hinweis darauf, dass es so sein könnte :).
 
Ein noch nicht allzu warmer Morgen - etwas Zeit - also:

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Soloalben und sogenannten "Projekte" sind immer so eine Sache: als das Ganze so Mitte/Ende der 90er startete war man versucht, möglichst viel seiner Lieblingsmusiker auch aus diesen Bereichen zu sammeln. Zumindest bei mir hat sich das dann irgendwann relativiert und heute bin ich im Wesentlichen der Meinung, es wäre schöner, wenn die Protagonisten einer Band möglichst auch viel Zeit in ihre Hauptbetätigungsfelder investieren.

Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel und möglicherweise geht mir durch diese Einstellung auch so Einiges an Perlen durch die Lappen. So wäre es mir denn auch beinahe mit dem derzeit aktuellen Album des hauptamtlichen RPWL-Gitarristen Kalle Wallner ergangen.

Gemein ist dem Wallner-Projekt "Blind Ego" mit RPWL im Wesentlichen der Begriff "Progressive Rock", denn auch hier wird im weitesten Sinne progressiv musiziert. Dennoch machen Blind Ego insofern Sinn, als dass das Spektrum in sich weiter gestreut ist, als dies bei RPWL der Fall ist. Auffällig ist auch, wie vielseitig Wallner hier an der Gitarre agiert: nicht, dass er sich bei RPWL zurücknähme, doch fließen bei "seiner" Band auch gänzlich andere Spielweisen ein (härteres Riffing, schnelle und teils arg vertrackte Soli), die zum eher harmonisch-relaxten Sound von RPWL nicht so recht passen mögen, auch, wenn letztgenannte Band auch einer permanenten Weiterentwicklung unterworfen ist.

"Liquid", das "jüngste" Soloalbum von Blind Ego, ist insofern eine Wundertüte: "A Place in the Sun" eröffnet beinahe schon progmetallastig das Album, es erinnert mich von der Machart her ein wenig an House of Spirits. Dies liegt sowohl am Aufbau (Wechselspiel zwischen ruhigen und teils metallischen Passagen), dazu der Gesang von einem Herrn Erik Ez Blomkvist, der in bestimmten Passagen nicht nur an HoS Olaf Bilic, sondern auch an Geoff Tate erinnert. Dazu ein Refrain, der tatsächlich catchy ausfällt - Einstieg gelungen!

Arno Menses von Subsignal veredelt gesanglich das nachfolgende "Blackened". Nicht nur deshalb hätte dieser Song auch problemlos auf einem Subsignal-Werk stehen können: es hat genau diesen Vibe eines relaxten und getragenen Subsignal-Songs, klingt aber nicht im Mindesten, als sei es eine Art Ausschussware eben jener Band - stark!

Mit "What if" folgt eine starke, äußerst hardrockig angehauchte Halbballade - wenn man so möchte. Hier ist das Songwriting ein wenig vertrackt, die Gitarrenarbeit unglaublich vielseitig: filigran, riffig, verspielt - "What if" bietet von allem Etwas, krönt das Ganze mit einem tollen Chorus. Bleibt trotz Komplexität absolut im Ohr, macht Spaß und überrascht. Gesang hier wieder von Blomkvist.

Ein Songtitel wie "Not going away" impliziert irgendwie erstmal eine Herzschmerzballade - das Gegenteil ist hier der Fall: das Stück geht mächtig nach vorn, trägt teils metallische Züge, vermischt mit einem Mix aus Bass- und Keyboardlinien, die dem moderneren Kosmos von RPWL entstammen. Kurz: nahe an RPWL dran, aber härter und gewagter. Arno Menses Vocals passen wunderbar - geil!

"Never escape the Storm" beginnt balladesk und eskaliert dann mehr und mehr in einen powerballadenähnlichen Kontext: ein wenig hat das Ding was von den Savatage zur Paul O'Neill Zeit, ohne jedoch deren Bombast zu erreichen. Auffällig ist hier - logischerweise - auch wieder die tolle und gefühlvolle Gitarrenarbeit Wallners, die einfach wunderbar in diese Bauart Musik passt und beweist, dass hier Jemand mit sehr viel Leidenschaft sein Instrument bearbeitet. Am Ende vielleicht ein ganz klein wenig zu lang geraten, ansonsten: wieder mal Daumen hoch für den erneut vom Blomkvist gesungenen Song.

"Tears and Laughter" klingt dann - nicht zuletzt aufgrund der Vocals, die nun wieder von Arno Menses stammen - wieder an Subsignal, dieses Mal jedoch in den eher härteren Momenten der Band. Ein wenig erinnert mich das Stück an eine atmosphärischere Version von Pearl Jam, zumal die Axt hier artigst rifft ohne zu nerven. Das Solo ist im Übrigen der Hammer, so muss ein Gitarrensolo in einem Rocksong klingen.

"Hear my Voice out there" geht dann auch wieder mächtig nach vorn, setzt auf ruhigere Zwischenspiele, ein ähnlicher Aufbau wie beim Opener - und nicht minder gelungen. Auch hier kann man sich vorstellen, dass dieses Stück auf einem HoS-Album hätte stehen können. Toll gemacht, Gesang wieder Blomkvist.

"Quiet Anger" ist das Instrumental des Albums und ein feiner Mindfuck: hartes Riffing, verspielte Elemente - Long Distance Calling lassen mit aller Macht grüßen und zwar eher aus den metallischen Elementen ihres Spiels. Geil!

"Speak the Truth" beendet episch und eher balladesk ein starkes Album. Mit Aaron Brooks kommt hier zum Abschluss hin noch ein dritter Sänger zum Einsatz. Ein wenig Von-Hertzen-Brothers, ein wenig Hardrockballade alter Schule - grundsätzlich mehr als gelungen.

Ein Fazit: Speziell die Herren @CimmerianKodex und @Vauxdvihl sollten hier ein Ohr riskieren, so fern sie die CD nicht ohnehin schon im Regal haben. Eine fette Überraschung, ein überaus ausgefeiltes Album, irgendwo zwischen Progrock/Metal und Neoprog, wie auch immer - Schnittmenge passt :). Wem RPWL zu ruhig ausfallen, der wird hier sicherlich fündig. Ein wenig ärgere ich mich nun auch darüber, die gemeinsame Tour von Blind Ego und Subsignal seinerzeit nicht besucht zu haben....

Habe BLIND EGO mal zusammen mit Subsignal gesehen, aber nichts von der Band/Projekt im Schrank stehen.
Live haben sie mir sehr gut gefallen, warum ich da Tonträgertechnisch noch nicht nachgerüstet habe, kann wohl nur meine Geldbörse beantworten...
 
Bleiben wir doch im Hardrock:

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1993 oder Anfang 1994: Magnum auf der "Sleepwalking"-Tour im Jovel zu Münster, eine Vorband mit dem Namen Gotthard. Noch lange, bevor man später vielfach den Begriff "Hausfrauenrock" (also, nicht das Kleidungsstück jetzt...) mit den Schweizern assoziierte erschien das Debut der Hardrocker. War mir dieses vor dem benannten Konzert nicht im Mindesten ein Begriff, so änderte sich dies kurzfristig nach dem energiegeladenen Auftritt von Steve Lee und seinen Mannen. Magnum an die Wand zu spielen ist nicht so einfach - Gotthard gelang dies an jenem Abend spielend.

Mitten in der Grunge-Zeit ein Album auf den Markt zu bringen, das auch heute noch locker alle (!) bisherigen Airbourne-Veröffentlichungen in der Luft zerreißt war natürlich nicht so leicht: heutzutage wären Gotthard für diesen Klassiker (nichts anderes ist hier ein passender Begriff) garantiert geadelt worden und hätten nicht den Umweg über die Kommerzschiene nehmen müssen, um einen entsprechenden Bekanntheitsgrad zu erreichen. All das, was diese spätere Zeit ausmachte (Schmalzballaden, Spät-Bon-Jovi-Langweiler-Hardrock - mittlerweile ist man ja wieder auf dem Weg der Besserung, auch, wenn Nic Maeder bei aller Klasse nie ein Steve Lee sein kann) findet sich auf "Gotthard" noch nicht mal im Ansatz: hier wird gerockt und zwar defitig und mit arger Schlagseite in Richtung Metal.

Das Eröffnungsdoppel "Standing in the Light" und "Downtown" geht unmittelbar auf die 12 und zerlegt schlicht und ergreifend alles, ehe mit "Firedance" ein knapp über 6 Minuten langer Stampfer einen neuen Farbtupfer auf der Gotthard-Landkarte zaubert. Allein diese 3 Tracks sind für die Ewigkeit - Punkt. Ihr Händchen für geniale Coverversionen haben die Schweizer später noch öfter unter Beweis gestellt, die hier vertretene Version von Souths "Hush" schlägt sogar die Interpretation von Deep Purple, auch, wenn ich jetzt knapp an der Gotteslästerung vorbeischramme - aber ist ja mein Thread, also auch meine Meinung. Mit "Mean Street Rocket" folgt ein Highspeedrocker, mit "Get down" ein boogie- und bluesgetränkter, dreckiger Rocksong, der jeden Bikerclub zum Kochen bringen dürfte. "Take me" trägt Züge von Saxon, mit "Angel" folgt eine tatsächlich kitschfreie (!) Ballade, vertonter Herzschmerz in seiner schönsten Form. "Lonely Heartache" atmet US-Freewayrock, "Hunter" drückt noch einmal mächtig auf die Tube und greift wieder eher in britischen Heavy Metal (!) ein, mit "All I care for" folgt dann eine akustische Ballade: will man einen Schwachpunkt auf dem Album ausmachen, hier kann man ihn mit viel Wohlwollen ausmachen. Dennoch um Längen pässlicher als spätere Blaupausen amerikanischer Hairsprayrockballaden, die leider dann auch in der Gotthard-Discographie auftauchen. Mit "That's it" schließt dann ein eher augenzwinkerndes "Outro" das Album ab.

Den Stil des Debuts verfolgten Gotthard im Wesentlichen bis hin zum "G"-Album, dennoch ist das Debut unerreicht: eine absolut passende Produktion, ein Parforceritt durch die Hardrock- und Metalwelt, eine Überballade und nur ein kleiner Ausfall zum Ende, Energie ohne Ende. Für mich ein absolut verkanntes Meisterstück des Hardrock, um Längen aggressiver als so manche Metal-Band es gerne wäre.
 
Etwas mehr Krach mit:

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Ähnlich wie die in diesem Thread bereits erwähnten Black Symphony sind auch Civil Defiance eine progressiv ausgerichtete US-Metal-Band mit arg progressivem Einschlag. "The Fishers for Souls", erschienen 1996, ist eine Wundertüte an musikalischen Ideen und weit mehr als Metal von der Stange.

Das Intro "Whirring Jar" mündet in "Days of Rain" - in Summe ergibt dies eine Art "Over the Hills and far away" im Metal-Gewand, ich denke, diese Bezeichnung passt gut. Hätte als Soundtrack für Braveheart fantastisch funktioniert. "Death to the Clown" rifft sich brutal und gewaltig in die Gehörgänge, hier braten die Klampfen, ehe es in einem eher ruhiger gehaltenen Teil in Sachen Strophe weitergeht um dann in einem schon thrashig zu nennen Chorus zu explodieren. Psychedelische Einsprengsel verleihen dem Stück eine besondere Eigenständigkeit.

"Man on Fire" ist dann Thrash - ohne Wenn und Aber, na gut: mit jazzigen Zutaten. Geht nicht? Geht wohl! Mag in manchen Ohren seltsam klingen, ist aber im besten Sinne abgefahren und speziell für Watchtower-Jünger sicher mehr als interessant. Mit "A dry white Season" folgt eine rund 6minütige, ruhige und erneut recht jazzige Komposition, die die bislang recht präsente Härte des Albums auflöst: zusätzlich mit Streichern und einer akustischen Gitarre unterlegt klingt der Song ein wenig wie die Filmmusik zu einem düsteren Arthouse-Film. Allerdings vielleicht auch nicht jedermanns Sache.

Das folgende "Faith" lässt dann die Sonne aufgehen: auch hier kaum eine Spur von Metal, eher ein Hardrocksong mit einer leicht folkloristischen Attitüde, tolle Gesangsspuren. Live wäre das garantiert Granate. "Dreams die fast" kehrt dann zurück zu dem Muster, thrashige Elemente mit ruhigen Passagen zu paaren, auch hier fließen wieder so einige her psychedelische Momente mit ein, im Kontext mit den Lyrics ein ganz großes Stück Kino, zumal es dennoch gelingt, hier eine gewisse Eingängigkeit hervorzuzaubern. "Man in the Moon" beendet ein großartiges Album mit einer Art Ballade: Aufbau hier von ruhig bis hin zu einem epischen Finale, auch hier sind wieder Streicher mit von der Partie.

"The Fishers for Souls" ist mehr als ein Album: es ist ein Kunstwerk, ein Kleinod, weit, weit über den Tellerrand des Üblichen hinaus, aufregend, spannend, progressiv, psychedelisch, thrashig, metallisch, jazzig, folkig....und sogar emotional. Das Ganze ist dann auch noch mit einer Produktion gesegnet, die im Rahmen der Möglichkeiten das Optimum herausholt. Eine Melange, die man in dieser Form nur sehr selten serviert bekommt und deshalb: ja, das Ding ist 10 Punkte wert.
 
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