Biographien unserer Helden

Interessanter Thread!

Klar empfehlen muss ich fernab der (Hard)-Rock und Metal Akteure die Biographie "Hellfire" von Nick Tosches über Jerry Lee Lewis. Ist einer meiner Helden und daher habe ich die als sehr lesenswert empfunden. Gibt einen guten Einblick in eine ganz andere Zeit der Musik.

Lemmy auch gelesen, klar.

Habe kürzlich im Antiquariat in Bamberg die Bios von Ozzy und Neil Young im Hardcover erstanden. Jeweils für 7,50€. Bin gespannt. Für den Preis sicher top :) Hoffe der Inhalt enttäuscht nicht. Ozzy wird wohl top, bei Neil bin ich gespannt, weil die Rezensionen doch sehr gemischt ausfallen. ( Guter Freund ist starker Neil Young fan und fand die Bio bspw. alles andere als gut - eher wirre, langweilig und zäh.).
 
@Achilles
Mustaine schildert in dem Buch sehr offen seinen Werdegang von Kindheit, über musikalische Anfänge, Metallica und den Rausschmiss (der ihm immer noch nahe geht) bis Megadeth in der Neuzeit.. Privates kommt auch ausführlich zur Sprache.

Drogenprobleme und Entzüge werden schonungslos dargelegt, ohne dies zu Verherrlichen. Eher sind hier die auf-
tretenden Probleme, die enstehen (Bandstress/Eheprobleme), im Fokus.
Dazu die Angst, sein Gitarrenspiel durch die Nerven-Erkrankung verloren zu haben, seine "Gottfindung" etc.

Mustaine scheut sich nicht, sich selbst auch in schwarzen Farben darzustellen und Fehler einzugestehen.
Dadurch wirkt er äußerst natürlich und sympatisch, und nicht wie das egomanische Arschloch, als das viele ihn sich vorstellen.

Alles ist sehr direkt, aber auch humorvoll beschrieben. Langeweile kommt bei dem Buch keine auf, es sei denn
man will ein saufen, bumsen und koksen Buch.

Klare Kaufempfehlung.
 
Hat jemand schon die Dee-Snider-Biographie gelesen? Wurde ja mal, wenn ich mich recht entsinne, im Rock Hard positiv besprochen.
Sehr interessant fand ich "Life" von Keith Richards; der Unterhaltungsfaktor war bei Sammy Hagars "Red" dagegen deutlich höher.

Habe kürzlich im Antiquariat in Bamberg die Bios von Ozzy und Neil Young im Hardcover erstanden.
Welche von Ozzy? Die mit Chris Ayres? Die fand ich streckenweise auch etwas fad und trivial.
 
Genau die, Kantapper. Meine Skepsis bezieht sich jedoch weniger auf die Ozzy Bio (bis dato nur positive Stimmen aus dem Bekanntenkreis vernommen), sondern auf die über N.Young. Letztlich werde ich es aber wohl herausfinden. ;-)
 
@kantapper

Die Dee Snider Bio ist sehr gut. Dee hebt sich von den anderen "Hair-Metal-Heroes" schon sehr ab, da seine
Bio das genaue Gegenteil von The Dirt darstellt. Wo die Mötley Jungs nur am feiern und vögeln waren blieb
Mr. Snider lieber alleine Backstage um seine Stimme zu schonen.
Seit Ewigkeiten mit der selben Frau zusammen, während der mageren Jahre schon zu Vaterfreuden gekommen
und immer den Fokus auf die Entwicklung von Twisted Sister, immer auf dem Weg zu Ruhm und Ehre.

Interessant zu lesen, wie sich die Band immer weiter nach oben kämpft, um nach kurzer Hochphase wieder
abzustürzen.

Dee Snider, der Werbezettel im strömenden Regen verteilt, peinlich bedacht, nicht erkannt zu werden.

Wie schon geschrieben, es ist ein komplett anderes Buch als die Bios von Mötley oder Slash, aber nicht weniger
spannend.
 
@Achilles
Mustaine schildert in dem Buch sehr offen seinen Werdegang von Kindheit, über musikalische Anfänge, Metallica und den Rausschmiss (der ihm immer noch nahe geht) bis Megadeth in der Neuzeit.. Privates kommt auch ausführlich zur Sprache.

Drogenprobleme und Entzüge werden schonungslos dargelegt, ohne dies zu Verherrlichen. Eher sind hier die auf-
tretenden Probleme, die enstehen (Bandstress/Eheprobleme), im Fokus.
Dazu die Angst, sein Gitarrenspiel durch die Nerven-Erkrankung verloren zu haben, seine "Gottfindung" etc.

Mustaine scheut sich nicht, sich selbst auch in schwarzen Farben darzustellen und Fehler einzugestehen.
Dadurch wirkt er äußerst natürlich und sympatisch, und nicht wie das egomanische Arschloch, als das viele ihn sich vorstellen.

Alles ist sehr direkt, aber auch humorvoll beschrieben. Langeweile kommt bei dem Buch keine auf, es sei denn
man will ein saufen, bumsen und koksen Buch.

Klare Kaufempfehlung.

Prima. Gerade eben bei A....n zugeschlagen. Und ja. Ich denke auch, dass Dave Mustaine nicht das Arschloch ist, was in Printmedien aus ihm gemacht wird. Dafür kommt / kam da oftmals zu viel feinsinniger Krempel bei rum. Ich mag den Kerl. Auch und gerade wegen "Some kind of Monster". Aber das liegt wohl auch an meinem Wesen, dass der Kerl mir da wirklich leid tat.
 
Wo @Moelly das gerade anspricht. Den Kommentar für das Buch "I am Ozzy" habe ich am Wochenende in einer losen Minute bereits vorformuliert. Ich werfe das einfach mal hier hinein. Weil....
"I am Ozzy".... Ja.... Da war was...
Wenn man auf der Suche nach einem diplomierten Vollpfosten kombiniert mit Teddybär ist, der wird in persona des personifizierten Unsinns fündig. In der Regel ist Ozzy jemand, der, wenn er nicht die Anzeige "Ozzy Zig requires Gig" an ein schwarzes Brett einer Schule gekleistert hätte wahrscheinlich ein bitterer alter Mann am Fließband einer Stahlfabrik in Birmingham geworden wäre. Denn zu mehr hätte es wahrlich nicht gereicht. John Michael Osbourne ist ein reichlich bescheiden denkender Mensch, der in seinem Leben keiner Verführung widerstehen konnte und der ohne die Hilfe von Dritten (meist Ehefrauen) niemals da angekommen wäre, wo er heute ist. Wenn man es ganz ketzerisch nimmt, dann ist Ozzy jemand, der in seinem Leben viel mehr Glück hatte, als ein Mensch eigentlich haben kann.
Beginnend in einer einfachen, aber ordentlichen Kindheit, die mit allen Schwierigkeiten aber auch glücklichen Momenten gesegnet war beginnt Ozzy recht früh, sich mit den Beatles zu infizieren. Die Krankheit Rock 'n Roll ist ausgebrochen und Ozzy versucht nach Kräften, sich aus dem vorbestimmten Weg (Schule, Fabrik, Tod) herauszuziehen. Die oben erwähnte Anzeige hilft ihm dabei, auf den reichlich überraschen Tony Iommi zu treffen, der Ozzy während Schulzeiten eigentlich nur als Opfer der täglichen Schlägereien mitnahm. Aber Ozzy hatte eine PA und das ließ Tony umdenken. Ozzy entpuppte sich als liebenswerter Clown, der mit einem großen Herzen gesegnet ist. Eine Freundschaft entstand, die bis heute (natürlich mit deutlichen Unterbrechungen) anhält. Ozzy findet in seinem Buch oftmals sehr schöne Worte zu Geezer, Tony und vor allem Bill, den er anscheinend wirklich als "Bruder" ansieht. Die beiden schien eine Menge zu verbinden.

Schnell wird im Buch klar, dass Ozzy sich gern an Menschen angelehnt hat, die seinem Leben eine Richtung aufzeigen konnten. Eigene Entscheidungen fielen ihm gerade zu Beginn der Karriere von Black Sabbath schwer. Tony schrieb die Songs, Geezer die Texte und Bill arrangierte zusammen mit Tony viel. Ozzy blieb die Rolle als Sänger, die er allerdings gern ausfüllte. Die Band verzeichnete schnell Erfolge und gerade Ozzy wurde von dem Tempo, welches ab "Paranoid" an den Tag gelegt wurde, mitgerissen. Gerade die Zeiten zwischen "Paranoid" und "Sabotage" stellt Ozzy als einzigen Rauch dar. Der Rausschmiss Ende der 70'er zog ihm dann vollkommen den Boden unter den Füßen weg und ließ ihn mit seiner Zukunft hadern. Doch dann kam Sharon.

Ewig die "Heilige und Schutzpatronin" in seinem Leben wird Sharon auf eine Stufe gehievt, die ihr vielleicht sogar selbst etwas unangenehm ist. Wenn dieser Frau überhaupt etwas unangenehm ist?...

Sharon wurde zum Leitmotiv von Ozzys Leben und sie war es auch, die ihm so oft seine vielleicht gebrauchten Pausen vom Showbusiness verwehrte. Ich kann es nicht verstehen, dass jemand wie Ozzy bis vor wenigen Jahren ("Scream") Soloplatten gemacht hat, die sich zwar ordentlich verkauften, aber künstlerisch wenig aussagten. Nach "No more Tears" hätte Ozzy sich eine Pause redlich verdient gehabt. Auf "Dreamer" oder "Changes (feat. Kelly Osbourne)" hätte ich gern verzichten können. Aber das ist meine persönliche Meinung.

Ozzy trauert dem Ende von Black Sabbath lang hinterher und da das Buch irgendwann vor der Veröffentlichung von "Scream" endet, kann ich mir die Erleichterung und das Glück innerhalb des Menschen Ozzy Osbourne gut vorstellen, als am 11.11.11 die Reunion in der klassischen Besetzung verkündet wurde.

Das Buch geht sehr einfühlsam auf dem Verlust von Randy Rhoads ein und setzt sich in ordentlicher Weise mit den eigenen Problemen mit Drogen und Alkohol auseinander. Schlimm hingegen finde ich die wenig vorhandene Einsicht, wenn es um die Aussetzer nach dem Genuss von ebenjenen geht. Dass Ozzy versucht hat, Sharon umzubringen. Dass Ozzy ein schlechter Vater für Aimee und Jack war wird in einem Satz abgerissen.

Ein ähnliches Problem hatte ich, und das sei an dieser Stelle gesagt, mit "The Dirt". Wobei sogar Vince Neil kapiert hat, dass der Unfalltod von Razzle und der krankheitsbedingte Tod seiner Tochter Skylar epochale Einschnitte in seinem Leben darstellten. Diese Erkenntnis fehlt mir bei Ozzy, der viel zu schnell wieder in alte Gewohnheiten zurückfiel. Zum Wiehern komisch hingegen sind die Eskapaden in denen Bill Ward angezündet wurde, in denen Ozzy das Nationaldenkmal von Texas; das Alamo; als Urinal nutzte und die Ameisenaktion auf der 84'er-Tour mit Mötley Crüe. Jedoch hat man das Gefühl, dass der Lerneffekt nicht wirklich eingetreten ist. Wenn man von so etwas wie Altersmilde oder auch Altersweisheit sprechen kann, dann kommt das recht spät im Buch. Und zwar in Richtung seiner Frau und seiner vier Kinder (ein Sohn aus erster Ehe). Diese Einsichten haben mir dabei geholfen, das Buch am Ende des Tages doch noch gut zu finden.

Ich weiß leider nicht, warum ich solch ein diffiziles Gefühl beim Lesen dieses Buches hatte. Eigentlich hätte das genauso bei irgendwelchen LED ZEPPELIN oder MÖTLEY CRÜE-Biographien passieren müssen. Aber da war das irgendwie nicht so. Vielleicht bin ich zu sehr Fan vom Menschen Ozzy Osbourne, als das ich das noch ordentlich trennen kann. Von daher….

…. "Die Osbournes" waren ein peinliches Abbild einer dysfunktionalen Familie. Die Nummer mit der Fledermaus bei der Unterzeichnung seines ersten Solo-Plattenvertrages eine pure Slapstick-Comedy-Aktion und das zeigt das diffizile Bild, was ich vom Künstler Ozzy Osbourne habe….
 
Danke für deine subjektive und informative Einschätzung. Komme nochmal darauf zurück, sobald ich das Buch gelesen habe.
 
Im Moment ist bei mir die Hölle los. Beruflich als auch privat. Daher entschuldigt bitte, dass ich diesen Thread so sträflich vernachlässige. Ich tu' das sehr ungern und möchte eine kleine Wiedergutmachung anbieten… Und nu' los. :)
Windmühlen…
Zerstörte Gitarren…
Ein tauber, stummer und blinder Junge
3 verlorene Freunde…
Depressionen…
Und eine Weltkarriere…

Wenn man mit wenigen Worten einen Menschen erklären soll, so ist das manchmal möglich. Dieser Fall ist so einer. Die Biographie, die ich euch heute vorstellen möchte, handelt von diesem Menschen.
Am Tag, an dem Albert Speer (Hilters Reichsarchitekt) von den Alliierten festgenommen wurde (19. Mai 1945) erblickte im Londoner Stadteil Chiswick ein Kind das Licht der Erde, welches sich anschicken sollte, zu einem der bekanntesten Songschreiber der Musikgeschichte zu werden. Peter Dennis Blandford Townshend (später nur noch „Pete“) wuchs in den Nachwirren des zweiten Weltkrieges in (teils) chaotischen Verhältnissen einer sehr musikalischen Familie auf. Sein Vater Cliff war als Saxophonist in einer Big Band angestellt, seine Mutter Betty eine ehemalige Sängerin. Aufgrund der Tatsache, dass Cliff sich als Hallodri entpuppte übernahm Pete's Großmutter von Betty die Rolle der Erzieherin des Kindes. Jahre später beschrieb Pete seine Großmutter als "klinisch wahnsinnig". Jedoch brachte der Umzug zur Großmutter den jungen Pete Townshend in Kontakt mit einem coolen Jungen namens John Entwistle. Man lernte sich an einer Bushaltestelle kennen und beschloss, gemeinsam Musik zu machen. Wie auf viele junge Menschen hatte der gerade geborene Rock 'n Roll einen großen Einfluss auf die beiden. Jedoch bot die Plattensammlung eines Klassenkameraden, der aus den USA Blues-Singles und -alben importiert bekam, ein deutlich spannenderes Spektrum als die damals so angesagten Shadows. Robert Johnson, Muddy Waters und Konsorten ließen in den beiden den Gedanken wachsen, eine Band zu gründen, die Rock 'n Roll und Rhythm 'n Blues miteinander verbinden sollte. Jedoch kam es, wie es kommen musste. Irgendwie stand der jugendliche Drang den Möglichkeiten im Weg und erst 1961 fanden die beiden jungen Herren sich im Rahmen einer Einladung in einer Band wieder. Diese nannten sich "The Detours" und wurden mit eiserner Hand von einem gewissen Roger Daltrey geführt. Die Band spielte bereits mit einem breiten Spektrum an Ideen herum und machte sich in ihrem Stadtteil schnell einen Namen. Einerseist durch gute musikalische Darbietungen, andererseits daduch, dass Daltrey jedem, der etwas gegen SEINE Band zu sagen hatte, ordentlich die Kauleiste neu arrangierte.

Mit weiteren Musikern, die jedoch meist nicht lang neben Townshend und Entwistle bestehen konnten, zogen die Detours durch die Clubs und kleinen Hallen von London. Man machte sich schnell einen Namen und zog durch die Hilfe von Pete's Vater sogar ein paar kleinere Aufnahmen von Singles an Land. Als die Detours 1963 von zwei Filmemachern (Kit Lambert und Chris Stamp) für eine Dokumentation über die damalige Jugendkultur auserkoren wurden, entschloss sich die Band, den beiden Filmemachern gleich das gesamte Management der Band zu überlassen. Lambert und Stamp krempelten den gesamten Auftritt der Band um. Man kaufte neue Anzüge, stilisierte die Musiker zu Idolen der damals hoch hergehenden Mod-Bewegung (heute so etwas wie Rocker, nur schick gekleidet und auf Motorrollern unterwegs) hoch und ließen nebenher die Kamera laufen. Eines Abends, in einem Club in London, kam ein reichlich dämlich aussehender Typ mit gelben Haaren zu Daltrey, der behauptete, dass der Drummer der Detours Scheiße sei und dass er das ja sowieso viel besser könne. Anstatt den kleinen Kerl zu vermöbeln, ließ ihn die Band gewähren und diese Entscheidung sollte sich als meisterhafter Schachzug entpuppen. Wie Daltrey Jahrzehnte später erklärte "setzte sich dieser Zwerg hinter das Schlagzeug. Ich sah zu den Gästen und nachdem der erste Einsatz der Band erfolgte, war es so als würden hinter mir Düsenjets starten".

So wurde an diesem Abend das klassische Line Up von THE WHO geboren, denn der Kerl mit den gelben Haaren war Keith Moon. Seines Zeichens Oberverrückter und nebenher ein unglaublicher Drummer.

Um den Bogen zurück zum Buch "Who am I" von Pete Townshend zu schlagen fand sich in Person von Moon allerdings auch einer der ersten "Partner in Crime" mit denen Pete gern, oft und heftig über die Stränge schlagen sollte. Nach einigen Umbenennungen unter dem finalen Banner THE WHO segelnd, sah sich Townshend mit der Idee konfrontiert, Songs schreiben zu müssen, da die Band wusste, dass sie nicht mit Coverversionen überleben konnte. Tummelten sich auf dem Debut der Band neben bekannten geklauten Ideen auch noch Cover einiger Hits, so fand sich mit "My Generation" der erste Welthit aus der Feder von Pete Townshend. Weitere Klassiker aus der Feder von Pete waren gerade in den ersten Jahren zum Beispiel "I can see for Miles", "I can't explain" oder "Substitute". Nachdem auf dem zweiten Album der Band sich mit "A quick one, while he's away" bereits ein Song fand, der deutlich den Rahmen einer 2 1/2 -Minuten-Popnummer sprengte, lehnte sich die Band auf dem Drittwerk "The Who…. sell out" weiter aus dem Fenster und veröffentlichte ein halbes Konzeptalbum unter dem Banner der damaligen Radio- und Zeitungswerbung. Der Schuss ging jedoch nach hinten los und Townshend zeigte erste negative Reaktionen auf die Kritik von aussen. Er verkroch sich und erschien' beinahe ein Jahr später wieder auf der Bildfläche mit der Idee zu "Tommy". Nachdem Management und Band in mühevoller Kleinarbeit von der Idee überzeugt werden mussten, schuf Pete Townshend sein erstes Meisterwerk. Mit einer kruden aber sehr persönlichen Geschichte gesegnet stellte das Album den absoluten Durchbruch für die Band, für Roger Daltrey als Hauptfigur "Tommy" und vor allem für Townshend als ernstzunehmender Künstler dar.

"Who am I" zeigt die Lebensgeschichte, in eigenen Worten erzählt, von einem wenig selbstbewussten jungen Mann, der an seinen Selbstzweifeln fast zerbrach. Der Druck und Hetze nicht vertragen konnte und den der Verlust geliebter Menschen mehrfach aus der Bahn warf. Als THE WHO 1982 ihr (vorläufiges) Ende erreicht hatten, war Townshend nach dem Tod seines ehemaligen Mentors Kit Lambert und vor allem nach dem tragischen Ableben von Keith Moon ein Wrack. Heroin, Kokain und Alkohol standen auf der Tagesordnung. Die Ehe zu seiner ersten Ehefrau lag in Trümmern (die Scheidung fand jedoch erst 2009 statt). Townshend berief sich auf Schuldzuweisungen, dass das Business ihn kaputt gemacht habe. Ideen, wie die quadrophonische Aufführung seines Lebenswerkes "Lifehouse" konnten nie umgesetzt werden. Die letzten Alben von THE WHO waren in seinen Augen absoluter Müll und eigentlich war alles schlecht. Erst Ende der 80'er zog sich Townshend, begleitet von Entwistle und Daltrey an den eigenen Haaren wieder aus dem Dreck. Die erste Reunion von THE WHO brachte große Erfolge mit sich. Seine Soloplatten verkauften sich ebenfalls gut und der gute Name wurde wieder hergestellt.

Heute ist Pete Townshend ein Mensch, der glücklich verheiratet ist, seine drei Kinder aus erster Ehe abgöttisch liebt und mit sich im absolut Reinen steht. Hatten sich Daltrey und Townshend in den 70'er-Jahren noch einige Schlägereien auf oder abseits der Bühne geliefert, so sind die beiden heute die besten Freunde.

Was den Reiz an "Who am I" ausmacht ist die Tatsache, dass man hier die Geschichte eines geläuterten, weil gesunden Menschen liest. All die Exzesse und der Wahnsinn werden auch in diesem Buch nicht ausgespart, sondern in allen Belangen offen und ehrlich erzählt und in ein konstruktives Licht gesetzt. Selbst die Anschuldigung des Besitzes von Kinderpornographie lässt Townshend nicht außen vor und geht realistisch mit dem Erlebten um.

Rund herum ein sehr feines Buch, welches ausreichend Lesestoff für lange Abende bietet. Stellenweise sehr ruhig und nachdenklich. Stellenweise exorbitant laut und eben THE WHO gerecht. Wie sagt man so schön auf Englisch? Absolutely a worthwhile read :)
 
Zuletzt bearbeitet:
In Ermangelung interessanterer Alternativen habe ich mir gestern erstmal die Slash-Biografie (Anthony Bozza) aus der Bibliothek geholt. Seitdem läuft hier seit Längerem auch mal wieder die "Appetite for Destruction" auf Dauerrotation - ich finde es einfach ungemein spannend, über die Songs zu lesen, die man seit Jahren kennt und sie gleichzeitig zu hören. Insgesamt eine durchaus unterhaltsame und interessante Lektüre, bei der man geistig wieder in die 80er eintaucht und auch wieder nachvollziehen kann, warum die Gunners damals dermaßen abräumten.
 
In Ermangelung interessanterer Alternativen habe ich mir gestern erstmal die Slash-Biografie (Anthony Bozza) aus der Bibliothek geholt. Seitdem läuft hier seit Längerem auch mal wieder die "Appetite for Destruction" auf Dauerrotation - ich finde es einfach ungemein spannend, über die Songs zu lesen, die man seit Jahren kennt und sie gleichzeitig zu hören. Insgesamt eine durchaus unterhaltsame und interessante Lektüre, bei der man geistig wieder in die 80er eintaucht und auch wieder nachvollziehen kann, warum die Gunners damals dermaßen abräumten.

Die Biographie von Slash habe ich noch nicht gelesen, da mir derzeit wichtiger ist, Geschichten von Menschen zu lesen, die MEHR erlebt haben. Oder eben auch gern Bücher, die nicht vor Beweihräucherung platzen.

Nicht falsch verstehen. Ich mag Slash sehr. Musikalisch gefällt mir sein Output gut und auch vom Auftritt her denke ich, dass der Typ eine coole Sau ist. Aber ich kann derzeit nicht "noch eine" und "noch eine" Bio gebrauchen, in der es nur um Sex, Drugs und Rock 'n Roll geht. Vielleicht ist meine Meinung auch voreingenommen, jedoch denke ich schon, dass das eines der Hauptthemen sein wird. Um schon einmal etwas die kommende Besprechung (ich hoffe, ich bin Montag fertig) vorweg zu nehmen. Ich bin wahrscheinlich der Einzige, der an Tony Iommi's "Iron Man" was auszusetzen hat. Aber dazu Montag mehr.. :)
 
Ja, da hast Du schon recht. Nachdem ich etwa die Hälfte durch habe, wird es tatsächlich etwas ermüdend, die ganzen Sauf-, Drogen- und Vögelgeschichten zu lesen. Da blättere ich größtenteils drüber. Spannender sind da schon die Stories, wie bestimmte Songs zustande gekommen sind und wie die ganze Guns 'N Roses-Nummer so richtig Fahrt aufgenommen hat.
Ein Grund mehr, mich mal um die Dee-Snider-Bio zu kümmern - das scheint ja etwas substanzieller zu sein.
 
Ich habe natürlich die Bi(er)ographie von Tankard. Es ist wie erwartet sehr humorvoll geschrieben und man bekommt Durst beim Lesen. Viele Storys kennt man natürlich schon von Interviews usw. Aber es sind auch viele Sachen drin, die man noch nirgends gelesen hat. Ich finde es einfach nur genial. Ein Muss in meiner Sammlung :)
Sehr gut auch: Die vielen Meinungen und Kommentare der unzähligen Weggefährten der Jungs.
Doch; "Life in Beermuda" ist echt zu empfehlen!!!
 
Ich möchte dann mal die Biografie von Anvil in den Ring werfen.

Dachte ja zunächst das Buch wäre im Prinzip der Schrieb zum Film und daher entbehrlich. Aber weit gefehlt. Das Buch ist quasi das Prequel zum Film, es wird die Geschichte der Band von Anfang an bis etwa zum Beginn des Films mehr oder weniger in eigenen Worten von Lips und Robb erzählt. Das ist ziemlich unterhaltsam und man erhält auch tiefe Einblicke in den Werdegang einer frühen Metalband. Wer sich fragt warum Anvil der ganz große Erfolg verwehrt geblieben ist, bekommt hier genügend Antworten. Empfehlenswert.

Wer den Film noch nicht gesehen hat, sollte zuerst das Buch lesen und dann den Film schauen.
 
Ich möchte dann mal die Biografie von Anvil in den Ring werfen.

Dachte ja zunächst das Buch wäre im Prinzip der Schrieb zum Film und daher entbehrlich. Aber weit gefehlt. Das Buch ist quasi das Prequel zum Film, es wird die Geschichte der Band von Anfang an bis etwa zum Beginn des Films mehr oder weniger in eigenen Worten von Lips und Robb erzählt. Das ist ziemlich unterhaltsam und man erhält auch tiefe Einblicke in den Werdegang einer frühen Metalband. Wer sich fragt warum Anvil der ganz große Erfolg verwehrt geblieben ist, bekommt hier genügend Antworten. Empfehlenswert.

Wer den Film noch nicht gesehen hat, sollte zuerst das Buch lesen und dann den Film schauen.

Hab ich auch im Schrank und fand das Buch ausgesprochen kurzweilig. Super Ergänzung zum Film!

Eine der interessantesten und zugleich verstörendsten Bios, die ich in letzter Zeit gelesen habe, ist die unautorisierte Yngwie-Malmsteen-Biographie "As Above, So Below" von Anders Tengner. Mir war schon immer klar, dass jemand, der alles und jeden opfert, um in seinem Bereich an die Spitze zu kommen, nicht nur über eine gesunde Portion Disziplin und Bessessenheit verfügen muss, sondern mitunter auch über einen deformierten Charakter.

Nun ist es ja kein großes Geheimnis, dass Yngwie Malmsteen kein einfacher Typ ist. Was der schwedische Journalist Anders Tengner hier allerdings in unzähligen Interviews mit Weggefährten und, man kann es nicht anders ausdrücken, Opfern von Malmsteen aus sämtlichen Lebensstadien in Schweden und den USA ans Licht bringt, haut einem dann doch den Draht aus der Mütze. Tengner, selbst lange befreundet mit Yngwie und sogar Gast auf dessen ersten beiden Hochzeitsfeiern, arbeitet sehr schön das gebrochene Bild eines einzigartigen, brillianten Musikers heraus, der zwar Freunden und Familie gegenüber oft ein großes Herz zeigt, humorvoll ist und durchaus sympathische Züge hat, gleichzeitig aber auch wie eine der selbstsüchtigsten und widerlichsten Kackbratzen agiert, die man sich vorstellen kann.

Es ist mir allerdings wichtig, zu betonen, dass ich Yngwie Malmsteen trotz aller fragwürdigen Eskapaden als Musiker immens bewundere und ihn für seinen Drive und seine bedingungslose Hingabe an seine Kunst zutiefst verehre. Inwieweit er sich mittlerweile, nachdem er Drogen und Suff abgeschworen hat, menschlich gewandelt hat, wer weiß das schon? Zusammenleben oder -arbeiten würde ich mit ihm nach Lektüre dieses Buches jedenfalls definitiv nicht wollen. Aber vielleicht geht's ja auch nicht anders. Vielleicht bedingen Genie und Wahnsinn sich dem Klischee gemäß tatsächlich einander.

Das Buch gibt's meines Wissens nach (noch?) nicht in Print-Form, also hab ich's mir als E-Book bei ihr wisst schon wem runtergeladen und es keine Sekunde bereut. Nicht nur für Yngwie-Fans zu empfehlen.
 
Hab ich auch im Schrank und fand das Buch ausgesprochen kurzweilig. Super Ergänzung zum Film!

Eine der interessantesten und zugleich verstörendsten Bios, die ich in letzter Zeit gelesen habe, ist die unautorisierte Yngwie-Malmsteen-Biographie "As Above, So Below" von Anders Tengner. Mir war schon immer klar, dass jemand, der alles und jeden opfert, um in seinem Bereich an die Spitze zu kommen, nicht nur über eine gesunde Portion Disziplin und Bessessenheit verfügen muss, sondern mitunter auch über einen deformierten Charakter.

Nun ist es ja kein großes Geheimnis, dass Yngwie Malmsteen kein einfacher Typ ist. Was der schwedische Journalist Anders Tengner hier allerdings in unzähligen Interviews mit Weggefährten und, man kann es nicht anders ausdrücken, Opfern von Malmsteen aus sämtlichen Lebensstadien in Schweden und den USA ans Licht bringt, haut einem dann doch den Draht aus der Mütze. Tengner, selbst lange befreundet mit Yngwie und sogar Gast auf dessen ersten beiden Hochzeitsfeiern, arbeitet sehr schön das gebrochene Bild eines einzigartigen, brillianten Musikers heraus, der zwar Freunden und Familie gegenüber oft ein großes Herz zeigt, humorvoll ist und durchaus sympathische Züge hat, gleichzeitig aber auch wie eine der selbstsüchtigsten und widerlichsten Kackbratzen agiert, die man sich vorstellen kann.

Es ist mir allerdings wichtig, zu betonen, dass ich Yngwie Malmsteen trotz aller fragwürdigen Eskapaden als Musiker immens bewundere und ihn für seinen Drive und seine bedingungslose Hingabe an seine Kunst zutiefst verehre. Inwieweit er sich mittlerweile, nachdem er Drogen und Suff abgeschworen hat, menschlich gewandelt hat, wer weiß das schon? Zusammenleben oder -arbeiten würde ich mit ihm nach Lektüre dieses Buches jedenfalls definitiv nicht wollen. Aber vielleicht geht's ja auch nicht anders. Vielleicht bedingen Genie und Wahnsinn sich dem Klischee gemäß tatsächlich einander.

Das Buch gibt's meines Wissens nach (noch?) nicht in Print-Form, also hab ich's mir als E-Book bei ihr wisst schon wem runtergeladen und es keine Sekunde bereut. Nicht nur für Yngwie-Fans zu empfehlen.
Doch, der würde mich auch nochmal als Bio interessieren, wo ich vorhin noch das hier gesehen habe:
 
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