DAUTHA - Den Förste ... Demo veröffentlicht (mit Musikern von Griftegard, Wardenclyffe...)

Als ich die Versandbestätigung gestern bekommen habe, dachte ich ja eher an einen Fehler oder so, zumindest habe ich nicht damit gerechnet, das Teil gut zwei Wochen vor Release schon zu haben. Dann war das gute Stück heute aber in der Tat da, lief inzwischen auch schon einmal und der Titeltrack hat mich spontan auch gleich in die Knie gezwungen - fantastisch!
 
Eigentlich wurde mir eine LP aus Schweden zugesichert, aber da es da einen "Engpass" gibt, habe ich gestern bei Ván bestellt. Debüt plus abermals das Demo.
Das Cover haut mich im Moment noch nicht um, vielleicht ändert sich das, wenn ich die Hülle in meinen eigenen Händen halte. Ich bin also weiterhin gespannt.
 
Für alle Lesewilligen:

Shalom, Ola! Euer Demo wurde in einer sehr geringen Auflage veröffentlicht, genauer gesagt gibt es nur 78 Kopien davon. Warum gerade eine solch geringe Stückzahl und noch dazu solch eine krumme Zahl? Höchstwahrscheinlich werden wir zwar in nicht allzu ferner Zeit die beiden Lieder nochmals auf CD und auf Vinyl wiederfinden, aber weshalb habt ihr mit nur 78 Exemplaren begonnen? Oder besser gesagt 98, weil du ja noch 20 weitere Kopien nachträglich angefertigt hast, die aber von der Gesamtgestaltung her nicht so aufwendig sind.

Grüß dich Philipp, der Grund ist recht schnell erklärt: Ich konnte nur so viele herstellen. Ursprünglich waren 100 Stück geplant und ich habe auch dementsprechend viel Material bestellt, aber während des Herstellungsprozess haben sich meinerseits einige Fehler eingeschlichen. Das Resultat entsprach nicht mehr dem von mir selbst gesetzten Standard und wurde deshalb vernichtet. Da es eine Mindestmenge gab, musste ich 100 CD-Rs bestellen, weshalb ich am Ende nur noch 22 Kopien für diese weniger umfangreiche Version zur Verfügung hatte. Diese Fassung wird nun Ende Juli 2016 erscheinen. Und wie du richtig vermutet hast, „Den Förste“ wird über Ván Records im Herbst als 12“LP, CD und vielleicht auch als MC noch einmal veröffentlicht.

Und weshalb habt ihr euch dazu entschieden diese zwei Lieder abermals in allen nur denkbaren Formaten zu veröffentlichen? Die Motivation seitens des Labels ist klar, die Nachfrage muss ja gedeckt werden, aber ihr als Musiker müsst niemandem Rechenschaft ablegen. Warum habt ihr also das Demo – da es ja grundsätzlich nur ein Demo ist – nicht auf einem Magnetband belassen bzw. in diesem Fall auf CD?
Wir möchten von so vielen wie nur irgend möglich gehört werden und überhaupt glaube ich, dass es großartig ist, wenn „Den Förste“ in allen verfügbaren Formaten erhältlich sein wird. Es sei auch gesagt, dass ich es bevorzugt hätte, wenn diese Wiederveröffentlichung dem Original in nichts nachstehen würde - handgemacht und in großer Stückzahl, aber das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Die zweitbeste Lösung des Problems ist es also Ván die Arbeit zu übertragen, damit sie ihren Zauber vollführen. Ich werde sie das machen lassen, was sie am besten können: Gut aussehende Produkte in hoher Qualität für das richtige Publikum veröffentlichen. Und ja, es ist ein Demo, aber warum deshalb ein gutes Angebot ausschlagen?

Ich denke, in Zeiten des Überflusses, ist es gut, sich selber Grenzen zu stecken, um damit Dingen mehr Bedeutung zu geben.
Unser Ziel ist es, Kunst zu erschaffen, die nicht an Wert verliert, nur weil man sie vielen zugängig macht. Ob wir erfolgreich waren oder nicht, weiß ich nicht, darüber wird uns die Zeit aufklären.

Okay, ein anderes Thema: Du hast dich für eine eigenhändig produzierte, und damit auch sehr arbeitsintensive, Verpackung von „Den Förste“ entschieden. Der Schritt an sich ist vollkommen nachvollziehbar, da die Haptik, der Geruch und die Gestaltung das bisherige Bild zur Musik positiv ergänzen. Leider kommen aber nur 78 Leute in den Genuss, das Demo auf diese Weise in seiner Gesamtheit zu erfahren. Könntest du bitte den Entstehungsprozess beschreiben?

Falls ich unbegrenzt Zeit und vor allem finanzielle Mittel gehabt hätte, wären es sicherlich mindestens doppelt so viele geworden. Ich denke, dass die Präsentation durch ein handgemachtes Booklet, das sich auf seine ganz eigene Art anders anfühlt, anders aussieht und anders riecht, die einzig angemessene Präsentation für Dautha darstellt. Zu gerne würde ich jedem, der Interesse an Dautha zeigt, die Möglichkeit bieten, die Band als Ganzes zu erfahren, aber wie ich bereits gesagt habe, ist das leider nicht möglich. Ich möchte ganz klar betonen, das ich elitäres Denken und limitierte Auflagen aus reinen Marketinggründen NICHT unterstütze. Das ist meine Art gegen die moderne Welt zu agieren. Ich bin bereits zweimal durch diesen kompletten Prozess gegangen, zum einen mit meiner ersten Band The Doomsday Cult und zum anderen mit Griftegård. Für TDC machte ich damals 93 Kopien, für Griftegård 81. Von Anfang an wusste ich also sehr genau worauf ich mich einlassen würde und zögerte deswegen auch. Irgendwann fühlte ich aber, dass es der einzig mögliche Weg sei, Dautha so zu präsentieren, wie sie es verdient hat, und ich begab mich, ich nenne es zumindest so, in „die Zone“. Wenn das Ziel, das Eintreten in diese Zone ist, dann müssen alle anderen Dinge beiseite stehen. Ich glaube, der mentale Prozess dahinter ist der gleiche, wie bei einem Athleten, einem Maler oder Handwerker oder Musiker. Es ist ein Segen, aber zugleich die Hölle. Der ganze Herstellungsvorgang dauerte von Anfang bis Ende 10 Wochen, in denen ich meine Freizeit komplett aufgab und nichts anderes machte, als diese Booklets. Zunächst fertigte ich die Grafiken in Photoshop an und alleine das dauerte schon einen ganzen Monat. Danach begann erst die eigentlich Handarbeit. Ich begab mich zunächst auf eine Einkaufstour um das nötige Material zu besorgen, als da wären Karton, Leder, Papier, Klebstoff etc. Als erstes musste der Karton zugeschnitten werden, wobei mir glücklicherweise ein Freund unter die Arme griff. Er übernahm dann auch den Druck für das Artwork. Währenddessen begann ich mit dem patinieren des Kartons, der sich in mehreren Schritten vollzog, da die einzelnen Schichten erst richtig austrocknen mussten. Dann klebte ich den Karton zusammen mit einem Einsatz auf die Lederstreifen, die danach geprägt wurden – eine schweißtreibende und vor allem zeitaufwendige Prozedur. Dann musste nur noch das Artwork im Booklet eingesetzt werden, was wiederum aber auch mit viel Schneidearbeit, falten und natürlich auch kleben zu Buche schlug... Ich habe jetzt viele Zwischenschritte ausgelassen, weil es einfach zu viele sind, wirklich. Innerhalb dieser 10 Wochen war ich vermutlich noch weniger umgänglich wie normalerweise – Ich habe Mitleid mit meiner Partnerin...

Und jede Sekunde war es wert davon, vielen Dank für deine Bemühungen! Ich verstehe deine Intention und ziehe deine Ausführungen zum Thema „elitärem Denken“ nicht in Zweifel, aber paradoxerweise unterstützt du ja dennoch die gedankenlosen Sammler damit. Es ist ein zweischneidiges Schwert, das du führt.
Vielen Dank. Tatsächlich ist das ein delikates Problem, das leider nicht vermieden werden kann, schätze ich, außer jemand zahlt mir ein dreimonatiges Gehalt, so dass ich in Ruhe eine entsprechend große Stückzahl anfertigen kann. Ich würde es tatsächlich sehr begrüßen, wenn ich dieses Handwerk dazu nutzen könnte, meine Rechnungen zu zahlen. Solang ich natürlich auch mitentscheiden kann, für welche Bands ich arbeite. Ein Traum von mir, den ich schon lange hege, wäre es beispielsweise die Wiederveröffentlichungen von „The Moon Lay Hidden Beneath A Cloud“ mit einer besonderen Verpackung zu veredeln. Vorausgesetzt, Alzbeth entscheidet sich jemals für eine Wiederveröffentlichung. Ich hab bereits probiert mit ihr Kontakt aufzunehmen, aber sie scheint komplett vom Erdboden verschwunden zu sein. TMLHBAC gehört zu meinen persönlichen Top-5-Künstlern aller Zeiten. Sie ist total einzigartig.

Bietet denn auch Dautha dem Hörer etwas Einzigartiges?
Unsere Rezeptur ist beim besten Willen nicht einzigartig, da müssen wir niemanden etwas vorspielen. Wir sind eine Doom-Metal-Band, die ihre Inspiration aus dem Mittelalter zieht. Dennoch streben wir danach, im Laufe der Zeit eine einzigartige Atmosphäre zu erschaffen.

Und wie würdest du die Atmosphäre beschreiben wollen? Versuch bitte dabei nicht das Wort „einzigartig“ zu verwenden.
Wir wollen, dass Dautha klingt wie ein mittelalterliches Moorleichen-Quintett, das seine unerwartete Wiederauferstehung mit Doom Metal verschwendet.

Wenn ich mir ein Foto der „A Language for Sad Spirits“-Demo deiner früheren Band „The Doomsday Cult“ anschaue, fallen mir da einige Gemeinsamkeiten auf. Es scheint beinahe so, als wäre Dautha die natürliche Entwicklung dieser Bandidee gewesen. Und wie ich gerade in der dritten Ausgabe vom Elysium-Zine gelesen habe, seid ihr damals sogar mit TDC in mittelalterlicher Kleidung auf die Bühne gegangen.
Ich kann nachvollziehen, weshalb du in Dautha die Weiterentwicklung bzw. Fortführung von TDC siehst, weil wir uns im gleichen Fahrtwasser bewegen. Aber dennoch soll man nicht den Fehler machen und Dautha als TDC 2.0 sehen, sondern viel mehr als eigenständige Band. Ich bin das einzige Bandmitglied, das damals bei TDC war und Dautha wird was seine musikalischen Ansprüche anbelangt, progressiver sein (auch wenn das Demo es noch nicht vermuten lässt), wohingegen TDC sehr orthodoxer Doom Metal spielten. Die gemeinsame Schnittstelle beider Bands ist, das wir unsere Inspiration aus dem Mittelalter bezogen bzw. beziehen.
Das liegt wohl daran, das ich versuche in einer Art Blase, einem Paralleluniversum zu existieren, das mich dauerhaft mit Inspiration versorgt und meinen Geist ständig mit Kreativität befeuert. Und dieses Ding, dieser Funken ist die Vergangenheit und da vorzugsweise das Mittelalter. Verdammt, ich kann nicht nachvollziehen, warum Menschen fiktionale Texte lesen oder sogar schreiben, wo doch unsere Geschichte so vielmehr fantastischer ist, als alles, was sich ein Mensch je ausdenken kann. Okay, es gibt auch einige Ausnahmen in der fiktionalen Literatur, aber das sind nur wenige.


Um das Lied „Benandanti“ in seiner Gänze zu verstehen, muss sich der Hörer mit einer bestimmten Personengruppe auseinandersetzen – und ab jetzt kannst du mich gerne korrigieren, falls notwendig. Verallgemeinert gesprochen, waren die Benandanti Mitglieder eines Fruchtbarkeitskults, der sich im 16. und 17. Jahrhunderts im Nord-Osten Italiens angesiedelt hatte. Aus eigenem Bestreben heraus konnte ein Mensch kein Teil dieser Gemeinschaft werden, da bereits seine Geburt unter einem besonderen Stern stehen musste. Als Zeichen dieser Vorankündigung interpretierte man es, wenn ein Teil der Fruchtblase sich bei der Geburt wie eine Haube um sein Köpfchen gelegt hatte. Erst danach konnte das Kind unterrichtet werden. Sinn und Zweck seines zukünftigen Lebens war nun die Sorge um das Wohlergehen der Gemeinschaft. Wissen alleine genügte dafür aber bei weitem nicht aus. Zu den Quatembertagen, also während vier bestimmter Donnerstage im Jahr, war der Benandanti in der Lage, seine menschliche Hülle zu verlassen und in Gestalt eines Tieres – einer Katze, Maus, Hase aber auch als Schmetterling oder Wolf – den Kampf gegen die bösartigen Malandanti aufnehmen. Die Benandanti bewaffneten sich dafür mit Fenchel und flogen hin in die Wolken, Wälder und Felder und suchten die direkten Konfrontation mit den bösartigen Malandanti, die sich dort zu ihrem Sabbath zusammengefunden hatten. Und es stand viel auf dem Spiel, denn falls das Böse triumphieren sollte, würden Tiere und Kinder verenden und das Getreide würde auf dem Feld verderben, aber wenn die Benandanti obsiegen sollten, würden die Felder in voller Blüte stehen und die Nachkommenschaft sich bester Gesundheit erfreuen. Unter Führung einer Äbtissin waren die Frauen aber nicht minder untätig, da sie bei geheimen Versammlungen die Zukunft der Gemeinschaft weissagten. So weit, so gut?
Soweit ich das mit meinem Wissen bezüglich des Benandanti/Malandanti-Kult sagen kann, würde ich behaupten, dass es weitestgehend korrekt ist. Allerdings waren die Hexen selbst wohl nicht dazu in der Lage, sich in Tiere zu verwandeln, vielmehr nutzen sie diese als Reittiere. Während der Quatembertagen verliefen dann die Kämpfe ungefähr so, wie du es beschrieben hast, aber waren wohl bei weitem nicht so heftig, sondern trugen eher einen zeremoniellen Charakter, als einen martialischen. Niemand wurde tatsächlich dabei verletzt. Nachdem die Inquisition einige Hexen verhört hat, gaben diese zu Protokoll, dass es nach den „Kämpfen“, Einbrüche in Häuser von Unbeteiligten gab, an denen wohlgemerkt Malandanti, als auch die Benandanti teilnahmen. Es wurde Eigentum entwendet und lautstark herumgepoltert. Während dieser nächtlichen Überfälle wurde auch der Wein des Hausherren getrunken und gelegentlich auch in selbigen uriniert. Die Benandanti behaupteten im Nachhinein, dass dies nur das Werk der Malandanti sei... Wie du siehst, ist die Grenze zwischen Gut und Böse fließend, und das ist besonders faszinierend.

Und woran glaubst du? Verfügten die Benandanti über solche Kräfte oder war es nur eine gute Inszenierung?
Ich glaube, sobald jemand behauptet, übernatürliche Kräfte zu besitzen, es auch immer Scharlatane und ebenso richtige Magier gibt – und auch alles dazwischen. Außerdem denke ich, dass diese Linie, die die beiden Lager in richtig und falsch trennt, fließend ist. Dem Weisen ist bewusst, wann der richtige Zeitpunkt gekommenm ist, seine wahren Fähigkeiten zu offenbaren und wann es genügt, einfache Trickserei zu präsentieren.

Am Ende dieses Liedes, scheint die Inquisition dann dennoch einen der Benandanti erfolgreich in ihre Fänge gelockt zu haben. Ist das also nun das unrühmliche Ende von jemandem, der anders war und nur helfen wollte?
Das ist eine mögliche Sichtweise dessen, aber unsere Intention mit dem dramatischen Zwischenspiel aus Texte und der Musik war es, die Verbindung des Benandanti- und Malandanti-Kults mit älteren, heidnischen Traditionen und vor allem mit der wilden Jagd im besonderen aufzuzeigen.
 
Weil es ein Fruchtbarkeitskult war, auf den die Inquisition ein Auge geworfen hat?
Das Schlüsselwort in diesem Fall ist „wild“. Die „wilde“ Jagd ist ein Volksmythos in dem eine geisterhafte, übernatürliche Gruppe von Jägern in einer wilden Verfolgungsjagd durch das Land zieht. Diese Jäger können als Feen oder auch als die Seelen von Verstorbenen gedeutet werden. Es könnten aber auch Hexen sein, die ihren Körper während der Quatembertagen verlassen haben...

… „The Wild Hunt is on and we run free“. Herrlich, unter der Oberfläche ist alles miteinander verflochten. Der Hörer kann ständig kleine Brotkrummen finden, die zu einem großen Ganzen führen. Nicht dieses pseudo-okkulte Bla-Bla-Bla, sondern etwas Handfestes, etwas mit historischem Hintergrund und Fakten. Siehst du Dautha in der Tradition der Benandanti oder war es schlicht und ergreifend nur eine Bewegung, auf die du unsere Aufmerksamkeit richten wolltest? Ich frage deshalb, weil sich zwei Katzen in eurem Logo versteckt halten und, vielleicht täusche ich mich ja selber gerade, aber riecht die Verpackung des Demos nach Fenchel?
Dautha bindet sich nicht an irgendeine spezielle Kultur oder magische Tradition, wir heben uns für den Doom Metal auf. Um uns zu verstehen, ist es wichtig die Textzeile „This is Hell, but we shall laugh“ aus dem Lied „In Between Two Floods“ zu kennen. Die Katzen in unserem Logo sind übrigens ironischerweise Ratten. Ich habe sie dort positioniert, um Kakwylla Tribut zu zollen. Sie war eine Heilige, die von Ratten angegriffen wurde. Du kannst sie auf der Karte sehen, die unserem Demo beilag. Sie war eine sehr obskure Heilige die im Mittelalter vorrangig in Deutschland und Schweden verehrt wurde, um Ratten abzuwehren, da diese die Verkünder von Thura Dautha, auch der schwarze Tod genannt, waren. Der Geruch stammt übrigens von meinem Zaubermittel um die Patina entstehen zu lassen.


Ha, da habe ich mich wohl eindeutig zu sehr auf die Benandanti-Thematik konzentriert. Ich ging davon aus, dass diese Karte einen weiteren Querverweis auf diesen Kult zeigt. Eine blonde Hexe wird von sieben Katzen angegriffen. Schlussendlich verkommen aber die Katzen zu Ratten.
Ja, eine blonde Hexe wird zu einer Heiligen... Kakwylla begleitet mich nun schon seit mehr als 15 Jahren, und ich halte immer noch Ausschau nach weiteren Informationen über sie. Es ist nur sehr wenig über sie geschrieben und überhaupt wird sie weltweit nur in drei Kirchen dargestellt, soweit ich weiß. Vor einigen Jahren hatte ich die Möglichkeit ein Buch über sie zu erwerben, das 1943 in einer Kleinstauflage von 200 Stück publiziert wurde. Diese 64 Seiten sind der längste zusammenhängende Text, der jemals über Kakwylla veröffentlicht wurde. Eine der Kirchen die Kakwyalla darstellt, kann man von meinem Wohnort in einer halben Stunde mit dem Auto erreichen. Es ist nur eine sehr kleine Kirche namens Kaga Kyrka, aber dort haben wir auch das Bandfoto aufgenommen. Ursprünglich wollten wir ja das Foto im Inneren der Kirche aufnehmen, aber als wir eintrafen, sperrte der Sicherheitsdienst die Tür vor uns ab. Ich konnte das nicht wirklich nachvollziehen, da wir ja wirklich wie ein harmloser Haufen aussahen...

Da Kakwylla offensichtlich einen sehr großen Einfluss auf dich hat, würde ich gerne wissen, wieso dem so ist? Was verbindet dich mit dieser Heiligen?
Die grauenhaften Bilder einer Heiligen, die von schäferhundgroßen Ratten angegriffen wird, brachte mich zu ihr. Außerdem ist sie eng mit Östergötland verbunden, der Gegend in Schweden wo ich selbst auch lebe. Dazu kommt noch ihr undurchsichtiger Hintergrund und ihre Verbindung zum schwarzen Tod, die meine Vorstellungskraft ständig anfeuert. Ich bin bubonostalgic, so einfach und paradox es klingen mag.

Kommen wir zum zweiten und sogleich auch letzten Lied „Between two Floods“. Sind es Bruder Hein und sein getreuer Diener, der schwarze Tod, die hier höchstpersönlich mit uns sprechen? Ebenfalls bringt das Lied Erinnerungen an den Sankt Vitus Tanz ans Tageslicht.
Da liegst du tot richtig, mein Freund. Was ich noch hinzufügen kann, ist, dass das Lied „In Between TWO Floods“ heißt. Die erste Flut hierbei ist der schwarze Tod und die zweite das Jüngste Gericht. Die Menschheit mag zwar Thira Dautha überstehen, aber sie wird sicherlich nicht die bevorstehende letzte Flut überleben.

Man könnte es aber auch ein klein bisschen optimistischer interpretieren. Das ständige Wiedererstarken oder besser gesagt die Hartnäckigkeit der Menschheit kann durch diese Fluten dargestellt werden. Das Leben blüht auf, der Tod zerstört es, das Leben beginnt von vorne, der Tod zerstört es, das Leben tritt abermals in Erscheinung etc. Werdet ihr bei diesen Themen verweilen?
Optimismus war niemals Teil meiner Persönlichkeit. Ich kann es nachvollziehen, dass es nicht besonders einfach ist, den Titel korrekt zu interpretieren, aber jetzt weißt du es ja... Wir werden vermutlich für das Gros bei der mittelalterliche Thematik bleiben, aber vielleicht tauchen wir auch tiefer hinab, bis in die Antike und vermischen Allegorien, die Verbindungen zu unserer heutigen Zeit herstellen. Die Ästhetik wird aber altertümlich bleiben, denke ich.

Vielleicht bist du nicht der Optimist per se, aber deine Musik selbst spricht andere Bände. Ich fühle mich glücklich beim Hören und sie bringt mich zum Lächeln, während einzelne Fragmente der Liedtexte auf meiner Zunge verweilen. Welches Ziel verfolgst du mit Dautha?
Im Grunde das, was du gerade beschrieben hast. Es geht darum, eine Verbindung zu festigen, unabhängig davon, ob diese Verbindung durch direkte Interaktion entsteht oder nicht. Eine weiteres, weitaus persönlicheres Ziel ist es, ein Paralleluniversum für mich zu erschaffen, ein Dautha-versum wenn man so möchte. Ich bin mir bewusst, dass das möglicherweise vom mentalen Standpunkt aus betrachtet unvernünftig klingen mag, aber ich habe seitdem ich denken kann, diese moderne Welt gehasst. Ich hasse es hier zu sein, in diesem Zeitalter, an diesem Ort. Ich bin auf der immerwährenden Suche nach der richtigen Atmosphäre, nach Strömungen, um daraus Energie zu gewinnen, um meine eigene Vorstellungskraft zu stärken. Auf diese Weise kann ich mein Schutzschild gegen diese Welt aufladen. Und es kümmert mich nicht im geringsten, ob jemand behauptet ich würde die Vergangenheit romantisieren, das ist unwichtig. Mein Hauptanliegen ist, dass meine (erfolgreiche) Entfremdung und der Verzicht mich zumindest halbwegs bei Verstand belässt, bis der Tod mich abermals holt.
 
Nochmals? Der Tod holt dich abermals?
„We were nothing for billion years before our time and we will be nothing more again for an eternity yet to come.“ David Gold/Woods of Ypress. David war ein brillanter Texter und Musiker und es ist eine große Tragödie, aber auch sehr ironisch, dass er gerade dann starb, als Woods of Ypress den Durchbruch schafften. Ich empfehle jedem sich die Alben „Woods 4: The Green Album“ und „Woods 5: Grey Skies & Electric Light“ zu kaufen.

Ein anderes Thema: Ehebrecher sollen erschlagen werden? Ist das tatsächlich die korrekte Übersetzung von „Horkarlar skall slås ihjäl“, dem Titel eures Intros? Falls ja, wie steht diese Aussage bitteschön im Zusammenhang mit den anderen beiden Liedern da?
Ja, die Übersetzung ist korrekt, auch wenn es in Alt-Schwedisch besser klingt. Der Titel bezieht sich auf das Artwork vom Demo, aber zum jetzigen Zeitpunkt möchte ich diese Verbindung noch nicht offen darlegen.

Richten wir unsere Aufmerksamkeit schlussendlich noch der Musik als solcher zu. Die Violine passt hervorragend zu eurem Klangbild und sie gibt dem Demo diesen wunderbar Beigeschmack von modriger Graberde. Man kann förmlich die Melancholie greifen, während man von der Wärme des Klangs eingehüllt wird. Ist die Violine denn auch in Zukunft ein Teil von Dautha?
Vielen Dank, es freut mich, dass du es auf diese Weise wahrnimmst! Melancholie und Garberde... Die Violine wird sicherlich auch weiterhin ein Bestandteil bleiben – und hoffentlich auch Åsa Ericksson-Wärnberg, der uns mit seinem Spiel aushalf. In Zukunft werden uns aber auch andere traditionelle Instrumente wie Flöten und Hörner begleiten. Wir zielen darauf ab, unsere Vorliebe für das dunkle Mittelalter noch deutlicher zum Vorschein zu bringen, um damit unsere Vision von Bubonostalgic Doom zu kreieren.

Das war nun schon das zweite Mal, das du das Wort „bubonostalgic“ verwendet hast. Was bedeutet es? Ich kann keine sinnige Übersetzung dafür finden – genau genommen kann ich absolut gar keine Übersetzung finden.

Es freut mich, dass deine Suche ergebnislos war, da ich das Wort hierfür gerade erfunden habe. Es stellt eine Mischung aus „Bubonic“ (Peulenpest in Englisch -Anm.d.R.) und „Nostalgic“ dar.

Ha, okay, ich fühle mich etwas hintergangen, aber wenigstens passt das Wort sehr gut. Du meintest gerade, dass ihr Hörner und Flöten integrieren wollt? Das bringt uns zu einem anderen Thema: Die dreimonatige Welttournee von Dautha im Frühling 2017 soll jetzt erst einmal nicht von Belangen sein, aber ich würde gerne wissen, ob ihr mit den bestehenden, aktiven Bandmitgliedern überhaupt all diese Instrumente auf eine Bühne bringen könntet oder ob dafür Freunde und weitere Gäste von Nöten sind?
Falls eine Tour jemals stattfinden sollte, und das bezweifle ich sehr, müssten wir einige Gastmusiker mitnehmen. Unser Fokus liegt bei Dautha eindeutig auf der Veröffentlichung von Musik, nicht bei Auftritten. Ich glaube, dass es unheimlich schwer wird, Dautha auf der Bühne gerecht zu werden, weil hierfür ein riesiger Apparat notwendig sein müsste und niemand würde das bezahlen wollen.

Eine Entscheidung die unterstützt werden muss. Ehrlich gesagt, wäre es toll, wenn ihr rigoros auf Auftritte verzichtet und Angebote ablehnen würdet. Das bisherige Bild, dass das Demo erschaffen hat, ist für sich allein genommen zwar sehr stark, aber zugleich steht es auch auf sehr wackligen Beinen und kann schnell zerstört werden. Wie du bereits gesagt hast, wäre ein riesiger Apparat notwendig, um das Bild aufrechtzuerhalten. Alle Musiker wären gefordert, angemessene Dekoration, die nicht albern wirkt, ein besonderer Ort und keine gut ausgeleuchtete Halle, selbst Kostüme wären nötig und und und.
Exakt, das sind eine Unmenge an Parametern die man beachten muss. Wir würden eher gemeinschaftlichen Selbstmord begehen, als uns in den Weiten des Humppa-Metals wiederzufinden.



Wie haben diese beiden Lieder eigentlich ihren Weg in unsere Welt gefunden? Bist du der Einzige innerhalb der Band der sich für die Songs verantwortlich zeichnet oder ist es eine Kollektivarbeit im Proberaum?
Das musikalische Fundament dieser beiden Lieder stammt von mir, aber dem Feinschliff haben wir uns als Band beim Proben angenommen, wobei alle Mitglieder (Micael Zetterberg, Schlagzeug, Emil Åström, Bass, Lars Palmqvist, Gesang und Erik Öquist, Gitarre) ihre kritischen Stimmen äußern durften. Lars ist phänomenal darin Songmelodien und Harmonien zu finden, Emil ist ein äußerst talentierter Bassist, der all die Möglichkeiten zu nutzen weiß, die ihm sein Instrument anbiete, Erik ist ein technisch brillanter Gitarrist der alles spielen kann und Micael ist der taktangebende Motor der Band. Die Texte sind mein Metier, von Anfang bis Ende.

Und wie verläuft der Entstehungsprozess im Allgemeinen bei dir? Setzt du dich einfach mit deiner Gitarre an den Schreibtisch, nachdem du dich in eine entsprechende Stimmung gebracht hast oder genießt du den Kuss der Muse jederzeit und überall, da du ständig Stift und Notizblock mit dir herumträgst?
Für mich alleine gesprochen: Ich brauche Zeit, einfach nur Zeit. Wenn ich diese habe, kommt auch die passende Stimmung auf. Dann nehme ich das Material mit einer einfachen Software auf und bring dieses mit in unseren Proberaum, wo wir die Lieder dann als Band zu Ende formen.

Schlussendlich noch eine Frage, die dir wohl noch häufiger gestellt wird: Wie fand Dautha als Band zusammen? Wie begann alles?
Dautha existierte schon für einige Jahre neben Griftegård und Wardenclyffe. Anfangs bestand die Band nur aus mir und Micael Zetterberg. Wir wollten einige Ideen austesten, in der Zeit wo keine Proben mit der jeweils anderen Band anstand, aber seit letzten Winter (2015/2016) sind wir nun ein richtige Band, da unser Line-up mit Emil Åström am Bass, Erik Öquist an der Gitarre und Lars Palmqvist als Sänger vervollständigt wurde.

Das soll es nun gewesen sein, wir haben das Ende erreicht, mein Freund. Vielen Dank für eure Musik und für deine Zeit. Die letzten Zeilen gehören einzig und allein dir!
Vielen Dank, dass wir deine Gäste sein duften, Philipp, und bedenke meine letzten Worte: Es ist spät, vergiss das nie.
 
Ich wäre ja mal für neues Wardenclyffe-Material. Das Album was damals auf Van-Records erschienen ist, war nämlich erste Sahne!
 
Wie findet ihr eigentlich den Abschlusstrack "Bogbodies"? Noch düsterer als die anderen Songs, moderner, und fügt sich trotzdem grandios in das Album ein, finde ich.
 
Seh ich genau so, Lieblingssongs sind aber bis jetzt der Titeltrack und Maximinus Thrax.

Maximinus hat einen fiesen Ohrwurm, Woe...
Erst mit dem Titelsong hat sich das Album für mich geöffnet, weswegen ich den Opener weiterhin deplatziert finde. Kein schlechter Song, aber er passt nicht.
 
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