ICED EARTH - 500 BPM in der rechten Hand

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Kurzer Einwurf weil spontaner Duschgedanke: Was ich ja an der ganzen Situation ein wenig amüsant finde, waren Iced Earth nicht Anfang der Pandemie so ziemlich die erste Band, die Merch-Masken vertickt hat? Da Corona ja unter eine der vielen Schwurbeleien des Herrn Schaffer fällt, ists wohl auch mit "immerhin tritt er für seine Überzeugungen ein, statt zu heucheln" nicht allzu weit her...
 
Zum wiederholten Mal: es geht mir nicht um eine Bewertung Schaffers. Schon gar nicht darum, seine Taten und auch nicht seine Haltung irgendwie zu rechtfertigen oder schön zu reden. Schaffer ist endgültig zum gefährlichen Extremisten geworden, der auch vor Gewalt nicht zurückscheut. Da gibt es nichts zu entschuldigen.

Okay.

Worum es aber geht, ist die Frage, ob wir es hier „nur“ mit einer ideologisch homogenen Bewegung zu tun haben oder mit einer Bewegung, die es schafft, Menschen mit an sich unterschiedlichen und sich auch widersprechenden Ideologien (oder auch gar keinen Ideologien) unter demselben Banner zu vereinen. Das - und nur das - ist die Ebene, die mich daran interessiert.

Wenn an sich Libertäre neben Rechtsextremen marschieren, weil sie den gemeinsamen Feind als schlimmer erachten als die Widersprüche auf der eigenen Seite bzw. diese dann für sich wegdiskutieren, dann ist die Situation eine ganz andere als wenn die Begründung darin liegt, dass das eben alle rechtsextreme Arschlöcher sind.

Dass Paläolibertäre und Anarchokapitalisten nicht nur organisationell sondern auch inhaltlich anschlussfähig für rechtsextreme Strukturen und Inhalte sind, ist nun wiklrich keine Überraschung - die eint nicht ein gemeinsamer Feind, sondern tatsächliche Gemeinsamkeiten. Und diese Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten, das dürfte auch schon hinreichend geschehen sein, ist vielleicht auch gar nicht nötig, man lese nur mal bei Rothbard oder Hoppe nach, die Gemeinsamkeiten und Anknüpfungspunkte sind evident, sie springen einen doch nachgerade ins Auge (Ablehnung jedweder sozialer Abfederung als Kommunismus, pervertierter Freiheitsbegriff, sozialdarwinistischer ökonomischer Reduktionismus samt entsprechenden Menschenbild, Anti-Egalitarismus, Ablehnung von entwickelten Demokratien etc.) - von daher treibt mich persönlich die Frage, warum denn Libertäre mit Rechtsextremen und Nazis zusammen Sache machen auch nicht wirklich um.
 
Okay.



Dass Paläolibertäre und Anarchokapitalisten nicht nur organisationell sondern auch inhaltlich anschlussfähig für rechtsextreme Strukturen und Inhalte sind, ist nun wiklrich keine Überraschung - die eint nicht ein gemeinsamer Feind, sondern tatsächliche Gemeinsamkeiten. Und diese Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten, das dürfte auch schon hinreichend geschehen sein, ist vielleicht auch gar nicht nötig, man lese nur mal bei Rothbard oder Hoppe nach, die Gemeinsamkeiten und Anknüpfungspunkte sind evident, sie springen einen doch nachgerade ins Auge (Ablehnung jedweder sozialer Abfederung als Kommunismus, pervertierter Freiheitsbegriff, sozialdarwinistischer ökonomischer Reduktionismus samt entsprechenden Menschenbild, Anti-Egalitarismus, Ablehnung von entwickelten Demokratien etc.) - von daher treibt mich persönlich die Frage, warum denn Libertäre mit Rechtsextremen und Nazis zusammen Sache machen auch nicht wirklich um.

Sehe ich anders. Ich bezeichne mich selbst als libertär! Libertär und konservativ oder gar rechtsextrem schließen sich komplett aus. Das ist nicht kompatibel. Das Problem ist, manche Leute suchen sich nur das aus, was ihnen gerade passt und bekämpfen den Rest, das sind eigentlich nichts als gefährliche Witzfiguren. Ein konservativer Politiker in den USA der den libertären Ideen nahesteht hat einmal gesagt, dass er aus dieser Sicht das verfassungsgemäße Recht auf Abtreibung verteidigt, weil der Staat so nicht in die Privatsphäre der Leute eingreifen darf. In der Republikanischen Partei wurde er deswegen massiv angegangen und angefeindet. Nimm noch weitere Themen wie den Krieg gegen Drogen, der auf libertärer Seite auf Ablehnung stößt, und die Positionen entfernen sich noch mehr voneinander. Außerdem geben gerade Rechtsextreme dem Staat eine Bedeutung die diesem nicht zusteht und niemals zustehen darf. Das ist überhaupt nicht kompatibel. Es gibt leider Leute wie Schaffer die meinen die Freiheit zu verteidigen, aber wenn ihnen irgendetwas nicht so ganz passt, dann ist es mit der Freiheit nicht weit her. Das hat mit libertär nichts zu tun.

Letzterer Punkt sieht man auch an den Oath Keepers. Grundsätzlich ist die Idee, die Verfassung notfalls mit Waffengewalt zu verteidigen, nicht schlecht. Wenn aber, dann konsequent. Ich mag mich täuschen, aber eine Abtreibungsklinik haben die wohl noch nie verteidigt.
 
Schaffer stürmt nach Aufstachelung durch seinen - nach Taten und Worten nachgewiesenermaßen rassistischen Präsidenten (siehe Mexikaner, Muslimbann, Charlotville, Obama ist kein Amerikaner, usw, usf) - in einem rassistischen und rechtsextremen Mob, deren Mitglieder die Stürmung sogar teilweise vorher angekündigt haben, und der bewaffnet ist mit Rohrbomben, Bärenspray, usw, und der ausgerüstet ist mit Kabelbindern, Konföderiertenflagge, Auschwitz-T-Shirt, in das wichtigste Symbolgebäude der amerikanischen Demokratie, um es diesen verdammten kommunistischen, feministischen, kinderbluttrinkenden, LTBQ- und BLM-unterstützenden Elite mal so richtig zu zeigen. Für mich ist da wenig Spielraum an Interpretation wessen Geistes Kind er ist.

Ich sehe Schaffer nicht als tragische Figur. Wenn er in den Knast einfährt, bekommt er genau das, was er verdient. Mehr Mitleid mit den Opfern dieser Ideologie als mit den Tätern, bitte.

Das!
Nicht mehr und nicht weniger...
 
Ich habe nicht alles gelesen hier so seit gestern, wohl aber das Statement von Holger S., das dem Ganzen ja zumindest eine Erklärung geben könnte. Ergänzend dazu kommt der von @Iron Ulf verlinkte Artikel, der eben jenes Statement in vielen Punkten ad Absurdum führt und Schaffers - freundlich formuliert - fragwürdige Einstellungen dokumentiert. Der Beigeschmack hinsichtlich des Zeitpunkts der Veröffentlichung des Berichtes bleibt dennoch und natürlich ist dessen Wahrheitsgehalt nicht prüfbar.

All das ändert aber nichts an meinem Gefühl und meiner Einstellung zu der Sache an sich: Ich kann dieses Verhalten (sprich: Teilnahme an einer klar antidemokratischen Aktion, "beschränken" wir es darauf) schlicht und ergreifend nicht akzeptieren und ja, ich bin definitiv für eine gerechte, eine angemessene Bestrafung. Wie es danach weitergeht, das bleibt offen und rein spekulativ. Ich für meine Person kann nur sagen, dass das Thema IE für mich durch ist in Sachen aller künftigen Aktivitäten, gleich, ob es neue Alben von IE oder Demons & Wizards oder eben Livekonzerte sein sollten. Dem Witherfall-Album werde ich wohl nicht widerstehen können, aber hierfür dürfte Jon S. seine Tantiemen wohl längst erhalten haben und dennoch bleibt vor dem Erwerb zu prüfen: Ist die Haltung der Band Witherfall Pro-Schaffer hinsichtlich der von ihm verübten Straftat, dann ist die Band - trotz aller musikalischer Qualität - für mich ebenfalls durch, so bedauerlich das auch wäre. Es wird hierzu im Vorfeld der Veröffentlichung des Albums sicherlich Infos dazu geben, sei es über Interviews oder u.U. gar von der Band selbst.

Ob Schaffers Tat nun rechtsradikal war, rassistisch motiviert - wie auch immer: es bleibt unter dem Strich eine äußerst schwerwiegende Straftat. Dies war nicht die erste Demo dieser Art, an der Jon teilgenommen hat. Der hier auch vorhandene Anteil an Radikalen gleich welcher Art sollte ihm also nicht entgangen sein. Mitleid oder irgendeine Art von Verständnis kann ich da - trotz Holgers Bericht - einfach nicht haben. Es ist eine Sache, sich schier einseitig in Richtung Verschwörungstheorien & Co. zu versenken, eine ganz andere aber, diese Informationen schlicht komplett einseitig zu gewichten. Er ist ein Straftäter, das ist es, was für mich zählt und das, was unter dem Strich als Momentaufnahme zu vermelden ist.

Das Thema "Vergleiche" (Anselmo, Nödveidt), ja, das bietet sich natürlich an und doch hinkt es gewaltig. Klar sind das Äpfel mit Birnen, gleich ist die Tatsache, dass sich auch diese Künstler "Fehltritte" (noch mal sehr freundlich formuliert) geleistet haben. In wie weit diese "abgearbeitet" wurden, das kann und darf ein jeder für sich entscheiden - und genau so wird es eben in der (ferneren) Zukunft auch in Sachen IE und Schaffer geschehen.
 
Ist die Haltung der Band Witherfall Pro-Schaffer hinsichtlich der von ihm verübten Straftat, dann ist die Band - trotz aller musikalischer Qualität - für mich ebenfalls durch, so bedauerlich das auch wäre. Es wird hierzu im Vorfeld der Veröffentlichung des Albums sicherlich Infos dazu geben, sei es über Interviews oder u.U. gar von der Band selbst.
Da kann ich Dich beruhigen. Joseph hat sich zu den Ereignissen bei FB geäussert.
 
Eher ein fundamentaler rechtsstaatlicher Grundsatz, der sich Unschuldsvermutung nennt. Würde der nicht gelten, dann müssten wir auf Trumps Behauptungen hin, jetzt hunderte Wahlleiter in den ganzen USA als mutmaßliche Wahlfälscher behandeln. Das Schöne an rechtsstaatlichen Grundsätzen ist, dass sie auch zu Gunsten jener Leute streiten, die wir nicht mögen. Leider juckt das in der multimedialen Gesellschaft keinen mehr. Da ist immer jeder schon mal rein prophylaktisch schuldig, über den irgendwer etwas behauptet. Und wenn er nachher unschuldig war, dann ist der Ruf trotzdem ruiniert, und keiner mag ihn mehr. PP halt.

Sollte generell mehr in den Fokus geraten, dieses Prinzip. Es ist erheblich ätzend, wie im (a-)sozial-medialen Diskurs auf ersten Aufruf geächtet, verurteilt und verdammt wird, dass es eine wahre Freude ist. Seien es Plagiatsvorwürfe, politische Vorwürfe, Bestechlichkeitsvorwürfe, Sexismusvorwürfe, Steuerhinterziehungsvorwürfe, Missbrauchsvorwürfe, Verschwörungsvorwürfe... Einer sagt was, die Asgeier kreisen, das Maul wird sich zerrissen, und wie es nachher zwei Jahre später juristisch ausgegangen ist, juckt kein Schwein mehr.

Ziemlich beschissene Mechanismen, dünkt mir.

Ach komm. Du weißt genau, dass ich nicht den Grundsatz der Unschuldsvermutung in Frage stellen möchte. Es geht hier einzig um den benannten Schlagsatz und um den Versuch, die Redlichkeit des Betroffenen/Opfers zu untergraben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dass Paläolibertäre und Anarchokapitalisten nicht nur organisationell sondern auch inhaltlich anschlussfähig für rechtsextreme Strukturen und Inhalte sind, ist nun wiklrich keine Überraschung - die eint nicht ein gemeinsamer Feind, sondern tatsächliche Gemeinsamkeiten. Und diese Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten, das dürfte auch schon hinreichend geschehen sein, ist vielleicht auch gar nicht nötig, man lese nur mal bei Rothbard oder Hoppe nach, die Gemeinsamkeiten und Anknüpfungspunkte sind evident, sie springen einen doch nachgerade ins Auge (Ablehnung jedweder sozialer Abfederung als Kommunismus, pervertierter Freiheitsbegriff, sozialdarwinistischer ökonomischer Reduktionismus samt entsprechenden Menschenbild, Anti-Egalitarismus, Ablehnung von entwickelten Demokratien etc.) - von daher treibt mich persönlich die Frage, warum denn Libertäre mit Rechtsextremen und Nazis zusammen Sache machen auch nicht wirklich um.

Ich finde das bei weitem nicht so offensichtlich wie du. Beinahe jede Ideologie hat irgendwo theoretische Anknüpfungspunkte an andere Ideologien. Ob sie deswegen aber wirklich als Ganzes eine inhaltliche Nähe haben, oder ob die Widersprüche das nicht ad absurdum führen, ist schon die entscheidende Frage dabei. Wenn man das außen vor lässt, dann ist man schnell bei solchen unsinnigen Theorien, dass Nationalsozialismus eigentlich eine linke Ideologie wäre, weil da ja Sozialismus drinsteckt. Man kann nicht außer Acht lassen, was der Hintergrund gewisser vermeintlicher Gemeinsamkeiten ist. Es ist aus meiner Sicht schon etwas sehr anderes, ob ich Sozialpolitik deswegen ablehne, weil ich überzeugter Sozialdarwinist bin oder ich sie deswegen ablehne, weil ich der Ansicht bin, dass der Staat per se nie gut funktionierende Systeme schaffen kann, die den Interessen der Menschen dienen, sondern das nur durch einen funktionierenden freien Markt passieren kann.

Aber das führt uns jetzt wohl zu weit vom Thema dieses Threads weg und gehört eher in den Politik-Thread.

An der Stelle ist vermutlich das entscheidende Fazit, dass Schaffer sich so oder so mit seinem Verhalten endgültig ins Abseits katapultiert hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie politisch verblendet manche Leute mal wieder sind, erkennt man aktuell in der DF FB Diskussion zum Thema.
Ich schrieb, dass Schaffer für mich bisher eben kein nachweislicher Rassist ist, weil mir da einfach die Nachweise fehlen. Mitglied einer fragwürdigen Organisation mag diese Vermutung zwar untermauern, reicht mir persönlich aber eben nicht, da aktuell viele Sachen die Runde machen, die nicht belegt sind.
Dass er ein Depp und politisch verblendet ist, sowie radikale Tendenzen hat, da muss man nicht diskutieren.
Und sofort kommt jemand und unterstellt mir dass, Zitat "Leute wie Du lassen es immer wieder mal soweit kommen, dass Rassisten überall Ihre Häupter erheben!"
Da fällt Einem nix mehr ein. Immer wieder lustig, wie irgendwelche Deppen (sory) meinen, Jemanden beurteilen zu können, den man nicht kennt. Ein Blick auf sein Profil, und sofort fällt das Andere politisch Extreme ins Auge.
 
Wie politisch verblendet manche Leute mal wieder sind, erkennt man aktuell in der DF FB Diskussion zum Thema.
Ich schrieb, dass Schaffer für mich bisher eben kein nachweislicher Rassist ist, weil mir da einfach die Nachweise fehlen. Mitglied einer fragwürdigen Organisation mag diese Vermutung zwar untermauern, reicht mir persönlich aber eben nicht, da aktuell viele Sachen die Runde machen, die nicht belegt sind.
Dass er ein Depp und politisch verblendet ist, sowie radikale Tendenzen hat, da muss man nicht diskutieren.
Und sofort kommt jemand und unterstellt mir dass, Zitat "Leute wie Du lassen es immer wieder mal soweit kommen, dass Rassisten überall Ihre Häupter erheben!"
Da fällt Einem nix mehr ein. Immer wieder lustig, wie irgendwelche Deppen (sory) meinen, Jemanden beurteilen zu können, den man nicht kennt. Ein Blick auf sein Profil, und sofort fällt das Andere politisch Extreme ins Auge.

Alter Steigbügelhalter, Du. Wie kannst Du nur?


Nicht spezifisch auf Jon Schaffer bezogen, ganz generell:
Selbst wenn jemand eine Position vertritt, die der meinen entgegen steht, sollte ich ihn doch nicht mit denen, die ich in der gleichen Richtung sehe, über einen Kamm scheren und Ansichten unterstellen, die ich ihm nicht nachweisen kann, sondern nur annehme.

Meines Erachtens hätte ich mir dann kein Urteil gebildet, sondern bloß verurteilt.
 
Alter Steigbügelhalter, Du. Wie kannst Du nur?


Nicht spezifisch auf Jon Schaffer bezogen, ganz generell:
Selbst wenn jemand eine Position vertritt, die der meinen entgegen steht, sollte ich ihn doch nicht mit denen, die ich in der gleichen Richtung sehe, über einen Kamm scheren und Ansichten unterstellen, die ich ihm nicht nachweisen kann, sondern nur annehme.

Meines Erachtens hätte ich mir dann kein Urteil gebildet, sondern bloß verurteilt.

Ich diskutier mit so Deppen nicht mehr groß.
Lustig ist doch, dass Leute wie der, Andere vorverutreilen, Dinge unterstellt, was überhaupt nicht gesagt wurde, und dass, wo er diese Leute nicht kennt. Kommt mir irgendwo Bekannt vor, weil das genau dass ist, was man der Anderen politischen Seite, zu Recht, ständig vorwirft. Aber hier ists ok, wird weitläufig akzeptiert und das kotzt mich generell in aktuellen Diskussionen massiv an. Sag man etwas, was Einem Anderen nicht in den Kram passt, kommt die Rechte Keule. Zu einfach! Aber mittlerweile weiß ich auch, dass eben so Leute weder normal Diskutieren wollen oder auch können. Mir ist dafür auch meine Zeit zu Schade, politisch Verblendeten, egal aus welcher Richtung, weiterhin Futter zu geben.
Nur sollen die nicht genau das selbst machen, was sie ständig und überall bei der Gegenseite anprangern!

Sorry für's offtopic
 
Ich finde das bei weitem nicht so offensichtlich wie du. Beinahe jede Ideologie hat irgendwo theoretische Anknüpfungspunkte an andere Ideologien. Ob sie deswegen aber wirklich als Ganzes eine inhaltliche Nähe haben, oder ob die Widersprüche das nicht ad absurdum führen, ist schon die entscheidende Frage dabei. Wenn man das außen vor lässt, dann ist man schnell bei solchen unsinnigen Theorien, dass Nationalsozialismus eigentlich eine linke Ideologie wäre, weil da ja Sozialismus drinsteckt. Man kann nicht außer Acht lassen, was der Hintergrund gewisser vermeintlicher Gemeinsamkeiten ist. Es ist aus meiner Sicht schon etwas sehr anderes, ob ich Sozialpolitik deswegen ablehne, weil ich überzeugter Sozialdarwinist bin oder ich sie deswegen ablehne, weil ich der Ansicht bin, dass der Staat per se nie gut funktionierende Systeme schaffen kann, die den Interessen der Menschen dienen, sondern das nur durch einen funktionierenden freien Markt passieren kann.

Aber das führt uns jetzt wohl zu weit vom Thema dieses Threads weg und gehört eher in den Politik-Thread.

An der Stelle ist vermutlich das entscheidende Fazit, dass Schaffer sich so oder so mit seinem Verhalten endgültig ins Abseits katapultiert hat.

Es geht ja auch nicht darum, dass Paläolibertarismus und Rechtsextremismus zufällig einige akzidentielle Eigenschaften teilen, die nichts über die wesenhafte Beschaffenheit ihrer Ideologien aussagen - man nehme nur den angesprochenen Sozialdarwinismus als Beispiel: Der ist nicht nur ein oberflächliche Erscheinung des Paläolibertarismus, er ist auch die finale Konsequenz eines Menschen- und Gesellschaftsbildes, in dem der Einzelne qua Naturrecht alleine auf sein Selbsteigentum zurückgeworfen ist und das einzige Gesellschaftsverhältnis, in welchem der Einzige und sein Eigentum vorkommen, ein Marktverhältnis ist, das qua seiner immanenten selektiven Mechanismen, seiner Logik und spontanen Ordnung organizistisch zu einem Ideal oder Besseren evolviert (dieses latent objektivistisch-teleologische Moment teilt er übrigens auch mit der marxistischen Orthodoxie). Nicht umsonst würde einer der zentralen Vertreter eines solchen Sozialdarwinismus, Herbert Spencer, heute als typischer Libertärer durchgehen, er hat ja dahingehend auch zumindest eine Schrift verfasst.

Darüber hinaus spricht in weiterer Folge auch nichts dagegen, linke und rechte Ideologiefragmente kritisch gegenüberzustellen, ich denke, aus solchen Vergleichen kann man beispielsweise auch als Linker viel über sich selbst lernen und gegebenenfalls Überzeugungen, Theorieelemente hinterfragen, kritisieren, revidieren und mitunter auch aus seiner eigenen Theoriekosmologie streichen.
 
Ich würde übrigens für mich persönlich soweit gehen, jegliches Festival, das in Zukunft eine Band mit Jon Schaffer auf der Bühne bucht, zu boykottieren. Aber wie gesagt, das wäre meine rein persönliche Konsequenz.
Absolut, und das ist auch verständlich.
Ich hab mir über dieses Thema generell seit ein paar Jahren, schon größere Gedanken gemacht, da speziell in meinem Lieblingsgenre, dem US-Metal, viele Musiker vertreten sind, die politische Ansichten haben, die ich so keineswegs weiter unterstützen möchte und werde.
Aber, bis zum Schaffer Vorfall, waren es eben "nur" Worte und Aussagen und keine fragwürdigen Taten.
Einige Aussagen haben aber vorher schon für mich gereicht, die Bands zu boykottieren. Dass ich auch Festivals/Touren boykottiere, wo diese präsent waren, soweit bin ich dann allerdings nicht gegangen. Im Falle IE hat sich das natürlich geändert.
Schade, denn grad mit IE verbinde ich einen der Besten Gigs überhaupt, wo ich jemals war.
Hier soll und muss Jeder für sich selbst die Grenze ziehen. Das betrifft auch, ob man Tonträger jetzt aussortziert, oder nicht. Ich sehe für mich da keinen Sinn drin, weil, was soll das bringen? Die Band hat die Kohle eh schon bekommen. Auch kann ich ohne Probleme die Musik weiterhin hören, ohne jeglichen negativen Beigeschmack. Aber auch hier, muss und soll jeder selbst entscheiden. Auch meine 2 Shirts werde ich behalten und ab und an mal anziehen. Wer meint, mich deswegen dann blöd anmachen zu müssen, bitte gern.
Ich würde mich allerdings freuen, wenn die Fans, Booker und Labels, in Zukunft auch so konsequent bleiben werden, wie sie aktuell den Anschein machern.
Ob ich daran Glaube, ist was Anderes. Eher nein, aber das tut hier nix zur Sache. Ich habe für mich entschieden, dass Schaffer von mir, egal wie, keinen Cent oder anderweitige Unterstützung mehr bekommen wird. Und ich hoffe, er bekommt eine richtige Strafe und nicht nur was lapidares. Wegen mir, kann er ein paar Jahre im Gefängnis versdauern.

Was mir bei so Diskussionen generell fehlt - Social Media und annonymes Internet sei Dank -, und damit meine ich jetzt nicht die Diskussion hier im Forum, dass ein politisches Extrem mit einem Anderen versucht wird totzureden. Es kommt mir vor, als ob, nicht nur im www, sondern auch mehr im echten Leben, eine normale Diskussion, fast überhaupt nicht mehr möglich ist, weil niemand mehr Andere Meinungen respektiert, akzeptiert, oder, im Falle einer nicht Übereinstimmung, sofort mit einer Vorverurteilung ankommen muss. Und da liegt das Problem. Mag sein, dass man es sich so einfach machen will, in der Hoffnung, der Gegenüber ist beleidigt und würgt die Diskussion ab, aber was soll das? Wie kann ich Rechtsextremismus mit fast genau den Gleichen Worten, nur aus dem politisch Anderen Lager, rechtfertigen? Da sehe ich dann allerdings auch keinerlei weiteren Diskussionsbedarf, weil solche Leute dann auch für mich Idioten sind, sorry, dass so direkt sagen zu müssen. So jemanden an die Wand zu diskutieren, wäre ein Einfaches, aber der Aufwand und die Lebenszeit lohnen dafür nicht.
 
Auch wenn wg. Corona nahezu jeder Diskurs derzeit im Internet geführt wird und es keine Möglichkeiten gibt, bei einem Bier im Rahmen von Konzerten/Festivals/Kneipe sich auszutauschen: Es müsste doch mittlerweile jedem klar sein, dass man bis auf "geile Scheibe/geiler Song/geiles Konzert/alles doof" per FB keinerlei Diskussionen führen sollte, weil es schlicht unmöglich ist. Wer anno 2021 noch immer auf FB in Diskurs treten möchte und dann zum hundertfuffzichsten Mal entsetzt feststellt, dass dort ja nur Idioten zugange seien, dem ist leider nicht mehr zu helfen ;)
 
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