ICED EARTH - 500 BPM in der rechten Hand

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Es geht ja auch nicht darum, dass Paläolibertarismus und Rechtsextremismus zufällig einige akzidentielle Eigenschaften teilen, die nichts über die wesenhafte Beschaffenheit ihrer Ideologien aussagen - man nehme nur den angesprochenen Sozialdarwinismus als Beispiel: Der ist nicht nur ein oberflächliche Erscheinung des Paläolibertarismus, er ist auch die finale Konsequenz eines Menschen- und Gesellschaftsbildes, in dem der Einzelne qua Naturrecht alleine auf sein Selbsteigentum zurückgeworfen ist und das einzige Gesellschaftsverhältnis, in welchem der Einzige und sein Eigentum vorkommen, ein Marktverhältnis ist, das qua seiner immanenten selektiven Mechanismen, seiner Logik und spontanen Ordnung organizistisch zu einem Ideal oder Besseren evolviert (dieses latent objektivistisch-teleologische Moment teilt er übrigens auch mit der marxistischen Orthodoxie). Nicht umsonst würde einer der zentralen Vertreter eines solchen Sozialdarwinismus, Herbert Spencer, heute als typischer Libertärer durchgehen, er hat ja dahingehend auch zumindest eine Schrift verfasst.

Darüber hinaus spricht in weiterer Folge auch nichts dagegen, linke und rechte Ideologiefragmente kritisch gegenüberzustellen, ich denke, aus solchen Vergleichen kann man beispielsweise auch als Linker viel über sich selbst lernen und gegebenenfalls Überzeugungen, Theorieelemente hinterfragen, kritisieren, revidieren und mitunter auch aus seiner eigenen Theoriekosmologie streichen.
Habe zwar kein Wort verstanden, aber klingt gut...
 
Ach komm. Du weißt genau, dass ich nicht den Grundsatz der Unschuldsvermutung in Frage stellen möchte. Es geht hier einzig um den benannten Schlagsatz und um dem Versuch, die Redlichkeit des Betroffenen/Opfers zu untergraben.

Dass du den Grundsatz an sich nicht untergraben möchtest, ist mir klar. Aber um diesen Grundsatz zu gewährleisten, muss man eben diese Frage aus meiner Sicht zwangsläufig immer stellen, damit es nicht zu sozialen Vorverurteilungen kommt. Und deswegen finde ich es etwas problematisch, diese - in der Tat reflexhafte - Rückfrage in ein Zwielicht zu rücken, weil das für mich schon eine Art rechtsstaatlicher Reflex ist.

In solchen Situationen finde ich ganz grundsätzlich beide Ansätze höchst problematisch. Der Klassiker sind hier ja Missbrauchsvorwürfe. Es gibt nahezu immer nur zwei Personen, welche die Wahrheit wissen, und die behaupten der Öffentlichkeit und dem Richter gegenüber Gegenteiliges. Objektive Schlüsse lassen sich fast nie ziehen, und es gibt eben auch nicht den Erfahrungssatz, dass "in der Regel" der einen oder der anderen Seite höhere Glaubwürdigkeit zukommt.

Daher ist es immer sowohl problematisch im medialen Diskurs per se dem Ankläger einen Vertrauensvorschuss zu geben (eben wegen des grundlegenden und notwendigen Prinzips der Unschuldsvermutung), als auch per se dem Angeklagten einen Vertrauensvorschuss zu geben (weil das natürlich im Umkehrschluss möglicherweise ein Opfer stigmatisiert).

Deshalb ist es aus meiner persönlichen Sicht immer am besten, solche Vorgänge erst dann in einer Partei nehmenden Weise öffentlich zu kommentieren, wenn die Wahrheit feststeht, und bis dahin keine allzu wilden Spekulationen zu betreiben, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, und vor allem nicht prophylaktisch auf den einen oder die andere einzuhauen. Es läuft keinem von uns etwas davon, wenn er sich grundlegender Werturteile über andere Menschen enthält, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, bis der Rechtsstaat seine Arbeit abgeschlossen hat.
 
Dass du den Grundsatz an sich nicht untergraben möchtest, ist mir klar. Aber um diesen Grundsatz zu gewährleisten, muss man eben diese Frage aus meiner Sicht zwangsläufig immer stellen, damit es nicht zu sozialen Vorverurteilungen kommt. Und deswegen finde ich es etwas problematisch, diese - in der Tat reflexhafte - Rückfrage in ein Zwielicht zu rücken, weil das für mich schon eine Art rechtsstaatlicher Reflex ist.

In solchen Situationen finde ich ganz grundsätzlich beide Ansätze höchst problematisch. Der Klassiker sind hier ja Missbrauchsvorwürfe. Es gibt nahezu immer nur zwei Personen, welche die Wahrheit wissen, und die behaupten der Öffentlichkeit und dem Richter gegenüber Gegenteiliges. Objektive Schlüsse lassen sich fast nie ziehen, und es gibt eben auch nicht den Erfahrungssatz, dass "in der Regel" der einen oder der anderen Seite höhere Glaubwürdigkeit zukommt.

Daher ist es immer sowohl problematisch im medialen Diskurs per se dem Ankläger einen Vertrauensvorschuss zu geben (eben wegen des grundlegenden und notwendigen Prinzips der Unschuldsvermutung), als auch per se dem Angeklagten einen Vertrauensvorschuss zu geben (weil das natürlich im Umkehrschluss möglicherweise ein Opfer stigmatisiert).

Deshalb ist es aus meiner persönlichen Sicht immer am besten, solche Vorgänge erst dann in einer Partei nehmenden Weise öffentlich zu kommentieren, wenn die Wahrheit feststeht, und bis dahin keine allzu wilden Spekulationen zu betreiben, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, und vor allem nicht prophylaktisch auf den einen oder die andere einzuhauen. Es läuft keinem von uns etwas davon, wenn er sich grundlegender Werturteile über andere Menschen enthält, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, bis der Rechtsstaat seine Arbeit abgeschlossen hat.

Sagen wir es mal so: Wenn diese bekannte Frage "Warum erst jetzt?" nicht von einer juristisch zuständigen Person/Behörde im Rahmen ihrer juristischen Tätigkeit gestellt wird, dann hat diese Frage in den allermeisten Fällen ein Geschmäckle.
 
Genau das ist typisch Amerikanisch!

Bei aller Empörung ob dieses selbstmitleidigen Jammerlappens bitte ich doch um etwas mehr Trennschärfe. Typisch amerikanisch sind vielleicht Apple Pie, Bay Area Thrash und die Erfindung des Konservengelächters bei TV-Sitcoms. Hier handelt es sich sicher eher um das individuelle Entsetzen eines übereifrigen Möchtegernumstürzlers, dem plötzlich klar wird, dass seine Beteiligung an diesem terroristischen Akt womöglich doch kein harmloses, patriotisch aufgeladenes LARP war, sondern vielmehr todernste Folgen hatte und ihm die entsprechenden Konsequenzen bevorstehen.
 
Bei aller Empörung ob dieses selbstmitleidigen Jammerlappens bitte ich doch um etwas mehr Trennschärfe. Typisch amerikanisch sind vielleicht Apple Pie, Bay Area Thrash und die Erfindung des Konservengelächters bei TV-Sitcoms. Hier handelt es sich sicher eher um das individuelle Entsetzen eines übereifrigen Möchtegernumstürzlers, dem plötzlich klar wird, dass seine Beteiligung an diesem terroristischen Akt womöglich doch kein harmloses, patriotisch aufgeladenes LARP war, sondern vielmehr todernste Folgen hatte und ihm die entsprechenden Konsequenzen bevorstehen.
Ich formuliere meine Aussage um:
Genau diese Reaktion kommt überwiegend von Amis, egal ob aus dem Sport, den Showbiz oder der Politik!

:)
 
Sagen wir es mal so: Wenn diese bekannte Frage "Warum erst jetzt?" nicht von einer juristisch zuständigen Person/Behörde im Rahmen ihrer juristischen Tätigkeit gestellt wird, dann hat diese Frage in den allermeisten Fällen ein Geschmäckle.

Sehe ich immer noch ein wenig anders, auch wenn ich durchaus verstehe, welche Leute und welche Situationen du meinst, einfach weil es durchaus eine allzu berechtigte Frage sein kann, und weil ich es schon so sehe, dass ich auch als "öffentlicher, medialer Richter" so lange von der Unschuld einer Person des öffentlichen Lebens ausgehen und sie nicht in Artikeln, Foren, Social Networks verurteilen sollte, bis ihre Schuld eben unumstößlich feststeht. Dies deshalb, weil auch ein "öffentliches Urteil" in solchen Medien für den Betroffenen völlig verheerende Folgen haben kann, die sich im Falle einer nachträglich festgestellten Unschuld oder geringeren Schuld, oft nicht mehr revidieren lassen. Daher meine ich, dass man sich selbst diese "Warum erst jetzt?"-Frage (und unzählige andere Fragen, im Bezug auf die Redlichkeit des Anklagenden), stets stellen sollte, bevor man jemanden öffentlich vom Hörensagen einer Verfehlung bezichtigt. Auch zum Selbstschutz im Übrigen, als Journalist ebenso wie als sonst zum öffentlichen Diskurs Beitragender, damit man nicht selbst in Straftatvorwürfe (Üble Nachrede, Verleumdung etc...) oder in Unterlassungsansprüche gerät.

Es ist halt ein Unterschied, ob man sagt: "Der Herr X hat schon früher das N-Wort benutzt, er ist offenbar ein Rassist.", oder ob man sagt "Der ehemalige Engineer von Herrn X hat der Zeitung Y gegenüber behauptet, dass Herr X ds N-Wort benutzt habe und somit Rassismusvorwürfen eine neue Spekulationsgrundlage beschert."

Das ist jetzt auch nicht die Klugscheißerei eines Juristen, sondern ich finde das Prinzip so fundamental wichtig, grundsätzlich niemals öffentlich Schlüsse zu ziehen, die zu einer Vorverurteilung einer Person führen, dass ich tatsächlich schon der Meinung bin, dass die Frage immer gestellt werden muss, bevor man sich überhaupt irgendwo zu einem neu erhobenen Vorwurf gegen eine Person des öffentlichen Lebens äußert.

Man kann sich da nur beispielhaft den Fall des bekannten Fernseh-Wetterfrosches K. ins Gedächtnis rufen. Hätten sich nicht jahrelang die Medien das Maul über den Vorfall zerrissen, ohne dass der Sachverhalt abschließend juristisch geklärt war, dann hätten wahrscheinlich beide Betroffenen heute ein besseres Leben. An ihm bleibt immer irgendwas hängen, ein "Gschmäckle", wenn man so will, und an ihr noch viel mehr. Hätte man das nicht exzessiv durch die Medien gezogen, wären am Ende Urteile gestanden, mit welchen hier der eine besser, die andere schlechter leben kann, aber für keinen der Beteiligten wären im öffentlichen Diskurs dauerhafte negative Stigmata verblieben. So muss der eine immerdar damit leben, dass er vielleicht doch ein Vergewaltiger, Wüstling, Sittenstrolch, Sexist sein könnte, und die andere damit, dass sie vielleicht eine Lügnerin, Verleumderin, Erpresserin ist, die sich auf Kosten eines Promis inszenieren oder bereichern wollte.

Daher wünsche ich mir unterm Strich an sich sowohl von den Medien als auch von jedem, der sich in Foren u.a. an einem öffentlichen Diskurs über mutmaßliche und tatsächliche Straftaten auslässt, eine gewisse Zurückhaltung sowohl im Vokabular als auch im Ziehen von voreiligen Schlüssen und vor allem im Verurteilen von Menschen auf Grundlage eines sehr eingeschränkten Ausschnitts aus ihrem Leben, den wir kennen. Das nicht leisten zu können oder nicht leisten zu wollen, ist zum großen Teil dafür verantwortlich, warum die Gräben in unserer Gesellschaft immer tiefer werden. Der mediale, öffentliche Diskurs ist vergiftet; es fehlt an der Bescheidenheit und an der Zurückhaltung im Rahmen der Kundgabe der eigenen Meinung und vor allem im Rahmen der Bewertung anderer Menschen.

Klingt nach "Wort zum Sonntag", sorry dafür, aber ich finde das schon sehr, sehr problematisch.
 
Auch wenn wg. Corona nahezu jeder Diskurs derzeit im Internet geführt wird und es keine Möglichkeiten gibt, bei einem Bier im Rahmen von Konzerten/Festivals/Kneipe sich auszutauschen: Es müsste doch mittlerweile jedem klar sein, dass man bis auf "geile Scheibe/geiler Song/geiles Konzert/alles doof" per FB keinerlei Diskussionen führen sollte, weil es schlicht unmöglich ist. Wer anno 2021 noch immer auf FB in Diskurs treten möchte und dann zum hundertfuffzichsten Mal entsetzt feststellt, dass dort ja nur Idioten zugange seien, dem ist leider nicht mehr zu helfen ;)
Wenn man sich FB ansieht und noch schlimmer Youtube Kommentarspalte hat man den Eindruck das Internet würde zu 70 Prozent aus Rechtsradikalen bestehen.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben Unten