Man weiß ja gar nicht mehr, wohin man es posten soll...Schaffer auf allen Kanälen, "any Promotion is good Promotion" oder so - in jedem Fall wird über ihn geredet und geschrieben - und nicht wenige Vollpfosten, die weder mit Metal noch mit Schaffer/IE bislang was am Hut hatten, nun aber aufgrund seiner Gesinnung auf ihn aufmerksam geworden sind, werden sich natürlich auch mit seiner Musik befassen - und in den (späteren) Texten Dinge finden, die sich sich für ihre eigene verquere Gesinnung zurechtbiegen können.
Mir geistert immer noch dieser Post von
@lattinen77 durch den Kopf: geht es mir darum, eine
plötzliche Distanzierung zu Schaffer zu schaffen und mich erklären zu müssen? Nein. Es soll nur meine Fassungslosigkeit darüber ausdrücken, dass dieser Scheißtyp am Ende mehr als nur ein Yankee-Maulheld ist, dessen Ansichten - so sie mir durch die Presse bekannt wurden - schon seit geraumer Zeit quer gingen, man sie aber doch (irrigerweise irgendwie) als "freie Meinung, wenn auch fragwürdig" abgetan hat.
Bereits das "Glorious Burden"-Album ging mir rein textlich schon immens ab - Yankee-Pathos halt, aber irgendwie ist das für mich musikalisches "Missing in Action" gewesen, die textliche Aufbereitung von Gettysburg strahlte in meinen Ohren schon eher auf "Patriotismus" (saublödes Wort) aus. Wahrscheinlich hat vor seinem geistigen Auge Mel Gibson schon "The Patriot 2" auf Grundlage dieses Textes für ihn gedreht. Dann die Sache mit dem Adler - das für mich schlimmste Stück Heavy Metal, dem ich abseits von J.B.O. jemals lauschen durfte, das tut textlich wie musikalisch immens weh.
Ab diesem Album tauchte dann auch eine gewisse Form der Verquertheit in Interviews auf, nicht selten fühlte ich mich ein wenig an Nugent erinnert. Mir fehlen die Details, da ich natürlich nicht alle jemals gelesenen IE-Interviews irgendwo abgespeichert habe, aber ab von der Tatsache, das "Glorious Burden" auch musikalisch nach wie vor übelst für mich ist wurde mir Herr Schaffer seinerzeit schon
sehr unsympatisch - und ich habe die Band fallen lassen, einerseits aufgrund der musikalischen Entwicklung, primär aber aufgrund des Gelabers von Schaffer. Nichtsdestotrotz war es eben für mich typisches Ami-Geblubber, dem vernebelten Geseier eines Mustaine nicht unähnlich, ab einem gewissen Zeitpunkt, doch wirkte dieser auf eine
andere Art verstrahlt, wohingegen ich in nicht wenigen, ausweichenden Aussagen Schaffers schon so etwas wie echten Hass zwischen den Zeilen hineininterpretieren konnte. Soviel zu einer rein subjektiven Wahrnehmung, die ich nicht erklären kann, sondern die einfach da war.
Die Möglichkeit aber, dass dieser Mann (der vor diesem Sturm auf das Capitol nun kein offenes oder auch nur verdecktes Bekenntnis zu Trump abgelegt hatte, wenn auch ein paar nebulöse Äußerungen von ihm in diese Richtung hätten deuten können) tatsächlich mit einer Horde von Demokratiefeinden das Kapitol stürmen würde, die kam mir nicht im Entferntesten in den Sinn - und ja, ich gebe zu, das hat mich geschockt und wütend gemacht. Das ist in meiner Welt (und wohl nicht nur dort) noch einmal die absolute Härte. Es geht weit über "Spinner" hinaus, der Mann hat Gewalt in Kauf genommen - und hätte sie womöglich auch verübt, denn wer so weit vorne mit am Start ist, der hat sich im Vorfeld so seine Gedanken gemacht oder lässt sich im Falle einer Eskalation möglicherweise schlicht vom Adrenalin treiben.
Wie damit umgehen? Einfach: wie schon geschrieben. Ich besitze Einiges von Iced Earth, Alben, die ich mag, Songs, die mir etwas bedeuten. Diese Alben sind bezahlt und die Musik hat sich in meinem Leben (mit) manifestiert, daran hängen Erinnerungen. Verbrenne ich sie oder verkaufe ich sie, wem bringt das was? Selbst wenn ich den kargen Erlös - wie von
@The Corrosion vorgeschlagen (wobei linksradikale oder kommunistische Vereinigungen mir ungefähr so fern liegen wie Trump, Schaffer, AFD & Konsorten) - irgendeinem guten Zweck zuführen würde - schadet das Schaffer? Wohl eher nicht, er weiß es ja nicht mal.
Schaue ich mir an, welchen Zuspruch die Dissection-Alben trotz Nödtveidt im 90er Battle nach wie vor haben, dann scheint es so, als würden nicht wenige (zumindest hier im Forum) eine ähnliche Denkweise für "Bands mit für mich passender Musik, aber mit Arschgeigen als Leader und/oder Mitmusiker" hegen - muss nicht so sein, fiel mir so spontan aber einfach dazu ein. Letztlich stellte sich mir eine ähnliche Frage auch in Sachen Tau Cross: ich mag das erste Album sehr gern - und auch das stand schon im Regal, eher deren Chef sich als "New Adolf" outete - werfe ich es weg: who cares? Kaufe ich je wieder was von dem Saftsack? Natürlich nicht.
Es ist letztlich keine Frage, dass Bands wie Tau Cross oder eben IE nun von mir für alle künftigen Aktivitäten boykottiert werden und doch ich sehe mich durch den Besitz ihrer Alben nicht in der gleichen geistigen Gesinnung ihres Schöpfers. Eine Gesinnung, die mir im Übrigen zum Zeitpunkt des Erwerbs nicht bekannt war und die mich ansonsten definitiv auch davon abgehalten hätte, einen solchen zu tätigen.
Warum Schaffer wurde wie er ist, was seine Eltern damit zu tun haben, welches Umfeld ihn nun wie beurteilt und ob Hansi Kürsch nun seine Telefonnummer löscht ist mir hierbei herzlich egal: für mich ist dieser Typ ein Scheißkerl - auch, wenn sich hier natürlich Klaus Maria Brandauer in seiner unlängst brillant verkörperten Rolle als Anwalt zitieren lässt: "In meiner langjährigen Tätigkeit als Anwalt habe keinen durch und durch schlechten Menschen kennen gerlent" - Übles steckt wohl in Jedem, aktuell das Gute in einem Schaffer zu finden, das gelingt mir indes nicht.
Zu den Beiträgen von
@Jhonny: ein Jeder kann sich ändern und ein Jeder sollte auch die Chance dazu erhalten - nun bin ich in der glücklichen Lage, nie ein
übermäßiger IE-Fan gewesen zu sein und ich habe - um einen Vergleich zu ziehen - schon sehr genau auf die Äußerung eines Mike Portnoy zu diesem Thema geschaut - obwohl mir dessen Gesinnung im Wesentlichen (wenn eben auch nur durch Interviews) eigentlich bekannt zu sein scheint. Ich denke, wenn der Musiker und/oder die Band einen ganz speziellen persönlichen Stellenwert innehaben, dann hofft man förmlich auf eine solche Änderung. Demzufolge wäre es gerade für diese Fans, denen Schaffer nun perfekt die Kniescheibe zertrümmert hat, wünschenswert, wenn er tatsächlich eine Kehrtwende finden würde - allein, der Glaube fehlt mir, für "euch" Die-Hard-Fans da draußen aber wünsche ich es mir sehr.
Viel Durcheinander, wie immer viel zu viel - aber nach all der "Schafferei" war es mir irgendwie ein Bedürfnis, das hier loszuwerden.