War eine gute Idee, mir heute freizunehmen. Vielleicht hatte ich auch irgendwie geahnt, dass ich meinen Rucksack mit ein paar wichtigen Sachen drin am Flughafen liegen lassen würde, wo ich ihn dann heute noch mal abholen musste. Ist das noch Schusseligkeit oder schon Demenz? Egal - bin schon froh, dass er nicht als eins dieser gefährlichen 'unbeaufsichtigten Gepäckstücke' vorsorglich gesprengt wurde...
Jetzt jedenfalls auch von mir noch ein paar Worte zu den gesehenen Bands:
Gevurah
Bin bei denen mehrfach rein und wieder rausgegangen, war halt noch die Akklimatisierungsphase. Die waren aber auch gar nicht meins.
Dead Kosmonaut
Wie schon auf Platte fehlte mir bei denen auch live irgendwie so eine gewisse Dringlichkeit - jetzt nicht aufs Tempo bezogen (die düften gerne heavier und doomiger sein), aber das ist mir alles irgendwie zu relaxed und spannungsarm. Nicht übel, aber die Musik packt mich einfach nicht. Trotzdem ein solider Auftritt.
Ultha
Würde ich mir zuhause eher nicht auflegen, aber die erwähnte Dringlichkeit war bei denen definitiv zu spüren. Nicht mein Stil, aber leidenschaftlich und intensiv dargeboten.
Savage Master
Großer Spaß mal wieder. Knackige Songs mit effektiven Riffs, wie gemacht fürs Headbanging, Fistraising und Mitbrülling. Der Erstkontakt-Zauber, den ich beim KIT noch verspürt habe, war naturgemäß nicht wiederholbar, und ein wenig hab ich sowas wie den dort noch zu bewundernden Auspeitschen-mit-Mikrokabel-Blödsinn vermisst, aber das hat schon alles mächtig Laune gemacht.
Diamond Head
Die fand ich beim Storm Crusher schon nicht so prall, und auch dieses mal haben mich die ersten paar Songs so eingeschläfert, dass ich die späteren Klassiker auch nur noch sitzend ohne Blickkontakt zur Bühne rein akustisch aufgenommen habe. Freut mich für alle, die Spaß dran hatten, aber irgendwie find ich die Band in der aktuellen Inkarnation (eine andere ist mir allerdings auch nie live begegnet) komplett öde.
Master's Hammer
Was die Musik angeht, wird der letzte Funke wohl nicht mehr zu mir überspringen, aber den Auftritt fand ich prima. Alleine schon, sich mit derart unterschiedlichen Outfits wie der Sänger (Seidenhemd-Cowboy) und der Bassist (Hobbit-Style) auf die Bühne zu stellen, nötigt mir Respekt ab, und einer Band mit Vollzeit-Paukist kann man ja generell nicht böse sein. Wobei die trotz ihrer ganzen Eigenheiten sehr professionell wirkten und kein lustiges Rumgestümper abgeliefert haben. Das war schon ein würdiger Headliner-Auftritt und ein guter Abschluss des ersten Tages - fand's sehr unterhaltsam.
The Wizards
Wie bereits angemerkt: Ich kapier deren Musik nicht, weder auf Platte noch live. Erklären kann ich's auch nicht, aber so müssen sich Leute fühlen, die generell keine Rockmusik hören und dann doch mal dazu gezwungen werden. Läuft komplett an mir vorbei, die Band.
Spell
Da war ich ja
richtig heiß drauf, und es war ... ganz cool. Die für mich in der Form doch sehr unerwartete Setlist (Einstieg mit dem größten 'Hit', danach was Altes, was kaum einer kannte, dann das Rush-Cover, insgesamt nur wenig Songs vom aktuellen Album) hat mich schon ziemlich irritiert. Im späteren Gespräch mit dem Sänger erklärte dieser das allerdings damit, dass sie für die meisten neuen Songs wohl Equipment benötigt hätten, dessen Transport finanziell nicht machbar gewesen wäre. Insgesamt aber ein durchaus vergnüglicher Auftritt, der meiner Meinung nach allerdings im Marx besser aufgehoben gewesen wäre.
Universe 217
Hatte ich ja schon mal beim Hammer of Doom bewundern dürfen, daher diesmal zwar ohne große WTF-Überraschung, aber immer noch mit großem "Wow". Sicherlich die beeindruckendste Stimme des Festivals, außerdem irgendwie toll, wie schnell man bei so einem Festival vom regulären Metal-Abfeiern ins Mit-offenem-Mund-und-feuchten-Augen-auf-die-Bühne-starren kommen kann...
Old Mother Hell
Kurze Rückblende: Beim Hammer of Doom 2015 begegne ich zum ersten mal im sog. echten Leben ein paar Leuten aus dem DF-Forum. Darunter auch ein gewisser
@Rozzy, mit dem ich online zwar gar nicht so viel zu tun hatte, der aber einen extrem netten Eindruck macht und nebenbei mal erwähnt, dass er auch in einer Band spielt. "Old Mother Hell" heißen die. Soso.
Zweieinhalb Jahre später: Ich stehe mit einer großen Menge von extrem netten Leuten aus dem DF-Forum im Marx und wir feiern alle einen absolut mitreißenden und energiegeladenen Auftritt von besagter Band ab. Unbezahlbar, sowas.
Solstice
Hab das neue Album (und auch die Demos davor) noch nicht gehört und momentan auch gar nicht sooo großen Bock auf die Band. Guck mir das also alles in Ruhe von der Balustrade hinten an und muss konstatieren, dass das von den drei bislang von mir gesehenen Solstice-Gigs wohl der beste war. Stark!
Visigoth
Bin ja nicht mal richtig großer Fan von denen, war mir aber ziemlich sicher, dass dieser Auftritt was Besonderes werden würde und bin auch noch ohne großen Stress ins Marx gekommen. Stand rechts vom Mischpult und hatte nur so mittelgute Sicht, aber das reichte, um hier und heute Zeugnis abzulegen.
Euphorie-Level auf der Bühne: 10/10. Euphorie-Level vor der Bühne: 11/10. Das war schon Wahnsinn, und auch wenn die Band rein von der Popularität her natürlich in die große Halle gehört hätte, muss ich sagen, dass sich dieser Auftritt für mich in der Form und in dieser Location einfach richtig angefühlt hat.
Atlantean Kodex
Ich wollte dringend einen neuen Song hören, und ich habe ihn bekommen. Erstaunlich eingängig war er, da darf man gespannt sein, ob er repräsentativ für das kommende Album ist. Über "Kodex Battalions" hab ich mich auch sehr gefreut. Ansonsten war's wieder mal sehr schön, auch wenn ich die Band inzwischen einfach zu häufig gesehen habe, um dabei noch so richtig durchzudrehen. Das müssen wohl diese
First World Problems sein, von denen man so viel hört.
Richtig wunderbar war aber natürlich die Geste, Visigoth-Jake am Schluss noch auf die Bühne zu holen. Ich denke, alle (also wirklich ALLE) Anwesenden dürfte das gefreut haben, und irgendwie hat das den Spirit des ganzen Wochenendes noch mal perfekt in einem einzigen Moment gebündelt.
Kleines Fazit: Den einen, alles Andere komplett überstrahlenden Über-Gig gab's für mich diesmal nicht, aber wie schon erwähnt war für mich gerade der Samstag schon sehr super, und ingesamt fand ich dieses Jahr auch klar besser als die 2017er-Ausgabe, die halt einfach etwas weniger meinem Geschmack entsprach. In Sachen Location, Publikum und friedlich-freundschaftlich-euphorischer Atmosphäre bietet das Hell over Hammaburg ja eh kaum noch Luft nach oben. Echt schlau von mir, da jedes Jahr hinzufahren.