Gemini Man
Mein heimischer TV hat eine Funktion die sich „True Motion“ nennt. Aktiviert man diese, so rechnet der Bildschirm zwischen den einzelnen Bildern des jeweiligen Filmes noch ein zusätzliches Bild dazu, wodurch die Bewegungen um einiges flüssiger wirken. Das birgt, neben der gewöhnungsbedürftigen Optik, auch den Nachteil, dass sich um die bewegenden Objekte hier und da ein unscharfer Schleier bildet. Regisseur Ang Lee (Life Of Pi, Brokeback Mountain) hat es satt, dass die Rezipienten seiner Filme, sich diese durch solche Funktionen verschandeln und hat daher beschlossen seine Filme zukünftig mit HFR (High Frame Rate) zu drehen. Das bedeutet in diesem Fall, Gemini Man wurde mit 120 statt der üblichen 24 Bildern pro Sekunde aufgezeichnet. Auf der am Donnerstag (28.05.2020) erschienenen UHD blu-ray (nicht auf der normalen BD) wird der Film mit 60 Bildern dargestellt.
Die ungewohnte Optik kann sich durchaus sehen lassen. So ist das Bild nicht nur durchgehend knackig scharf, auch die Bewegungsunschärfe fällt beinahe komplett weg und die Bewegungen sind unglaublich flüssig, ohne nervige Nebeneffekte. In schnelleren Actionsequenzen wirkt das Bild allerdings ein wenig wie vor gespult, gerade in Nahkampfsequenzen kann man diesen Eindruck gewinnen. Da besteht eventuell noch etwas Nachholbedarf für diese Technik.
Warum ich hier bisher ausschließlich über die technischen Spielereien des Filmes spreche, hat einen einfachen Grund: Der Film selbst gibt nicht wirklich viel her.
Gemini Man ist ein solider Action-Film mit einem wie immer recht sympathischen Will Smith in der Hauptrolle und der immer netten Mary Elizabeth Winstead als Sidekick. Der sonst so grandiose Clive Owen bleibt hier als Bösewicht recht blass.
Der Plot wirkt ein wenig wie aus den 80er Jahren. Will Smith ist ein Auftragskiller und wird von einem jüngeren Klon seiner selbst gejagt. Das war es dann auch schon.
Die zugrunde liegenden Problematiken des Klonens werden nur rudimentär am Rande behandelt. Neue Aspekte werden hier nicht aufgegriffen. Im Vordergrund steht ganz klar die Action, die sich allerdings durchaus sehen lassen kann.
Dank moderner Animationstechniken sieht das Gesicht des jungen Klons, die meiste Zeit über, tatsächlich aus wie der Fresh Prince. Hier und da wirken die Gesichtszüge des jungen Herren allerdings ganz leicht verschoben und das uncanny Valley schlägt mit voller Härte zu.
Gemini Man ist der perfekte Film für einen Sonntagnachmittag an dem man sonst nichts zu tun hat. Die HFR Technik ist äußerst interessant und die Action macht schon Spaß.
6/10