Ich hatte Ende Jahr schlicht zu wenig Zeit, mich eingehend mit Neuveröffentlichungen zu befassen. Somit blieb auch Bölzers Album etwas liegen. Dafür habe ich mir jetzt viel Zeit genommen, mich in "Hero" reinzuhören. Und ich bin Mal für Mal VÖLLIG geplättet. Diese mutige Kurskorrektur kommt dermassen elegant und leichtfüssig daher, dass man sie nach einigen Hördurchgängen schon fast nicht mehr als solche wahrnimmt. Und damit will ich bestimmt nicht die fantastische Qualität der EPs schmälern. Bölzer haben für mich indes etwas geschafft, was ich so bisher kaum erlebt habe: Es wäre ein Leichtes gewesen, nahtlos an die EPs anzuknüpfen, niemand hätte das auch nur ansatzweise in Frage gestellt, sie hätten zweifellos abgeräumt. Aber die Jungs ziehen ihr eigens Ding durch und kreieren als wäre es das Einfachste der Welt ein Album, das man so bestimmt nicht erwartet hätte. Die gesanglichen Veränderungen sind extrem mutig, aber sie passen auf so famose Weise, dass sie völlig logisch und schlüssig wirken. Dabei bleiben Bölzer jederzeit glaubwürdig und sich selber, sie überraschen, sie fordern heraus, aber sie sind zu jeder verfluchten Sekunde Bölzer. Dieses Album wird uns noch lange beschäftigen, da bin ich mir ziemlich sicher. In meiner kleinen Metal-Welt stellt es auf jeden Fall bereits jetzt einen neu hinzugefügten Eckstein in einem wunderbar festen Fundament dar. Meine Top-5 2016 würden jetzt anders aussehen.
Und damit möchte ich noch kurz auf das Interview mit Okoi im aktuellen DF eingehen: Ich empfinde es als unheimlich erfrischend, wenn ein Protagonist "solcher Musik" auch mal auf die positiven Vibes seiner Kunst eingeht. Wer sogar noch auf eine geglückte Erziehung liebender Eltern eingeht, verkörpert für mich mehr "trveness" (...) als viele dieser vom Leben ständig ach so hart gefickten Reserve-Misanthropen.