Endlich ist es da! Nach knapp über 10 Jahren veröffentlichen MOUNTAIN THRONE mit The Silver Light diese Woche den Nachfolger zu Stormcoven, ihrem Debüt von 2013. Das vorbestellte Vinyl landete heute Vormittag auf meinem Plattenspieler, und da die Euphorie tatsächlich groß ist, will ich mit dem Review nicht lange warten.
Wie im Anfangspost dieses Threads zu lesen ist, halte ich MOUNTAIN THRONE (nach wie vor) für eine der besten klassischen Metal-Bands der letzten zwanzig Jahre - auch im internationalen Vergleich, obwohl sie trotz ihrer starken Diskographie immer noch als Underground-Geheimtipp gelten. Ich hoffe jedoch, dass sich das mit The Silver Light endlich ändern wird, denn - soviel sei vorweg gesagt - die Platte erfüllt alle Erwartungen und kann es locker mit den stärksten Vertretern der jüngeren Epic- und Doomwelle aufnehmen.
Zwar erschien mit Sword Dance 2015 noch eine EP, die vermuten ließ, dass sich der Bandsound in eine hardrockigere Richtung entwicklen könnte, weg vom epischen und doomigen Heavy Metal der frühen Veröffentlichungen. Diesem Eindruck tritt die Band nach einem kurzen Intro gleich vehement mit Opener "All Souls Day" entgegen, der zunächst dem Doom Metal alter Schule huldigt, bevor klassische Heavy Metal-Riffs das Ruder übernehmen. Mein erster Gedanke war, dass sich der neue Sänger Matze hier noch etwas zurückzuhalten scheint, bis ein Blick auf das Inlay mich eines Besseres belehrt: Hier singt in alter MIRROR OF DECEPTION-Tradition Drummer Jochen. Der neue Sänger macht seinen Einstand demnach auf dem ersten Highlight der Platte, dem etwas schnelleren "We Are Hunters", in dem die typischen MOUNTAIN THRONE-Trademarks wunderbar zur Geltung kommen: galoppierende Riffs, ein sehr präsenter Bass, starke und immer mitreissende Gitarrensoli. (Tatsächlich erinnert das Hauptriff an den überragenden Opener des letzten Albums, "Spirits of Fate".)
Überhaupt fällt schon an dieser Stelle die extrem gelungene Produktion auf. Schon Stormcoven überzeugte durch eine dynamische Produktion, die dem Bass sehr viel Raum ließ, doch auf dem neuen Album ist der Sound auf einem neuen Level. Die Drums wirken mächtiger (besitzen vielleicht auch etwas mehr Hall), die Gitarren sind häufiger gedoppelt, ohne dabei aber den Bass zu überdecken, der auch mit Neuzugang Clemens weiterhin eine prominente Rolle im Sound spielt. Insgesamt hat the The Silver Light einen lebendigen, dynamischen Sound, der aber keineswegs nach kauzigem Underground-Einmannprojekt klingt, sondern den Songs eine neue Brachialität und Durchsetzungskraft verleiht. Dies kommt insbesondere beim zweiten Highlight der Platte, "Valkyrie", zum Tragen. Während man in "Thunderstorm Nights" noch einmal dem klassischen Doom Metal (mit epischen Einsprengseln) huldigt, ist "Valkyrie" eine waschechte, nach vorne preschende Schlachtenhymne, die mich schon beim Vorabhören über meine mickrigen Lautsprecherboxen zur Luftgitarre greifen ließ. Die tausendmal durchgekaute nordische Mythologie-/Wikingerthematik wird hier lyrisch dezent und stimmungsvoll genug aufgegriffen, um mögliche Ausrutscher ins Kitschige zu vermeiden. Vielmehr zeigen MOUNTAIN THRONE hier GRAND MAGUS und Co., wie man's richtig macht!
Die zweite Seite beginnt wieder mit einem atmosphärischen Instrumental, auf das ich diesmal besonders gespannt war, gehört doch der Titeltrack der ersten EP, "Serpent's Heathland", mit seiner wundervoll melancholischen, epischen Stimmung zu meinen Lieblingsstücken in der Diskographie. Auch "Three Stars Shining" schlägt glücklicherweise in diese Kerbe, weckt gar PAGAN ALTAR-Assoziationen. Es sind Elemente wie dieses, durch die sich das Material von weiteren, 0815-Metal-Alben abhebt. Die Musik erhält dadurch einen epischen Anstrich ohne in kitschigen Power Metal-Pathos oder plumpe Mittelalter-/Wikinger-Romantik abzudriften. Dabei fällt der Titeltrack gar hymnisch aus und kombiniert 80er-PRIEST-Gitarren mit PAGAN ALTAR-Melodien. Am Ende aber schwingen MOUNTAIN THRONE dann nochmal die Epic-Keule, wie es sie es seit der Debüt-EP nicht mehr gemacht haben. "Man the Rampart" wird zunächst wieder von Drummer Jochen gesungen und man fragt sich, ob der neue Sänger dieser Nummer nicht noch etwas mehr Power verliehen hätte, aber was als eher hardrockige Nummer startet, entwickelt sich plötzlich zu einer fast neunminütigen, sich immer weiter steigernden Schlachtenhymne - inklusive waschechten MANOWAR-Gedächtnisriffs, flirrenden Leadgitarren und Chören. So mächtig klang die Band noch nie! Auch das abschließende "Death Of A Tyrant" kombiniert Doom Metal mit BATHORY-Epik bevor das Gaspedal durchgedrückt wird: MOUNTAIN THRONE spielen hier ihre größte Stärke aus, nämlich ihre Fähigkeit, aus dem Fundus des klassichen, epischen Heavy Metals die besten Elemente herauszudistillieren und auf aufregende, frische Art und Weise zu kombinieren. Die Mittelalter/Folk-Ästhetik gibt dem Material eine zusätzliche zeitlose Note, ohne seine Verankerung im tiefsten Underground zu verwischen.
Als Fazit daher kurz und knapp: Wer hier als Fan von ARGUS, VISIGOTH, CIRITH UNGOL, MANOWAR, THE GATES OF SLUMBER, GRAND MAGUS, MORGUL BLADE, MEGATON SWORD etc. nicht zugreift und sich ein Lehrstück in Sachen moderner, traditionsbewusster Heavy Metal entgehen lässt, ist selbst Schuld!