The Aftermath
Deaf Dealer
Unter dem Eindruck des Gigs am vergangenen Freitag in Karlsruhe und der für mich erschütternden Tatsache, dass es hier im Board bisher kaum Beiträge zur Band gab, hab ich mich dazu entschlossen, einen kurzen Abriss über das Schaffen der deutschen Band MOUNTAIN THRONE zu schreiben. Meiner sehr bescheidenen Meinung nach sind die seit 2009 aktiven Schwaben nämlich die aktuell beste traditionelle Heavy Metal-Band in diesen Landen. Gleichzeitig zählen sie aber auch zu den unauffälligsten Bands, sprich die Veröffentlichungspolitik (Teilweise nur auf Vinyl), das vergleichsweise rare Spielen von Konzerten und eine sehr reduzierte Präsenz im Internet führen dazu, dass die Band auch nach fast 8 Jahren und 4 durchgehend starken Veröffentlichungen kaum bekannt ist. Andererseits ist gerade die Tatsache, dass die Musiker sich größtenteils komplett zurück nehmen, keine auschweifenden Interviews geben, die sozialen Medien nur am Rande nutzen und mit neuem Material eher geizen als protzen, erfrischend und macht die Musik der Band insgesamt wertiger und interessanter.
Somit gibt es zur Bandgeschichte auch abseits der einzelnen Veröffentlichungen kaum etwas zu sagen. Vielen bekannt ist sicherlich, dass die Band zur Hälfte aus ehemaligen MIRROR OF DECEPTION-Mitgliedern besteht (A.: Gitarre, J.: Drums). Einen Besetzungswechsel gab es am Bass zu verzeichnen, ansonsten steht die Besetzung in der jetzigen Form schon seit einigen Jahren. Interessanter ist sowieso die Musik und die müsste im Falle von MOUNTAIN THRONE eigentlich bei jedem Anhänger traditioneller Klänge zumindest Aufmerksamkeit erregen.
Die Band wird oft dem Tag „doomiger Heavy Metal“ zugeordnet, was aber eher von der Geschichte der Gründungsmitglieder herrührt. Sowieso ist der Zusatz „doomig“ in diesem Fall eigentlich überflüssig. Geht von man von BLACK SABBATH aus, dann enthält klassischer Metal oft Doom-Metal-Elemente (und umgekehrt). Beide Aspekte schließen sich nicht aus, im Gegenteil, sie bilden im Grunde eine Einheit und spiegeln nur verschiedene Seiten der gleichen Medaille. Würde man ein Album wie Mob Rules als „doomigen Heavy Metal“ oder nicht doch einfach als „Heavy Metal“ charakterisieren? Das epische „Sign of the Southern Cross“, das rockende „Voodoo“, das todtraurige „Over and Over“ oder der rauhe Titeltrack sind Teil einer vielfältigen Palette an Songs, die als Grundlage ganz klar Tony Iommis Handschrift tragen, und eine harmonische Einheit bilden, die keine Zerstückelung in verschiedene Genre-Tags benötigt.
Womit wir wieder bei MOUNTAIN THRONE wären: Die Dio-Phase von BLACK SABBATH bietet einen guten Ausgangspunkt für die Beschreibung des Band-Sounds. Ab und zu werden auch GRAND MAGUS als Vergleich herangezogen, aber MOUNTAIN THRONE agieren leichtfüßiger, weniger stampfend und frei von jeglichen Stoner-Anleihen. Vielmehr sind es Riffs Iommischer Prägung, die den Ausgangspunkt für die einzelnen Songs bilden. Dabei reicht das Spektrum von Doom Metal im klassischsten Sinne, über eher hardrockige Nummern, bis hin zu waschechten MOTÖRHEAD-Verneigungen. Ergänzt wird die Palette durch akustische Zwischenstücke, welche dem Ganzen eine zusätzliche – um ein genauso verbrauchtes Wort wie „episch“ zu verwenden - archaische Note verleihen. Vom „Ethos“ her bewegen sich MOUNTAIN THRONE also durchaus in Underground-Gewässern, bleiben aber nicht in einer CIRITH UNGOLschen Kauzigkeit stecken. Die Diskografie im Einzelnen:
Serpent's Heathland (2010, Cyclone Empire)
Die erste EP, die bis heute nur auf schwarzem Vinyl (oder als Bandcamp-Download) erhältlich ist, deckte bereits alle Facetten des Band-Sounds ab. Vom gallopierenden „Endtime“, über das verträumte Instrumental „Serpent's Heathland“ und dem mit epischen Leadgitarren veredelten „The Forest“, bis hin zum puren Doom von „The Merry Men“, bietet die Band klassischen Heavy Metal in Reinform an, der über die Jahre kaum an Relevanz verloren hat. Auch innerhalb des Meers an rezenten Veröffentlichungen im klassischen Bereich, vor allem in Deutschland, ragt die EP als eigenständige Verneigung vor den Ursprüngen des Genres heraus. Trotz Limitierung ist die EP, soweit ich weiß, weiterhin erhältlich.
Trumpets Of Autumn (2011, Sarlacc Production)
Mit nur einem Song ausgestattet ist diese Split-7' (mit PROCESSION) dennoch ein Muss! „Trumpets of Autumn“ bleibt der ausladenste und spannendste Song der kleinen Diskografie, eine Lehrstunde in Sachen arkaner Heavy Metal. In sieben Minuten zieht die Band alle Register, gallopiert, soliert und rifft sich durch eine einzige Liebeserklärung an das Genre. Gerade der ruhige Mittelteil (dessen Melodie mich stellenweise immer an REVEREND BIZARREs „Teutonic Witch“ denken lässt) sorgt für Glücksgefühle. Einziger Manko ist die Produktion, die dem Song leider nicht gerecht wird und knapp Demo-Niveau erreicht, dafür aber auch sehr roh klingt. Die 7' ist auch noch relativ leicht erhältlich, und für 7'-Verweigerung gibt es den Song zum Glück auch auf Youtube.
Stormcoven (2013, Cyclone Empire)
Das bisher einzige vollwertige Album der Band, erschienen auf CD und schwarzem Vinyl, stellt den wahrscheinlich besten Einstieg für alle Interessierten dar, denn hier bündelt die Band auf kompakte Weise alle ihre Stärken. Während die 7' noch recht schwachbrünstig klang, hat die Band hier einen phänomenalen Sound eingefangen, der nicht nur echt, warm und differenziert daher kommt, sondern vor allem Freunde authentischer Bass-Sounds glücklich stimmen sollte. Die Tatsache, dass bei vielen Solo-Parts auf das Hinzufügen einer zweiten Gitarre verzichtet wurde, macht das Ganze soundtechnisch noch lebendiger. Stormcoven ist vor allem im Bezug auf seine innere Struktur ein echtes Juwel: In Zeiten von 70-minütigen Alben, die nicht mehr ohne 10-14 Songs daher kommen, findet man hier ein auf genau 8 Songs und 40 Minuten geschliffenes Album ohne Schnick Schnack, aber mit einer erneut extrem breiten Palette an Klängen ausgestattet, vor. Daher ist der Vergleich mit Mob Rules hier sicherlich passend, denn die Herangehensweise ist ähnlich. Gerade beim überragenden Opener „Spirits of Fate“ (Das Solo!) tritt der Dio-Einschlag hervor. RAINBOW-Elemente enthält das zweite Highlight der Platte, „Priestess of the Old“, während bei „Winter“ wiederum die Doom-Keule geschwungen und kurzzeitig die Brachialität von THE GATES OF SLUMBERs Suffer No Guilt beschworen wird. Lediglich die VENOM/MOTÖRHEAD-Verneigung „Morningstar Iconoclast“ fällt qualitativ etwas ab.
Sword Dance (2015, Journey's End Records)
Die vorerst letzte Veröffentlichung der Band, eine Split-12' mit LORDS OF TRIUMPH, erschien 2015 und enthält insgesamt vier neue Songs plus ein akustisches Instrumental. Der Sound enthielt eine weitere leichte Kurskorrektur und schielt nun noch mehr Richtung Hardrock. Doom-Elemente sind eigentlich kaum noch vorhanden. Besonders der Opener „Archetype“ überrascht mit seinem fast an MIDNIGHT erinnernden, punkigen Schlusspart. Insgesamt fällt das Material im Gegensatz zu den früheren Veröffentlichungen qualitativ leicht ab, da die wirklich herausragenden Momente fehlen, aber schwach ist hier nichts.
So bleibt festzuhalten, dass MOUNTAIN THRONE (für mich zumindest) zu den spannendsten, derzeit aktiven Bands in Europa gehören. Erscheint ihre Ausrichtung auf den ersten Blick kaum innovativ oder spannend, bemerkt man beim genaueren Hinschauen schnell die Eigenständigkeit, die handwerkliche Qualität und das hochwertige Songwriting, durch die sich die Band souverän vom Einheitsbrei abhebt.
In diesem Sinne: Trust in fate and have no fear.
Somit gibt es zur Bandgeschichte auch abseits der einzelnen Veröffentlichungen kaum etwas zu sagen. Vielen bekannt ist sicherlich, dass die Band zur Hälfte aus ehemaligen MIRROR OF DECEPTION-Mitgliedern besteht (A.: Gitarre, J.: Drums). Einen Besetzungswechsel gab es am Bass zu verzeichnen, ansonsten steht die Besetzung in der jetzigen Form schon seit einigen Jahren. Interessanter ist sowieso die Musik und die müsste im Falle von MOUNTAIN THRONE eigentlich bei jedem Anhänger traditioneller Klänge zumindest Aufmerksamkeit erregen.
Die Band wird oft dem Tag „doomiger Heavy Metal“ zugeordnet, was aber eher von der Geschichte der Gründungsmitglieder herrührt. Sowieso ist der Zusatz „doomig“ in diesem Fall eigentlich überflüssig. Geht von man von BLACK SABBATH aus, dann enthält klassischer Metal oft Doom-Metal-Elemente (und umgekehrt). Beide Aspekte schließen sich nicht aus, im Gegenteil, sie bilden im Grunde eine Einheit und spiegeln nur verschiedene Seiten der gleichen Medaille. Würde man ein Album wie Mob Rules als „doomigen Heavy Metal“ oder nicht doch einfach als „Heavy Metal“ charakterisieren? Das epische „Sign of the Southern Cross“, das rockende „Voodoo“, das todtraurige „Over and Over“ oder der rauhe Titeltrack sind Teil einer vielfältigen Palette an Songs, die als Grundlage ganz klar Tony Iommis Handschrift tragen, und eine harmonische Einheit bilden, die keine Zerstückelung in verschiedene Genre-Tags benötigt.
Womit wir wieder bei MOUNTAIN THRONE wären: Die Dio-Phase von BLACK SABBATH bietet einen guten Ausgangspunkt für die Beschreibung des Band-Sounds. Ab und zu werden auch GRAND MAGUS als Vergleich herangezogen, aber MOUNTAIN THRONE agieren leichtfüßiger, weniger stampfend und frei von jeglichen Stoner-Anleihen. Vielmehr sind es Riffs Iommischer Prägung, die den Ausgangspunkt für die einzelnen Songs bilden. Dabei reicht das Spektrum von Doom Metal im klassischsten Sinne, über eher hardrockige Nummern, bis hin zu waschechten MOTÖRHEAD-Verneigungen. Ergänzt wird die Palette durch akustische Zwischenstücke, welche dem Ganzen eine zusätzliche – um ein genauso verbrauchtes Wort wie „episch“ zu verwenden - archaische Note verleihen. Vom „Ethos“ her bewegen sich MOUNTAIN THRONE also durchaus in Underground-Gewässern, bleiben aber nicht in einer CIRITH UNGOLschen Kauzigkeit stecken. Die Diskografie im Einzelnen:
Serpent's Heathland (2010, Cyclone Empire)
Die erste EP, die bis heute nur auf schwarzem Vinyl (oder als Bandcamp-Download) erhältlich ist, deckte bereits alle Facetten des Band-Sounds ab. Vom gallopierenden „Endtime“, über das verträumte Instrumental „Serpent's Heathland“ und dem mit epischen Leadgitarren veredelten „The Forest“, bis hin zum puren Doom von „The Merry Men“, bietet die Band klassischen Heavy Metal in Reinform an, der über die Jahre kaum an Relevanz verloren hat. Auch innerhalb des Meers an rezenten Veröffentlichungen im klassischen Bereich, vor allem in Deutschland, ragt die EP als eigenständige Verneigung vor den Ursprüngen des Genres heraus. Trotz Limitierung ist die EP, soweit ich weiß, weiterhin erhältlich.
Trumpets Of Autumn (2011, Sarlacc Production)
Mit nur einem Song ausgestattet ist diese Split-7' (mit PROCESSION) dennoch ein Muss! „Trumpets of Autumn“ bleibt der ausladenste und spannendste Song der kleinen Diskografie, eine Lehrstunde in Sachen arkaner Heavy Metal. In sieben Minuten zieht die Band alle Register, gallopiert, soliert und rifft sich durch eine einzige Liebeserklärung an das Genre. Gerade der ruhige Mittelteil (dessen Melodie mich stellenweise immer an REVEREND BIZARREs „Teutonic Witch“ denken lässt) sorgt für Glücksgefühle. Einziger Manko ist die Produktion, die dem Song leider nicht gerecht wird und knapp Demo-Niveau erreicht, dafür aber auch sehr roh klingt. Die 7' ist auch noch relativ leicht erhältlich, und für 7'-Verweigerung gibt es den Song zum Glück auch auf Youtube.
Stormcoven (2013, Cyclone Empire)
Das bisher einzige vollwertige Album der Band, erschienen auf CD und schwarzem Vinyl, stellt den wahrscheinlich besten Einstieg für alle Interessierten dar, denn hier bündelt die Band auf kompakte Weise alle ihre Stärken. Während die 7' noch recht schwachbrünstig klang, hat die Band hier einen phänomenalen Sound eingefangen, der nicht nur echt, warm und differenziert daher kommt, sondern vor allem Freunde authentischer Bass-Sounds glücklich stimmen sollte. Die Tatsache, dass bei vielen Solo-Parts auf das Hinzufügen einer zweiten Gitarre verzichtet wurde, macht das Ganze soundtechnisch noch lebendiger. Stormcoven ist vor allem im Bezug auf seine innere Struktur ein echtes Juwel: In Zeiten von 70-minütigen Alben, die nicht mehr ohne 10-14 Songs daher kommen, findet man hier ein auf genau 8 Songs und 40 Minuten geschliffenes Album ohne Schnick Schnack, aber mit einer erneut extrem breiten Palette an Klängen ausgestattet, vor. Daher ist der Vergleich mit Mob Rules hier sicherlich passend, denn die Herangehensweise ist ähnlich. Gerade beim überragenden Opener „Spirits of Fate“ (Das Solo!) tritt der Dio-Einschlag hervor. RAINBOW-Elemente enthält das zweite Highlight der Platte, „Priestess of the Old“, während bei „Winter“ wiederum die Doom-Keule geschwungen und kurzzeitig die Brachialität von THE GATES OF SLUMBERs Suffer No Guilt beschworen wird. Lediglich die VENOM/MOTÖRHEAD-Verneigung „Morningstar Iconoclast“ fällt qualitativ etwas ab.
Sword Dance (2015, Journey's End Records)
Die vorerst letzte Veröffentlichung der Band, eine Split-12' mit LORDS OF TRIUMPH, erschien 2015 und enthält insgesamt vier neue Songs plus ein akustisches Instrumental. Der Sound enthielt eine weitere leichte Kurskorrektur und schielt nun noch mehr Richtung Hardrock. Doom-Elemente sind eigentlich kaum noch vorhanden. Besonders der Opener „Archetype“ überrascht mit seinem fast an MIDNIGHT erinnernden, punkigen Schlusspart. Insgesamt fällt das Material im Gegensatz zu den früheren Veröffentlichungen qualitativ leicht ab, da die wirklich herausragenden Momente fehlen, aber schwach ist hier nichts.
So bleibt festzuhalten, dass MOUNTAIN THRONE (für mich zumindest) zu den spannendsten, derzeit aktiven Bands in Europa gehören. Erscheint ihre Ausrichtung auf den ersten Blick kaum innovativ oder spannend, bemerkt man beim genaueren Hinschauen schnell die Eigenständigkeit, die handwerkliche Qualität und das hochwertige Songwriting, durch die sich die Band souverän vom Einheitsbrei abhebt.
In diesem Sinne: Trust in fate and have no fear.
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