Aufgelegt!

Oh ja, die COMMUNIC-Scheibe hab ich damals auch hoch und runter gehört. Irgendwie gibt mir diese Art "kunstfertiger, leicht steriler" Metal aber heutzutage gar nichts mehr (von den NEVERMORE-Platten aus den frühen 200ern vielleicht mal abgesehen).
Werde ich aufgrund deines, wie immer, schönen Reviews die Tage mal wieder reinhören und bin gespannt wie der Eindruck dann ist.

Die aktuelle Witherfall hat viele dieser "kunstfertigen, leicht sterilen" Elemente, bietet aber darüber hinaus eine noch größere Bandbreite - sonst fällt mir ad hoc momentan auch nichts ein, das wirklich in diese Kategorie passen würde, hast Du schon recht. Ich bin erstaunt, wie frisch die Communic vor diesem Hintergrund noch heute klingt.
 
Da ich zu YES ja eine ganz eigene und wohl auch eigenwillige Meinung habe:

41byT7Jt5OL.jpg


YES' "90125" ist für mich persönlich ein kleines Meisterwerk und erinnert mich im Zuge der mir bekannten Yes-Discographie ein wenig an den Schlenker, den Haken mit "Affinity" gemacht haben. Seinerzeit waren mir die 70's Yes keinerlei Begriff, doch war allein das Eröffnungsriff des Opener "Owner of a lonely Heart" ein willkommener härter Klangtupfer in der sonst eher wavelastigen Radiolandschaft.

Ähnlich wie die Kollegen von Genesis und Kansas - um mal 2 Beispiele zu nennen - ging es wohl für YES im Jahre 1983 darum, ihren Sound zu modernisieren und entsprechend zeitgemäß zu gestalten, einerseits sicher aus kommerziallen Beweggründen, möglicherweise aber auch deshalb, um auch weiterhin als innovativ zu gelten und nicht zu einem "Rock Dinosaurier" zu verkommen, den die Punk- und Wavebewegung einfach in die Bedeutungslosigkeit verdrängt.

Betrachtet man das Album unter letztgenanntem Aspekt ist es nicht mehr und nicht weniger als ein Meisterwerk, die richtungsweisende Produktion von Trevor Horn sollte sich überdies als ebenso stilprägend erweisen wie beispielsweise der klassische 80er Jahre Drumsound eines Phil Collins. YES waren auf einer Suche und hatten den Zeitgeist gefunden ohne sich übermäßg anzubiedern, anders als beispielsweise Kansas, die in den frühen 80ern zu einer eher irrelvanten AOR-Combo verkamen.

"Owner of a lonely Heart" ist demzufolge ein gutes Beispiel für diese Entwicklung: Kompakt und doch mit einer Vielzahl an kleinen Kabinettstückchen versehen gelingt YES ein progressiver Hardrocksong mit hohem Wiedererkennungswert, der völlig entstaubt und frisch klingt. Gern kann man sich heute darüber streiten, wie totgenudelt das Ding ist, es bleibt aber die Erkenntnis, dass man hier schlicht und ergreifend in Schwarze getroffen hat.

Das folgende "Hold on" bietet einen Bluesrockvibe, biegt dann unmittelbar in fast schon poppige Gefilde ab und punktet mit einem eingängigen 2-Worte-Chorus. Die Gitarre brät stellenweise schön hardrockig, was den Song vor der Beliebigkeit rettet. Man ist geneigt, das Ding über kurz oder lang einfach mitzupfeifen und es bleibt hängen, die Komplexität wird songdienlich eingesetzt und nicht übertrieben - kurz: einfach ein schönes Stück Musik.

"It can happen" erinnert mit seinen indisch anmutenden Vibes zu Beginn des Stückes an Soloarbeiten des bekanntermaßen recht esoterisch angehauchten Leadsängers Jon Anderson. Anders als bei den beiden Vorgängerstücken lehnt man sich hier in Sachen progressiven Songaufbaus zunächst ein wenig weiter aus dem Fenster, ehe man in der Bridge wieder auf einen hohen Wiedererkennungswert setzt und mit dem Chorus wieder in den unmittelbaren Ohrwurmmodus schaltet. Ein klein wenig jazzig mutet es denn dann zwischenzeitlich dennoch an - so ganz ohne Prog geht es eben nicht.

Daraufhin gibt es "Changes" - ein programmatischer Songtitel für das ganze Album eigentlich. Zum Einstieg eine schöne instrumentale Abfahrt mit feinen Breaks, tolle Füllstücke von Gitarre und Keyboard, schön schräg - gerade mit diesem Song assoziiere ich die eingangs benannte Gemeinsamkeit mit Hakens "Affinity": Als ich von letztgenanntem Album "1985" zu hören bekam fiel mir unmittelbar "Changes" ein - einfach so ;-). Kurzum: "Changes" ist für mich das Herzstück des Albums und tatsächlich Prog in einer modernen Form, ich möchte wetten, dass von Fates Warning bis Dream Theater alle späteren Progrock- und Metalbands dieses Lied des Öftern gut studiert haben dürften. Ein Aufbruch in eine härtere und kühlere Phase des Progs, fernab des Neoprog der 70er, wie ihn seinerzeit Marillion oder Pendragon - wenn auch sehr gut - praktiziert haben.

Das soundtrackartig anmutende Instrumental "Cinema" lockert den Albumkontext auf, ein klein wenig "Lucifer"-Attitüde, ohne diesen Song zu kopieren. Einer klaren Melodieführung folgend rund 2 Minuten instrumentale Abfahrt in perfekter Produktion - das Ding kann einen umblasen, wenn man es laut auf einer guten Anlage hört - und es macht einfach gute Laune.

"Leave it" transportiert den "klassischen" 70er-Jahre Spirit von YES, auffällig der A-Capella-Part des Songs, der dann in den tatsächlich wavelastigen (!) Part des Songs mündet. Man sollte diese Art Musik schön mögen, eigentlich eher weniger meine Baustelle - aber die Mischung macht's und der Refrain ist einfach mal wieder positiv "cheesy" mit 2 Worten. Was hier im Übrigen instrumental passiert ist erstaunlich und noch heute lassen sich hier immer neue Elemente finden.

Dann ein weiteres Paradebeispiel für modernen Prog: "Our Song", seinerzeit auch die B-Seite der "Owner...."-Single. SO anders als eben die A-Seite, nicht einmal viereinhalb Minuten lang und einfach Guter-Laune-Prog, ein wenig die Fortsetzung von "Cinema" auf breiterer Basis, aber mit Vocals und einem Refrain, der nicht aus dem Ohr verschwinden mag. Das ganze Stück steigert sich über die gesamte Spieldauer, hier ein kurzes, aber prägnantes Gitarrensolo - und zum Ende hin dann einfach noch eine Menge Geschwindigkeit dazu - YES goes AOR mit Prog-Einschüben, so eine ganz gewisse Nähe zu SAGA kann man da schon erkennen.

"City of Love" schleppt sich zugegebnermaßen ein wenig - bis dann "We'll be waiting for the Night...." die Lethargie durchbricht, gefolgt von diesen harten Gitarreneinschüben, dezent platziert. Am Ende hätte man das Stück ein wenig kürzen können, keine Frage. Dennoch: im klanglichen Kosmos von "90125" ein weiterer Farbtupfer, für mich aber eher das schwächste Stück auf dem Album.

Das abschließende "Hearts" ist dann am nächsten an den YES der 70er: modernisiert sind hier die kühl klingenden Backings, die ein wenig "Kathedralen"-Flair versprühen, für mich nicht ganz so stark wie Changes, aber durch den hymnenhaften Chorus dennoch ein weiteres Highlight auf einem starken und sehr abwechslungsreichen Album. Auffallend der hart anmutende Mittelpart, passend auch die Orgelsounds, später wieder abgelöst von eher "modernen" Keys, sowie das regelrecht sakrale Ende.

Noch heute strahlt "90125" etwas Wegweisendes aus - und bis heute lege ich das Album gern auf. Im Besitz der 2004er Remaster-Version befindlich sei hier von den zahlreichen Bonustracks (zumeist Maxi, - bzw. Alternativversionen) speziell der Non-Album-Track "It's over" empfohlen, der nach meinem persönlichen Dafürhalten eine Alternative zu "City of Love" dargestellt hätte - klingt ein wenig wie 70's Kansas in ihren kurzen und eher knackigen Momenten, ein schönes Stück Musik. "Make it easy", der zweite "echte" Non-Album-Track ist dann schon unglaublich nah an Journey dran - es könnte sogar Journey sein. Sehr amerikanisch.
 
COMMUNIC Fans sollten, nein müssen die letzten beiden SCARIOT Scheiben auch in der Sammlung haben

Hast Du schon mal an anderer Stelle geschrieben...da an die muss man natürlich erstmal rankommen ;-). Auf jeden Fall macht es mich neugierig auf eben jene Band, ist ja offenbar ein unmittelbarer Vorgängern von Communic....
 
Lange her und heute im Büro - da könnte man ja mal wieder....

R-6409759-1418514314-9247.jpeg.jpg


Das Communic-Debut hat bis heute nichts an Strahlkraft eingebüßt. Eine Mischung aus leicht progressivem Power- und Thrashmetal mit dem gewissen Etwas und tollen Melodieführungen. Die vielfach zitierte stilistische Nähe zu den Kollegen von Nevermore ist gegeben, dennoch sind Communic weit mehr als ein Klon von Warrel Danes Zaubercombo und bieten auch eine gehörige Prise Eigenständigkeit.

Der Opener "Conspiracy in Mind" ist eine rund siebeinhalbminütige Wundertüte, die tatsächlich in Sachen Gesangslinien, Melodieführung und Songaufbau stark an Nevermore erinnert, speziell an Bridge und Refrain dürfte Warrel Dane seine wahre Freude gehabt haben. Überdies bauen Mastermind Oddleif Stensland und seine Mannschaft aber auch vielfach Elemente mit ein, die eher an klassischen US-Metal gemahnen. Die ruhigen Parts sind perfekt in den Song eingeflochten und das Stück kriegt genau immer zur richtigen Zeit wieder die Kurve. Stark!

"History reversed" löst sich dann bereits hörbar aus dem Kontext Nevermore: eine Halbballade, erneut mit einem Chorus zum Niederknien ausgestattet - man erwartet ihn förmlich und ist dann doch erstaunt, welche Kabinettstückchen dennoch eingestreut werden bis es soweit ist. Wie auch schon beim Opener gelingt es der Band hier, die Spannung über knapp 7 Minuten aufrecht zu erhalten, die soften und härteren Parts sind perfekt ausgependelt.

Mit "They feed our Fear" spannt man den Bogen einfach mal quer durch das gesamte Metaluniversum: ein ganz ruhiger Beginn, getragen durch ein sehr prägnantes Riff, später immer weiter untermalt mit dezenten Doublebase-Einschüben, wunderschöne Soli und einen durchaus melodisch-emotionalen Gesang münden nach etwas mehr als 4 Minuten in einem regelrechten Riffgewitter à la early Metallica, ehe man in eher traditionelles Metalmotiv überwechselt, um dann kurze Momente später in einer thrashigen Explosion zu landen, unmittelbar gefolgt von einem weiteren Gesangspart, der letztlich in Frickelei mündet - warum das alles so geil ist? Weil es nie Selbstzweck ist, sondern einfach auf den Punkt genau passt! Zum Ende des beinahe 10minütgen Monsters biegt man wieder in den ruhig gehaltenen Anfangspart ab und lässt das Stück in dieser Form auch ausklingen. Fantastisch und spätestens hier haben wir dann mit Nevermore so gut wie gar nichts mehr zu tun. Erwähnenswert: dieser Song geht als Paradebeispiel dafür durch, wie man Keyboards als perfektes Stilmittel einsetzen kann um Atmosphäre zu erschaffen und zu halten.

"Communication Sublime" fährt dann zur Eröffnung ein klassischen Thrash/Powermetalbrett auf. Mächtiges Riffing, donnernde Drums, ein eher unkomplizierter Songaufbau zunächst, eher dem üblichen Verse-Chorus-Folge folgend, ehe zum Ende hin wieder eher vertrackte Parts eingeflochten werden und das Stück am Ende gar regelrecht explodiert, untermalt von harmonischen Gitarrensoli.

"The Distance" weißt Parallelen zu "They feed our Fear", ein im wesentlichen ruhiger Song mit immer wieder eingestreuten, härteren Parts. "Getragen" trifft es hier ganz gut, auffällig auch hier wieder, wie die Gitarrenharmonien hinter teils sehr harten Passagen eine ganz eigene Wohlfühlatmospähre aufbauen. Epik in einer gänzlich unkitschigen Form, ein ebenso variabler wie spannender Songaufbau, der sich in Sachen Härtegrad permanent steigert, ehe man zum Ende hin wieder in komplett gediegene Gefilde abdriftet - ganz stark, ein Kopfhörer-Song.

Das folgende "Ocean Bed" ist unter Berücksichtigung der sonstigen Titellängen schon fast "kompakt" zu nennen. Die in den anderen Songs bereits verarbeiteten Elemente treten hier teils nicht in brachialer Form auf, es hat ein wenig was hardrockiges, dazu aber erneut einen einfach schönen Chorus, zum Ende hin wird das Tempo dann letztlich doch merklich angezogen.

"Silence surrounds" ist ein weiteres Glanzstück, ein Paradebeispiel für progressiven Metal. Ruhiger Aufbau, teils schwermetallische Einschübe, hier kommen dem geneigten Hörer speziell zu Beginn aufgrund des Strophenaufbaus tatäschlich wieder unweigerlich Nevermore in den Sinn. Erstaunlich, wie schnell 11 Minuten gänzlich ohne Langeweile verfliegen können. Ein willkommener Abschluss eines wahrlich großen Albums, das ohne auch nur einen Ausfall auskommt.

Die Erstauflage des Albums bietet 2 Bonustracks: zum einen eine Pianoversion von "The Distance" ("Another Distance" betitelt), die unterstreicht, wie stark das pure Songwriting von Communic zu Zeiten des Debuts war - so funktioniert das Stück ebenso als emotionale Pianoballade als auch im metallischen Gewand. Der zweite Bonus in Form des Edits von "Conspiracy in Mind" ist dann die üblich kastrierte Version, die unmittelbar an Bedeutung verliert, sobald man das komplette Stück kennt - es fehlt halt was ;-).

In der Folge haben Communic stets starke Alben veröffentlicht, das überirdische Niveau des Debuts indes haben sie m.E. nach nie wieder erreicht - ein Jahrhunderalbum, ein Klassiker, gar keine Frage.

Ganz tolles Review. Wie eigentlich immer :).
Und alles richtig gesagt. Für mich ein 10/10 Punkte Album, was ich noch immer regelmäßig auflege.
 
Yes ist geil,obwohl mir die 70er Yesses ein Müh besser gefallen.
Wieder sehr toll geschrieben,das würde ich wirklich auch so können wollen.:verehr:
 
Wieder sehr toll geschrieben,das würde ich wirklich auch so können wollen.:verehr:

Vielen Dank für die Blumen. Wäre ich noch mal ein paar Jährchen jünger hätte ich mich sicher noch mehr in die Welt der Musik begeben und würde gerne auch professionell darüber schreiben - so bleibt es denn bei einem sehr leidenschaftlichen Hobby, oft mit Halbwissen, was ich gerne zugebe und auch gern von "Besserwissenden" (nicht zu verwechseln mit "Besserwissern") korrigieren lasse, falls nötig. Alles bis ins Detail nachrecherchieren, dafür fehlt mir die Zeit - und "leider" habe ich einen sehr breit gefächerten Musikgeschmack. Ich freue mich aber sehr darüber, dass mein kleiner Thread hier eine so hohe Anhängerschaft findet, obwohl er nicht zwingend so "true" ist, wie er für ein Magazin wie das DF sein sollte - vielleicht auch gerade deshalb und obwohl man beim DF schon auch mal über den Tellerrand schaut.

Was die 70er-Alben von YES betrifft: ist so ein klassisches Halbwissen. Ich besitze einige Alben, habe mich auch mal intensiv mit "Tales from the Topographic Oceans" beschäftigt, aber das wir mir einfach too much. Auch habe ich generell zwischenzeitlich mit Jon Andersons Stimme so meine Schwierigkeiten, was aber Geschmackssache ist und auch schon mal situationsabhängig ist. Dazu kommt, dass YES in jedem Fall "erarbeitet" werden möchten - und dafür habe ich leider nicht mehr so viel Zeit wie früher.
 
Vielen Dank für die Blumen. Wäre ich noch mal ein paar Jährchen jünger hätte ich mich sicher noch mehr in die Welt der Musik begeben und würde gerne auch professionell darüber schreiben - so bleibt es denn bei einem sehr leidenschaftlichen Hobby, oft mit Halbwissen, was ich gerne zugebe und auch gern von "Besserwissenden" (nicht zu verwechseln mit "Besserwissern") korrigieren lasse, falls nötig. Alles bis ins Detail nachrecherchieren, dafür fehlt mir die Zeit - und "leider" habe ich einen sehr breit gefächerten Musikgeschmack. Ich freue mich aber sehr darüber, dass mein kleiner Thread hier eine so hohe Anhängerschaft findet, obwohl er nicht zwingend so "true" ist, wie er für ein Magazin wie das DF sein sollte - vielleicht auch gerade deshalb und obwohl man beim DF schon auch mal über den Tellerrand schaut.

Was die 70er-Alben von YES betrifft: ist so ein klassisches Halbwissen. Ich besitze einige Alben, habe mich auch mal intensiv mit "Tales from the Topographic Oceans" beschäftigt, aber das wir mir einfach too much. Auch habe ich generell zwischenzeitlich mit Jon Andersons Stimme so meine Schwierigkeiten, was aber Geschmackssache ist und auch schon mal situationsabhängig ist. Dazu kommt, dass YES in jedem Fall "erarbeitet" werden möchten - und dafür habe ich leider nicht mehr so viel Zeit wie früher.

Egal wie recherchiert ist,dein Schreibstil ist imo sehr cool.Auch toll ist,dass du über den metallischen Tellerrand guckst,das kommt mir entgegen.
Von YES solltest du dir die " Relayer" mal zu Gemüte führen.
 
Lass mal hören, wie du sie fandest, wenns so weit war :)
So, ich hab mir die Platte jetzt ein paar Mal via youtube gegeben.
Leider rauscht sie komplett an mir vorbei. Hatte ich bedauerlicherweise schon befürchtet.
Obwohl ich eigentlich gegen "seichte" Musik nix habe, gefällt es mir hier überhaupt nicht.
So spielen Striker bei mir keine Rolle mehr. Das ist noch unerfreulicher, wenn man bedenkt, dass ich die Band mal absolut großartig fand. Vor allem auch live (das ist ja aber immerhin wahrscheinlich immer noch gut ;))
Nüja, Geld gespart.
 
@RageXX Da hast Du die "90125" ja mal flott in alle Einzelteile zerlegt, mit Deiner Einschätzung gehe ich absolut konform. Gerade dieses Album habe ich als Teenager sehr geliebt, obwohl es aus damaliger Sicht natürlich Pop Musik war, wenn man sonst Motörhead, Saxon, Venom oder Maiden hörte. Ähnlich gelagerte musikalische Aussenseiter waren damals bei mir u.a. OMD und VISAGE (wer kennt nicht FADE TO GREY), die mit meiner sonstigen Ausrichtung an Krawallbands nichts zu tun hatte. Gar nicht lange her, dass ich die reviewte Scheibe als Remastered 2004 auf dem Plattenteller hatte...

:top:
 
So, ich hab mir die Platte jetzt ein paar Mal via youtube gegeben.
Leider rauscht sie komplett an mir vorbei. Hatte ich bedauerlicherweise schon befürchtet.
Obwohl ich eigentlich gegen "seichte" Musik nix habe, gefällt es mir hier überhaupt nicht.
So spielen Striker bei mir keine Rolle mehr. Das ist noch unerfreulicher, wenn man bedenkt, dass ich die Band mal absolut großartig fand. Vor allem auch live (das ist ja aber immerhin wahrscheinlich immer noch gut ;))
Nüja, Geld gespart.
Schade, aber kann man nix machen ;) danke fürs dran denken :top:
 
@RageXX Da hast Du die "90125" ja mal flott in alle Einzelteile zerlegt, mit Deiner Einschätzung gehe ich absolut konform. Gerade dieses Album habe ich als Teenager sehr geliebt, obwohl es aus damaliger Sicht natürlich Pop Musik war, wenn man sonst Motörhead, Saxon, Venom oder Maiden hörte. Ähnlich gelagerte musikalische Aussenseiter waren damals bei mir u.a. OMD und VISAGE (wer kennt nicht FADE TO GREY), die mit meiner sonstigen Ausrichtung an Krawallbands nichts zu tun hatte. Gar nicht lange her, dass ich die reviewte Scheibe als Remastered 2004 auf dem Plattenteller hatte...

:top:

Grundsätzlich sei nicht vergessen, dass weite Teile der Popmusik in den 80ern tatsächlich sehr gut hörbar waren und ihren "Test of Time" gut überstanden haben - ganz anders, als der Einheitsbrei, der einem heutzutage serviert wird.

Mit "90125" haben YES etwas gewagt und sich "weiterentwickelt" - ein Prozess, den viele Bands in den 80ern und 90ern gemacht haben, teils mit Anbiederung an den jeweiligen Mainstream und mit Druck der Plattenlabels im Nacken oder "einfach so."

Mir persönlich gefällt zumindest immer der Ansatz einer Weiterentwicklung, selbst, wenn sie mal in die Hose geht - aber rein subjektiv gibt es immer auch sehr positive "Fortbildungen", gleich, wie, sie die breite Masse beurteilen mag. Neben den bereits auch hier besprochenen Alben von Dokken ("Dysfunctional") und Anthrax ("Sound of white Noise") ist "90125" einfach gelungen - ein Farbtupfer in der Discographie, in diesem Fall gar ein Glanzlicht.

Im Grunde gibt es nur sehr, sehr wenige Bands, die ohne Weiterentwicklung interessant bleiben, AC/DC vielleicht ;-). Selbst ZZ Top haben über die Jahre mal den Umweg über "wavelastigen Hardrock" genommen, ehe man wieder in die Bluesgefilde zurückruderte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mal wieder ein wenig Leben hier rein:

R-5419978-1392904167-3669.jpeg.jpg


Manche Bands veröffentlichen einfach mal so ein kleines Meisterwerk - und tauchen dann leider wieder komplett in der Versenkung ab. Das bislang einzige Album der kalifornischen Progmetaller "In the Silence" ist so ein Paradebeispiel für eine schlicht übersehene Band, der im Grunde größerer Erfolg hätte beschieden sein sollen (oh Mann, Wortwahl am frühen Morgen....). Stilistisch kann man Vergleiche zu Tool ebenso anführen wie Querverweise an eher düstere Artrockvertreter wie Katatonia, dennoch hat das Ganze eine enorm metallische Schlagseite.

So gemahnt die Gitarrenarbeit im Opener "Ever Closer" ein wenig an "Sound of the Alarm" von Anarcrusis. Im Wesentlichen schon ein nettes Brett, nicht zu verfrickelt, melodisch und doch aufgrund der benannten Gitarren schon arg metallisch, ohne in puren Metal abzudriften. Das Spannende des gesamten Albums deutet sich schon in diesem rund 6minütigen Opener an: Die eingangs benannten Zutaten verschiedener Bauart werden zu einer eigenständigen Melange verquickt, dazu kommt ein Gesang, der nicht aufdringlich ist und den Gesamtsound perfekt untermalt.

Mit "Seventeen Shades" folgt ein Midtemposong, auffällig hier das überaus variable Drumming, aber auch die Breaks, die etwa nach 2 Minuten das Stück in eine komplett andere Richtung leiten, als man als Hörer eingangs vermuten dürfte. Im weiteren Verlauf flechtet die Band ruhigere Passagen, nahezu balladesk, ein, ehe es am Ende dann noch einmal in die Vollen geht. Hier agiert man nah an einer härteren und verspielteren Variante der späten Katatonia, wobei die Gitarrenarbeit speziell zum Songfinale hin ein wenig Dreck und Virtuosität versprüht.

"Serenity" beginnt akustisch mit einem gefälligen Intro, ehe der Schwenk in Richtung hartem Riffing folgt, unterbrochen durch eine Minipause in bester "Pull-me-under" Manier, ehe der düstere Grundsound sich wieder Bahn bricht. Der erste Verse ist sehr ruhig akzentuiert, die Bridge dann mit ordentlichem Riffing garniert. Auffällig: auch hier spielen die Drums mal wieder eine gewichtige Rolle und heben den Song bei aller oberflächlichen "Eingängigkeit" auf ein ganz eigenes Level. Überhaupt lohnt es sich einfach, hier genauer hin zu hören. Besonders spannend: der Mittelpart, der das einfach unwiderstehliche Akustikintro zusätzlich mit einem entsprechenden Solo würzt, wer glaubt, man hätte das Stück unmittelbar nach 2 Minuten ausrechnen können, der sieht sich im positiven Sinne getäuscht. Kurzum: ein unwiderstehlicher Track, in Schnittmenge von US-Metal, Prog und alternativem (Neo-)Prog.

Auch "Beneath these falling Leaves" (eine von 2 "Über-7-Minütern") beginnt ruhig und melancholisch, im Ansatz gar leicht mit Streichern untermalt. Eine erste (Halb)ballade auf "In the Silence", getragene Verses, kaum mal ein Aufbäumen der E-Gitarren - doch zum Ende hin eine Explosion in bester "One"/"Sanitarium"-Manier, klassische Metal-Soli, erneut einfach dieses Wahnsinnschlagzeug. Eine Neoprogballade der besonderen Art, deren spannender Songaufbau schlicht gefangen nimmt - und zum Ende hin wünscht man sich tatsächlich, dass dieses metallische Ende eben noch gar keins wäre - dennoch: mit einem letzten Gesangseinsatz ist (leider) Schluss, ehe das bereits im Intro verwendete Cello in Verbindung mit der Akustischen endet "Beneath theses falling Leaves" - eine ebenso emotionale wie virtuose Ballade.

"Close to me" ist dann mit knapp dreieinhalb Minuten tatsächlich eine "reinrassige" Ballade und lädt zum Träumen ein - eine kurze Verschnaufpause, nach all den doch eher virtuosen Entdeckungsreisen der Vorgängertracks. Somit sind Vocals auch Fehlanzeige hier. Ein kleines und verträumtes Instrumental, genau an der richtigen Stelle des Albums platziert.

Mit "Endless Sea" geht es in Sachen Verse nach einem doch schon kurzen, gitarrenlastigen Start auch eher ruhig los - ehe die Gitarren dann doch schon wieder ein wenig mehr in den Bratmodus überschalten. Ein wenig gemahnt "Endless Sea" an eine ruhige Communic-Nummer, der teils in den anderen Stücken präsente moderne Artrock/Metal weicht einem eher klassischen Muster, noch einmal kommen einem hier unweigerlich Anarcusis in den Sinn. "Powerballade" - naja, so wäre es schon passend....auffällig mal wieder ganz speziell die Drums, gerade Freunde von variablem Drumming kommen hier - mal wieder - bestens auf ihre Kosten.

Nach dem letzten "Hall" von "Endless Sea" eröffnet ein überaus metallischer Start "All the Pieces". Die durchgängig in allen Teilen des Albums präsente Melancholie bricht sich Bahn - und tatsächlich erkennt man hier einen überaus präsenten Tool-Einfluss, wobei der Refrain tatsächlich von der Bauart her auch von Nevermore stammen könnte - so man sich anstelle des eher unaufgeregten Gesangs Warrel-Dane-Vocals vorstellen könnte. Die Soli, die immer wieder dezent eingestreut werden (deshalb aber nicht weniger virtuos gespielt sind....) bilden einen weiteren Farbtupfer und einen Schuss klassischen US-Metal. Starke Nummer.

Damit sind wir bei "Your Reward" und somit dem Finale des Albums angekommen. Ein kleines Epos mit einer Laufzeit von über siebeneinhalb Minuten. Psychedelische Klänge zum Beginn, eine "wimmernde" Gitarre, die die ersten Gesangslinien begleitet. "Your Reward" transportiert Spannung und gemahnt ein wenig an den anderen "Über-7-Minüter", "Beneath the falling Leaves". Dennoch arbeitet man hier mit anderen Stilmitteln, ein wenig fühlt man sich an Riverside zu "Second Life Syndrome" erinnert, auch ist der Gesang hier am variabelsten gehalten. Die letztendliche Eruption kommt zum Ende des Stückes nach einem sehr abwechslungsreichen Songaufbau. Ein klein wenig mehr hätte man da sogar noch rausholen können - aber das ist Jammern auf hohem Niveau....

Fazit: wie bereits eingangs erwähnt ein vergessenes Kleinod und interessant für alle, die sich in der Schnittmenge "neuerer" Act wie Karnivool, Caligula's Horse und Konsorten wohlfühlen, dort aber vielleicht eine Portion "klassischen" Metal vermissen - und auch vielleicht einen Gesang, der nicht ganz so "emotional/weinerlich" (bitte je nach eigener Geschmacksrichtung den entsprechenden Begriff verwenden....) rüberkommt. "Klassischen" Neoprog sucht man auf "A fair Dream gone mad"vergebens, vielmehr ist eine stilistische Nähe sowohl zu (moderneren) Katatonia als auch zu bestimmten Riverside-Phasen gegeben, wobei die Musik in sich verspielter ist, ohne auf Eingängigkeit zu verzichten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Metal mit:

Masterplan_%28album%29.jpg


Da der Rest von Helloween seinerzeit wohl die Linie von "The dark Ride" nicht zwingend fortsetzen wollte stieg Gitarrist Roland Grapow um die Jahrtausendwende kurzerhand bei der deutschen Metal-Institution aus - und nahm Drummer Uli Kusch direkt mit. Umzusetzen war ganz offenbar "ihre" Vision eines melodischen Metalalbums für das neue Jahrtausend - das Ergebnis: "Masterplan", gleichermaßen Bandname wie Titel für das Debutalbum - und wohl auch eine Metapher für einen eben solchen, den Grapow und Kusch verfolgen wollten. Bewusst wurden auf "Masterplan" Elemente von "The dark Ride" ausgebaut, verfeinert, partiell mit progressiven Zutagen verfeinert - und konsequent umgesetzt. Tüpfelchen auf dem I: Die Verpflichtung von Jorn Lande als Sänger - eine mehr als clevere Entscheidung, da durch den variablen Gesang des Norwegers jeder Song eine entsprechende Färbung bekommen konnte.

Der Opener "Spirit never dies" knüpft unmittelbar an die schnelleren Nummern von Helloweens "Dark Ride" an: Europäischer Speedmetal mit einem düsterren Einschlag, dennoch ein unwiderstehlicher Chorus - es klingt einfach anders als all die "Helloween-Klone" (Sonata Arctica, Stratovarius zu jener Zeit), die unterwegs waren, um das Erbe des klassischen Helloween-Sounds weiterzutragen (oder zu verhunzen - je nach Sichtweise....). Schon "Spirit never dies" verdeutlicht den neuen Ansatz, den Masterplan verfolgen sollten: Eingängig und schnell, ja, aber auch mit Widerhaken versehen - und bei aller Melodie nicht cheesy. Darüber der erhabende Gesang eines Jorn Lande, weit entfernt vom hodenlosen Geträllere der "Konkurrenz" - alles in sich eine Portion düsterer - und es knallt!

"Enlighten me", seinerzeit als Single ausgekoppelt, ist der einzige Song auf dem Album, der wirlich ein wenig an der Kitsch-Grenze kratzen könnte - wären da nicht diese netten Spielereien in Bezug auf Gitarrenarbeit und Keyboards - und natürlich der erneut überirdische Gesang, der bei aller "Catchiness" eine gewisse Aggressivität ausstrahlt. Bockstarkes Ding, bis heute und in gewisser Weise wegweisend, hätte im Übrigen so auch auf "The Dark Ride" stehen können.

Mit "Kind hearted Light" geht es noch mal flotter zur Sache, auch hier vermeidet man ein zu offensichtliches Anlehnen an den (damaligen) Metal-Zeitgeist: wie auch schon beim Opener ist der Song nicht beliebig, er wirkt ausgefeilt, bricht an den richtigen Stellen kurz aus und bleibt interessant, ohne in Trallala-Regionen abzudriften - ein weiteres Beispiel für Eigenständigkeit in einem eigentlich engen stilistischen Korsett.

Wer nun denken sollte, die Platte wäre auszurechnen, der sieht sich sichtlich getäuscht: "Crystal Night" ist ein Stampfer vor dem Herren, erinnert ein wenig an Dio/Black-Sabbath zu Dio-Zeiten, ist aber durch den Einsatz von Keyboards und ein regelrecht fieses Riffing, sowie eine perfekte Gesangsleistung auf einem eigenen Planeten. Für mich eines der besten Metal-Stücke europäischer Bauart, welches mir für den Zeitraum 2000 - 2010 bekannt ist. Einfach geil!

Mit "Soulbourn" überrascht man erneut: kann man als Ballade laufen lassen, wenn man möchte - die Gesangslinien sind im Positivsten butterweich, packen den Hörer spätestens beim Refrain - erneut unterstreicht Jorn Lande hier einfach seinen Ausnahmestatus als Sänger. Das Ganze wirkt federleicht, ohne peinlich zu wirken - ein "Metal-Pop-Song" mit Feeling - stark!

Michael Kiske gastiert auf dem folgenden "Heroes" - nicht nur deshalb ist man hier am nächsten an "klassischen" Helloween oder Gamma Ray. Im Kontext des Albums geschickt eingewoben hinter einem eher stampfenden und harten Track, sowie dem "Popsong" fällt hier einfach nur auf: klassische Bauart, auch ohne den eher düsteren Touch - und aufgrund der Tatsache, dass es bislang so abwechslungsreich war auch völlig in Ordnung - und hey: ein Duett von Lande und Kiske...muss mann jetzt nicht weiter kommentieren, oder ;-)?

"Sail on" bietet ähnlich Kost wie "Heroes", nicht ganz so offensichtlich und schon ein wenig "happy" - naja, ein "kleiner" Ausreißer nach unten auf der sonst eher stark besetzten Richterskala an Albumsongs. Selbstredend kann man sich einfach bestens vorstellen, wie das Ding live funktioniert, denn es schreit nach Mitsingpart. Von "schlecht" kann man jetzt nicht sprechen, eher von berechenbar....

Mit "Into the Light" verlässt mann dann aber genau rechtzeitig die Klippe zum Kitsch und orientiert sich ein wenig in Richtung Ayreon - ja, tatsächlich. Dabei reden wir nicht von heutigen "Bombast"-Ayreon sondern man fühlt sich tatsächlich ein wenig an die "Castle...."-Zeit von Herrn Lucassen erinnert. Steht der Band bestens zu Gesicht, muss man an der Stelle einfach sagen, sehr, sehr gelungen und neben "Crystal Night", "Soulburn" und "Kind hearted Light" ein vierter Song, der packt und aus der Masse herausragt - irgendwie geil...

"Crawling from Hell" wildert mit dem Eingangsriff ein wenig bei Priest, bastelt dann ein bißchen "klassichen" Helloween-Bombast ein - um dann die Linie der eher textlich wie musikalisch angedüsterten, schnellen Tracks, dem Opener ähnlich, fortzusetzen. Spannend ist hierbei, dass man sich nicht scheut, dem Stück gerade so im Bereich des Solos eine nette Bombastportion in Form von Keyboards zu verpassen, die aber eher Atmosphäre schafft und auflockert. Jetzt nicht unbedingt zwingend, aber im Rahmen des Albums auch kein Stinker.

Direkt die ersten Töne von "Bleeding Eyes" öffen weit das Tor zu Rainbow (Dio-Phase) und eben Dio - Gates of Babylon lässt grüßen ;-). Ein Stampfer klassischer Hardrocknatur, sehr schön umgesetzt, auf die Verfremdung im Gesang zu Beginn des Stückes hätte man allerdings verzichten können....wenn man so will die Hommage an den guten alten Hardrock der benannten Bands - mit einem Sänger wie Jorn kann da nicht viel anbrennen, hinzu kommt, dass man beim Chorus sehr spannend arrangiert hat.

"When Love comes close" klingt irgendwie nach Thin Lizzy - und bringt noch einmal Wärme ins Spiel, speziell der Chorus ist einfach gelungen. In Sachen Balladen in Richtung Hardrock gedreht, passt einfach gut. Mir persönlich gefällt "Soulburn" einen Ticken besser als "When....", dennoch: eine gelungene Ballade zum Ausklang - und ein schönes, für Grapow-Verhältnisse gar gefühlvolles Solo - fein :).

Strich drunter: "Masterplan" ist ein gelungenes Metal-Album, das überraschen kann - auch heute noch. Das partielle Verlassen der "Euro-Metal-Komfortzone" steht dem Album bestens zu Gesicht und rettet es vor der Beliebigkeit, dem viele andere Alben ähnlicher Grundbauart auf die Dauer zum Opfer fallen. Noch immer hat "Masterplan" einen ganz gewissen Touch, man legt es einfach gern auf. Nicht jeder Song ist ein Treffer, aber müsste ich es heute noch benoten....eine 8/,5 mit Tendenz zur 9 wäre da schon drin - und das will was heißen für Jemanden, der im Grunde nicht mehr so wirklich zu den "True-Metal-"Verfechtern zählt.
 
Und dann noch:

51C2oi81bpL.jpg


Natürlich gibt es hier nun schlicht und ergreifend einen Haufen an DIO-Scheiben, die man hier nennen könnte - für mich persönlich ist "Killing the Dragon" ein unglaublich starkes Werk - nicht zwingend, weil es vertrackt oder ungewöhnlich wäre, nein, dieses Mal liegt der Fall in Gänze umgekehrt: "Killing...." ist genau die Sorte Dio-Rock/Metal, die ich seit spätestens "Lock up the Wolves" irgendwie vermisst hatte - ja, "Back to the Roots". So sehr ich Veränderungen schätze, so sehr schätze ich ebenso auch einfach ein Album im "klassischen"-Signature-Sound eines Künstlers, so fern die Songs passen - und die passen hier einfach. Wäre das Werk unmittelbar nach "Dream evil" erschienen, dann hätte man einen homogenen Nachfolger erschaffen - im Umkehrschluss war die Veränderung von "Dream Evil" zu "Lock up the Wolves" auch erfrischend - aber ich schweife ab....

"Killing the Dragon" eröffnet das Album einfach mit einem absolut typischen Dio-Song. Das Ding hat Drive, galoppiert schön nach vorn, ist unaufgeregt und einfach ein starkes Stück Musik, perfekt für die Stimme des Meisters. Für mich passt das Ding - nicht nur wegen seines eben Dio-typischen Titels - in eine Reihe mit Klassikern wie "We rock" und "Rainbow in the Dark".

Das folgende "Along comes a Spider" ist wieder einfach Dio wie ich ihn denn gern mag: schnörkellos, eingängig, seine Stimme macht aus diesem durchaus klassisch arrangierten Rocker einfach eine Besonderheit. Passt perfekt hinter den Opener, transportiert den "klassischen" Dio-Sound - was will man denn mehr?

"Scream" ist die Stampfervariante des Dio-Sounds - und es wird und wird irgendwie nicht langweilig, vielmehr war man nach einer Reihe eher halbgarer Alben des Meisters regelrecht ausgehungert nach solchen Dingern....wie das wohl weiter geht....

Mit "Better in the Dark" ist dann Dio-Uptempo angesagt: hätte ohne Probleme auf Alben wie "Holy Diver" oder "Last in Line" gepasst, wenn auch stilistisch doch noch eher an "Sacred Heart" dran - ach, Scheiß drauf, es ist einfach geil und es ist DIO. Allein diese für ihn typische Bridge im Gesang - einfach unwiderstehlich, dazu ein Basssolo - gute Laune auch weiterhin garantiert.

Mit "Rock & Roll" kommen wir dann in der Liga "All the Fools sailed away" bzw. den Sabbath-ähnlichen Stampfern an. Natürlich ist das Ding nicht so zwingend, wie die "Klassiker", dennoch: diese Art Musik ist einfach gemacht für den "Gott". Mag man den eher plakativ titulierten Chorus anfangs belächeln, so bekommt das Ding im Kontext des Textes und in seinem Einsatz als gesungener Refrain einen ganz eigenen Drive - dazu dieser Verse im Mittelteil des Songs....mh, früher veröffentlicht wäre es vielleicht DOCH ein Klassiker - ach, wer weiß, es steht Dio einfach gut zu Gesicht und passt wie Faust aufs Auge.

"Push" ist Dio-Midtempo in seiner ureigenen Bauart - passt, passt, passt - ohne übermäßig aus irgendeiner Masser herauszuragen, dennoch nicht zu routiniert - ein netter Rocker, tut nicht weh, begeistert nicht über die Maßen. Im Albumkontext dort genau richtig platziert.

"Guilty" hat einen latent düsteren Unterton, allein der Gesang ist hier einfach mal wieder nicht von dieser Welt. Noch einmal Dio-Midtempo, ein wenig im Stile des Openers, ohne dessen Bissigkeit zu erreichen, auf die Dauer ein klein wenig (oh je, Gotteslästerung...) langatmig....

Mit "Throw away the Children" geht es noch mal in Richtung Epik - und das funktioniert wie auch schon bei "Rock & Roll" recht gut. Das Stück hätte gut in den frühen 80ern "geboren" sein können, der ausufernde Gitarrenpart sorgt für ausreichende Abwechslung. Wer diese schleppenden Dinger mit Dio Gesang mag ("Children of the Sea" kommt mir so in den Sinn als Vergleich), der kommt hier auf seine Kosten. In wie weit es den Kinderchor zum Ende wirklich gebraucht hätte sei dahingestellt - da es hier nicht übertrieben wird und in die Thematik des Songs einfach passt keinerlei Meckerei von meiner Seite aus.

"Before the Fall" hat sofort diesen Saxon-Vibe, unmittelbar vom ersten Ton an. Noch einmal Midtempo, ein wenig an die Sachsen angelehnt (hat der Herr Dio des Öfteren mal gemacht und stand ihm stets gut zu Gesicht) - kurzweilig und geradlinig.

Mit dem Rausschmeißer "Cold Feet" hat man dann das eher ungewöhnlichste Stück am Start. Hier geht ein ganz klein wenig der Faden des Albums (klassischer Dio-Sound) verloren. Denkt man sich das Ding ein paar Umdrehungen schneller ist man fast bei Status Quo ;-). Dennoch: einen gewissen Charme hat das Ding, auch, wenn es die Wohlfühlatmosphäre des Albums am Ende ein ganz klein wenig untergräbt.

Mit Doug Aldrich (Gitarre) und den Altmeistern Jimmy Bain (Bass, R.I.P.), sowie Simon Wright (Drums) hatte der Großmeister überdies eine amtliche Instrumentalfraktion am Start, die dem Album und den Songs spürbar gut getan hat. Die 80er lastige Produktion tut ihr Übriges und macht aus "Killing the Dragon" ein rundum "rundes" Dio-Album. Manchmal ist ein Album in seiner Gesamtheit der Star, nicht zwingend die Protagonisten oder einzelne Songs.

"Killing the Dragon" repräsentiert den Dio-Sound wie er sein sollte (von "Cold Feet" vielleicht abgesehen), wirkt wie aus einem Guss, produktionstechnisch wie songtechnisch, das Ding läuft so durch und ist einfach zeitlos. Kann man einem Album ein größeres Kompliment machen?
 
Das Masterplan Debut, einfach ein klasse Album.:top:
Zwar geht die Scheibe Richtung Euro Power Metal aber gehört aber definitiv zu der Kategorie "nicht peinlich".
Es gibt ja einen Haufen Leute die Euro Power Metal für Tralala/Kitsch Metal halten aber ich mag z.B. einen Großteil solcher Scheiben die in den 90er und auch noch Anfang der 2000er erschienen sind (zu welche ja auch das Mastplan Debut zählt). Allerdings finde ich hat dieses Genre dann ab Mitte der 2000er sich irgendwie verändert und inzwischen gehört dieses Genre für mich auch größtenteils in diese Kitsch/Tralala Metal Schiene (und das mein ich nicht positiv) um was ich inzwischen einen großen Bogen mache.

Wie gesagt das Masterplan Debut erschien ja noch Anfang der 2000er und ist für mich auch die logische Fortsetzung die Helloween eigentlich nach "The Dark Ride" hätte machen sollen.
Tolles abwechslungsreiches Album, einen großartigen Sänger, Ohrwürmer am Laufband und trotzdem ein bisschen vertrackt. Und auch für ein typisches Euro Power Metal Album ziemlich überraschend beim ersten Mal hören.

Leider fand ich konnten Masterplan dieses Niveau nicht halten:
Den Nachfolger hab ich auch noch, sind ein paar gute Nummern drauf aber fällt gegen das Debut schon etwas ab.
Danach drehte sich häufiger das Besetzungskarussell (Lande mal raus, dann wieder drin, inzwischen glaub ich wieder raus) (Kusch ist auch nicht mehr dabei) und die einzelnen Vorabsongs konnte mich seitdem auch nicht mehr begeistern, weshalb ich das Interesse an die Band verloren habe.

Nichtsdestotrotz das Debut wird bei mir auch immer noch recht häufig und gern aufgelegt.


Die DIO Scheibe fehlt mir leider noch.
 
Mal wieder ein wenig Leben hier rein:

R-5419978-1392904167-3669.jpeg.jpg


Manche Bands veröffentlichen einfach mal so ein kleines Meisterwerk - und tauchen dann leider wieder komplett in der Versenkung ab. Das bislang einzige Album der kalifornischen Progmetaller "In the Silence" ist so ein Paradebeispiel für eine schlicht übersehene Band, der im Grunde größerer Erfolg hätte beschieden sein sollen (oh Mann, Wortwahl am frühen Morgen....). Stilistisch kann man Vergleiche zu Tool ebenso anführen wie Querverweise an eher düstere Artrockvertreter wie Katatonia, dennoch hat das Ganze eine enorm metallische Schlagseite.

So gemahnt die Gitarrenarbeit im Opener "Ever Closer" ein wenig an "Sound of the Alarm" von Anarcrusis. Im Wesentlichen schon ein nettes Brett, nicht zu verfrickelt, melodisch und doch aufgrund der benannten Gitarren schon arg metallisch, ohne in puren Metal abzudriften. Das Spannende des gesamten Albums deutet sich schon in diesem rund 6minütigen Opener an: Die eingangs benannten Zutaten verschiedener Bauart werden zu einer eigenständigen Melange verquickt, dazu kommt ein Gesang, der nicht aufdringlich ist und den Gesamtsound perfekt untermalt.

Mit "Seventeen Shades" folgt ein Midtemposong, auffällig hier das überaus variable Drumming, aber auch die Breaks, die etwa nach 2 Minuten das Stück in eine komplett andere Richtung leiten, als man als Hörer eingangs vermuten dürfte. Im weiteren Verlauf flechtet die Band ruhigere Passagen, nahezu balladesk, ein, ehe es am Ende dann noch einmal in die Vollen geht. Hier agiert man nah an einer härteren und verspielteren Variante der späten Katatonia, wobei die Gitarrenarbeit speziell zum Songfinale hin ein wenig Dreck und Virtuosität versprüht.

"Serenity" beginnt akustisch mit einem gefälligen Intro, ehe der Schwenk in Richtung hartem Riffing folgt, unterbrochen durch eine Minipause in bester "Pull-me-under" Manier, ehe der düstere Grundsound sich wieder Bahn bricht. Der erste Verse ist sehr ruhig akzentuiert, die Bridge dann mit ordentlichem Riffing garniert. Auffällig: auch hier spielen die Drums mal wieder eine gewichtige Rolle und heben den Song bei aller oberflächlichen "Eingängigkeit" auf ein ganz eigenes Level. Überhaupt lohnt es sich einfach, hier genauer hin zu hören. Besonders spannend: der Mittelpart, der das einfach unwiderstehliche Akustikintro zusätzlich mit einem entsprechenden Solo würzt, wer glaubt, man hätte das Stück unmittelbar nach 2 Minuten ausrechnen können, der sieht sich im positiven Sinne getäuscht. Kurzum: ein unwiderstehlicher Track, in Schnittmenge von US-Metal, Prog und alternativem (Neo-)Prog.

Auch "Beneath these falling Leaves" (eine von 2 "Über-7-Minütern") beginnt ruhig und melancholisch, im Ansatz gar leicht mit Streichern untermalt. Eine erste (Halb)ballade auf "In the Silence", getragene Verses, kaum mal ein Aufbäumen der E-Gitarren - doch zum Ende hin eine Explosion in bester "One"/"Sanitarium"-Manier, klassische Metal-Soli, erneut einfach dieses Wahnsinnschlagzeug. Eine Neoprogballade der besonderen Art, deren spannender Songaufbau schlicht gefangen nimmt - und zum Ende hin wünscht man sich tatsächlich, dass dieses metallische Ende eben noch gar keins wäre - dennoch: mit einem letzten Gesangseinsatz ist (leider) Schluss, ehe das bereits im Intro verwendete Cello in Verbindung mit der Akustischen endet "Beneath theses falling Leaves" - eine ebenso emotionale wie virtuose Ballade.

"Close to me" ist dann mit knapp dreieinhalb Minuten tatsächlich eine "reinrassige" Ballade und lädt zum Träumen ein - eine kurze Verschnaufpause, nach all den doch eher virtuosen Entdeckungsreisen der Vorgängertracks. Somit sind Vocals auch Fehlanzeige hier. Ein kleines und verträumtes Instrumental, genau an der richtigen Stelle des Albums platziert.

Mit "Endless Sea" geht es in Sachen Verse nach einem doch schon kurzen, gitarrenlastigen Start auch eher ruhig los - ehe die Gitarren dann doch schon wieder ein wenig mehr in den Bratmodus überschalten. Ein wenig gemahnt "Endless Sea" an eine ruhige Communic-Nummer, der teils in den anderen Stücken präsente moderne Artrock/Metal weicht einem eher klassischen Muster, noch einmal kommen einem hier unweigerlich Anarcusis in den Sinn. "Powerballade" - naja, so wäre es schon passend....auffällig mal wieder ganz speziell die Drums, gerade Freunde von variablem Drumming kommen hier - mal wieder - bestens auf ihre Kosten.

Nach dem letzten "Hall" von "Endless Sea" eröffnet ein überaus metallischer Start "All the Pieces". Die durchgängig in allen Teilen des Albums präsente Melancholie bricht sich Bahn - und tatsächlich erkennt man hier einen überaus präsenten Tool-Einfluss, wobei der Refrain tatsächlich von der Bauart her auch von Nevermore stammen könnte - so man sich anstelle des eher unaufgeregten Gesangs Warrel-Dane-Vocals vorstellen könnte. Die Soli, die immer wieder dezent eingestreut werden (deshalb aber nicht weniger virtuos gespielt sind....) bilden einen weiteren Farbtupfer und einen Schuss klassischen US-Metal. Starke Nummer.

Damit sind wir bei "Your Reward" und somit dem Finale des Albums angekommen. Ein kleines Epos mit einer Laufzeit von über siebeneinhalb Minuten. Psychedelische Klänge zum Beginn, eine "wimmernde" Gitarre, die die ersten Gesangslinien begleitet. "Your Reward" transportiert Spannung und gemahnt ein wenig an den anderen "Über-7-Minüter", "Beneath the falling Leaves". Dennoch arbeitet man hier mit anderen Stilmitteln, ein wenig fühlt man sich an Riverside zu "Second Life Syndrome" erinnert, auch ist der Gesang hier am variabelsten gehalten. Die letztendliche Eruption kommt zum Ende des Stückes nach einem sehr abwechslungsreichen Songaufbau. Ein klein wenig mehr hätte man da sogar noch rausholen können - aber das ist Jammern auf hohem Niveau....

Fazit: wie bereits eingangs erwähnt ein vergessenes Kleinod und interessant für alle, die sich in der Schnittmenge "neuerer" Act wie Karnivool, Caligula's Horse und Konsorten wohlfühlen, dort aber vielleicht eine Portion "klassischen" Metal vermissen - und auch vielleicht einen Gesang, der nicht ganz so "emotional/weinerlich" (bitte je nach eigener Geschmacksrichtung den entsprechenden Begriff verwenden....) rüberkommt. "Klassischen" Neoprog sucht man auf "A fair Dream gone mad"vergebens, vielmehr ist eine stilistische Nähe sowohl zu (moderneren) Katatonia als auch zu bestimmten Riverside-Phasen gegeben, wobei die Musik in sich verspielter ist, ohne auf Eingängigkeit zu verzichten.


Dass du damit mein Interesse wecken würdest, dürfte dir klar gewesen sein. Hier läuft gerade Track #2 und ich suche schon, wo ich denn die CD zu einem vernünftigen Preis herbekomme.
 
Wie gesagt das Masterplan Debut erschien ja noch Anfang der 2000er und ist für mich auch die logische Fortsetzung die Helloween eigentlich nach "The Dark Ride" hätte machen sollen.
Tolles abwechslungsreiches Album, einen großartigen Sänger, Ohrwürmer am Laufband und trotzdem ein bisschen vertrackt. Und auch für ein typisches Euro Power Metal Album ziemlich überraschend beim ersten Mal hören.

Grundsätzlich teile ich da Deine Auffassung, auch, was die spätere Ausrichtung von Masterplan im Speziellen betrifft. Der Nachfolger war noch gut und enthielt einige starke Songs, die Alben mit DiMeo habe ich mir nicht geholt, weil die Klangfarbe seiner Stimme irgendwie nicht zu Masterplan passen mag/mochte - anyway, das kurze "Comeback" von Jorn war dann leider auch eher ein Satz mit X auf seinem 3. Album mit Masterplan.

In jedem Fall haben einige Bands zu der von Dir genannten Zeit noch versucht, Akzente im Euro-Power-Metal (wollen wir mal so nennen ;-)) zu setzen, heutzutage läuft das nur noch auf Nummer sicher. In diesem Sinne: "Noch'n Bier". Für mich ist der Zug des gesamten Genres leider eher abgefahren, mittlerweile ist das alles Kirmesmusik - man höre nur Battlebeastinblack.....
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben Unten