Und dann noch:
Natürlich gibt es hier nun schlicht und ergreifend einen Haufen an DIO-Scheiben, die man hier nennen könnte - für mich persönlich ist "Killing the Dragon" ein unglaublich starkes Werk - nicht zwingend, weil es vertrackt oder ungewöhnlich wäre, nein, dieses Mal liegt der Fall in Gänze umgekehrt: "Killing...." ist genau die Sorte Dio-Rock/Metal, die ich seit spätestens "Lock up the Wolves" irgendwie vermisst hatte - ja, "Back to the Roots". So sehr ich Veränderungen schätze, so sehr schätze ich ebenso auch einfach ein Album im "klassischen"-Signature-Sound eines Künstlers, so fern die Songs passen - und die passen hier einfach. Wäre das Werk unmittelbar nach "Dream evil" erschienen, dann hätte man einen homogenen Nachfolger erschaffen - im Umkehrschluss war die Veränderung von "Dream Evil" zu "Lock up the Wolves" auch erfrischend - aber ich schweife ab....
"Killing the Dragon" eröffnet das Album einfach mit einem absolut typischen Dio-Song. Das Ding hat Drive, galoppiert schön nach vorn, ist unaufgeregt und einfach ein starkes Stück Musik, perfekt für die Stimme des Meisters. Für mich passt das Ding - nicht nur wegen seines eben Dio-typischen Titels - in eine Reihe mit Klassikern wie "We rock" und "Rainbow in the Dark".
Das folgende "Along comes a Spider" ist wieder einfach Dio wie ich ihn denn gern mag: schnörkellos, eingängig, seine Stimme macht aus diesem durchaus klassisch arrangierten Rocker einfach eine Besonderheit. Passt perfekt hinter den Opener, transportiert den "klassischen" Dio-Sound - was will man denn mehr?
"Scream" ist die Stampfervariante des Dio-Sounds - und es wird und wird irgendwie nicht langweilig, vielmehr war man nach einer Reihe eher halbgarer Alben des Meisters regelrecht ausgehungert nach solchen Dingern....wie das wohl weiter geht....
Mit "Better in the Dark" ist dann Dio-Uptempo angesagt: hätte ohne Probleme auf Alben wie "Holy Diver" oder "Last in Line" gepasst, wenn auch stilistisch doch noch eher an "Sacred Heart" dran - ach, Scheiß drauf, es ist einfach geil und es ist DIO. Allein diese für ihn typische Bridge im Gesang - einfach unwiderstehlich, dazu ein Basssolo - gute Laune auch weiterhin garantiert.
Mit "Rock & Roll" kommen wir dann in der Liga "All the Fools sailed away" bzw. den Sabbath-ähnlichen Stampfern an. Natürlich ist das Ding nicht so zwingend, wie die "Klassiker", dennoch: diese Art Musik ist einfach gemacht für den "Gott". Mag man den eher plakativ titulierten Chorus anfangs belächeln, so bekommt das Ding im Kontext des Textes und in seinem Einsatz als gesungener Refrain einen ganz eigenen Drive - dazu dieser Verse im Mittelteil des Songs....mh, früher veröffentlicht wäre es vielleicht DOCH ein Klassiker - ach, wer weiß, es steht Dio einfach gut zu Gesicht und passt wie Faust aufs Auge.
"Push" ist Dio-Midtempo in seiner ureigenen Bauart - passt, passt, passt - ohne übermäßig aus irgendeiner Masser herauszuragen, dennoch nicht zu routiniert - ein netter Rocker, tut nicht weh, begeistert nicht über die Maßen. Im Albumkontext dort genau richtig platziert.
"Guilty" hat einen latent düsteren Unterton, allein der Gesang ist hier einfach mal wieder nicht von dieser Welt. Noch einmal Dio-Midtempo, ein wenig im Stile des Openers, ohne dessen Bissigkeit zu erreichen, auf die Dauer ein klein wenig (oh je, Gotteslästerung...) langatmig....
Mit "Throw away the Children" geht es noch mal in Richtung Epik - und das funktioniert wie auch schon bei "Rock & Roll" recht gut. Das Stück hätte gut in den frühen 80ern "geboren" sein können, der ausufernde Gitarrenpart sorgt für ausreichende Abwechslung. Wer diese schleppenden Dinger mit Dio Gesang mag ("Children of the Sea" kommt mir so in den Sinn als Vergleich), der kommt hier auf seine Kosten. In wie weit es den Kinderchor zum Ende wirklich gebraucht hätte sei dahingestellt - da es hier nicht übertrieben wird und in die Thematik des Songs einfach passt keinerlei Meckerei von meiner Seite aus.
"Before the Fall" hat sofort diesen Saxon-Vibe, unmittelbar vom ersten Ton an. Noch einmal Midtempo, ein wenig an die Sachsen angelehnt (hat der Herr Dio des Öfteren mal gemacht und stand ihm stets gut zu Gesicht) - kurzweilig und geradlinig.
Mit dem Rausschmeißer "Cold Feet" hat man dann das eher ungewöhnlichste Stück am Start. Hier geht ein ganz klein wenig der Faden des Albums (klassischer Dio-Sound) verloren. Denkt man sich das Ding ein paar Umdrehungen schneller ist man fast bei Status Quo ;-). Dennoch: einen gewissen Charme hat das Ding, auch, wenn es die Wohlfühlatmosphäre des Albums am Ende ein ganz klein wenig untergräbt.
Mit Doug Aldrich (Gitarre) und den Altmeistern Jimmy Bain (Bass, R.I.P.), sowie Simon Wright (Drums) hatte der Großmeister überdies eine amtliche Instrumentalfraktion am Start, die dem Album und den Songs spürbar gut getan hat. Die 80er lastige Produktion tut ihr Übriges und macht aus "Killing the Dragon" ein rundum "rundes" Dio-Album. Manchmal ist ein Album in seiner Gesamtheit der Star, nicht zwingend die Protagonisten oder einzelne Songs.
"Killing the Dragon" repräsentiert den Dio-Sound wie er sein sollte (von "Cold Feet" vielleicht abgesehen), wirkt wie aus einem Guss, produktionstechnisch wie songtechnisch, das Ding läuft so durch und ist einfach zeitlos. Kann man einem Album ein größeres Kompliment machen?