Ich schreibs auch nochmal hier rein, vielleicht interessiert ja wen:
Also manchmal gibt es echt solche Momente da hört man die richtige Musik zur richtigen Zeit.
Schon wieder seit 3 Uhr Nachts wach...keine Möglichkeit gefunden zu schlafen und angefangen ein wenig auf Youtube rumzuscrollen als mir ein Video der Band Urbain vorgeschlagen wurde, was vor ein paar Stunden gestreamt wurde. Erstmal kurz angeklickt um zu schauen in welchem Genre die Band beheimatet ist. Musste dann tatsächlich kurz schmunzeln als ich "Symphonic Black Metal / Melodic Post-Metal/Rock" las.
Aufgrund der Genrebezeichnung habe ich erstmal gar nichts erwartet, habe mir sogar kurz überlegt ob ich überhaupt mal reinhören soll, entschied mich dann aber dafür der Band zumindest mal eine Chance zu geben und startete den Stream. Und das Album startete direkt so wie ich es erwartet habe: Ruhiges Klavierintro, innerlich schon darauf eingestellt dass es gleich in gewohnter 08/15 Symphonic Black Metal Manier weitergeht. Sprich: wir wollen klingen wie moderne Dimmu Borgir, oder ganz alte Cradle of Filth. Das Cover ließ mich zudem vermuten, dass hier der Post Rock Anteil überwiegt.
Aber nun...als der Song dann richtig anfängt war ich doch gut überrascht. Perception geht gut voran, zwar im Mid Tempo gehalten, aber dennoch angenehm Black Metallig. Das Keyboard hält sich im Hintergrund, die Gitarren sind hier eindeutig das tragende Element. Chorartiger Klargesang wechselt sich mit extrem giftigen Gekreische ab. Und Leute...das Gekreische! Das ist wirklich mega gut gelungen....kräftig, voluminös...nicht so ein heiseres Gekeife was man öfters in diesem Stil findet. Gedanken an die aktuelle Saidan und das Batushka Debut kommen auf..
Man sitzt also dort....eigentlich völlig übermüdet und ist überrascht wie gut die Musik doch reingeht und das es gar nicht so der typische 08/15 Melodic BM Mist ist.....nun...nach Perception kommt dann ein Instrumentales Zwischenspiel was dann wohl die Bezeichnung Melodic Post Rock/Metal rechtfertigen soll. Ist halt nichts besonderes ein wenig Gitarrengeklimper was mich jetzt nicht vom Hocker reißt, aber auch nicht stört und zum Glück mit seinen knapp 2 Minuten Spielzeit auch nicht sonderlich lang ist. Das anschließende Without Conscience beginnt dann wieder recht gemächlich und ich fragte mich ob die anfängliche positive Einschätzung gerechtfertigt war, oder ob wir hier wieder ein komplettes Album vor uns haben was sich um Mid Tempo, ohne Blast Parts, oder generell Geprügel abspielt.
Aber siehe da...der Song nimmt alsbald Geschwindigkeit auf und wechselt immer wieder zwischen Schnell, Mid Tempo und Klavierpassagen hin und her. Der Gesang ist wieder so wunderbar kreischig, wird diesmal von tiefen Growls unterstützt, die ebenso kräftig rüberkommen und dem ganzen Lied noch ein wenig mehr an Durchschlagskraft verleihen. Und obwohl alles sehr melodisch gehalten ist, ist der Song auch wieder angenehm Black Metal-lastig . Also die Befürchtung das es sich um weichgespülten BM handelt wird zum Glück nicht bestätigt, sondern widerlegt. Lockdown folgt dann wieder ein instrumentales Zwischenstück.
Das gleiche wie bei ersten Zwischenspiel: Brauch ich nicht. Generell bin ich kein Freund von diesem Wechsel aus richtigem Song und Instrumental. Aber gut...auch hier wieder: Geht nicht lang, stört und nervt nicht.
Und außerdem übersteht man das gerne weil mit dem anschließenden Titelsong ein wirkliches Highlight des Album ansteht.
Erinnert der Song zu Beginn wirklich noch an moderne Dimmu Borgir (In Sorte Diaboli, Death Cult Armageddon) entwickelt er im weiteren Verlauf eine ganz eigene Dynamik mit der er sich von diesem Vergleich freischwimmt. Der Song ist einfach der Wahnsinn und sollte jedem der etwas mit melodischen BM anfangen kann munden. Hier gibt sich wirklich alles die Klinke in die Hand: Langsame und melodische Abschnitte wechseln sich mit schnellen, prügelnden Passagen ab, atmosphärischer Klaviergeklimper plus episches Chor Finale leiten das Ende des wirklich tollen Liedes ein.
Man ist jetzt schon leicht begeistert von dem Album und hört gespannt weiter....denn...wie der aufmerksame Leser wahrscheinlich schon vermutet, es geht weiter mit einem instrumentalen Zwischenstück.
Dieses mal gefällt es mir allerdings ziemlich gut, weil eine melancholische, ja, fast schon depressive Atmosphäre mitschwingt.
Das anschließende Unseen ist dann leider Melo BM Standartware...klingt gut, macht Spaß ist aber nach dem fantastischen Titelsong etwas unterwältigend. Aber auch hier: Wer auf Dimmu Borgir zu Death Cult Armageddon Zeiten steht (so wie ich, der es für das beste DB Album hält) wird auch diesen Song mögen. Halt nichts besonderes, aber zumindest gut gemacht und spaßig zum anhören.
Nach dem obligatorischen Zwischenspiel geht das Album dann mit No God to Greet Me zu Ende. Und der Abschlusstrack stimmt doch wieder versöhnlich mit der Band und dem Album....ich kann mich des Gedanken nicht erwehren, dass das ganze Lied wie eine Mischung aus Dimmu Borgir und Batushka klingt. Vielleicht liegt es an der Mischung Gekreische und Klargesang.
Aber auch dieser Song entwickelt wieder eine ganze eigene, mitreißende Dynamik. So spielt man guten Melodic BM....macht Spaß, finde ich klasse und entspricht genau meinem Geschmack.
Jetzt die abschließende Frage....wem kann ich das Album alles empfehlen? Ich denke jeder der auf modernen, melodischen BM steht, keine Aversion gegen Klargesang im extrem Metal hat und es klasse findet wenn sich das Keyboard eher im Hintergrund hält sollte, nein muss, aufjedenfall mal ein Ohr, oder zwei riskieren.
Echt ne tolle Überraschung und manchmal wird man doch belohnt wenn man sich einfach mal was traut und sich nicht von irgendwelchen überambitionierten Genrebezeichnungen abschrecken lässt:
Urbain - A Soul Purged
Bandcamp:
A Soul Purged | Urbain (bandcamp.com)
Metal Archives:
Urbain - A Soul Purged - Encyclopaedia Metallum: The Metal Archives (metal-archives.com)
Youtube:
Urbain - A Soul Purged (Full Album) - YouTube
