CITIZEN CAIN (Gabriel-Genesis meets early Marillion)

Pavlos

Till Deaf Do Us Part
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Einer der besten, wenn nicht sogar DER beste "Gabriel-Genesis meets early Marillion" Klon, den ich kenne. Und damit ist der stilistische Rahmen dieser leider immer noch viel zu unbekannten Truppe ganz gut abgesteckt. Wer also Bock auf diese Art Sound hat, liest weiter. Alle anderen klicken weg. Danke, bitte, adios, ich hab euch alle lieb.

Für die Weiterlesenden:

Gegründet wurden Citizen Cane 1982 in London, und nach einigen Jahren des Übens und Schreibens, sowie zahlreichen Gigs in und rund um die Hauptstadt, kam 1988 endlich das lange herbeigesehnte Angebot einer Plattenaufnahme ins Haus geflattert. Leider brach sich der Bassist ein paar Tage vor dem gebuchten Studioaufenthalt auf eine höchst unnötige Art und Weise (Skateboard) den Arm, was Streitereien innerhalb der Band und dadurch die vorläufige Auflösung zur Folge hatte. Zwei Jahre später sprach man sich aus, reformierte Citizen Cane mit leicht verändertem Line Up und nahm schließlich 1991 ein Demo auf. Und im Folgejahr kam dann auch tatsächlich das Debüt "Serpents In Camouflage" raus, allerdings als Eigenpressung, da britische Plattenfirmen kein Interesse (mehr) an Prog Rock zeigten.

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Leider verlief auch hier im Vorfeld nicht alles nach Plan, und so kam aufgrund interner Spannungen (der Schlagzeuger kam unvorbereitet zu den Aufnahmen) und Meinungsverschiedenheiten (bzgl. der weiteren musikalischen Ausrichtung) eine Drum-Maschine zum Einsatz. Die Band war mit dem Ergebnis logischerweise unzufrieden und stand erneut kurz vor dem Auseinanderbrechen, als wie aus high-terem Himmel das holländische Label SI Records (die damals u.a. Aragon, Everon, Twelfth Night und Casino im Roster hatten) anklopfte um die Platte nochmal neu abzumischen und zu vertreiben. Dieser neue Schwung verpasste den Jungs einen gehörigen Motivationsschub, und nach ein paar erneuten Um- bzw. Neubesetzungen fing man mit dem Schreiben der Nachfolgescheibe an. Bevor wir gleich zu der kommen, verlinke ich jetzt mal den 13-minütigen Titeltrack des Debüts. Ich liebe die Fanfaren-Keyboards, den Gabriel-mässigen Gesang und wie sich die Nummer zum Ende hin so toll steigert. Citizen Cain verfügten von Anfang an über äußerst fähige Musiker und einem Gespür für die richtigen Ideen in Sachen instrumentalem Zusammenspiel. Irgendwie klangen sie Anfang der 90er wie Ende der 70er. Kurios, is' aber so.


Die Arbeiten am Zweitling "Somewhere But Yesterday" gingen zügig voran, aber leider gab es auch diesmal Probleme mit der Besetzung. Am Ende stand man zwar mit einem saustarken Album und einer fähigen Plattenfirma im Rücken da, aber halt auch ohne Gitarrist und Keyboarder. Und dieser Zustand wollte sich auch nicht so schnell ändern, da der Stil der Band zur damaligen Zeit schon längst out war, und neue Musiker im trendy UK praktisch unauffindbar waren. Citizen Cane waren sowas wie die britische Mutter des "Would, would, bicycle chain" Ausdrucks.

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"Somewhere But Yesterday" (1994) ähnelt dem Debüt, hat aber in allen Bereichen ein kleines Fine-Tuning verabreicht bekommen. Nuancen, aber dennoch deutlich rauszuhören. Der Sound ist kräftiger und nutzt mehr Raum aus, die Arrangements sind noch ausgefeilter (der Titelsong dauert fast 27 Minuten und ist ein wahres Monster, Kansas-Verbeugung im Instrumental-Part inklusive), das Storytelling ist mystischer und komplexer, und yes, diesmal gibt es sogar echte Drums zu hören!! Irgendwo hab ich mal gelesen, dass Genesis in den 90ern wie "Somewhere But Yesterday" geklungen hätten, wenn sie nicht Mitte der 80er in Richtung Pop abgebogen wären. Und ja, das kann ich mir in meinen Nerd-Fantasien ganz gut so zusammenbasteln und vorstellen. Hier gibt es jetzt mal 'Junk And Doughnuts' zu hören, das ich auch schon in meinem "Top 100" Thread verlinkt hatte:


Um die Zeit bis zum nächsten Album zu überbrücken (remember: es fehlten immer noch Mitmusiker), brachten die Jungs 1996 mit "Ghost Dance" eine Zusammenstellung aus ihren ganz frühen Tagen raus. Da sich danach in Sachen neue Mucker nicht wirklich was tat, luden die zwei Verbliebenen ein paar Ex-Bandmitglieder ins Studio ein und veröffentlichten 1997 "Raising The Stones". Fünf Jahre später ging man dann auf "Playing Dead" genauso vor. Das sind zwar beides immer noch starke Scheiben, aber die Magie der beiden ersten Platten konnte man nicht so ganz reproduzieren. Vielleicht waren die Hürden mittlerweile zu hoch und der Antrieb zu schwach, who knows. Die "Band" war mittlerweile auch mehr Hobby denn irgendwas, und so wurde nach und nach ganz viel Talent in ganz vielen Jahren und Akten ganz tief vergraben. Eine verdammte Schande, if you ask me....aber es gibt ja im Netz zum Glück noch Threads wie diesen hier, wo unverbesserliche Freaks solch alte Formationen hochleben lassen, und andere ebenso unverbesserliche Freaks dazu kommen und mitfeiern.

Ach ja, 2012 gab es mit "Skies Darken" ein weiteres Album, aber das kenne ich noch nicht. Time for a change.
 
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Das liest sich sehr spannend und teilweise ziemlich kurios. Für solche Empfehlungen liebe ich das Forum und da dieser Stil in mein Beuteschema passt werde ich die Tage mal intensiv reinhören :)
 
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