El Guerrero
Till Deaf Do Us Part
Das Thema hatte ich schon länger im Hinterkopf, die letzten Tage kam es immer mal wieder nach oben und da es im Alte-Leute-Thread gerade auch mal kurz angeschnitten wurde, bietet es sich ja an, das mal "offiziell" zu machen.
Hier kann also alles rein was mit dem Thema Radio zu tun hat: Nostalgische Geschichten, aktuelle Tipps, Hasstiraden gegen die fortschreitende Formatierung, Nerdwissen und all sowas.
Als Kind der Achtziger und Jugendlicher der Neunziger war es mir noch vergönnt, das Ende der "großen Radiozeit" mitbekommen zu dürfen. "Früher war alles besser" bekommt man von mir normalerweise so gut wie gar nicht zu hören, in diesem Fall mache ich aber gerne eine Ausnahme. Denn das Radioprogramm war früher einfach besser. Weil vielfältiger und anspruchsvoller. Ob die Musik damals besser war - geschenkt. Damals gab es genau so viel Müll wie heute, allerdings wurde er einem in einem Rahmen präsentiert, in dem man sich als Hörer einfach ernst genommen gefühlt hat.
Und genau das ist es, was mir in der heutigen Radiolandschaft einfach zu einem sehr großen Teil abgeht: Ich fühle mich als Hörer einfach nicht mehr ernst genommen. Kultursender jetzt mal ausgenommen, ich konzentriere mich hier auf das Mainstream-Radio.
Hier ist WDR-Gebiet, im popkulturellen Bereich waren wir mit WDR1/EinsLive und WDR2 eigentlich immer ganz gut ausgestattet. Beide Sender hatten immer interessante Sendungen im Programm und man hat sich selbst im Tagesprogramm als Hörer gut informiert und mitunter auch mit Leidenschaft unterhalten gefühlt. Und in den Sendungen am Abend gab es mit Specials zu Bands, Musikrichtungen oder Literatur, Livemitschnitten/-übertragungen oder Talkrunden auch immer Spannendes zu entdecken.
Nach diversen Generationenwechseln bzw Relaunches ist davon heute so gut wie nichts mehr übrig. EinsLive klingt mittlerweile durchgehend wie eine Projektwoche in der ADHS-Klinik und WDR2, den ich auf Arbeit täglich ertragen muss, hat sich irgendwie in den neunten Kreis der Hölle eingekauft und malträtiert dort die Seelen mit einer Playlist, die mit "Menschen Leben Tanzen Welt" wohl am adäquatesten beschrieben ist.
(Parodie von Jan Böhmermann, so unglaublich treffend. Wer's nicht kennt:
)
Zu doof, daß man es auch außerhalb der Höllenpforten noch empfangen kann.
Damit einher ging auch eine völlige Verflachung der gesamten Abendsendungen. Wo früher ein Special über New Model Army lief, gibt's heute einen Akustikauftritt von Mark Forster.
Es passiert einfach nichts spannendes mehr, "der Hörer", der tatsächlich noch zuhört wird anscheinend mittlerweile als nicht mehr existent angesehen, stattdessen wird ein Programm abgespult, was den lieben langen Tag im Großraumbüro im Hintergrund dudeln kann, ohne jemals irgendwelche Aufmerksamkeit zu erregen.
Ich hab immer mal wieder zwischendurch nebenbei oder auch bewusst nach Sendungen Radio gehört, das hat in den letzten Jahren echt nachgelassen. Wäre ich Politik- oder anderweitig Kultur-interessierter, gäbe es natürlich immer noch reichhaltige Auswahl, das möchte ich auch noch lobend hervorheben, aber die Popkultur im Radio ist mittlerweile einfach nur im Arsch.
Ulkig ist dagegen, daß ausgerechnet WDR4, lange Zeit DER Schlager- und Volksmusiksender, ebenfalls diesen Relaunch mitgemacht hat und für mich mittlerweile der einzig noch anhörbare Sender in der Gegend ist, weil er mittlerweile auf Classic Rock und Achtziger umgestellt hat und dabei zwar auch eine hohe Wiederholungsrate in der Playlist hat, aber nicht ganz so penetrant, wie andere Sender. Was mich mit einer gewissen Genugtuung erfüllt, da bei meinen Eltern damals nichts anderes lief, ich quasi mit Sachen wie den Flippers oder Roland Kaiser aufwachsen musste und es da ihrerseits keinerlei Toleranz gab. Karma is a bitch.
Viel Spaß!
Hier kann also alles rein was mit dem Thema Radio zu tun hat: Nostalgische Geschichten, aktuelle Tipps, Hasstiraden gegen die fortschreitende Formatierung, Nerdwissen und all sowas.
Als Kind der Achtziger und Jugendlicher der Neunziger war es mir noch vergönnt, das Ende der "großen Radiozeit" mitbekommen zu dürfen. "Früher war alles besser" bekommt man von mir normalerweise so gut wie gar nicht zu hören, in diesem Fall mache ich aber gerne eine Ausnahme. Denn das Radioprogramm war früher einfach besser. Weil vielfältiger und anspruchsvoller. Ob die Musik damals besser war - geschenkt. Damals gab es genau so viel Müll wie heute, allerdings wurde er einem in einem Rahmen präsentiert, in dem man sich als Hörer einfach ernst genommen gefühlt hat.
Und genau das ist es, was mir in der heutigen Radiolandschaft einfach zu einem sehr großen Teil abgeht: Ich fühle mich als Hörer einfach nicht mehr ernst genommen. Kultursender jetzt mal ausgenommen, ich konzentriere mich hier auf das Mainstream-Radio.
Hier ist WDR-Gebiet, im popkulturellen Bereich waren wir mit WDR1/EinsLive und WDR2 eigentlich immer ganz gut ausgestattet. Beide Sender hatten immer interessante Sendungen im Programm und man hat sich selbst im Tagesprogramm als Hörer gut informiert und mitunter auch mit Leidenschaft unterhalten gefühlt. Und in den Sendungen am Abend gab es mit Specials zu Bands, Musikrichtungen oder Literatur, Livemitschnitten/-übertragungen oder Talkrunden auch immer Spannendes zu entdecken.
Nach diversen Generationenwechseln bzw Relaunches ist davon heute so gut wie nichts mehr übrig. EinsLive klingt mittlerweile durchgehend wie eine Projektwoche in der ADHS-Klinik und WDR2, den ich auf Arbeit täglich ertragen muss, hat sich irgendwie in den neunten Kreis der Hölle eingekauft und malträtiert dort die Seelen mit einer Playlist, die mit "Menschen Leben Tanzen Welt" wohl am adäquatesten beschrieben ist.
(Parodie von Jan Böhmermann, so unglaublich treffend. Wer's nicht kennt:
)
Zu doof, daß man es auch außerhalb der Höllenpforten noch empfangen kann.
Damit einher ging auch eine völlige Verflachung der gesamten Abendsendungen. Wo früher ein Special über New Model Army lief, gibt's heute einen Akustikauftritt von Mark Forster.
Es passiert einfach nichts spannendes mehr, "der Hörer", der tatsächlich noch zuhört wird anscheinend mittlerweile als nicht mehr existent angesehen, stattdessen wird ein Programm abgespult, was den lieben langen Tag im Großraumbüro im Hintergrund dudeln kann, ohne jemals irgendwelche Aufmerksamkeit zu erregen.
Ich hab immer mal wieder zwischendurch nebenbei oder auch bewusst nach Sendungen Radio gehört, das hat in den letzten Jahren echt nachgelassen. Wäre ich Politik- oder anderweitig Kultur-interessierter, gäbe es natürlich immer noch reichhaltige Auswahl, das möchte ich auch noch lobend hervorheben, aber die Popkultur im Radio ist mittlerweile einfach nur im Arsch.
Ulkig ist dagegen, daß ausgerechnet WDR4, lange Zeit DER Schlager- und Volksmusiksender, ebenfalls diesen Relaunch mitgemacht hat und für mich mittlerweile der einzig noch anhörbare Sender in der Gegend ist, weil er mittlerweile auf Classic Rock und Achtziger umgestellt hat und dabei zwar auch eine hohe Wiederholungsrate in der Playlist hat, aber nicht ganz so penetrant, wie andere Sender. Was mich mit einer gewissen Genugtuung erfüllt, da bei meinen Eltern damals nichts anderes lief, ich quasi mit Sachen wie den Flippers oder Roland Kaiser aufwachsen musste und es da ihrerseits keinerlei Toleranz gab. Karma is a bitch.
Viel Spaß!