Also, dann will ich auch mal:
Freitag:
Los ging's mit
Crestfallen Queen, bei denen vor allem die Sängerin mit ihrer angenehmen, kräftigen Stimme überzeugen konnte. Finde den Stilmix aus Doom mit Psycheedelic und Black Metal Elementen ziemlich interessant, wenngleich das Ganze gerne noch etwas songdienlicher sein könnte.
Orodruin avancierten dann im Anschluss zu meinem Freitags-Tagessieger. Mitreißender Auftritt einer sehr sympathischen Band mit einem der besten Sänger des Festivals und noch dazu einem guten Song nach dem nächsten. Die neuen Songs haben sich live finde ich sehr gut eingefügt - was nicht wirklich erstaunlich ist, angesichts der hohen Qualität beider Alben.
The Skull/Trouble und ich werden wohl keine großen Freunde mehr. Wie zu erwarten hat's da auch live bei mir nicht klick gemacht. Ich will keine Gotteslästerung betreiben, zumal der allgemeine Konsens und auch die Publikumsreaktionen dafür sprechen, dass es eher an mir als an der Band liegt. Ich fand's ja auch keineswegs schlecht, nur irgendwie fehlt mir da etwas, um den Hype um die Band zu rechtfertigen. Mir ist das wohl einfach zu viel Hard Rock und zu wenig Doom, und Eric Wagners Stimme find ich auch eher so naja.
Uli Jon Roth hingegen hat mich sehr positiv überrascht und mir die wahrscheinlich unterhaltsamsten Momente des Festivals beschert. Ich muss dazu sagen, dass ich wahrlich kein großer Scorpions-Kenner bin und mir deshalb maximal die erste Stunde anschauen wollte, einfach um's mal gesehen zu haben. Dann hat's mich aber doch recht schnell so gefesselt und mir so einen Energieschub gegeben, dass ich bis zum Ende geblieben bin. Hatte vielleicht sogar seinen Vorteil, dass ich mit dem Scorpions Sachen nicht vertraut bin, so konnte ich (anders als große Teile der Zuschauer) auch die neueren Sachen genießen ohne ständig auf die alten Klassiker hoffen zu müssen. Jedenfalls fühlte ich mich sehr gut unterhalten und Uli hat seinen Ruf als "der (einzig) Nette und Bescheidene der Scorpions" völlig bestätigt. Ab und zu war es vielleicht etwas zu viel des Gitarrengedudels, aber das war verschmerzbar. Zumal ich den Verdacht hege, dass die Dudelei entscheidend dazu beigetragen hat, dass nach einiger Zeit zahlreiche Leute um mich herum den Verstand verloren haben und (quasi in Trance

) irgendwelche merkwürdigen Tänzchen aufgeführt haben. Hach ja, das war schon spaßig…
Samstag:
Nach einem Pizzafrühstück gab's dann erst mal eine Runde
Thronehammer zum Aufwärmen. Ich fand sie ganz solide, haben mich aber nicht annähernd so umgehauen wie einige hier. Wobei der letzte Song schon ziemlich cool war.
Das Gleiche gilt auch für
Iron Walrus: über ganz nett kamen die bei mir letztlich nicht hinaus, wenngleich sie mir immer besser gefallen haben, je länger der Auftritt gedauert hatte.
Tanith mussten dann wohl oder übel als Pausenband herhalten. Hätte ich mir durchaus gerne angesehen, aber es war dann doch die richtige Entscheidung Energie für das überragende Triple Messa, Mirror of Deception und Lord Vicar zu sammeln.
Mit
Messa gab es dann auch gleich wie erwartet ein wahres Samstags-Highlight. Wirklich ein hinreißender Auftritt, bei dem die Atmosphäre der Alben quasi verlustfrei eingefangen wurde. Teilen des Publikums mag das Ganze vielleicht etwas zu verkopft gewesen zu sein, aber allerspätestens mit dem abschließenden 'Hour of the Wolf'' hatten sie die Massen verzaubert, wie es der darauf folgende Ansturm auf den Merchstand dann auch unterstrichen hat. Wirklich eine ganz tolle, innovative und sympathische Band, die sich hoffentlich öfter mal für ein paar Clubshows nach Deutschland verirrt. Ach ja, und die Sängerin lässt mich meine Sexualität hinterfragen. Ich sag's euch, ein Traum die Frau.
Auch
Mirror of Deception wussten dann sehr zu gefallen, obwohl sie es für mich natürlich etwas schwerer hatten nach Messa. Als Fan des letzten Albums (und Nicht-Kenner der Vorgänger) hätte ich mich über mehr Songs von Ersterem gefreut, aber wie sich herausstellte, können die älteren Sachen ja auch durchaus war. Vor allem 'Der Student von Ulm' hat mein Interesse dann durchaus geweckt.
Danach dann
Lord Vicar, alias mein Festival-Highlight. Auch hier kenne ich nur das letzte Album, das vermutlich auch mein Doom-Album des Jahres ist, und war entsprechend gespannt. Im Grunde genommen war's bereits um mich geschehen als ich diesen herrlich knarzenden und brutzelnden Basssound gehört hab. Lord Vicar spielen einfach die Art von Doom, die ich liebe: klassisch, knarzend, langsam und ohne viel Schnickschnack. Und als Bonus dann noch ein großartiger, verschrobener und dezent durchgeknallter Sänger wie Chritus. Das einzig negative an dem Auftritt war, dass er mir noch einmal besonders schmerzlich bewusst gemacht hat, wie gerne ich eine Reverend Bizarre-Reunion hätte.
Khemmis hatten dann wiederum ein schweres Los, zumal ich bislang noch nicht richtig Zugang zur Band gefunden hab. Das hat sich live dann auch nicht geändert. Die spielen irgendwie einfach an mir vorbei. Mir klingt das zu modern, den Sänger find ich nur solide, die Growls passen nicht so recht dazu und emotional erreicht mich da auch nichts. Aber am Auftritt an sich kann ich nicht viel aussetzen, ist nur einfach keine Band für mich.
Das Gleiche gilt auch für Swallow The Sun, die deshalb einer weiteren Pause zum Opfer fielen.
Dann kam mit
Scald ein weiterer – und aufgrund Felipes Mitwirken auch erwarteter – Höhepunkt. Der Kerl ist wirklich der Wahnsinn, ohne ihn wäre die Doom-Szene derzeit wohl um einiges ärmer. Jedenfalls war von der ersten Zeile an klar, dass der Auftritt ein Triumphzug werden würde. Zwar wirkten die beiden Gitarristen auf mich (verständlicherweise) noch etwas eingeschüchtert und zurückhaltend, aber musikalisch war da nichts auszusetzen. Und auch der neue Song hat doch ziemlich überzeugt und klang finde ich erstaunlich stark nach Scald (und gar nicht so sehr nach Procession). Bin gespannt, was da noch kommt.
Zuletzt dann mein erstes Mal
Atlantean Kodex. Schön, dass ich dann gleich einen ihrer stärksten Auftritte (abgesehen von der teilweise versagenden Stimme) erwischt habe. Die Müdigkeit hat mich ein bisschen an der völligen Ekstase gehindert, aber der Rest des Publikums hat die Hallte schon ordentlich zum Beben gebracht. Die neuen Songs haben sich finde ich ausgezeichnet eingefügt und man merkte der Band die Spielfreude wirklich an.
Sonstiges:
Positiv erwähnen möchte ich auf jeden Fall noch die Organisation. Hab das ganze Wochenende keinen schlechten Sound gehört, die Bedienungen und sonstige Mitarbeiter waren alle kompetent und bester Laune. Auch die Toiletten- und Getränkesituation war für ein Festival wirklich erstaunlich entspannt.
Der einzige negative Punkt wäre der Stand mit den Graveland und Burzum-Shirts, zumindest erstere waren immerhin schnell wieder weg. Kann mir vorstellen, dass es schwer bis unmöglich ist, sowas im Vorhinein zu kontrollieren, insofern soll das jetzt kein großer Vorwurf sein. Ich wollte es aber auch nicht unerwähnt lassen.
Alles in allem ein tolles Wochendende, vielen Dank
@Oliver Weinsheimer 