Ich habe eine schräge Geschichte erlebt, die ein an sich supersympathisches Minilabel betrifft. Hatte im Januar 2023 bei Syrup Moose Records in Kanada eine CD vorbestellt, die via Crowdfunding in Produktion gehen sollte, wenn hinreichend Vorbestellungen eingegangen seien, um zumindest bei einer schwarzen Null rauszukommen. Die anvisierte Zahl an Vorbestellungen lag bei 50 Stück, als Verschiffungsdatum war Mai 2023 anvisiert.
Nachdem auch den Sommer 2023 über nichts passiert war, schrieb ich den Labelinhaber an. Kurze Zeit später kam eine Rundmail mit der Info, dass ganze vier Personen die CD bestellt hätten, und der Frage, wer eine Rücküberweisung wünsche. Ich bat um eine Rücküberweisung unter Abzug des Betrags für das digitale Album, das alle Vorbesteller on top erhalten hatten. Es passierte weiterhin, klar, nix.
Nach einigen Wochen Pause kam eine erneute, recht verschwurbelte Rundmail, aus der ersichtlich wurde, dass das Problem der unterdurchschnittlichen Vorbestellungen noch 14 weitere Produkte des Labels umfasste, und in welcher der Labelinhaber seinen Kunden verschiedene Handlungsoptionen präsentierte. Diese reichten von „Schenkt mir und der Band das Geld“ über „Investiert es in andere Labelprodukte“ bis zur Rücküberweisung. Der Clou war aber die Mitteilung, er wolle bei jedem Einzelprodukt jeweils fortfahren mit der Option, die unter den Vorbestellern des Produkts den höchsten Gruppenkonsens erziele. Also wenn sich unter den vier Leuten bei meiner CD zwei für Schenken, einer für Reinvestieren und einer für Rücküberweisung entscheiden würden, würden alle ihm das Geld schenken.
Bei aller Liebe zum Underground, die ich hege und pflege, Solidarität auf so einem Weg quasi zu erzwingen ist dann doch der falsche Weg, oder ist das im Crowdfundingbereich Standard?
Auf meine Mitteilung, dass ich mein Geld zurück möchte, egal was ein eventueller Gruppenkonsens sei, folgte nochmal ein mehrwöchiges Schweigen. Gestern kam dann doch noch - endlich - die Rücküberweisung zusammen mit einer Entschuldgungsmail. Das Thema ist damit aus meiner Sicht gütlich gelöst, Crowdfunding bei dem Label mache ich aber nicht nochmal.