Hab's dann die Tage auf Grund des Eearmageddons auch nochmal mit Pearl Jam versucht. Anfang der 90er, als persönliche Lebensphase, wie als musikalischer Epoche, aus einer weiterstgehend Metal-Only-Jugend kommend, waren Pearl Jam neben Soundgarden, Faith No More, Red Hot Chili Peppers, Smashing Pumpkins und Rage Against The Machine für mich die Größten. Bis zum dritten Album war ich dieser Band verfallen. Mitte der 90er (so 1995/96 rum) geschah dann mit der Grunge/Crossover/Alternative-Welt was um 1992 mit meiner Metal-Welt geschah, sie zerbröselte und es tat sich für mich eine neue musikalische Welt auf: der Jazz, Free Jazz, Experimentelles, die damals sogeannte 'Weltmusik' und die zeitgenössische Musik verdrängten die gesammte Popular-Musik aus meinem CD-Spieler. Die neue Helden wurden John Coltrane, Cecil Taylor, Morton Feldman und Helmut Lachenmann.
In den 2000ern öffnete ich mich dann langsam wieder für Rockmusik nach einer Totalabstinenz für viele Jahre. Aus dem 'Alternative'-Bereich wuchsen mir insbesondere Sonic Youth dann noch mehr ans Herz als zuvor in den 90ern und ich entdeckte Fugazi für mich, die Anfang der 90 völlig übersehen hatte. Die ganz oben genannten Helden lege ich, wenn auch eher selten, mit Wohlwollen auf. Die ersten vier Soundgarden-Alben, die ersten vier Faith No Mores, das Rage Against The Machine-Debut, die Blood Sugar Sex Magik von den Chili Peppers sind nostalgische Artefakte meine Jugend, aber auch für mich auch Klassiker von zeitlosem Bestand, die ich auch heute noch mit Freude hören kann.
Pearl Jam (und auch die Smashing Pumpkins) ertrage ich heute überhaupt nicht mehr, weder die alten Klassiker, die mir damals so viel bedeuteten, noch ihre neueren Werke. Ich glaube, es liegt vielleicht an der (Über-)Emotionalität der Sänger, die mich inzwischen abturnt. Das Gefühl von Kitsch, als einer als 'leer' empfundenen Schönheit, macht sich breit, wie bei einem melo-dramatischen Film, der einen emotional kaltläßt, weil das Zuviel einen nicht berührt, gar abstößt. Nun will ich Pearl Jam die Echtheit und Aufrichtigkeit gar nicht absprechen, aber sie spricht eben nicht mehr zu mir. So soll dieser Eintrag auch nicht als Bashing gegen die Band oder gegen die Leute, denen ihre Musik so viel bedeutet verstanden werden, sondern einfach als persönlicher Bericht über die Wege, die eine musikalische Zu- und Abneigung so gehen kann, gesehen werden.