Portal

Meine Herangehensweise an Portal ähnelt ein wenig meiner Herangehensweise an Neue Musik. Also, diese atonale und oft avantgardistisch-dissonante Strömung in der Klassik. Da geht es, ähnlich wie bei Portal, ja auch häufig um das Ausloten klanglicher und tonaler Möglichkeiten, mithin um die Befreiung von einem musiktheoretischen Reglement.

Soweit kapiere ich den Ansatz auch. Allerdings ist das eben dann IMO keine Kunst. Um mal nen Vergleich zu bringen: Ich war vor ner Weile in der Gemäldegalerie in Dresden. Dort hängen diese ganzen berühmten Portraits dieser ganz großen Maler des Mittelalters. Bei manchen Bildern hing ich fast mit der Nase auf dem Bildrahmen, weil ich nicht fassen konnte, dass das KEINE Fotos sind, sondern Gemälde. Sowas können (aus der handwerklichen Sicht betrachtet) wahrscheinlich nur eine handvoll Leute weltweit. Heute wahrscheinlich niemand mehr. Dagegen kann jeder nen Jackson Pollock hinkriegen. Man muss halt bloß den Nerv dazu haben, sowas mit nem "straight face" als Kunst zu verkaufen.
 
Soweit kapiere ich den Ansatz auch. Allerdings ist das eben dann IMO keine Kunst. Um mal nen Vergleich zu bringen: Ich war vor ner Weile in der Gemäldegalerie in Dresden. Dort hängen diese ganzen berühmten Portraits dieser ganz großen Maler des Mittelalters. Bei manchen Bildern hing ich fast mit der Nase auf dem Bildrahmen, weil ich nicht fassen konnte, dass das KEINE Fotos sind, sondern Gemälde. Sowas können (aus der handwerklichen Sicht betrachtet) wahrscheinlich nur eine handvoll Leute weltweit. Heute wahrscheinlich niemand mehr. Dagegen kann jeder nen Jackson Pollock hinkriegen. Man muss halt bloß den Nerv dazu haben, sowas mit nem "straight face" als Kunst zu verkaufen.

Wer weiß, wahrscheinlich lachen die sich heimlich schlapp, dass die mit ihrem wilden Kram Leute wie uns dazu kriegen, sich die Köpfe zu zerbrechen, was zur Hölle der ganze Zauber eigentlich soll. :D
 
Wer weiß, wahrscheinlich lachen die sich heimlich schlapp, dass die mit ihrem wilden Kram Leute wie uns dazu kriegen, sich die Köpfe zu zerbrechen, was zur Hölle der ganze Zauber eigentlich soll. :D

Wer weiß. Aber Portal machen ja auch keine Millionen wie Pollock. Echt, ich hätte nicht den Nerv für sowas auch noch Geld zu verlangen. Ich meine Pollock jetzt.
 
Ich schon. Da würde ich mir so richtig den Beutel vollstecken und mit der Kohle 'ne atonale, verkleidete Death-Metal-Band mit Kuckucksuhr auf'm Kopp gründen und die ganze Welt betouren...!

Vielleicht steckt ja Pollock dahinter. Würde jedenfalls Sinn machen. Als nächstes kommt dann der Support-Slot auf der nächsten 'tallica Tour.
 
Soweit kapiere ich den Ansatz auch. Allerdings ist das eben dann IMO keine Kunst. Um mal nen Vergleich zu bringen: Ich war vor ner Weile in der Gemäldegalerie in Dresden. Dort hängen diese ganzen berühmten Portraits dieser ganz großen Maler des Mittelalters. Bei manchen Bildern hing ich fast mit der Nase auf dem Bildrahmen, weil ich nicht fassen konnte, dass das KEINE Fotos sind, sondern Gemälde. Sowas können (aus der handwerklichen Sicht betrachtet) wahrscheinlich nur eine handvoll Leute weltweit. Heute wahrscheinlich niemand mehr. Dagegen kann jeder nen Jackson Pollock hinkriegen. Man muss halt bloß den Nerv dazu haben, sowas mit nem "straight face" als Kunst zu verkaufen.
Wobei man schon sagen muss, dass die Jungs von PORTAL (im Gegensatz zu manchem heutigen bildenden Künstler) ihre Instrumente beherrschen und in den Stücken ja auch nicht einfach sinnlos draufloskloppen. Struktur hat das schon (deutlich mehr als z.B. frühe NAPALM DEATH), nur nicht die für die meisten Musikhörer gewohnte.
Ich kann mir das allerdings auch nicht auf Albumlänge geben, finde die zwar irgendwie faszinierend, aber auf Dauer auch unheimlich nervig (und ich hör mir sonst wirklich so einiges an abgefahrener Musik an).
Da gefallen mir die Landsmänner von STARGAZER doch ne Ecke besser und auch die alten SADISTIK EXEKUTION (die ja sicherlich zu den Vorbildern und musikalischen Wegbereitern von PORTAL zählen dürften), aber das ist wohl auch einfach Geschmackssache.
 
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Um Himmels Willen, was gibt es denn schrecklicheres als eine Band wie Portal zu analysieren? Irgendwo fiel der Vergleich mit Sunn0))) und den finde ich auch gar nicht mal so verkehrt. Reine Bauchmusik. Augen schließen und fühlen. Und entweder funktioniert es oder so gar nicht. Da ist auch nichts mit großartig Technik. Ernsthaft jetzt mal?
 
Soweit kapiere ich den Ansatz auch. Allerdings ist das eben dann IMO keine Kunst. Um mal nen Vergleich zu bringen: Ich war vor ner Weile in der Gemäldegalerie in Dresden. Dort hängen diese ganzen berühmten Portraits dieser ganz großen Maler des Mittelalters. Bei manchen Bildern hing ich fast mit der Nase auf dem Bildrahmen, weil ich nicht fassen konnte, dass das KEINE Fotos sind, sondern Gemälde. Sowas können (aus der handwerklichen Sicht betrachtet) wahrscheinlich nur eine handvoll Leute weltweit. Heute wahrscheinlich niemand mehr. Dagegen kann jeder nen Jackson Pollock hinkriegen. Man muss halt bloß den Nerv dazu haben, sowas mit nem "straight face" als Kunst zu verkaufen.

Ich meine das nicht böse, aber ich finde, hier offenbart sich eine recht fragwürdige Einstellung zum Thema Kunst. Jetzt mal ganz davon abgesehen, dass ich deine These anzweifele, dass heute niemand mehr auf fotografischem Niveau kopieren kann (ich weiß es aber tatsächlich nicht) darf ich doch mal die Frage stellen, inwieweit sich in reinem handwerklichem Können ein Kunstanspruch manifestiert. Ich sage: Es ist genau anders herum. Ein Handwerk ist ein Handwerk und ein perfekter Handwerker ist eben genau das: Ein Handwerker (wie die genannten Fotokopisten, die von der Künstlerzunft vollkommen zurecht ab der Erfindung der Fotografie als Überflüssig angesehen wurden - es ist kein Zufall, dass die bildende Kunst abstrakter wurde, sobald die Fotografie erfunden wurde). Ein Künstler ist etwas komplett anderes: Jemand, der es schafft, seine Emotionen in mehr oder weniger materieller Form auszudrücken. Das handwerkliche Können ist dabei prinzipiell zweitrangig - zumindest soweit es nicht für den Ausdruck nötig ist. Auf Portal bezogen: Man muss das, was sie tun nicht gut finden. Und ja, du findest handwerklich bessere Bands. Das tut aber nichts zur Sache. Ihr Ausdruck ist gerade in seiner Unverständlichkeit so rein, das ein Kommentar wie "Blender" oder Zweifel am künstlerischen Wert eben jenes Ausdfrucks bei mri nichts als nur Unverständnis auslösen können. Das sie ebene kein Kopisten sind wie die berühmten Maler aus dem Mittelalter, ist Ausdruck ihrer Ehrlichkeit und damit - meines Erachtens tatsächlich zwangsläufig - ihrer Kunst.
 
Ich meine das nicht böse, aber ich finde, hier offenbart sich eine recht fragwürdige Einstellung zum Thema Kunst. Jetzt mal ganz davon abgesehen, dass ich deine These anzweifele, dass heute niemand mehr auf fotografischem Niveau kopieren kann (ich weiß es aber tatsächlich nicht) darf ich doch mal die Frage stellen, inwieweit sich in reinem handwerklichem Können ein Kunstanspruch manifestiert. Ich sage: Es ist genau anders herum. Ein Handwerk ist ein Handwerk und ein perfekter Handwerker ist eben genau das: Ein Handwerker (wie die genannten Fotokopisten, die von der Künstlerzunft vollkommen zurecht ab der Erfindung der Fotografie als Überflüssig angesehen wurden - es ist kein Zufall, dass die bildende Kunst abstrakter wurde, sobald die Fotografie erfunden wurde). Ein Künstler ist etwas komplett anderes: Jemand, der es schafft, seine Emotionen in mehr oder weniger materieller Form auszudrücken. Das handwerkliche Können ist dabei prinzipiell zweitrangig - zumindest soweit es nicht für den Ausdruck nötig ist. Auf Portal bezogen: Man muss das, was sie tun nicht gut finden. Und ja, du findest handwerklich bessere Bands. Das tut aber nichts zur Sache. Ihr Ausdruck ist gerade in seiner Unverständlichkeit so rein, das ein Kommentar wie "Blender" oder Zweifel am künstlerischen Wert eben jenes Ausdfrucks bei mri nichts als nur Unverständnis auslösen können. Das sie ebene kein Kopisten sind wie die berühmten Maler aus dem Mittelalter, ist Ausdruck ihrer Ehrlichkeit und damit - meines Erachtens tatsächlich zwangsläufig - ihrer Kunst.

Naja, du reitest jetzt auf meinem Beispiel der Portraits rum. War von mir als Vergleich vielleicht etwas unglücklich gewählt. Mir gings ja nicht ums kopieren oder "abmalen". Ich will ja auf etwas anderes hinaus. Dann nehmen wir eben Rembrandts "Nachtwache". Ich bezweifle, dass z.B. jemand wie Pollock so etwas malen könnte. Er KÖNNTE das nicht. Kunst=können? Portal schreiben für mich keine schlüssigen (nicht zu verwechseln mit eingängigen) Songs, wofür es ein gewisses Können bräuchte, ergo ist es für mich keine Kunst, da die Songs, die sie "komponieren" praktisch jeder herstellen könnte. So ähnlich wie bei Pollock. Jeder kann Striche/Kleckse whatever völlig "random" auf eine Leinwand bringen. Aber so gut wie keiner kann wie Rembrandt malen. Womit für mich natürlich z.B. Rembrandt einen wesentlich höheren Wert besitzt. Es braucht keine Kunst(Können) so etwas wie Pollock zu erschaffen. So etwas als Kunst zu VERMARKTEN und damit Millionen zu machen, DAS ist Kunst. Aber das ist ja natürlich etwas vollkommen anderes.
Portal sind in ihrer Ausdrucksform für mich auch "random". Sie wollen das so, OK, aber den Beweis für echtes Können (Kunst) bleiben sie mir damit schuldig.

EDIT: Lustig. Ich bemerke gerade deine Signatur beim Schreiben, das bringt das "Dilemma" tatsächlich schön auf den Punkt. Was ist Kunst? Kommt für mich immer noch von Können.
 
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Ich meine das nicht böse, aber ich finde, hier offenbart sich eine recht fragwürdige Einstellung zum Thema Kunst. Jetzt mal ganz davon abgesehen, dass ich deine These anzweifele, dass heute niemand mehr auf fotografischem Niveau kopieren kann (ich weiß es aber tatsächlich nicht) darf ich doch mal die Frage stellen, inwieweit sich in reinem handwerklichem Können ein Kunstanspruch manifestiert. Ich sage: Es ist genau anders herum. Ein Handwerk ist ein Handwerk und ein perfekter Handwerker ist eben genau das: Ein Handwerker (wie die genannten Fotokopisten, die von der Künstlerzunft vollkommen zurecht ab der Erfindung der Fotografie als Überflüssig angesehen wurden - es ist kein Zufall, dass die bildende Kunst abstrakter wurde, sobald die Fotografie erfunden wurde). Ein Künstler ist etwas komplett anderes: Jemand, der es schafft, seine Emotionen in mehr oder weniger materieller Form auszudrücken. Das handwerkliche Können ist dabei prinzipiell zweitrangig - zumindest soweit es nicht für den Ausdruck nötig ist. Auf Portal bezogen: Man muss das, was sie tun nicht gut finden. Und ja, du findest handwerklich bessere Bands. Das tut aber nichts zur Sache. Ihr Ausdruck ist gerade in seiner Unverständlichkeit so rein, das ein Kommentar wie "Blender" oder Zweifel am künstlerischen Wert eben jenes Ausdfrucks bei mri nichts als nur Unverständnis auslösen können. Das sie ebene kein Kopisten sind wie die berühmten Maler aus dem Mittelalter, ist Ausdruck ihrer Ehrlichkeit und damit - meines Erachtens tatsächlich zwangsläufig - ihrer Kunst.
Sehe ich teilweise ähnlich, allerdings haben die besagten Künstler aus dem "Mittelalter" (eigentlich ja meist eher ab der Renaissance, oder dem ganz späten Mittelalter ab ca. 1400 - vorher gab es eigentlich so gut wie keine wirklich realistischen Maltechniken) ja eben nicht nur fotografisch genau abgemalt, sondern häufig Szenen aus ihrer Fantasie (bzw. sehr häufig aus der Bibel) realistisch umgesetzt und absolut durchkomponierte Bilder erschaffen - wie man da nicht von Kunst sprechen kann, verstehe ich wiederum nicht. An reinem, fotografischem Abmalen kann ich zwar an sich auch nichts wirklich Künstlerisches Entdecken, aber wohl das Können der Leute respektieren und schätzen. Und wenn man die Fähigkeit hat, Szenen aus der Fantasie mit realistisch wirkenden Ausdrucksmitteln von Hand darzustellen, ist das für mich die höchste Form von Kunst, vergleichbar mit Musikern, die ihre Instrumente beherrschen UND einzigartige Songs schreiben können - wobei letzteres natürlich das wichtigere ist, das Ergebnis ist immer mehr wert als das reine technische Können - aber ein komplettes Fehlen des handwerklichen Könnens kann ja auch das künstlerische Produkt, bzw. die Ausdrucksmöglichkeiten von vornherein limitieren (die ersten Künstler, die abstrakt gemalt haben, konnten ja auch noch anders, haben halt nur nach neuen künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten und Innovationen gesucht - was auf viele heutige abstrakte Künstler nicht mehr zutrifft).
Aber, um wieder aufs eigentliche Thema zurückzukommen (und vor allem an MIBURN gerichtet): Ich würde schon sagen, dass PORTAL ihre Instrumente beherrschen und die Stücke vermitteln zwar eine chaotische, finstere Stimmung, sind aber in sich absolut strukturiert. Relativ neuartig/eigenständig ist ihr Stil auch, auch wenn er auf mich oft wie eine Fortführung/logische Weiterentwicklung der Musik von SADISTIK EXEKUTION wirkt. Aber die Jungs wissen, was sie tun, und haben eben genau die Fähigkeiten, die sie brauchen, um die Wirkung zu erzielen, die sie erzeugen wollen (ich bezweifle auch sehr, dass das jeder könnte - vom Spieltechnischen her auf keinen Fall, jedenfalls nicht als musikalischer Laie und auch kompositorisch ist das ja kein zufälliges Chaos). Ich würde da halt schon von Kunst sprechen, ich kenne kaum Musik, die so gut ein Gefühl von abweisend finsterem Chaos vermittelt (als würden die lovecraftschen alten Götter die Erde heimsuchen).
Aber eine Dreiviertelstunde am Stück kann ich mich dem nicht aussetzen, irgendwann nervt mich die durchgehend extrem dichte Soundkulisse einfach. Trotzdem respektiere ich die Band für das was sie macht, da gibt es wirklich etliche Bands, auf die "Blender" eher zutrifft, denn PORTAL geben ja nicht vor etwas zu sein, was sie nicht sind.
 
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@Acrylator Bzgl. der Maler: Okay, Punkt an dich. Ich bin tatsächlich eher von den Kopisten ausgegangen. Was Portal angeht, sind wir uns, glaube ich, einig. Mit dem Unterschied, dass ich mir das ganze stundenlang geben kann :D

@MIBURN "Portal schreiben für mich keine schlüssigen Songs, wofür es ein gewisses Können bräuchte, ergo ist es für mich keine Kunst, da die Songs, die sie "komponieren" praktisch jeder herstellen könnte." Das du der Meinung bist, dass praktisch jeder Songs wie die von Portal schreiben könnte, zeigt, wie wenig du die Musik erfasst hast. Es ist eben nicht so, dass jeder Songs wie die von Portal schreiben könnte. Diese Band hat ein atmosphärisches, schwer fassbares Element, das so gut wie unreproduzierbar ist - gerade das macht ihre Schwerverdaulichkeit aus. Meine These: Selbst die handwerklich besten Musiker der Welt sind rein in ihrem Handwerk (dem Beherrschen der Instrumente) sehr viel leichter reproduzierbar (ergo: weniger Einzigartig und damit weniger künstlerisch) als es Portal in ihrer Atmosphäre (die ja aus den Songs heraus kommt und damit auf dem Handwerk aufbaut, aber weit darüber hinaus geht).

Was Rembrandt angeht: ich bezweifle weiterhin, dass es heute neimanden geben soll, der rein handwerklich so malen kann wie er es konnte. Ich bezweifele weiterhin, dass du dem Andeknen dieses Malers einen gefallen tust, wenn du es auf das reine Handwerk beschränkst. Aber nochmal: Ich hab von bildender Kunst kaum Ahnung und auch nur ein sehr geringes Verständnis dafür, es ist Zweifelhaft, ob ich in diesem Bereich ein Kunstwerk von einem Handwerk unterscheiden könnte.
 
Ist immer so 'ne Sache mit der Kunst. Ich weiß noch, auf der letzten Documenta war ja das dollste vom dollsten ein gewaltiger leerer Saal, durch den ein Luftzug ging. Das war's. Eine Riesenbude, nix drin, nur so'ne leichte Brise. Und alle schritten da gewichtig durch, ließen mit andächtiger, weihevoller Miene die aufrüttelnde Wucht des Kunstwerks auf sich wirken und man konnte den Gesichtern förmlich ansehen, dass alle Schiss hatten, darauf angesprochen zu werden, wie sie den Quark denn wohl wirklich fänden. Das war dann fast schon wieder geil. Als wollte der Künstler sich über genau diesen Gestus lustig machen.

Aber mal was anderes, seit gestern zermarter ich mir das Hirn, ob es nicht tatsächlich mal eine Band oder ein Projekt gab, dass frei improvisierten Death Metal gespielt hat. Irgendwie ist mir so, aber ich komm nicht drauf. Nader Sadek waren das aber nicht, oder? Die haben zwar auch einen eher künstlerischen Überbau, aber musikalisch gehen die ja doch ziemlich strukturiert zu Werke.
 
Ist immer so 'ne Sache mit der Kunst. Ich weiß noch, auf der letzten Documenta war ja das dollste vom dollsten ein gewaltiger leerer Saal, durch den ein Luftzug ging. Das war's. Eine Riesenbude, nix drin, nur so'ne leichte Brise. Und alle schritten da gewichtig durch, ließen mit andächtiger, weihevoller Miene die aufrüttelnde Wucht des Kunstwerks auf sich wirken und man konnte den Gesichtern förmlich ansehen, dass alle Schiss hatten, darauf angesprochen zu werden, wie sie den Quark denn wohl wirklich fänden. Das war dann fast schon wieder geil. Als wollte der Künstler sich über genau diesen Gestus lustig machen.

So ähnlich gehts mir mit der Band.

@Felix Unfreundlich
Rembrandt wollte ich natürlich NICHT auf das rein handwerkliche reduzieren, im Gegenteil. Deswegen hatte ich ja auch das Beispiel "Nachtwache" genannt. Ich dachte, das sei klar geworden. Natürlich steckt da 1000mal mehr dahinter als nur bloßes handwerkliches Können.
 
@MIBURN: Ich glaube, ich kenne weder einen Kunstwissenschaftler noch einen Kuenstler, der einen so engen und dogmatischen Kunstbefriff hat.
 
Naja, du reitest jetzt auf meinem Beispiel der Portraits rum. War von mir als Vergleich vielleicht etwas unglücklich gewählt. Mir gings ja nicht ums kopieren oder "abmalen". Ich will ja auf etwas anderes hinaus. Dann nehmen wir eben Rembrandts "Nachtwache". Ich bezweifle, dass z.B. jemand wie Pollock so etwas malen könnte. Er KÖNNTE das nicht. Kunst=können? Portal schreiben für mich keine schlüssigen (nicht zu verwechseln mit eingängigen) Songs, wofür es ein gewisses Können bräuchte, ergo ist es für mich keine Kunst, da die Songs, die sie "komponieren" praktisch jeder herstellen könnte. So ähnlich wie bei Pollock. Jeder kann Striche/Kleckse whatever völlig "random" auf eine Leinwand bringen. Aber so gut wie keiner kann wie Rembrandt malen. Womit für mich natürlich z.B. Rembrandt einen wesentlich höheren Wert besitzt. Es braucht keine Kunst(Können) so etwas wie Pollock zu erschaffen. So etwas als Kunst zu VERMARKTEN und damit Millionen zu machen, DAS ist Kunst. Aber das ist ja natürlich etwas vollkommen anderes.
Portal sind in ihrer Ausdrucksform für mich auch "random". Sie wollen das so, OK, aber den Beweis für echtes Können (Kunst) bleiben sie mir damit schuldig.

EDIT: Lustig. Ich bemerke gerade deine Signatur beim Schreiben, das bringt das "Dilemma" tatsächlich schön auf den Punkt. Was ist Kunst? Kommt für mich immer noch von Können.
Meine Güte, dein Kunstverständnis kommt ja echt erschütternd reaktionär daher und diesen "Kunst & Können"-Spruch kann ich auch echt nicht mehr hören.

Warum sollte Pollock denn bitteschön Rembrandt'sche Gemälde malen können? Das wollte er offenbar nicht und das gab's eh schon. Ich verstehe nicht, warum ein handwerklichen Können überhaupt als Legitimation nötig sein sollte, warum Kunst überhaupt eine Legitimation braucht. Mir scheint, es fehlt da etwas an "Kunstvertrauen". Für mich hat Kunst etwas - wenn es denn seine Magie entfaltet - mit einem Übersprung von Subjektivität zu tun. Es geht nicht um das objektiv Messbare. Ich verstehe nicht warum es objektive Kriterien, wie z.b. Handwerk, braucht. Handwerk ist Mittel zum Zweck, aber kein Qualitätsmerkmal. Im übrigen erkenne ich im Werk Pollock und in der Musik von Portal jede Menge handwerkliche Könnens und sehe gerade bei diesen beiden Beispielen absolut nicht, wie das jeder Depp mal so nachmachen könnte. Im Gegenteil ich halte dieses Neuerfinden oder Weitertreiben von Malerei/von Death Metal für eine unglaubliche kreative Leistung, während es eher die kreativen Deppen sind, die einfach einen bestehenden Stil (handwerkliche perfekt) reproduzieren. Da gibt es maximal ein paar Fleißpunkte. Allein schon die Leinwand auf den Boden zu legen im Jahre 1946 war eine unglaubliche Revolution, die eben kein Handwerk, aber eine Idee erforderte und auch in einem gesellschaftlich/politischen Kontext entstand.
 
Du, da bin ich wirklich gern "reaktionär". Mich wird jedenfalls keiner davon überzeugen können, dass z.B. Pollock Kunst macht. Irgendwo ist mal die Grenze. Wenn meine Katze auf den Teppich kotzt und ich das ausstelle, werde ich vielleicht auch noch berühmt.

Da gabs mal diesen wunderbaren Film, wo diese "Kunst"-Szene schön auf den Arm genommen worden ist. Da hat dann der eine Typ seine Elektroeisenbahn mit nem Pinsel über die Leinwand fahren lassen und hats ausgestellt. So in etwa. Der Name des Films ist mir leider entfallen.
 
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Du, da bin ich wirklich gern "reaktionär". Mich wird jedenfalls keiner davon überzeugen können, dass z.B. Pollock Kunst macht. Irgendwo ist mal die Grenze. Wenn meine Katze auf den Teppich kotzt und ich das ausstelle, werde ich vielleicht auch noch berühmt.
Du kannst zumindest nicht bestreiten, dass das, was deine Katze fabriziert, aus ihrem tiefsten Inneren kommt :D
 
Da gabs mal diesen wunderbaren Film, wo diese "Kunst"-Szene schön auf den Arm genommen worden ist. Da hat dann der eine Typ seine Elektroeisenbahn mit nem Pinsel über die Leinwand fahren lassen und hats ausgestellt.

Ich versteh den Witz nicht. Warum sollte das keine Kunst sein?

Alleine, dass du Portal vorwirfst, keine Songs schreiben zu koennen. Ich behaupte das Gegenteil, weil ich unter einem Song anscheinend was anderes verstehe als du. Woraus besteht denn dein Kuenstler-Set? Aus einem genialen Metalmozart, der die Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Solo-Refrain-Schablone mit moeglichst vielen Toenen fuellt?

Diese Adorno-Sichtweise ist nicht erst seit Wahol ein alter Hut (dem du bestimmt auch den Kuenstlerbegriff absprichst, weil eine Cola Dose kein Rembrandt ist). Sorry, da krieg ich echt Kopfschmerzen vor lauter Platzangst.
 
Du, da bin ich wirklich gern "reaktionär". Mich wird jedenfalls keiner davon überzeugen können, dass z.B. Pollock Kunst macht. Irgendwo ist mal die Grenze. Wenn meine Katze auf den Teppich kotzt und ich das ausstelle, werde ich vielleicht auch noch berühmt.

Da gabs mal diesen wunderbaren Film, wo diese "Kunst"-Szene schön auf den Arm genommen worden ist. Da hat dann der eine Typ seine Elektroeisenbahn mit nem Pinsel über die Leinwand fahren lassen und hats ausgestellt. So in etwa. Der Name des Films ist mir leider entfallen.
Du hast jetzt noch die Geschichte mit den von Affen gemalten Bildern vergessen, die irgendwelche Kunstkritiker rezensieren ... dann müßten, aber alle Klischees durchgekaut sein.

Im übrigens mag ich Mark Rothko and Cy Twombly ja auch viel lieber als Jackson Pollock.
 
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